12-string Makeover - neue Decke?

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Titan-Jan
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12-string Makeover - neue Decke?

#1

Beitrag von Titan-Jan » 01.05.2021, 16:59

Hi friends,

seit 2-3 Jahren besitze ich eine 12-saitige Westerngitarre. ENDLICH! Wollte ich schon immer haben. Ich muss auch sagen, es macht mir Spaß, damit zu spielen und sie klingt super (keine Ahnung wie andere 12-saitige so klingen), ich meine, sie klingt super im Vergleich zur "normalen" 6-saitigen. Mir gefällt das einfach. Ich finde auch den Hals, Griffbrett, Kopfplatte und Korpus ganz hübsch, bis auf die Decke...

Hier mal ein paar Fotos:
20210501_160624.jpg
20210501_160640.jpg
20210501_160828.jpg
Eigentlich ist nur die Decke sch***e. Der Vorbesitzer hat einen magnetischen Tonabnehmer samt Potis in die Decke geballert, das Schlagbrett hätte mir zwar wahrscheinlich auch nicht gefallen aber dieser hässliche Klebeabdruck stört mich auch sehr. Außerdem ist die Decke etwas rissig und auch etwas eingefallen um die Brücke herum (die typische Schwäche von Westerngitarren, glaub ich). Und zu guter Letzt finde ich auch die Brücke irgendwie hässlich.

Nun überlege ich, ob ich die Decke neu mache. Dabei kommt es mir entgegen, dass der Hals geschraubt ist. Das macht die ganze OP natürlich deutlich einfacher und ich würde mir das schon zu trauen. Außerdem würde ich dann gerne auch einen standesgemäßen Tonabnehmer einbauen. Also was ich machen möchte:

1) Decke runter
2) neue Decke herstellen (beleisten) --> hat jmd einen Beleistungsplan für eine 12-saitige?
3) für ein anderes Schalllochdesign wäre ich auch offen --> habt ihr da Vorschläge?
4) standesgemäßes Tonabnehmersystem reinmachen --> habt ihr da Empfehlungen? So was "mittelpreisiges" schwebt mir vor... Werde sie sicherlich höchst selten verstärkt spielen, aber WENN dann sollte sie auch "gut" klingen.
5) gerne würde ich einen Arm-Bevel reinmachen. Muss jetzt nicht handwerkliche Ultra-Oberklasse sein, sondern eher zweckmäßig --> gibt's dazu auch down-to-earth-Anleitungen? Die Beispiele hier im Forum, die ich im Kopf habe, sind doch recht aufwändig
6) evtl. würde ich auch noch 1-2 Zargenmonitoren einbauen. Hängt allerdings von den Punkten 3 und 4 ab ;-)
7) am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir noch das Binding bzw. der saubere Übergang zur Zarge. Am besten mache ich das Binding komplett neu, denke ich --> oder wie würdet ihr das machen?

Freu mich auf eure Rückmeldungen. Material (also Decke und Leisten) brauche ich auch noch, falls jemand was loswerden möchte...

Und hier mal noch ein paar mehr Detailbilder:
20210501_160708.jpg
20210501_160737.jpg
20210501_160746.jpg
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20190617_152057.jpg
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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#2

Beitrag von Sven » 02.05.2021, 12:22

Titan-Jan hat geschrieben:
01.05.2021, 16:59
[...]
2) neue Decke herstellen (beleisten) --> hat jmd einen Beleistungsplan für eine 12-saitige?
[...]
Was würde dagegen sprechen, die aktuelle Beleistung zu kopieren? Das würde natürlich voraussetzen, dass du die alte Decke am Stück herunterholst, um sie vermessen zu können. Insbesondere der Schalllochdurchmesser ist wichtig.
Ansonsten ein schönes Projekt!

Sven
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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#3

Beitrag von Gerhard » 03.05.2021, 08:26

Tja, Sperrholzdecke... In diesem Fall würde ich einen Neubau der Decke auf jeden Fall befürworten! Du kannst dich ja wirklich an der Originalbeleistung orientieren, mit einer ordentlichen Fichtendecke ist die sicher stabil genug. Dann aber nicht mit diesen Textilfetzen zur Überbrückung des X-Bracings, sondern mit überplattendem Holzstück. Keine Ahnung wer diesen Unfug erfunden hat!

