[Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

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[Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#1

Beitrag von Jackhammer » 29.08.2019, 23:17

Hallo zusammen,

auch ich habe vor einiger Zeit angefangen eine Gitarre zu bauen. Leider wusste ich bis zum Ende nicht, ob ich es rechtzeitig schaffe oder nicht, deswegen habe ich meine ganze freie Zeit in die Bau investiert und erst jetzt fange ich an es zu dokumentieren.

Zuerst eine kurze Vorgeschichte: ich wollte eine Gitarre mit aktiven Pickups ausprobieren. Also bin ich in ein Musikladen gegangen und mir eine LTD Les Paul (EC-401, glaube ich) geschnappt. Leider lag mir diese gar nicht in der Hand. Völlig verzweifelt schnappte ich mir eine Squier Tele Affinity und plötzlich wurde mir klar - ich brauche eine Tele. Aber keine Affinity, sondern eher Tele Deluxe mit 2 Humbucker, etwas breiterem Hals, LP Schaltung und ohne Pickguard. Und natürlich mit einer etwas aggressiveren Kopfplatte :evil:

Also habe ich mir einen Plan für eine Tele Deluxe von @gitabou besorgt, alle Umrisse auf Backpapier übertragen und angefangen diese zu modifizieren.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#2

Beitrag von Jackhammer » 29.08.2019, 23:45

So, und hier ist das Holz, aus dem eine Gitarre entstehen sollte:
Start.JPG
Body: Roasted Maple, lag seit 2 Jahren im Keller und im letzten Winter ist an einer Stelle gerissen (die Luftfeuchtigkeit lag zeitweise unter 20% im Keller, ich habe es leider viel zu spät gesehen)
Top: Spalted Maple, ist mir zufällig günstig über den Weg gelaufen.
Hals: Leicht geriegeltes Ahornholz vom @Holzkarle, lag auch über 2 Jahren im Keller. Wurde auch freundlicherweise vom Karl-Heinz in 20mm breite Streifen geschnitten.
Griffbrett: Als B-Ware definiertes Ebenholz-Stück, hat einen Ast in der Mitte.

Das Bodyholz war leider nur einseitig abgerichtet und beide Hälfte hatten unterschiedliche Dicke. Also dachte ich mir, statt 6 und 8mm wegzuhobeln oder wegzufräsen, kann ich die Überreste wegsägen. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt keine TKS und keinen Zugang zu einer Bandsäge mit passendem Durchlass. Also mit meiner Mini-HKS einen umlaufenden 20mm tiefen Schnitt gemacht und den Rest mit der Ryoba erledigt:
Auftrennen1.JPG
Auftrennen2.jpg
Ca. 2 Stunden später hatte ich kleine Scheiben aus der ich später E-Fach Deckel machen könnte und mehrere Blasen, trotz Handschuhe.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#3

Beitrag von Jackhammer » 29.08.2019, 23:58

Weiter ging es mit dem Bodyrohling. Es war ziemlich mühsam die Hälften abzurichten, und leider habe ich noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden.
3_Abrichten.JPG
Es hat am Ende nur rohe Gewalt zwei großen Zwingen geholfen. Bei der nächsten könnte ich noch 2-3 weiteren Zwingen gut gebrauchen.
Danach in einer Fräselade plangefräst und die unebenheiten mit einem Excenterschleifer plangeschliffen.
4_Planfräsen.jpg
5_Geschliffen.jpg
Die Risse sind von dieser Seite nicht gut zu erkennen, die liegen zum Glück komplett im Bereich des Cutaways.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#4

Beitrag von Poldi » 30.08.2019, 07:43

Dann mal gutes Gelingen. (clap3)
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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#5

Beitrag von Jackhammer » 31.08.2019, 23:28

Hier zum Vergleich das Bodyholz trocken und nass (kurz mit Spiritus drüber gewischt)
6_Body_WetDry.jpg
Weiter ging es mit dem Top: Spalted Maple besteht aus noch harten und weichen porösen Bereichen, die allein vom anschauen sich verformen. Nach langem Suchen im Web habe ich die vom @Haddock erprobte Variante verwendet: Holz-Festiger von Drechseln und Mehr, eine Art im Spiritus gelöstem Harz.
"6mm Top ist doch nicht groß", dachte ich mir als ich die 500ml Flasche bestellt habe. Spoiler Alarm: 500ml sind für so einen Top gar nicht viel.

Also ordentlich Holz-Festiger gerollt und gepinselt, pinseln ist übrigens besser, es wird nicht so viel in das Werkzeug angesaugt und für mich ist es einfacher den Auftrag zu kontrollieren. Nach dem zweiten Auftrag und Trocknung sah es so aus:
7_Top_Stabilizer.jpg
14_Top_Saturation.jpg
15_Top_Saturation_2.jpg
Also gab es noch viele Stellen, die nicht gesättigt wurden.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#6

