Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

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Roland Gibson
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Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#1

Beitrag von Roland Gibson » 09.11.2021, 15:39

Hallo!

Ich denke gerade über Sattelmaterialien nach, speziell über Metalle.

Meine Fragen:
  1. Welche Metalle eignen sich gut für den Instrumentenbau?
  2. Welche Klangeigenschaften haben die (üblichen) Metalle?
  3. Qual der Wahl: Stahl, Kupfer, Alu, Messing oder Bronze?
  4. Die "richtige" Legierung? Bronze ohne Alu oder mit?
  5. Materialherkunft: Woher nehmt Ihr die Materialien? Gewindestangen sind zB. sehr günstig.

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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#2

Beitrag von Janis » 09.11.2021, 17:32

Messingsättel gibt es ja. Übliche Legierungen sind MS 58 oder 63, keine Ahnung, ob sich das was nimmt? Bronze hat Zinn als zweithöchsten Bestandteil, Neusilber eben Nickel. Dann bist du im Härte-Bereich von Bundmaterial. Beachte, dass du Schlitze sägen bzw. feilen musst.
Der Stahl/Edelstahl Sattel macht es also sehr unpraktisch. Ob Kupfer und Alu (in Haushalts-Legierung) auf Dauer standhalten kann ich nicht sagen. Bei Messing schmiert gerne mal das Werkzeug zu, wäre schade um den Feilensatz. Dann beachte die Korrodierung, Kupfer wird nicht schöner sondern grün, Stahl rostet...
Ansonsten wäre der Nullbund aus Edelstahl das Einfachste!

Klang? Alles ohne Leerseiten hat nur Kontakt mit den Bünden, sprich 95% aller Töne, die ich so spiele.
Ich würde beim Sattel eher auf gute Bearbeitung, Gleitfähigkeit und Machbarkeit achten.
Im Fall von veganen Ansprüchen Plastik (Tusq) oder eben Nullbund aus Hartholzführung und einem Bund (dance a)
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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#3

Beitrag von Krakonos » 09.11.2021, 17:56

Ich bin bei solchen Fragen ja immer ein Fan von "probier es doch einfach aus". Vielleicht hast du ja einen Kollegen in der Metallbearbeitung, der dir für eine Spende in die Kaffeekasse ein paar Stücke Metall gibt, viel braucht man da ja nicht. Dann hat man natürlich noch die Arbeit, um sie in Form zu bringen, aber dann kann man sich irgendeine Gitarre schnappen, die dann quasi als Demoinstrument herhält und dann probiert man sich durch, ggf macht man auch noch Aufnahmen, um es später vergleichen zu können. War für mich immer zielführender als die (äußerst subjektive) Frage nach dem "was klingt wie" :)

Um mal noch kurz meine eigenen Erfahrungen kundzutun: Ich mag Messing-Sättel, gerade die Webster Teile, alleine auch wegen der Einstellbarkeit. Einen Alusattel hatte ich mal in einer Gitarre, der mir aber etwas viel (gefühlt) Materialabtrag hatte. Wenn es ein normaler Sattel sein soll, bin ich eher bei Knochen oder halt Tusq, die für mich auch "gleich" klingen. Ich bin aber auch niemand der das Gras wachsen hört ;)
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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#4

Beitrag von Roland Gibson » 09.11.2021, 19:48

Zink hatte ich noch vergessen. Viele Teile sind ja aus verchromten oder vernickelten Zink, oder?

Ganz speziell interessieren tut mich das auch, weil ich die Schwingungen auf einen Piezoabnehmer abgeben möchte, es also schon den Klang stärker beeinflussen wird.

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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#5

Beitrag von Janis » 09.11.2021, 21:31

Roland Gibson hat geschrieben:
09.11.2021, 19:48
Zink hatte ich noch vergessen. Viele Teile sind ja aus verchromten oder vernickelten Zink, oder?
Zinkdruckguss wird in Form gegossen bzw. Gespritzt. Ich wüsste nicht welchen Vorteil das bei einem Sattel hätte.
Roland Gibson hat geschrieben:
09.11.2021, 19:48

Ganz speziell interessieren tut mich das auch, weil ich die Schwingungen auf einen Piezoabnehmer abgeben möchte, es also schon den Klang stärker beeinflussen wird.
Aber nicht am Sattel, oder?
Wenn es auch um sonstige Hardware und deren Material und Klangbeeinflussung geht, findet man viele Infos, Geschmäcker und Meinungen online.
Viele Grüße,
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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#6

Beitrag von Groover13 » 09.11.2021, 22:11

Hallo zusammen,
seit mehren Jahren fertige ich Sättel aus Aluminium, übrigens auch in kompensierender Form.
Bin damit zufrieden, ein Materialabtrag ist mir nicht aufgefallen.
Wen ich ab und zu ein Instrument abgebe, äußern sich die Spieler positiv.
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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#7

Beitrag von jhg » 09.11.2021, 23:18

Nur Glockenbronze aus mittelalterlichen Glocken mit der Hand ausgesägt geben den authentischen Vintage Ton! :lol: :lol:

Ganz im Ernst - deine Frage war "Welche Materialien eignen sich"

Schaut man in die Welt des Gitarrenbaus, dann haben sich einige, wenige Materialien als am besten geeignet herausgestellt und das wird seinen Grund haben:

Knochen (früher auch gerne Elfenbein - aber aus bekannten Gründen nicht mehr verfügbar) = gut zu bearbeiten, gute Gleiteigenschaften, optisch passend

Kunststoffe (haben mich bisher noch nicht überzeugt - egal ob Graphit oder Papierverbundstoffe etc.) - funktionieren, reichen aber m.E. von den Eigenschaft nicht an Knochen heran

Messing bzw. Bronze: gute Gleitpartner für Stahl. Lassen sich aber nicht ganz so gut mit Mitteln aus der Holzwerkstatt bearbeiten.