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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#4

Beitrag von DoppelM » 03.05.2021, 15:29

Gerhard hat geschrieben:
03.05.2021, 08:26
Dann aber nicht mit diesen Textilfetzen zur Überbrückung des X-Bracings, sondern mit überplattendem Holzstück. Keine Ahnung wer diesen Unfug erfunden hat!
Na hör mal, das sind hochwertige, moderne Kompositmaterialien, aus sowas werden Flugzeuge gebaut ;)

Gabs auch schon vor Jahrhunderten im Schiffbau.
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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#5

Beitrag von Gerhard » 03.05.2021, 15:40

DoppelM hat geschrieben:
03.05.2021, 15:29

Na hör mal, das sind hochwertige, moderne Kompositmaterialien, aus sowas werden Flugzeuge gebaut ;)

Gabs auch schon vor Jahrhunderten im Schiffbau.
Ok, schön und gut, hält aber nix wenns nicht gscheid gemacht ist, wie man sieht :D

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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#6

Beitrag von Titan-Jan » 04.05.2021, 11:33

Gerhard hat geschrieben:
03.05.2021, 08:26
Tja, Sperrholzdecke... In diesem Fall würde ich einen Neubau der Decke auf jeden Fall befürworten! Du kannst dich ja wirklich an der Originalbeleistung orientieren, mit einer ordentlichen Fichtendecke ist die sicher stabil genug. Dann aber nicht mit diesen Textilfetzen zur Überbrückung des X-Bracings, sondern mit überplattendem Holzstück. Keine Ahnung wer diesen Unfug erfunden hat!
Ai Ai Käpt'n.

Aber mich an der Originalbeleistung orientieren da frag ich mich:
- macht das Sinn, wenn man von Sperrholzdecke auf Massivdecke wechselt?
- wie dick sollte die Massivdecke wohl sein?
- die Originalbeleistung war ja auch nicht dauerhaft stabil. Ich müsste also eigentlich was verbessern anstatt den Status Quo zu übernehmen oder?

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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#7

Beitrag von Titan-Jan » 04.05.2021, 11:39

Sven hat geschrieben:
02.05.2021, 12:22
Was würde dagegen sprechen, die aktuelle Beleistung zu kopieren? Das würde natürlich voraussetzen, dass du die alte Decke am Stück herunterholst, um sie vermessen zu können. Insbesondere der Schalllochdurchmesser ist wichtig.
Ansonsten ein schönes Projekt!

Sven
Danke Sven! Ja zum Thema "aktuelle Beleistung kopieren" habe ich ja gerade schon was geschrieben. Ich sehe da schon ein paar Widersprüche ;-) Aber klar, ist mangels Alternativen vlt eine sinnvolle Herangehensweise...

Wie kriegt man denn die Decke in einem Stück runter? Einfach mal heiß machen an den Rändern und gucken, ob was geht? Dann löst man aber die Deckenbalken ggf. mit ab, und wenn's richtig blöd läuft auch diese Rand eingesägten Randeinlagen auf der Innenseite. Die sollen ja schön an der Zarge bleiben... Ich hatte jetzt fast gedacht, dass ich einfach mit der Fräse am Rand drüber fahre und quasi den verleimten Bereich der Decke abfräse... Oder was ist das beste Vorgehen?

Zum Schalllochdurchmesser und dessen Wichtigkeit noch:
Wahrscheinlich ist die Idee zu exotisch und es gibt kaum verlässliche Pläne dazu. Aber wäre es nicht rein statisch gesehen am besten, die Balken parallel unterhalb der Saiten längs komplett durchzuziehen? Und dann das Schallloch zu verschieben? Ich weiß, dafür gibt's ja ein paar Beispiele... aber auch für 12 Saiten und mit Plan für die Beleistung? Schwanke noch hin und her, ob ich lieber den "mehr-oder-weniger-guten" Status Quo kopiere oder einfach was anderes ausprobiere, so wie mich mein Bauchgefühl (oder ein alternativer Plan?) leitet... :D

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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#8

Beitrag von Gerhard » 04.05.2021, 11:54

Titan-Jan hat geschrieben:
04.05.2021, 11:39

Ja zum Thema "aktuelle Beleistung kopieren" habe ich ja gerade schon was geschrieben. Ich sehe da schon ein paar Widersprüche ;-)
Ich denke, die aktuelle Decke ist nicht aufgrund zu schwacher Beleistung eingefallen, sondern weil sie eben eine Sperrholzdecke ist, die in Längsrichtung deutlich weniger steif ist als eine massive Fichtendecke. Ich sehe solche eingefallenen Decken häufig, und zwar bevorzugt an Sperrholzdecken. Zusätzlich dürfte eben die Überbrückung des X-Bracings mit Textil zu schwach sein. Das was ich von der Beleistung sehen kann, sieht für mich sogar eher zu stark als zu schwach gebaut aus.
Also - eine ordentliche Decke mit schön stehenden Jahren, eine saubere Beleistung und dann hält das!