Beitrag von Jackhammer » 31.08.2019, 23:45

Parallel ging es weiter an den anderen Baustellen:
Erste Templates wurden gemacht, der sageraue Griffbrett-Rohling habe ich an meinem Spindelschleifer mit einem Anschlag geschliffen, als ersatz für den nicht vorhandenen Dickenschleifer. Es ist bei dem harten Ebenholz deutlich angenehmer mit maschineller Unterstützung zu arbeiten.
8_Templates.jpg
9_GB_Schleifen.jpg
Die 3 Ahornstreifen für den Hals wurden mit Padouk-Ahorn-Padouk Furnieren gesperrt, um an die benötigte Halskantelbreite zu kommen. Gleichzeitig wurde ein anderes Ziel erreicht: diese Farbkombination mit dünnen 0,6mm Furnieren wollte ich immer haben. Damit einzelne Teile nicht verrutschen, wurden im Bereich, der sowieso weggesägt wird, zwei Holzdübel als Indexpins gesetzt.
10_Hals_Laminieren.jpg
Da es insgesamt 8 Klebeverbindungen sind, habe ich mich für Titebond III mit etwas längerer offener Zeit entschieden. Nach einer Trockenübung wurde ein Timer gestartet und es ging los.
Nach knapp 13 Minuten wurde letzte Zwinge nachgezogen:
11_Laminieren_Zeit.jpg
12_Laminieren_Pressen.jpg
13_Laminieren_Nah.jpg
Als Pressbeilagen habe ich zwei Multiplexplatten verwendet, die mit Packetklebeband gegen Leim immunisiert wurden.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#7

Beitrag von Jackhammer » 31.08.2019, 23:50

Am nächsten Tag habe ich die Halskantel von den Zwingen befreit, den groben Überstand der Furnierstreifen weggestemmt und danach plangehobelt:
16_Hals_Laminat.jpg
17_Hals_Laminat_Iso.jpg
18_Hals_Hobeln.jpg
19_Hals_Hobeln_2.jpg
20_Halskantel.jpg
Für meinen ersten gesperrten Hals bin ich eigentlich ganz stolz auf mich (dance a)
Nur für die Zukunft: etwas mehr Überstand einplanen, es wurde ganz knapp mit dem Material am Ende.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#8

Beitrag von Jackhammer » 31.08.2019, 23:55

Danach noch die Tophälfte gefugt:
Zuerst mit dem langen Hobel
21_Top_Abrichten.jpg
Danach die Hälften mit Packetklebeband zusammengeklebt, wie ein Buch zusammengeklappt, Leim aufgetragen, auf eine ebene Unterlage gelegt, von oben beschwert und von den Seiten zusammengepresst.
22_Top_Fugen1.jpg
23_Top_Fugen2.jpg
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#9

Beitrag von Jackhammer » 01.09.2019, 00:02

Als nächstes habe ich das Griffbrett markiert und die Bundschlitze gesägt:
Ein Stahllineal auf das GB mit Tape geklebt, mit einem Lineal die Schlitze markiert, danach mit einem scharfen Markiermesser angerissen und gesägt:
24_GB_Markieren.jpg
25_GB_Schlitzen1.jpg
26_GB_Schlitzen2.jpg
27_GB_Schlitzen2.jpg
Don't do it!
Zumindest nicht wie ich. Durch die unpräzise Führung der Säge wurden einige Schlitze schief und/oder zu breit gesägt. Also wollte ich mir etwas Zeit sparen und habe dadurch, wie immer, nur deutlich mehr Arbeit generiert.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#10

Beitrag von Jackhammer » 01.09.2019, 22:56

Also habe ich versucht die Schlitze zu füllen. Dazu mir Streifen aus 0,6mm Ebenholz Furnier gehobelt und eingeleimt.
30_Bundschlietze_Fuellen_1.jpg
31_Bundschlietze_Fuellen_2.jpg
Dann ist es mir aufgefallen, dass ich noch genug Material am GB habe (das GB war 9mm stark) und ich habe 3mm weggefräst mit diesem Jig, 2 10mm starke Siebdruckplatten-Stücke, die im passenden Abstand auf die Sohle der Oberfräse geklebt wurden:
35_Griffbrett_Fraesen.jpg
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#11

Beitrag von Jackhammer » 01.09.2019, 22:58

Parallel noch die "Ohren" der Kopfplatte geleimt, danach gesägt und gehobelt:
28_Kopfplatte.jpg
29_Kopfplatte_Absaegen.jpg
32_Kopfplatte_Hobeln.jpg
36_Kopfplatte_Saegen_2.jpg
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#12

Beitrag von Jackhammer » 01.09.2019, 23:16

Und mit Hilfe einer Fräslade aus Konstruktionsprofilen den Trussrodkanal gefräst:
33_Trussrod_Jig.jpg
34_Trussrodkanal.jpg
Danach mir die Top und Bodyrohlinge angeschaut, passende Stellen mit Hilfe meiner Schablone aus semitransparentem Backpapier ausgesucht und diese Markiert.
37_Top_Body.jpg
So konnte ich den Body mit meiner Bandsäge aussägen. Ganz hilfreich war dabei eine aus MDF gemachte Tischverbreitung (irgendvo hier im Forum abgeguckt). Dadurch gab es deutlich mehr Platz zum manövrieren und bessere Kontolle über den Sägeprozess.
38_Body_Aussaegen.jpg
Meine Schablone hat auf der Mittellinie im PU-Bereich zwei 6mm Holzdübel als Index-Pins bekommen. Diese wurden auf die Leimnaht am Body übertragen und gebohrt. So konnte ich meine Schablone wiederholgenau abnehmen und wieder anbringen.
39_Body_Template.jpg
Da das Top sehr weich ist, wollte ich eine Verstärkung im Bereich der PU-Kabelkanäle haben. Also Guide-Bohrungen an den stellen gemacht, wo die Potis und der PU-Switch gehören. Dann 6mm Kabelkanäle gefräst, oben diese auf (glaube ich) 10mm ausgeweitet und mit beiden E-Fächern mit einem Schlangenbohrer verbunden. Aus dem Verschnitt vom Bodyholz Deckel angefertigt, Kanäle von oben verschlossen und plangehobelt.
40_PU_Kanaele.jpg
41_PU_Kanaele_Bohren.jpg
42_Kanaele_Deckel.jpg
43_PU_Gehobelt.jpg
Für die Zukunft: Bei Aktiven PUs Kanäle deutlich größer machen!
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#13