Wenn da beim Sattelmaterial jemand einen Unterschied hört, kann er sich gerne mal hier melden! Aber bitte in einem Blindvergleich nachweisen! ;)
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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#8

Beitrag von thonk » 09.11.2021, 23:39

Womit würde man Messing / Bronze bearbeiten?
Im speziellen: die extrem dünnen Schlitze für die hohen Saiten würden mir Kopfzerbrechen bereiten.

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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#9

Beitrag von jhg » 10.11.2021, 00:31

thonk hat geschrieben:
09.11.2021, 23:39
Womit würde man Messing / Bronze bearbeiten?
Im speziellen: die extrem dünnen Schlitze für die hohen Saiten würden mir Kopfzerbrechen bereiten.
Mit entsprechenden Feilen. Evtl. schleift man sich eine Nadelfeile scharf an, so dass man damit auch feine Nuten feilen kann - alles kein Hexenwerk für jemanden, der mit Metall bzw. entsprechenden Werkzeugen umzugehen weiß. Man kann auch mit feinen Metalllaubsägeblättern arbeiten. Ist eben alles ein bisschen aufwändiger als Knochen bzw. Kunststoff.

Gerade bei Metall ist eine genaue Vorfertigung des Sattels notwendig - bedeutet, dass die Schlitze wirklich nur geradeeben die passende Tiefe für die Saite haben.

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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#10

Beitrag von jhg » 10.11.2021, 00:34

Roland Gibson hat geschrieben:
09.11.2021, 19:48
Zink hatte ich noch vergessen. Viele Teile sind ja aus verchromten oder vernickelten Zink, oder?

Ganz speziell interessieren tut mich das auch, weil ich die Schwingungen auf einen Piezoabnehmer abgeben möchte, es also schon den Klang stärker beeinflussen wird.
Nur um es noch mal klarzustellen: Die Frage war nach Material für den Sattel! Das ist das Ding oben an der Kopfplatte.

Ich vermute mal, hier meinst du den Steg - der sitzt aber unten am Korpus!

Einen Sattel aus Zink oder ähnlichen Metallen macht m.E. überhaupt keinen Sinn wegen schlechter Materialeigenschaft. Zink für Stege (Stoptails, Floys Rose, etc) wird gerne genommen weil man es billig in Druckgußformen fertigen kann. Werkstofftechnisch ist das absolute Grütze! Zu weich, nicht dauerhauft, Korrosionsanfällig und z.T. von Zinkpest befallen.
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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#11

Beitrag von Roland Gibson » 11.11.2021, 17:37

Man kann auch vom oberen und unteren Sattel reden. Ebenso wie Brücke, Steg & oben die Nuss. Ist etwas unüblich, ich weiß, dachte jedoch, das würde den Titel verkürzen.

Oke, Zink kann ich mir also sparen.
Bronze war mit Zinn legiert und moderne mit Aluminium?

Ich dachte, ich werde einfach eine "Sattelaufnahme" oben und unten machen, die einen schnellen Wechsel möglich macht. Dann werde ich die "Satteleinlagen" aus Metall - und vielleicht noch andere Materialien - gleich fertigen und kann sie dann austauschen und Hörtests machen.

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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#12

Beitrag von Titan-Jan » 11.11.2021, 17:46

Ich denke auch, eigene Tests sind mit Abstand am lehrreichsten. Bin gespannt auf deine Erkenntnisse! Die Mühe wollte ich mir bisher nicht machen aber lass mal hören, was deine Ergebnisse sind, sobald vorhanden!

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Re: Sattel aus Metall? Welche Eigenschaften?

#13

Beitrag von the schweinhorn » 16.11.2021, 04:39

Messing ist auf beiden Seiten/Saitenendpunkten nach meinem Dafürhalten bzw. meinen Erfahrungen (artfremde Arbeiten meinerseits gibt das auf Wunsch hier; https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=11&t=9954) das Beste, aber das weichere nehmen, das mit der höheren Zahl hinter dem Cu (das ist der Kupfer%anteil) bzw. der kleineren hinter denm Zn: mehr Zink macht es härter und besch... zu bearbeiten.
Ich finde nicht, daß Messing Feilen o.ä. zuschmiert, das ist eher Alu in allen Arten, was sowas macht. Späne kriegt man im Gegensatz zu Alu locker mit ner Drahtbürste aus der Feile, sollten mal wider Erwarten welche hängenbleiben. Schlitze gehen ideal mit etwas Feingefühl mit den Flexscheibchen von Dremel bzw. Hängemotor geradezu ideal, wobei letzterer mit "Fußgaspedal" natürlich präziseres Arbeiten zuläßt.

Ich hatte mit Messing auch nie Probleme/Beschwerden meiner Patienten mit Messingumrüstungen über gerissene Saiten etc, die oft von irgendwelchen Schrottböckchen z.b. der Firma Epi herrühren- gerne bei umwickelten Saiten, die sich immer wieder reingraben- die du noch so oft nachsanden kannst wie du willst und es tritt trotzdem immer wieder auf- wer war da bloß auf dem Holzweg, daß Grauguß da was taugen könnte?
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