Gestern und heute habe ich dann mal bundiert. Und wie auch schon
@atomicxmario bei seiner "Fastback" habe ich mich wieder entschieden, die Bundenden vor dem Einsetzen zu verrunden. Eigentlich hatte ich hier vor, dem "Simplex"-Prinzip treu zu bleiben und der Einfachheit halber den "normalen" Weg einzuschlagen und die Bünde mit Übermaß einzusetzen und später beizufeilen. Nachdem ich aber schon bei meiner "Couch-Gitarre" die Enden vorher verrundet hatte, weiss ich um wieviel angenehmer sich das anfasst, als nachträglich verrundete Bundenden, bei denen man ja die scharfen Ecken dort wo der Bund auf dem Griffbrett aufliegt nie wirklich wegbekommt.
Also hier nicht ganz so simpel, sondern der aufwändige Weg, die Bundenden vorher zu verrunden.
Ein wenig anders als Mario gehe ich dabei aber vor; einmal weil ich mir einfach schon eine andere Reihenfolge angewöhnt habe, zum anderen aber auch, weil ich die Griffbrettkanten wieder "einrollen" möchte. Deshalb sind die Bünde bei mir etwas kürzer als das Griffbrett breit ist.
Bisher hatte ich immer Rockinger-Bunddraht verwendet, der hat aber an den Kanten einen kleinen Radius, so dass es immer so aussieht, als ob er nicht vollständig eingeschlagen oder eingepresst ist. Bei meiner letztjährigen Wettbewerbsgitarre ist das gut zu sehen:
Deshalb habe ich mir diesmal Sintoms-Bunddraht besorgt, und da auch noch eine recht flache Variante mit 1,04mm Höhe (der Rockinger-Draht, den ich sonst verwendet hatte, hatte 1,4mm). Wollte ich einfach mal probieren, ich hatte mal eine Gitarre mit schon mehrmals abgerichteten Bünden, die dadurch auch sehr flach waren. Das finde ich nochmal angenehmer, als die dicken "Hubbel" vom 1,4er Draht, so sorgfältig auch immer der verrundet ist.
Der Sintoms-Draht (zumindest der, den ich habe) hat allerdings auch einen Nachteil: Er ist nicht vorgebogen.
Das habe ich aber ganz einfach geändert: Einen Schlitz für den Tang in ein Brettchen gesägt, den Draht dort möglichst kurz eingesetzt und in den Schraustock gespannt. Dann einfach von Hand gebogen, und zwar deutlich stärker als der Radius des Griffbretts eigentlich vorgibt. Das erspart einem später vom Griffbrett abstehende Bundenden:
Zu den Vorarbeiten gehört dann noch, dass ich die Bundschlitze mit einem Strich mit der Dreikantfeile leicht anfase. Einerseits geht der Draht dann besser hinein, andererseits vermindert das auch Ausrisse, falls der Draht mal wieder heraus soll.
Im Gegensatz zu Mario bringe ich den Bunddraht erst genau auf Länge und verrunde danach beide Enden. Da ich die Griffbrettkanten später ja noch verrunden möchte, mache ich den Draht 1,5mm kürzer als das Griffbrett am betreffenden Bundschlitz breit ist. So habe ich beispielsweise am Schlitz für den sechsten Bund eine Griffbrettbreite von 50,05mm gemessen, der Bunddraht soll also eine Länge von 48,55mm bekommen.
Anfang und Ende vom Draht sind, so wie er aus der Packung kommt, ja immer ein wenig krumm und verbogen durch´s Abzwicken, außerdem hatte ich ihn ja zum Biegen in den Schraubstock gespannt. Deshalb entferne ich zuerst den ersten Zentimeter und feile das Ende gerade. Beim Absägen ist mir dann gleich das passiert, was mir eigentlich immer wieder mal passiert und mich schon einiges an Bunddraht gekostet hat: Ich bin beim Ansägen mit der Puk-Säge abgerutscht und über die Bundoberfläche geschraddelt
. Zum Glück zum Drahtende hin, das ja sowieso weg soll, so dass nix verloren ist.
Da ich aber von diesem Draht nur eine Packung habe, darf das nicht oft passieren. Also kurz überlegt und dann die Säge wieder weggelegt. Und stattdessen eine Dreikantfeile genommen
. Funktioniert hervorragend
.
Also das Ende (oder den Anfang, je nachdem wie man´s sehen will
) mit der Feile abgetrennt und dann mit einer Flachfeile plan gefeilt.
Zum Anzeichnen der Länge habe ich dann einfach die Schieblehre auf das gewünschte Maß eingestellt, also hier beim beispielhaften sechsten Bund auf 48,55mm (ein paar Hundertstel mehr oder weniger sind nicht schlimm), einen Schenkel der Schieblehre am Drahtende angelegt und mit dem anderen Schenkel den Draht angekratzt. Das ist als Markierung gut genug sichtbar.