Beitrag von Jackhammer » 05.09.2019, 08:36

Als Nächstes habe ich mir vorgenommen, einen Jig für die Bundschlitze zu basteln. Oder eher einen Prototypen davon. Aus einer 1,5M langen FiTa-Latte 6 Holzklötze gemacht: 2 aufeinander gestapelt zusammen geschraubt als Basis, darauf 4 Klötze als Führung geschraubt. Der Abstand zwischen "Führungsklötzen" entspricht Dicke der "Bundsäge". Die Bundsäge ist eine Aldi-Säge mit zwei 6mm Multiplexplatten, die ich auf das Sägeblatt links und rechts aufgeklebt habe. Diese Platten stabilisieren das dünne Sägeblatt und dienen gleichzeitig als Tiefenstopp.
Mit dieser abenteuerlichen Konstruktion konnte ich das GB relativ entspannt und unfallfrei schlitzen.
44_Bundschlietze_Jig.jpg
Dann auf der Bandsäge das GB ausgesägt (mit etwas Überstand) und dann mit meiner Kantenfräse und einem Schablonenfräser auf die endgültige Maße gebracht.

Danach im Halsrohling 1mm Löcher für Indexpins gebohrt, und dort 1mm Nägel mit abgeknipsten Nagelköpfen mit Spitzen nach oben gesteckt. So konnte ich die Positionen der Indexpins auf das GB übertragen. Danach Nägel raus, 1mm Löcher auf 2,5mm aufgebohrt, auf der Unterseite des Griffbrett Gegenlöcher gebohrt und aus Holz-Schaschlikspießen endgültige Indexpins gemacht.
45_GP_Indexpins.jpg
Danach das übliche Prozedere: Tapestreifen über Trussrodkanal, Titebond auftragen, Tape abnehmen, GB drauf und zwingen. Leider kein gutes Bild gemacht, aber das kennt ihr alle doch :)
Leider waren die Holzpins nicht fest genug um gegen Kraft mehreren Zwingen -> beim nachziehen sind die gebrochen und das GB ist mir um ca. 1mm zu Seite gerutscht. Zum Glück sieht man es kaum bei einem fertigen Hals.

Am nächsten Tag habe ich den Halsrohling auf die endgültige Breite gefräst (da mein Rohling von Anfang an nur minimale Überbreite hatte und sich zum Headstock verjüngte, musste ich gar nichts aussägen ), dabei das GB als eine Führung benutzt. Für die Zukunft: hier wäre es besser eine Tischfräse zu haben.

Im nächsten Arbeitsschritt habe ich dem GB einen 16" Radius verpasst: zwischen zwei Führungen geklemmt und mit einem 500mm langen Radiusblock gearbeitet. Angefangen mit K40, bis hin zu K400. Ging relativ schnell, dank dem guten Schleifpapier.
48_GB_Radius_Schleifen.jpg
Dann noch die Schlitze nachgesägt und bundiert. Dabei kam mein High-Tech Bund-Radius Jig zum Einsatz:
50_Bund_Radius_Jig.jpg
Und Bünde mit dem Bundierpresseinsatz von Rall und meiner Standbohrmaschine eingepresst. In mehreren Schritten arbeiten, zuerst in der Mitte, dann beide Seiten und noch Mal in der Mitte, und alles ist ziemlich gut geworden, trotz Edelstahl-Bunddraht.

Parallel noch das verleimte Top geschliffen, ausgesägt und geleimt. Die Dübel-Pins waren ganz hilfreich, um die Leimnähte vom Body und dem Top möglichst gleich auszurichten. In Eile auch keine Bilder gemacht, ging aber relativ gut. Und am Tag danach gefäst, dabei den Body als eine Schablone für den Fräser verwendet.

