Weil an der Thematik doch Interesse zu bestehen scheint, möchte ich Euch meinen ersten Agingversuch nicht vorenthalten.
Die Absicht war, in einem oder wenigen Arbeitsgängen, Veränderungen herbeizuführen, die sonst unbeabsichtigt (vielleicht sogar unerwünscht) durch den Gebrauch über längere Zeiträume entstehen.
Diese Veränderungen sollten natürlich entstanden und nicht künstlich herbeigeführt wirken.
Weil ich meinen Wurfkünsten mit Werkzeugen, Schlüsselbunden und sonstigem Inventar, das man seinem Lieblingsinstrument üblicherweise zumutet, nicht vertrau(t)e, zielte mein erster Ansatz darauf ab, nur exakt auf jene Stellen der Gitarre einzuwirken, die beim Spielen üblicherweise beansprucht werden.
Sitzende Spielhaltung mit Schleifpapier am Oberschenkel um den Auflagebereich der Gitarre an dieser Stelle verstärkt abzunützen
Das macht zwar Kratzer, die auch an der richtigen Stelle sind, wenn man von einer sitzenden Spielhaltung ausgeht, aber wirklich überzeugt hat mich das Ergebnis nicht.
Wie natürlich ein derartiges Schadensbild erscheint sei dahingestellt, ist aber auch nicht so wichtig, denn das größte Problem daran war, dass diese Art Kratzer zu „homogen“ und zu ebenmäßig dicht war, um natürlich zu wirken; wegen der Verwendung von zu grobem Schleifpapier waren die Kratzer auch viel zu tief. Mit sehr feinem Schleifpapier könnte man eine Art feinen Abrieb-Effekt erzeugen, aber die 240er Körnung war eindeutig zu grob. Mit feinerem Korn drüber zugehen hat dann nichts mehr gebracht, wie das Bild zeigt.
Mit feinem Schleifkorn ist es allerdings fast unmöglich blanke Stellen zu erzeugen.
(Deshalb habe ich, wie weiter oben schon erwähnt, dann zur Klinge gegriffen.)
Die Idee, diverse Körperbereiche mit kratzenden oder schabenden Materialien zu bestücken und dann in Spielhaltung Abnutzung zu forcieren, kann man noch weiter spinnen, z.B. eine Schürze oder eine Gürtelschnalle so zu preparieren, dass sie mehr Schaden anrichtet als gewöhnlich, aber auch das ergab recht arge Löcher oder Kratzer, die nicht besonders natürlich wirkten. (Diese Versuche habe ich, im Gegensatz zu denanfänglichen, dann nur noch an Testbretter vorgenommen)
Nachdem ich mir viele Bilder von (absurd überteuerten) Customshop Gitarren angesehen hatte,
kam ich zu dem Schluss, dass beim Agen/Relicing weniger ganz klar mehr ist.
Ich habe mich daher noch nicht entschieden, wie weit ich da gehen kann/werde. Deshalb werde ich die Gitarre zunächst einmal fertig bauen.
Zweifellos wird sich danach ein sanftes Aging mit ein wenig Üben und ein paar Proben von selbst ergeben.