Oh Mann, fast ein halbes Jahr habe ich hier ja garnichts mehr geschrieben
.
Wie ich bei meiner "Simplex"-Wettbewerbsgitarre schon vor einiger Zeit gesagt hatte, war mir zeitweise einfach die Lust vergangen, sorgfältig zu dokumentieren und zu erklären. Das hat aber rein garnichts mit den gitarrebassbauern hier zu tun, also bitte nicht falsch verstehen. Auch wenn ich mich in letzter Zeit hier allgemein recht selten habe blicken lassen.
Die Ursachen dafür liegen hauptsächlich in Umstrukturierungen auf der Arbeit. Außerdem habe ich ja auch noch weitere Hobbies, die wieder einmal mehr Zeit beansprucht haben, als geplant.
Und wenn schon andere Hobbies zum Stress werden, sollte mir wenigstens das Bauen von Gitarren ein echtes Hobby bleiben. Bei dem ich mich entspannen kann und dem ich einfach nur dann nachgehe, wenn ich auch Lust und Zeit dazu habe.
Und um für die beiden Wettbewerbsgitarren einfach mehr Platz zur Verfügung haben und nicht ständig hin- und her räumen zu müssen, habe ich die letzten Wochen immer mal wieder hier an der "Couch-Gitarre" weitergebaut. Aber eben die Dokumentation vernachlässigt.
Das versuche ich jetzt im Schnelldurchlauf nachzuholen.
Nachdem also die Entscheidung für die China-Einzelbrücken gefallen war, habe ich deren Positionen genau ermittelt und zunächst die Bohrungen für die Schrauben gesetzt. Die hineren Befestigungsschrauben sitzen aber zusätzlich noch in einem dicken Pin, so dass da entsprechendes Aufbohren nötig war. Das Klebeband am Bohrer dient als grobes Tiefenmaß, wirklich exakt muss die Tiefe nicht sein, Hauptsache die Brücken lieben später sauber auf der Decke auf.
Danach dann die Löcher für die Saitendurchführung durch den Korpus: Zuerst die äußeren zwei von vorne komplett durchgebohrt, dann auf der Rückseite die restlichen Bohrungen gleichmäßig verteilt und von hinten nach vorne durchgebohrt.
Damit hatte ich dann auf der Rückseite der Gitarre Führungsbohrungen für die Zentrierspitze des nachfolgenden Bohrers, um die Saitenhülsen zu versenken. Da hätte ich die Tiefe gerne möglichst genau und gleichmäßig gehabt, leider reicht die Ausladung meiner Billig-Tischbohrmaschine nicht. Deshalb habe ich auch hier wieder zum Akku-Bohrer mit Klebeband als Tiefenmarkierung gegriffen. Was leider ungleichmäßiger geworden ist als gedacht. Immerhin liegen die Bohrungen fast in einer Reihe
.
Für die Tiefe muss aber eine Notlösung her: Unterlegscheiben auf dem Grund der Bohrungen und Alu-Röhrchen, die ich in der Länge dann noch anpassen und beischleifen muss. Und schwarz müssen die später auch noch werden, da die gesamte Hardware schwarz wird.
Leider sind aber nur die Bohrungen auf der Rückseite fast in einer Reihe, auf der Vorderseite bin ich teils völlig daneben herausgekommen
Naja, ist später alles duch die Brücken verdeckt, also halb so schlimm. Aber aufweiten musste ich einige Bohrungen doch, damit die Saiten später auch durch die Öffnungen der Brücken kommen.
Als nächstes stand der Tonabnehmer-"Schacht" an, "Fräsung" kann ich das Loch ja nicht nennen, da ich nicht gefräst habe
.
Zuerst die "runden Ecken" gebohrt, dann mit einem Forstnerbohrer das Gröbste weggenommen und mit Beiteln den Rest erledigt.
Da der PU wieder mal ein Eigengewächs wird, hat die Öffnung auch eigene Abmessungen: Wie ein üblicher Humbucker, aber ohne "Ohren". Deshalb habe ich auch einen Humbucker kopfüber hineingeworfen, um die Passgenauigkeit zu testen
.
Sieht noch sehr grob aus, das wird aber später noch verschliffen.
Für die Buchse will ich zum ersten Mal einen "Electrosocket" verwenden, was aber recht knapp wird an der doch in diesem Bereich recht dünnen Gitarre.