So konnte ich mir den ersten Eindruck verschaffen und erste Gedanken über Finish machen. Ich wollte das Ganze mit dem eingefärbten Schellack behandeln, habe dann aber diese Idee verworfen:
46_Top_Wet.jpg
47_Top_Body_Wet.jpg
Die schöne Tiger-Stripes sind eher für etwas ruhigere Maserung (und ich habe noch ein Spalted-Maple Top dafür)

Weil ich (noch) keinen Bindingfräser habe, habe ich mir eins selbst gemacht: in diesen billigen 12 Teiligen Fräsersets im Holzkästchen gibt es 2 unterschiedliche Kugellagergrößen. Also auf den Kopierfräser kleine Kugellager geschraubt (wenn ich mich richtig erinnere, bekommt man dann ca. -1mm Radius unterschied) und eine weitere Schablone gemacht, die ich als Schablone für das Binding verwenden wollte.
Dann diese Binding-Schablone auf die ursprüngliche Schablone geklebt und Binding gebogen. Man muss schon bei der Heißluftpistole aufpassen, es gibt nur wenig Freiraum zwischen "noch zu hart" und "verformt zum wegwerfen".
49_Binding_Biegen.jpg
Ich werde es nicht noch Mal mit diesem selbsgebastelten Bindingfräser arbeiten. Die Kugellager haben Spiel auf der Schraube, die diese fixiert und die Ergebnisse sind nicht konsistent. Aber wieder etwas gelernt.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#14

Beitrag von Svenson » 05.09.2019, 09:44

Mein erstes Binding war zum Schluß spiralförmig :lol: Hast du mit Aceton geklebt? Respekt, sieht gut aus. ;)

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#15

Beitrag von Jackhammer » 05.09.2019, 10:22

Svenson hat geschrieben:
05.09.2019, 09:44
Mein erstes Binding war zum Schluß spiralförmig :lol: Hast du mit Aceton geklebt? Respekt, sieht gut aus. ;)
Die spiralförmige Bindingstücke hatte ich auch :) Die konnte ich danach schreddern und im Aceton lösen. Und ja, am Ende mit Aceton geklebt und ABS/Aceton Masse gespachtelt. Dazu werde ich noch Paar Sätze schreiben.

Edit: Auf dem Bild oben ist das Binding noch nicht geklebt, nur um die Schablone gebogen.
Viele Grüße
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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#16

Beitrag von Jackhammer » 06.09.2019, 08:55

Mit der oben gezeigten Binding-Schablone und einem 5mm hohen Kopierfräser habe ich das Bindingkanal gefräst. Ist leider nicht perfekt geworden, da die Schablone doch minimal Spiel auf Indexpins hatte, was aber am Rand der Schablone auf bis zu 0,5mm betrug. Also, noch ein Mal: für Binding lieber einen Bindingfräser verwenden.
Wie es schon erwähnt wurde, habe ich auch diesmal das Binding mit Aceton geklebt. Im Gegensatz zum letzten Mal habe ich mit einer anderen Methode gearbeitet: statt Aceton zu pinseln, habe ich dieses Fläschchen mit Aceton gefüllt benutzt:
https://www.hornbach.de/shop/Oeler-60-m ... tikel.html
(es soll keine Werbung sein, habe aber nicht in jedem Baumarkt gesehen).
Also Binding an einer Stelle drucken, satt in den Spalt Aceton reinfleißen lassen und mit dem Tape fixieren. Das ging deutlich besser, als mit der Pinsel, nur musste ich zum Teil etwas länger warten, bis das Aceton sich verdunstete und ich die zu bearbeitende Stelle loslassen konnte.
Einen Fehler habe ich doch gemacht: beim echten Body habe ich nicht mit der Stelle angefangen, wo beide Bindingstreifen sich zusammentreffen. Deswegen gab es dann dort einen kleinen Spalt, was ich mit Bindingzement auffüllen musste. Wieder einen Arbeitsschritt gewonnen, was man sich bei der guten Planung sparen könnte.

Dann noch noch rechteckigen Hals im Schraubstock gespannt und die Sidedots gebohrt und eingeklebt. Dieses Mal berümte "plastic stick for guitar" (zumindest laut der Zolldeklaration :D ), SGM-23 von Luminlay. 3mm Außendurchmesser, 2mm grüne Dots mit schwarzen Ummantelung. Es gibt keine Bilder vom Prozess, ist aber ziemlich selbsterklärend: markieren, vorstechen, mit einem passenden Bohrer mit Zentrierspitze bohren, Sekundenkleber in die Bohrung, Sidedots mit einem Gummihammer reinklopfen, bündig abschneiden - fertig.

Weiter ging es mit der Hals-Rückseite. Die Facetten-Methode am Papier hat gezeigt, dass die erste Fase mit einem 45° Fräser gemacht werden kann. Die richtige tiefe bestimmt und mit meiner Kantenfräse und passendem Fräser gemacht:
51_Hals_Shapen_1.jpg
Danach die Sekundärfasen per Hand erledigt:
52_Hals_Shapen_2.jpg
Und mit der Schuhputzermethode und einem Stück Band vom Bandschleifer verrundet.


Am Body ging es auch weiter: PUs und die Halstasche geforstnert und mit der Leistenmethode noch die Halstasche fertig gefräst. Hochzeit:
53_Hochzeit.jpg
Dann konnte ich die Schraublöcherpositionen von oben in der Halstasche markieren und mit einem 3mm Bohrer vorbohren. Danach den Hals in die Halstasche reingepresst und mit dem gleichen Bohrer durch bereits gebohrte Löcher im Body deren Positionen auf den Hals übertragen. Dann noch mit einem passenden Bohrer Löcher für die Rampamuffen aufgebohrt und die Muffen in der Standbohrmaschine per Hand eingedreht. Ganz wichtig: sind Bohrungen für die Muffen zu klein, geht es schief. Man kann es an meiner ersten Bohrung sehen. Wenn man google bemüht, findet man eine pdf Datei, wo es steht, mit welchem Durchmesser für welche Muffen vorgebohrt werden muss.
Da ich für die Halsverbindung M5x30 Schrauben verwendet habe, musste ich die Köpfe im Body entsprechend Versenken. Das habe ich mit einem 15mm Forstner gemacht und danach noch mit einem Stechbeitel und Iwasaki die Hals-Body Verbindungsstelle etwas verrundet.