Dann den Draht andersherum in den Schraubstock gespannt (ich klemme ihn einfach am Tang). Einfach, weil es für mich als Rechtshänder so handlicher ist, ich hätte ihn sonst auch nach links verschieben können. Und dann wieder mit der Dreikantfeile abgelängt, ein kleines Stück neben der Markierung. Dabei feile ich mit einer Fläche der Feile möglichst senkrecht zum Bunddraht:
Danach wird dann wieder mit der Flachfeile das Ende plan gefeilt, wobei ich mich da langsam an die Markierung heranarbeite und immer wieder die Länge messen. Hier habe ich´s wirklich genau getroffen, ich versuche mich da immer im Bereich von plus/minus 5 Hundertsteln zu bewegen.
Dann geht´s ans Verrunden, das mache ich zunächst so wie Mario in der Bundkronenfeile.
Die enstandenen Grate auf der Unterseite entferne ich mit einer Dreikant-Schlüsselfeile, leider ist das Bild nicht wirklich gut geworden, aber ich denke das Prinzip ist klar:
Danach versäubere ich das noch auf 1000er Schleifpapier. Das Papier liegt dabei auf der weichen Arbeitsunterlage (alte Iso-Matte) und ich ziehe den Bunddraht in steiler werdendem Winkel bei gleichzeitigem seitlichen Hin- und Her-Kippen darüber.
Die Bundenden sind dann zwar noch matt, poliert wird aber später nach dem Abrichten sowieso.
Beim Einsetzen der Bünde gehe ich dann nach Augenmaß vor und plaziere den Draht möglichst mittig. Dann drücke ich ihn an den Enden mit den Fingern ein.
Dann folgen je ein leichter Hammerschlag an den Enden, von dort aus arbeite ich mich dann mit dem Hammer abwechselnd von beiden Enden aus in Richtung Mitte.
Dann sollte der Draht sauber aufliegen, ausgerechnet der Beispielbund wollte aber nicht so recht.
Also musste er nochmal ´raus, im Bundschlitz lagen tatsächlich ein paar Krümel vom Schlitz anfasen mit der Dreikantfeile. Die herausgepustet, ging der Draht komplett ´rein. Einsetzen sollte man ihn übrigens seitenverkehrt, da die Widerhaken am Tang ja versetzt sind und der Draht damit besser greift und hält, als wenn ich die Widerhaken in den schon gezogenen Spuren vom Draht-Ausbau wieder einschlage. Da ich den Bund aber beim Ausbau so vermackt habe, dass ich ihn nicht wiederverwenden wollte, habe ich einen neuen angefertigt und dabei auch die Widerhaken-Position berücksichtigt.
Eine Alternative für diejenigen, die keine Bundkronenfeile haben: Die Bundenden lassen sich auch auf einem Schleifbrett (hier mit 320er Papier) verrunden, hier habe ich das mal versuchsweise an einem Bund gemacht. Geht auch recht schnell, ist aber schwieriger, es gleichmäßig hinzubekommen.
Und so sieht das jetzt nach insgesamt etwa 5 Stunden, verteilt auf gestern und heute, aus:
Dann habe ich mich noch entschieden, die Griffbrettkanten schon jetzt zu brechen. Sorgfältig verrundet werden sie aber erst später. Dazu einfach mit einem Schleifklotz (bin mir nicht sicher, ob 320er oder 400er Schleifleinen, klebt da schon ewig ´drauf) in etwa im 45°-Winkel an den Griffbrettkanten lang. Dabei habe ich ganz bewusst die Bünde angekratzt, dann sind sie zwar nicht mehr so schön rund, ich mag das aber wie oben gesagt einmal recht flach ausprobieren. Das wird später (nach dem Abrichten) noch weiter in den Bund hineingezogen, danach dann erst poliert.
Man könnte zwar jetzt sagen, dass dann der Aufwand mit dem vorher Verrunden umsonst war. Sehe ich nicht ganz so, da es mir dabei ja hauptsächlich darauf ankam, die sonst immer entstehenden scharfen Ecken zu vermeiden. Ist einfach mal ein Versuch, mal sehen inwieweit sich das gegenüber der Gitarre vom letzten Wettbewerb loht, bei der ich ja auch vorher abgelängt, aber nur die Ecken weggefeilt und die Enden abgeschrägt hatte. Ist oben im ersten Bild in diesem Beitrag an der noch unfertigen Gitarre zu sehen. Und die fasst sich auch nicht wirklich schlecht an
.
So sieht das jetzt erstmal aus:
Gruß
Markus