Da war also genau mittiges Ansetzen des Forstnerbohrers Pflicht, zuerst habe ich mit 25mm für den Bund des Electrosocket gebohrt, nur etwa 3mm tief. Dann kam für die eigentliche Bohrung ein 22mm-Forstner zum Einsatz, der hat aber leider eine deutlich kleinere Zentrierspitze als der 25er. Deshalb bin ich am Anfang leider recht hilflos in der Bohrung herumgeeiert, aber irgendwie habe ich das dann doch noch einigermaßen zentrisch hinbekommen.
Passt jedenfalls:
Wie soll nun das Elektrik-Fach aussehen? Von hinten oder doch von vorne Tele-like mit einer Abdeckplatte? An Regelmöglichkeiten wird´s wohl Volume plus Bass-Regler werden (der PU sitzt an einer etwas ungewöhnlichen Position weiter vom Steg weg als ein "gewöhnlicher" Steg-PU, da werde ich einen Bass-Regler eher brauchen als eine Höhenblende).
Also mal schnell eine Papp-Schablone geschnipselt, wie eine Abdeckung für ein E-Fach von vorne aussehen könnte:
Da ich solche Sachen aber gern erstmal unbesehen fürein paar Wochen beiseitelege, um dann später mit frischen Augen zu entscheiden, habe ich dann erstmal die Pappe wieder weggeräumt und mich um die Sidedots gekümmert.
Damit ich mich da nicht vertue, beschrifte ich immer ALLE Bünde. Meistens mache ich das direkt auf dem Halsholz, da man auf der Eiche aber fast nichts erkennt, habe ich hier einen Strefen Klebeband auf das Griffbrett geklebt, alle Bünde numeriert und dann bei den entsprechenden Bünden Markierungen gesetzt:
An der Griffbrettflanke steche ich die Markierungen dann vor, die Positionen ermittel ich einfach mit Geodreieck und Augenmaß.
Meistens bohre ich dann mit dem Akkubohrer, bei schon eingeleimtem Hals komme ich für die letzten Markierungen aber mit dem Ding nicht mehr hin. Da diese Gitarre aber ein recht langes oberes Horn bekommt, erreiche ich mit dem Akkubohrer nichteinmal mehr den 9. Bund, deshalb habe ich gleich alle Bohrungen mit meiner "Notlösung" gemacht: Den 2mm-Bohrer in einen Graverstichel-Halter gespannt und von Hand gebohrt.
Die 2mm-Kunststoff-Dots sind einfach mit einem Tropfen Sekundenkleber eingeklebt.
Ausgerechnet bei den doppelten Punkten am 12. und 24. Bund ist jeweils der rechte Punkt etwas zu tief gerutscht, obwohl sauber vorgestochen war
. Fällt aber im Bild durch die Perspektive deutlicher auf als in Wirklichkeit.
Beim Elektrikfach habe ich mich dann diese Woche gegen die Variante von vorne entschieden, das Fach wandert auf die Rückseite. Vorne habe ich dann die Position der Potis markiert, mi 2mm durch den gesamten Korpus gebohrt und dann mit dem Gewindedurchmesser der Potis etwa einen cm tief gebohrt.
Auf der Rückseite hatte ich dann ja die 2mm-Löcher als Poti-Positionen und habe dann das E-Fach ausgeforstnert und mit Beiteln fertig ausgearbeitet. Schwierig war dabei, die Tiefe genau zu treffen, trotz Tiefenmarkierungs-Fahne aus Klebeband am Bohrer war da immer wieder Nachmessen angesagt, damit noch genug Deckenstärke übrigbleibt.
Einen Durchbruch zwischen Buchsen-Loch und E-Fach habe ich auch noch gebohrt, was aber Blödsinn war: Die Rückseite der Gitarre war in dem Bereich ja so dünn, dass ich bei der Stufe für den Deckel sowieso wieder auf die Kammer der Buchse getroffen bin. Ich hätte die Verbindung also auch vom E-Fach aus machen können.
Den Absatz für den Deckel habe ich dann ausnahmsweise teilweise an der Ständerbohrmaschine gemacht. Eigentlich wollte ich ihn komplett nur mit dem Beitel machen, aber saubere Rundungen sind doch einfach schöner
. Mit dem Akkubohrer wäre das auch nix geworden, weil ja kein Material für die Zentrierspitze vorhanden war, also ab auf die Ständerbohrmaschine. Und nur die Verbindung zwischen beiden Enden dann gebeitelt.
Gruß
Markus