Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

Amp / Effektgeräte selbst bauen oder reparieren
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Reverend Sykes
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Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#1

Beitrag von Reverend Sykes » 12.11.2020, 20:05

Huhu!

Wahrscheinlich muß ich mich als (post-Röhrenära) Radio- und Fernsehtechniker schämen, so etwas zu fragen, aber WAS ZUM GEIER PASSIERT HIER? Ich hab ja schon meine Not, meinen Kopf um die gegenseitige Beeinflussung der Lautstärkeeinsteller für Instrument und Mikrofon zu wickeln. Aber wie zum Geier kann ich zwei der vier Eingänge mit nem Jumperkabel verbinden und so nen 3. Eingang manipulieren? Was passiert da bei 10:43?
https://www.youtube.com/watch?v=fI9S07f7L1A&t=643
(im eingebetteten Player funktioniert die Timestamp-Verlinkung nicht, da müßt Ihr selber zu 10:43 springen. Wenn Ihr dem Link zu YouTube folgt, funktioniert's aber.)
Liebe Grüße
Rüdiger


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hatta
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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#2

Beitrag von hatta » 12.11.2020, 21:29

Das ist eigentlich recht simpel denke ich. Ich hab da jetzt keinen Schaltplan, denke aber, dass der erste und der zweite Kanal wie ein JTM 45 einen gemeinsamen Kathodenableidwiderstand "shared kathod" (hab ich jetzt das richtige Wort im Kopf?) haben.

Somit gelangt das Signal vom ersten Kanal auf den Zweiten wenn man dessen Lautstärke aufdreht.

Brückt man jetzt die Eingänge, dann kommt auf den zweiten Kanal mehr vom Signal als ohne Überbrückung und dann zerrt es auch mehr.

Sollte das jetzt Nonsens sein bitte ich um Korrektur... @capricky sollte das besser erklärbären können als ich unwürdiger elektropfuscher :badgrin:
Jedenfalls habe ich das Ganze auch für meinen JTM 45 so entdeckt und bin seither das erste Mal so richtig glücklich mit ihm.
Gruß
Harald

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#3

Beitrag von capricky » 13.11.2020, 17:22

Is doch pupe einfach... ;)
Eigentlich sind es es ja nur zwei echte getrennte Eingänge, bright oder normal, denen jeweils ein Röhrensystem der Eingangsröhre zugeordnet ist. Jeder "Haupteingang" (hi) hat parallel dazu noch einen (lo) Eingang, der spannungsteilermäßig über einen zweiten 68k Widerstand etwas unempfindlicher ist. Wenn man jetzt z.B. die beiden lo Eingänge mit einem Patchkabel verbindet, hat meine eine Parallelschaltung der beiden Eingangskanäle erhalten, die jetzt mit dem Toneregler und zwei Volumenpotis bearbeitet werden können.

Der gemeinsame Katodenwiderstand der beiden Eingangsröhrensysteme hat auf das tonale Geschehen keinen Einfluß.

Man kann natürlich nicht nur lo/lo sondern auch hi/hi oder lo/hi bzw. hi/lo parallelschalten und erhält so weitere Soundnuancen, deren Schönheit sich aber meist erst in "Kampflautstärke" eines 5E3 entfaltet.

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#4

Beitrag von capricky » 13.11.2020, 18:04

Auf YT gibt es tausende Soundbeispiele für den 5E3 Tweed Deluxe... hier nach meiner Meinung eines der Besten
https://www.youtube.com/watch?v=HN8lNWu8hD8
Mit einer Tele und einem 5E3 deckt man quasi die Gitarrenohrwurmsounds der letzten 70 Jahre ab (und er hat noch nicht mal die Eingangskanäle gebrückt! :D )

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#5

Beitrag von Rallinger » 13.11.2020, 18:07

Puh. Jungs, ihr seid krass. (clap3)

Ich hab zwar nicht viel verstanden, aber wenn ich einen Röhrenamp hätte würde es mich jetzt doch sehr jucken, heute Abend die Patchkabel auszupacken (und ihn vermutlich abrauchen zu lassen :lol: ).

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#6

Beitrag von hatta » 13.11.2020, 18:38

Ist es aber nicht so, dass über den gemeinsamen Kathodenableitwiderstand das Signal auf das zweite Röhrensystem gelangt ohn die eingänge zu überbrücken?

Bei meinem JTM45 ist das so.