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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#9

Beitrag von Herr Dalbergia » 04.05.2021, 15:47

Ich würde mir das zwei mal überlegen, weil:

- das ist eine alte EKO 12 String, dafür gibt es schon Liebhaber und Sammler, auch wenn sie etwas verbastelt ist.
- selbst wenn Du da eine "gute" Decke drauf bekommst, ist der Rest der Gitarre, naja....halt eine alte EKO
- eine "gute" Decke für eine 12 Saitige zu bauen ist jetzt nicht gerade das was ich einem mal so empfehlen würde...
- ich nicht glauben kann und möchte daß diese EKO "gut" klingt

Ich würde dann eher das Ding verkaufen und mir von der Kohle schönes Holz kaufen und eine 12 Saitige komplett und dann vollmasssiv selber bauen....ist aber nur meine Meinung

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Re: 12-string Makeover - neue Decke?

#10

Beitrag von Sven » 04.05.2021, 21:06

Titan-Jan hat geschrieben:
04.05.2021, 11:39

Danke Sven! Ja zum Thema "aktuelle Beleistung kopieren" habe ich ja gerade schon was geschrieben. Ich sehe da schon ein paar Widersprüche ;-) Aber klar, ist mangels Alternativen vlt eine sinnvolle Herangehensweise...

Wie kriegt man denn die Decke in einem Stück runter? Einfach mal heiß machen an den Rändern und gucken, ob was geht? Dann löst man aber die Deckenbalken ggf. mit ab, und wenn's richtig blöd läuft auch diese Rand eingesägten Randeinlagen auf der Innenseite. Die sollen ja schön an der Zarge bleiben... Ich hatte jetzt fast gedacht, dass ich einfach mit der Fräse am Rand drüber fahre und quasi den verleimten Bereich der Decke abfräse... Oder was ist das beste Vorgehen?
Hm, ich selbst habe solch eine Reparatur noch nie gemacht...
Auf Youtube gibt es viele Videos, die das Entfernen/ersetzen einer Gitarrendecke zeigen und beschreiben:
https://www.youtube.com/results?search_ ... +%22top%22
Ich empfehle dir, erst mal ein paar davon anzuschauen und Ideen zu sammeln!
Dir sollte aber klar sein, dass du die Deckeneinlage und die Randeinlage neu machen musst.
Titan-Jan hat geschrieben:
04.05.2021, 11:39
Zum Schalllochdurchmesser und dessen Wichtigkeit noch:
Wahrscheinlich ist die Idee zu exotisch und es gibt kaum verlässliche Pläne dazu. Aber wäre es nicht rein statisch gesehen am besten, die Balken parallel unterhalb der Saiten längs komplett durchzuziehen? Und dann das Schallloch zu verschieben? Ich weiß, dafür gibt's ja ein paar Beispiele... aber auch für 12 Saiten und mit Plan für die Beleistung? Schwanke noch hin und her, ob ich lieber den "mehr-oder-weniger-guten" Status Quo kopiere oder einfach was anderes ausprobiere, so wie mich mein Bauchgefühl (oder ein alternativer Plan?) leitet... :D
Da ich selbst noch keine Stahlsaiten-Gitarre gebaut habe, kann ich zur Bebalkung nichts Sinnvolles beitragen.
;-)
Ich bleibe bei meiner Empfehlung, die aktuelle Bebalkung zu kopieren, da du weißt, dass sie funktioniert hat. Alternative Ideen solltest du dir für einen kompletten Eigenbau aufheben.
Aber einen entschlossenen Mann soll man nicht aufhalten. Du wirst das durchziehen!

Sven
Vom Handwerk kann man sich zur Kunst erheben,
vom Pfusch nie.
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