Vorgehensweise: Neckthrough

Wie baue ich mir eine elektrische Gitarre?

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Arsen
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Vorgehensweise: Neckthrough

#1

Beitrag von Arsen » 08.03.2013, 19:11

Halli-Hallo,

Da ich noch nie eine Neckthrough gebaut habe, das aber schon immer mal wollte und wohl auch "bald" werde,
wollte ich hier mal einen paar Infos einholen.
Dabei interessieren mich Erfahrungen und sinnvolle Arbeitsabläufe.

- Wie weit baut ihr den Hals fertig, bevor die Flügel angeleimt werden?
- Wie leimt man die Flügel möglichst präzise an und muss danach noch ein Höhenangleich der Teile erfolgen?

Tipps & Anregungen sind willkommen, das könnte ein schöner "How-to"-Thread für andere Neckthrough-Neulinge werden :D
Gruß, Arsen

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Re: Vorgehensweise: Neckthrough

#2

Beitrag von Magfire » 08.03.2013, 23:57

Hi,
ich habe weder Erfahrungen noch sinnvolle Arbeitsabläufe anzubieten :D !
Aber ich habe auch eine Gitarre mit durchgehendem Hals in Planung, zu der ich mir natürlich schon so meine Gedanken gemacht habe. Es soll ein Ibanez Jem Nachbau (ja, mit Griff) werden, komplett aus Wenge und Padouk.
Also hier einfach mal meine Gedanken:

Ich möchte einen 5-streifigen Hals aus besagten Hölzern bauen. 2 Streifen davon müssen auf jeden Fall trapezförmig sein, um die zunehmende Verbreiterung des Griffbrettes und eine optische Fortsetzung bis zum Gurtpin zu bilden.
Zumindest, wenn man Holz sparen möchte, man kann das natürlich auch aus dem vollen Fräsen ;).

Vor dem Anleimen der Korpusflügel würde ich aber auf jeden Fall das Griffbrett aufleimen und die Kopfplatte anschäften und in Form bringen. Das sind nämlich alles Arbeiten, die ohne die Flügel leichter von der Hand gehen.

Etwas tricky wird sicherlich der Halswinkel, da habe ich, bis auf sorgfältiges Planen und Berechnen und Aussägen auch noch keine praktikable Idee. Wenn man die Flügel später schief anleimt (also den Hals gerade lassen und den Halswinkel durch kippen der Flügel erzeugen), müsste der Halsrohling entsprechend dicker sein, damit man die Überstände entsprechend planfräsen kann. Aber da bin ich mal auf die Expertenmeinungen gespannt :)!

Ein präzises Vorgehen beim Anleimen ist natürlich stark gefragt, ich würde vielleicht sogar auf eine Dübel-Führung setzen.

So far erstmal meine Gedanken dazu :)!

Viele Grüße,
Philip

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Re: Vorgehensweise: Neckthrough

#3

Beitrag von 12stringbassman » 09.03.2013, 09:04

Servus Ihr zwei!

Ich bin zwar nicht Experte, aber ich habe in den letzten Jahren mit dem Bau von insgesamt fünf Instrumenten mit durchgehenden Hälsen etwas Erfahrung sammeln können.

Erstens (ganz wichtig):
Eine saubere Planung ist der halbe Bau. Das meine ich wirklich ernst! Eine Vorderansicht und einen Längs-Schnitt zeichnen und im Maßstab 1:1 ausdrucken (lassen).
Alle geometrisch relevanten Dinge sollten hier eingezeichnet sein: Griffbrett, Pickups, Kopfplatte (mit Winkel und Schäftung), Korpus-Teile mit Winkel, Steg- und Sattel-Position......

Die Kopfplatte schäfte ich immer an, damit der Verschnitt nicht zu groß wird. Der Halsrohling sollte ja im Bereich des Korpus 45-50mm dick sein (je nach Halswinkel). Im Bereich des Halses wird aber mehr als die Hälfte weggeschnitten. Dieses Stück nutze ich als Kopfplatte.
Beim einteiligen Hals des 12-Saiters hatte ich in die Kopfplatte eine leicht keilförmige Schwalbenschwanz-Nut gefräst und an den Hals-Stumpf einen dazu passenden Grat. Hält bombig. Ist aber nicht ganz einfach.
Inwischen bin ich dazu übergegangen, die Hälse aus drei Streifen zusammenzusetzen. Mindestens der mittlere sollte keilförmig zugeschnitten sein, damit er über die ganze Länge des Halses den gleichen Anteil der Halsbreite einnimmt. Das schaut einfach vornehmer aus ;)
Die Kopfplatten-Stücke schäfte ich an die einzelnen Halsstreifen, die äußeren von oben, der mittlere Streifen von unten. Dann erst werden die drei Streifen zusammengeleimt. Mit den angeleimten Kopfplatten-Ohren wird so jede der drei Schäftungsfugen beidseitig im Verband überdeckt --> stabiler geht's nicht.

Der Halswinkel wird so gemacht (könnt Ihr in Kürze in meinem Wettbewerbs-Fredd sehen):
Auf den vorderseitig plan gehobelten Halsrohling wird am Knickpunkt (= Ende des Griffbrettes) eine Abstandsleiste angeheftet. Diese Seite kommt auf den Tisch der Oberfräse und die Rückseite wird auf das spätere Endmaß plangefräst. Dann wird der Rohling umgedreht und die Vorderseite parallel zur Rückseite abgefräst. Da ich den Anblick des durchgehenden Halses an der Vorderseite nicht mag, fräse ich ab Griffbrett-Ende bis Korpus-Ende 2-3mm tiefer ab, dort wird dann ein "Furnier" passend zu den Korpus-Seitenteilen eingeleimt.

Jetzt Griffbrett aufleimen.

Bevor die Seitenteile an das Mittelstück angeleimt werden, sollte in eines der Teile in der Leimfläche eine Nut gefräst werden, damit man sich die Bohrung für die Kabel der Pickups zum E-Fach sparen kann.

Korpus-Seitenteile bündig mit der Vorderseite anleimen (Holz-Dübel können gegen Verrutschen helfen), vorne und hinten planhobeln, Korpusform aussägen, Fräsungen für Pickups und E-Fach machen, Halsrückseite und Korpus-Kanten samt Bierbauchmulde fertig ausformen. Freuen ;)

So, ich muss jetzt in die Werkstatt......

Grüße

Matthias
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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