Dann noch die Schablonen für den Toggle-Switch Fach und Deckel mit einem in der Standbohrmaschine gespannten Kreisschneider gemacht. Beim 2. Versuch hat es geklappt, eine sehr gute Passung zu machen. Das Body noch Mal umgedreht und an der Bodyrückseite gearbeitet. Bereiche für E-Fach und dem Toggle Deckel gefräst und passende Deckel aus dem Verschnitt gemacht. Beim Hauptfach ging es ziemlich einfach: grob auf der Bandsäge ausgesägt und auf Endmaß gehobelt auf der Innenseite und geschliffen auf der Außenseite.
54_EFach.jpg
Bei dem runden Deckel musste ich eine etwas abenteuerliche Konstruktion verwenden: Ich habe meine Kantenfräse an der Werkbank befestigt, die so Fräserhöhe eingestellt, dass ich die Fräsersohle als Werkstückablage verwenden kann. Dann die Schablone und den Deckel zusammen geklebt und auf einem Verlängerungsstück mit dem Teppichklebeband befestigt, um meine Fingern nicht in der nähe des Fräsers zu halten.
55_Toggle_Deckel_1.jpg
56_Toggle_Deckel_2.jpg
57_EFach_Deckel.jpg
Für meine Verhältnisse ist das Ergebnis perfekt geworden, ich habe beide Deckel mit Tape geklebt um beide mit dem Body zu schleifen. Leider als ich beide Deckel wieder vom Body trenne wollte, hatte ich plötzlich 4 Deckelteile in der Hand. Die ca 3mm starke Teile aus Vollmaterial waren zu fragil. Die Teile habe ich wieder zusammengeklebt und zum Schluss gekommen, dass ich eine andere Lösung brauche. Leider waren die Reste von meinem Bodyverschnitt zu dünn für neue Deckel. Nach paar schlaflosen Nächten kam die Idee aus den Resten mit einer zusätzlichen Verstärkung neue Deckel zu laminieren. Also 2 dünne Resten von Rosated Maple gefunden, die von der Größe passen könnten und ein Stück mit Harz getränktem CFK dazwischen gepackt und gepresst. Diese Platte ist deutlich stabiler geworden. Dann noch mit einer Laubsäge die Deckel ausgeschnitten und auf dem Spindelschleifer und mit einer Metallfeile in die endgültige Form gebracht.
59_Laminat_Deckel.jpg
Viele Grüße
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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#17

Beitrag von MattB90 » 06.09.2019, 09:37

Da räumt jemand das Feld von hinten auf :D Sehr schön, gefällt mir ganz gut!

Edit: sehr interessantes E-Fach-Design :)
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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#18

Beitrag von DoppelM » 06.09.2019, 09:47

Sehr schön! Erinnert mich zum Teil an Crimson Guitars, das mit den Deckeln.
Ich selber hab für sehr sehr dünne und fragile Holzteile (z. B. die 0,5mm Ebenholz Spulenabdeckungen meiner HiLoTrons) eine sehr simple „Verbundwerkstoff-Verstärkung“ gefunden: Blatt Papier drauflegen und mit Sekundenkleber tränken.

Wie sind denn deine Erfahrungen mit der Bosch GKF 12? Wofür reicht da die Power?
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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#19

Beitrag von Jackhammer » 06.09.2019, 10:01

DoppelM hat geschrieben:
06.09.2019, 09:47
Sehr schön! Erinnert mich zum Teil an Crimson Guitars, das mit den Deckeln.
Ich selber hab für sehr sehr dünne und fragile Holzteile (z. B. die 0,5mm Ebenholz Spulenabdeckungen meiner HiLoTrons) eine sehr simple „Verbundwerkstoff-Verstärkung“ gefunden: Blatt Papier drauflegen und mit Sekundenkleber tränken.

Wie sind denn deine Erfahrungen mit der Bosch GKF 12? Wofür reicht da die Power?
Ich muss zugeben, diesen Deckel-Prinzip habe ich bei Ben abgeschaut, obwohl ich es auch davor hier im Forum gesehen habe. Ursprünglich wollte ich auch nur 3 Schichten Holz laminieren, aber da ich schon CFK-Gewebe Zuhause liegen hatte...
Die kleine GKF ist mein Lieblingsspielzeug in meinem Keller, und nach dem Akkuschrauber meistbesuchtes Werkzeug. Es geht ziemlich alles damit, nur in mehreren Schritten.
Viele Grüße
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#20

Beitrag von Jackhammer » 06.09.2019, 22:12

Zwei Momente habe ich vergessen zu erwähnen:

beim zweiten Versuch die Bundpositionen auf dem GB zu markieren habe ich nicht die Lineal-Methode sondern die Messschieber_Methode verwendet. Dazu oben und unten zwei Linien parallel zur Mittellinie markiert und Referenzpunkte bei 0mm, 150mm, 300mm und 450mm von dem GB-Anfang mit dem Messschieber markiert. Die 150mm Schritte habe ich gewählt weil mein Messschieber nur bis 150mm kann. Und dann ausgehend von diesen Referenzpunkten Bundpositionen bestimmt. Und zur Kontrolle die Distanz zwischen dem aktuellen und dem vorherigen Bund gemessen und mit der Tabelle verglichen.

