Gestern abend und heute vormittag habe ich die Bundierung nachgearbeitet, ich habe ein leichtes Relief hineingeschliffen und danach natürlich die Bundkronen neu verrundet und poliert. Das ging eigentlich ganz schnell, nur das sorgfältige Abkleben vorher nervt und kostet Zeit
Der Hals ist tatsächlich so steif, dass sich unter Saitenzug absolut nix rührt, hatte ich am ersten und letzten Bund heruntergedrückt, lagen die Saiten sauber auf allen Bünden auf, das war vielleicht ein Geschepper beim Spielen
. Jetzt habe ich in der Mitte des Griffbretts etwa 0,2mm Luft unter den Saiten, so passt das.
Die Stegeinlage habe ich diskantseitig noch ein wenig tiefergelegt, die Saitenlage beträgt jetzt am 12. Bund etwa 1,8mm auf der hohen e- und 2,3mm auf der tiefen E-Saite, auch hat letztere noch etwas mehr Kompensation bekommen. Am Sattel kann ich bei den nicht umwickelten Saiten noch ein Stück tiefer, aber so ist das jetzt schonmal gut spielbar.
Das wollte ich erst erledigt haben, um zum Klang wirklich etwas sagen zu können.
Zu allererst: Bässe sind da, das winzige Ding klingt absolut erwachsen. Bei näherem Hinhören zeigt sich, dass ich mit der Schallochgröße ein wenig daneben liege, die Helmholtzresonsanz hatte ich (mit einem Online-Rechner) berechnet, dabei aber die Auswirkungen von der Zargen-nahen Lage nur abschätzen können: Ab G aufwärts wird´s langsam dünner. Stimme ich tiefer, habe ich auch drei Halbtöne weiter unten noch richtig vollen Bass. Das Schalloch hätte also nicht ganz so klein (es sind etwa 36qcm) sein dürfen, wobei ich das jetzt nicht soooo schlimm finde.
Insgesamt erinnert mich der Klang aber eher an eine nylonbesaitete Konzertgitarre als an eine Steelstring, da die Höhen recht sanft sind. Meine billige VGS Dreadnought ist dagegen richtig schrill, die 80er-Jahre Ovation schrill und dünn noch dazu. Ob das jetzt nur durch die geringe Saitenspannung (11er bei 550mm Mensur) oder auch die Fächerbeleistung kommt, kann ich nicht sagen.
Die kurze Mensur spielt sich auch wie gewünscht butterweich mit den 11er bis 47er Saiten. Da nochmal ein dicke Dankeschön an
@ValentinS für seine Eindrücke zur Spielbarkeit von kurzen Mensuren, ich wollte ja ursprünglich noch kürzer bauen, aber die jetzigen 550mm sind auch für meine Spinnenfinger platzmäßig grenzwertig.
Fazit: Das Konzept mit der in einer "weichen Sicke" aufgehängten Decke, ähnlich einer Lautsprechermembran, funktioniert. In Verbindung mit dem vergrößerten schwingfähigen Deckenbereich kommt auch aus einer winzigen Gitarre (nicht ganz 6 Liter Innenvolumen) ein richtig erwachsener Klang, wobei ich mit der Abstimmung wohl sogar über´s Ziel hinausgeschossen bin. Aber so kann das halt gehen mit ungewöhnlichen Ideen und ohne Erfahrung
.
Gruß
Markus
p.s.: Statt der vielen Worte wäre ein Soundfile sicher aussagekräftiger, aber ich habe weder gutes Aufnahme-Equipment noch bin ich ein guter Gitarrist. Aber vielleicht findet sich da noch irgendeine Möglichkeit