Ich fahre in den Lo Input vom "lo treble" kanal und kann den hi treble zumischen, ohne die Inputs zu überbrücken. Intern gibt es auch keine überbrückung der beiden Inputs.

Mir wurde es mal so erklärt, das das anscheinend nur bei den Amps funzt, welche gemeinsame Katodenableidung für beide Röhrensysteme der V1 haben. (think)
Gruß
Harald

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#7

Beitrag von Janis » 13.11.2020, 18:50

Hier kann man dazu und zu den meisten anderen Röhren-Dingen vieles lernen: https://robrobinette.com/How_Fender_Inp ... s_Work.htm
Viele Grüße,
Jan

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#8

Beitrag von capricky » 13.11.2020, 19:16

hatta hat geschrieben:
13.11.2020, 18:38
Ist es aber nicht so, dass über den gemeinsamen Kathodenableitwiderstand das Signal auf das zweite Röhrensystem gelangt ohn die eingänge zu überbrücken?

Bei meinem JTM45 ist das so.

Ich fahre in den Lo Input vom "lo treble" kanal und kann den hi treble zumischen, ohne die Inputs zu überbrücken. Intern gibt es auch keine überbrückung der beiden Inputs.

Mir wurde es mal so erklärt, das das anscheinend nur bei den Amps funzt, welche gemeinsame Katodenableidung für beide Röhrensysteme der V1 haben. (think)
Das hat man dir leider nicht korrekt erklärt, der Kathodenwiderstand ist kein Ableitwiderstand, er ist ein "Biaswiderstand". Er legt das Kathodenpotential hoch und zwar um die Spannung, die an ihm durch den fließenden Strom über die Anode abfällt, in der Regel so um 1,5V Gleichspannung. Über den Gitterableitwiderstand der Eingangsstufen (1Meg) liegt das Gitter auf Masse und wird mit -1,5V vorgespannt, das Röhrensystem bekommt so einen "korrekten" Arbeitspunkt. Der parallelgeschaltete Kondensator am Kathodenwiderstand schließt die am Kathodenwiderstand bei der Verstärkung entstehende Wechselspannung kurz, die sonst als Gegenkopplung wirken würde. Der seltene Fall also, wo ein Kurzschluß lauter macht, nicht aus! 8) .
Nur ein Kathodenwiderstand deshalb, weil das auch so für zwei Röhren funktioniert (ich habe es auch schon für drei Vorstufenröhren gesehen) und Leo Fender ja mal Buchhalter war (wieder 5 Cent pro Amp gespart!) ;) Dieses Kathodenbias für zwei oder vier Röhren sieht man ja regelmäßig auch in Endstufen wie hier im 5E3 oder im Vox AC30 z.B.

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#9

Beitrag von hatta » 13.11.2020, 19:54

Okay, danke fürs Richtigstellen Meester @capricky 8)

Wie kommt dann aber das Gitarrensignal auf den jeweils anderen Kanal wenn nix gebrückt wird? (think)
Gruß
Harald

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#10

Beitrag von capricky » 14.11.2020, 09:35

hatta hat geschrieben:
13.11.2020, 19:54
Okay, danke fürs Richtigstellen Meester @capricky 8)

Wie kommt dann aber das Gitarrensignal auf den jeweils anderen Kanal wenn nix gebrückt wird? (think)
Es kommt ja kein Signal aus dem anderen Kanal, dessen Volumepoti beeinflusst aber das Signal. Durch die Schaltungsweise bei Marshällen mit 4 Eingangsbuchsen mehr, als beim 5E3 mit den "Rückwärtspotis".

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Re: Fender 5E3 Jumperkabel – was passiert hier?

#11

Beitrag von hatta » 14.11.2020, 10:17

capricky hat geschrieben:
14.11.2020, 09:35
hatta hat geschrieben:
13.11.2020, 19:54
Okay, danke fürs Richtigstellen Meester @capricky 8)

Wie kommt dann aber das Gitarrensignal auf den jeweils anderen Kanal wenn nix gebrückt wird? (think)
Es kommt ja kein Signal aus dem anderen Kanal, dessen Volumepoti beeinflusst aber das Signal. Durch die Schaltungsweise bei Marshällen mit 4 Eingangsbuchsen mehr, als beim 5E3 mit den "Rückwärtspotis".

capricky
Aha 😅
Da denkt man sich dass man das Ganze so halbwegs versteht, dann kommt wieder was anderes daher 🤣

Danke für die Erklärung!
Gruß
Harald

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