Auf dem letzten Bild sieht man, dass das Body etwas dunkler als die E-Fach Deckel ist. Das liegt an dem Epoxidharz, mit dem ich das Body behandelt habe. Holzfestiger alleine fand ich doch nicht hart genug. Deswegen habe ich auf das vorgewärmte Top mehrmals Gießharz aufgetragen (weil ziemlich dünnflüssig und hat 500 Minuten Topfzeit) und einmassiert. Bei dieser Aktion dachte ich mir. es wäre cool das ganze Body mit Harz zu behandeln. Was dazu führte, dass die Schleiferei an der Rückseite trotz maschineller Unterstützung mich in den Wahnsinn getrieben hat. Ab da ist meine Arbeitsqualität deutlich nachgelassen. Zum Einen habe ich meine intern- und gleichzeitig durch die Umstände extern aufgestellte Deadline überschritten und zum Anderen konnte ich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr konsequent und durchgehend Arbeiten sondern nur sporadisch. Übrigens, das Harz ist leider auch nicht tief genug eingedrungen und wurde großenteils wieder abgeschliffen. Mit Sekundenkleber am Ende hatte ich deutlich mehr Erfolg.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#21

Beitrag von Jackhammer » 06.09.2019, 23:23

Der nächste Unfall: beim Fräsen der Kopfplatte ist mir die Schablone zur Seite gerutscht. Nicht viel, ca 1mm, aber sichtbar. Wegen Frust keine Fotos gemacht, am Ende durch symmetrisches Schleifen konnte ich zumindest den optischen Impact minimieren, aber Finger kann man nicht ver@rschen, man kann deutlich spüren, dass der Hals ab dem Sattel sich nicht gleichmäßig verjungt.

Danach war Kopfplattenfurnier dran. Aus dem Verschnitt vom Top einen bookmatched Aufleimer angefertigt. Von 6mm Stärke musste mindestens die Hälfte weg. Es gab Probleme beim Planfräsen, Hobeln ging auch nicht gut, da das Material nicht homogen ist. Also in die Standbohrmaschine einen Schleifteller eingespannt, K40 Schleifscheibe drauf und geschliffen. Wieder eine merkwürdige Geschichte, ging aber besser, als andere Versuche davor. Danach noch grob die Kopfplattenform ausgesägt und geleimt. Leider diesmal auch nicht ganz sauber. Da ich angst um das weiche Material hatte, habe ich nur eine Korkbeilage zwischen dem Aufleimer und Zwingen verwendet. Deswegen hat sich mein Aufleimer verbogen und im Sattelbereich hatte ich einen ca 2mm großen Spalt.

Diesen Aufleimer abzuhobeln und neuen zu machen wäre zu viel Aufwand, deswegen habe ich mir Plan B ausgedacht: diesen zum Teil mit Leim gefüllten Spalt vom Leim zu befreien, mit neuem Leim füllen und mit Zwingengewalt zu kleben. Mit einer Laubsäge langsam und vorsichtig entlang der Leimnaht gesägt, dabei habe ich versucht möglichst viel von dem alten Leim zu entfernen.
60_KP_Furnier.jpg
61_KP_Furnier_Gesägt.jpg
Dann frischen Leim reingeschmiert und mir einer harten Beilage mit Zwingen gepresst. Die Rettungsaktion ist gerade noch ganz gut ausgegangen. Die hässliche Reparaturstelle musste dann unter dem Binding verschwinden. Da ich immer noch keinen Bindingfräser habe, aber die Frankenstein-Fräser Lösung nicht mehr in Frage kam, habe ich mir nächsten High-Tech Jig gebaut:
58_Binding_Jig.jpg
Die Multiplex-Ecke ist so geklebt, dass diese plus Bindingdicke parallel zur Fräserkante sind, sprich der Fräser kann seitlich nicht tiefer in das Material eintauchen, als die Bindingstärke. Das ging deutlich besser, als das Bodybinding, nur im Sattelbereich konnte ich wegen dem Griffbrett nicht zum Ende fräsen. Diese Stellen habe ich dann vorsichtig per Hand mit einem Anreissmesser, Stechbeitel und zwei unterschiedlichen Streichmaße erledigt.

An einer Stelle auf der Kopfplatte war der Furnierstreifen zu kurz, an einer anderen Stelle habe ich beim GB-Sägen zu tief in das Halsholz gesägt. Diese Stellen habe ich dann beim Bindingkleben auch mit schwarzem Bindingzement gefüllt. Ist zwar nicht unsichtbar, aber meiner Meinung nach besser als mit Holzkitt gespachtelt.

Mittlerweile ist die fehlende Hardware eingetroffen:
PUs: Fishman Tosin Abasi Set
62_PUs.jpg
Ich wollte unbedingt aktive PUs ausprobieren. Diese sind zwar um einiges teurer als EMG 81/85 Set, haben aber zwei unterschiedliche Voicings plus die Möglichkeit diese zu splitten. Da es inzwischen sehr viele Varianten von diesen PUs gibt, hat mir dieses Video bei der Auswahl sehr geholfen:
https://www.youtube.com/watch?v=EwcMKvgzvck

Man kann dort auch die DI Tracks herunterladen und in Ruhe vergleichen. Bei Tosin Abasi hatte ich den Unterschied zwischen beiden Voicings am besten wahrgenommen und beide haben mir gefallen. Leider nächste Katastrophe: ich habe auf der Fishman Webseite Spezifikationen zur Pickups gefunden und 10mm Potilöcher gebohrt. Bei der Anprobe musste ich feststellen, dass die Potis nur 8mm Bohrung benötigen. Man darf niemandem blind vertrauen, immer selbst nachmessen und erst danach planen. Leider ging es in diesem Fall nicht, da die Budgetplanung im quere mit dem möglichen Bauzeitfenster kam. Also weitere schlaflose Nächte und die Lösung ist gefunden: 10mm Alurohr mit 1mm Wandstärke einkleben und gut ist.

Mechaniken habe ich auch inzwischen bekommen. Einmal von @Haddock erwähnten Graphtech Ratio Locking standen seit einiger Zeit auf meiner "Habenwill" Liste ganz oben und passen ganz gut zum Konzept einer relativ kompliziert gestalteten Gitarre.
63_Hardware.jpg
Im Hintergrund zu sehen sind die Ibanez Suregrip III Potiknöpfe, mit Gummierung und Beschriftung wollte ich verbauen. Leider hat ein Mismatch der Anzahl der Zähne auf den Potis und den Potiknöpfen zur Problemen geführt. Auch Aufbohren der Potiknöpfe ist mir nicht ganz gelungen und am Ende habe ich andere, besser zur Bridge und PU Rahmen passende Knöpfe eingesetzt.

Auch Saiten sollten besonders sein: die EXL110BT von D'Addario wollte ich einsetzen. die sollten über alle Saiten ausgeglichene Spannung haben. Leider nach ein Paar Probemontagen ist mir die G-Saite gebrochen und dieser Satz wurde durch ein 11-49 ersetzt. Beim nächsten Saitenwechsel kommen die EXL115BT, versprochen, 11-50 mit ausgeglichener Saitenspannung. Braucht kein Mensch, ist trotzdem cool 8)

Dann noch die Gurtpins versenkt, bereits im ersten Bauthread vorgestellte Klusons Multi Lock mit Schraubsicherung, Bridge draufgeschraubt und Saiten zur Probe aufgezogen.
64_Probemontage.jpg
Edit: irgendwo dazwischen habe ich eine Fase als Armrest gefräst, war aber ziemlich unspektakulär: zwei Klotze als Begrenzung am Body befestigt und in mehreren Schritten mit einem 45° Fräser gefräst.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#22

Beitrag von thoto » 07.09.2019, 09:41

Cooles Teil!
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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#23

Beitrag von Jackhammer » 07.09.2019, 23:18

Ja, noch einen Punkt habe ich vergessen: die Bridge. Da die Ausladung meiner Standbohrmaschine nicht groß genug ist, musste ich die String-Trough Bohrungen mit meinem Akkuschrauber freihändig machen. Zuerst die Bridge mit zwei Gummibänder an stellen 1. und 6. Saiten ausgerichtet und die Mitten für die Befestigungsbohrungen markiert. Dafür nimmt man einen Holzbohrer mit dem Durchmesser, der mit dem Durchmesser der Befestigungsbohrung der Bridge übereinstimmt und ganz leicht auf den Bohrer klopft - und die Lochmitte ist markiert. Dann die Bridge mit zwei Schrauben provisorisch befestigt (vorbohren nicht vergessen) und die Positionen der String-Trough Löcher genauso auf dem Body markiert. Danach auf dem 3mm Bohrer einen Tiefenstopp aus Malerband aufgeklebt und zwar so, dass nur die Bohrerspitze das Body komplett durchbohrt. Hat auch relativ gut geklappt. Dann auf der Rückseite eine Linie zwischen den Stellen gezeichnet, wo die Bohrerspitze durchkam. Danach den Abstand zwischen den Löchern gemessen und die Linie in 5 gleiche Teile aufgeteilt. Mit einem Zirkel mit zwei Spitzen ging es ziemlich präzise. Dann an diesen Stellen auf der Rückseite erstmal mit einem 10mm Bohrer 2mm tief gebohrt, um die Ferrules zu versenken. Und anschließend mit einem 6,5mm Bohrer so tief gebohrt, wie die Ferrules hoch sind. Und anschließend von oben mit einem 3mm Bohrer gebohrt und glück gehabt: alle Bohrungen haben sich paarweise gefunden :)

Noch eine Stelle hat mich gestört: Zwei von den Potis haben eine Push-Pull Funktion. Und im gepushten Zustand finde ich es ziemlich hässlich, wenn man die Potimutter sehen kann. Also müssen diese zumindest versenkt werden. Aber wie kann man im Nachhinein die richtige Mitte der Bohrung bestimmen? Nach paar weiteren schlaflosen Nächten kam die Idee die Holzdübel-Markierungen dafür zu missbrauchen.
Also die Markierung in die Bohrung mit der Spitze nach oben reinstecken, Forstner in die Standbohrmaschine und die Spitzen der Markierungshilfe und des Forstners aufeinander ausrichten:
65_Potis_Versenken.jpg
Und dann bohren. Man kann die Aluspäne von den Alurohren ganz gut erkennen:
66_Potis_Versenken_2.jpg
Danach noch alle E-Fächer mit dem Abschirmlack gepinselt. Das Top habe ich noch Mal mit dünnflüssigen CA behandelt. Conrad hat den in 20ml Flaschen als Hausmarke für relativ humanen Preis. Leider stinkt dieser gewaltig (schlimmer als alle andere mir bekannte CA anderer Marken). Könnte hier Aktivkohlefilter für die Staubmaske Abhilfe schaffen? Dann noch mal alles per Hand bis K400 geschliffen, mit Waschbenzin abgewischt und geölt. In das bereits vorgestelltes Fläschchen Danish Oil gefüllt (OK, in ein anderes, ich habe 2 davon:) ) und so konnte ich das Öl kontrolliert Auftragen, mit Papiertuch verteilen und nach ca 5 Minuten mit Schleifpapier einmassieren. Angefangen mit K600, bei jedem weiteren Auftrag eine Stufe feiner bis K2000 gegangen. Nach ca. 10 weitern Minuten, wenn die Öl-Staub Masse klebrig wird, abwischen und 24 Stunden trocknen lassen:
67_Oelen.jpg
Vor jedem neuen Auftrag kurz mit 0000 Stahlwolle drübergehen um eventuelle Staubpartikeln im Finish zu eliminieren und den letzten Auftrag ohne Schleifpapier nur mit Papiertuch und mit Waschbenzin verdünntem Öl. Da gab es leider einige Stellen, wo das Öl unkontrolliert sich verbreitete. Das werde ich in der Zukunft nicht machen.

Danach bleiben nur die Kleinigkeiten, dachte ich mir. Leider musste ich feststellen, das mein Kabelkanal für die ganze Verkabelung zu klein ist. 12mm Schalungsbohrer besorgt und nachgebohrt. Das war die stressigste Stunde meines Lebens: passte der Winkel nicht, würde der Bohrer irgendwo im Top auftauchen. War auch ziemlich stumpf, ich musste jede 5 Sekunden jede Richtung kontrollieren, irgendwann war die Aktion aber vorbei:
68_Nachbohren.jpg
Ich wollte auch noch ein Extra haben: Potis sollten auf einer kupferbeschichteten Platine montiert werden. Also passende zum E-Fach Platine angefertigt und festgestellt, dass das Potigewinde dafür zu kurz ist. Wegen dem weichen Top wollte ich auch das E-Fach nicht zu tief fräsen. Diese Idee musste ich doch verwerfen, die Platine konnte ich jedoch für die Vormontage verwenden. Potis auf der Platine vorverdrahtet, dann ins E-Fach und zu Ende zusammengelötet:
69_Verdrahten.jpg
70_Verdrahten_2.jpg
Zwar nicht so sauber und aufgeräumt, wie bei @Haddock im E-Fach ;), hat aber auf Anhieb funktioniert. Man kann auch zwei nicht belegte weiße Kabel sehen: mit diesen kann man bestimmen, welche Spule beim Splitten verwendet wird. Diese Funktion brauche ich aber nicht, deswegen sind die bei mir nirgendwo angeschlossen.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch gegen Neodymmagnete füe E-Fach Deckel entschieden und für Schrauben und Rampa-Muffen. Leider habe ich bereits für Magnete vorgebohrt, und es hat nicht 100% zu den neuen Löchern gepasst. Die Spaltmaßen sind zwar in Ordnung, es geht aber besser, auch bei mir.

Trotzdem war ich ganz glücklich und wollte nun die Gitarre komplettieren. Es fehlten nur die Pickups und ein paar Schrauben. Ein PU in dem PU-Rahmen befestigt und der nächste Schlag -> PUS passen nicht in die Taschen. Da die Verkabelung mit insgesamt 5 Kabeln in den PU Taschen ziemlich aufwändig war, habe ich mich gegen "noch Mal eben fräsen" und für "ich operiere am offenen Herzen". Mit einen kleinen Iwasaki, einem Schnitzmesser und meinem Ixo mit Bohraufsatz und 5mm Bohrer bewaffnet, habe ich angefangen die Taschen an die PUs anzupassen und dabei keinen Kabel zu berühren. Auch keine Fotos wegen dem ganzen Stress gemacht, aber:
IMG_0005.JPG
Viele Grüße
Yuriy

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#24

Beitrag von Haddock » 08.09.2019, 18:40

Hallo,

na die kommt doch gut!

Gruss
Urs

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Re: [Elektrisch, Gitarre] JET: Jackhammer's Enhanced Telecaster (#44)

#25

Beitrag von penfield » 08.09.2019, 22:02

Haddock hat geschrieben:
08.09.2019, 18:40
Hallo,

na die kommt doch gut!

Gruss
Urs
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