Ich hatte vor etlichen Monaten mal den Kauf dieser Fräser hier gestanden und gelobt, gewonnene Erfahrungen hier zu teilen.
Bei einem ersten Test hatte ich einfach ein Kantholz am Fräser vorbeigeschoben und das sah ganz vernünftig aus; jetzt bin ich etwas tiefer in die Materie und mit etwas kritischerem Blick an die Sache rangegangen.
Was bekommt man?
Das Set enthält folgende Fräser:
7,25; 8,5; 9,5; 10; 12; 18 inch Fräser
den 14er muss man sich als einzelnen dazu kaufen.
Das ganze kostet dann rund 130 Euro + Versand & Zoll/Steuer
Ist das viel oder wenig? Die Bewertung kann ich euch nicht abnehmen, jedoch meine Gedanken dazu:
Es sind recht spezialisierte Teile, wo sonst braucht man so ungewöhnliches Format? Es sind recht große Fräser mit 12,7mm Schaft und langen Schneiden; das hat normaler Weise seinen Preis..
Dafür finde ich sie preiswert.
Halten sie, was sie versprechen?
mmmm... bedingt. Die Qualität ist tatsächlich nicht die beste. Dazu später mehr.
Die Bedienung:
Der Fräsvorgang ist eigentlich recht einfach:
Man verwendet einen Frästisch mit Anschlag. Der Anschlag wir mit dem Kugellager auf eine Linie gebracht. Der Radius wird in zwei Zügen gefräst, wobei entlang der Mittelachse des Griffbrett bei jedem Durchgang jeweils die untere Hälfte des Rohlings auf Radius gebracht wird. Den Vorgang kann man in den oben verlinkten Videos gut erkennen.
Mein Setup:
Ich bin da mit selbstgebautem Equipment unterwegs; nichts aufwendiges.
Meinen Frästisch habe ich hier schon einmal vorgestellt und den Anschlag habe ich mir jetzt dazu gebaut.
Dann habe ich mir noch eine Halterung für den Rohling ausgedacht.
Die Frontplatte wird auf die Schwalbenschwänze gesteckt, das Griffbrett muss mit der Mittelachse zentriert fixiert werden. Dann kann ich für den 2. Fräsdurchgang einfach die Frontplatte abziehen, umdrehen und wieder aufstecken und weiterfräsen. ist eine Sache von ein paar Sekunden.
Jetzt zu den Ergebnissen:
Ich habe als Testobjekt ein geschlitzes, Ahorngriffbrett mit leichten Vogelaugen genommen, weil das schon mal zickig in Bezug auf Ausrisse sein kann.
In dem Punkt kann ich nichts beanstanden. Weder an den Bundschlitzen noch am schwierigen Faserverlauf gab es Ausrisse.
Ich begang den Test mit dem 18er Fräser. Das Ergebnis war ca. ein 16er Radius.
??? Erstmal nur Fragezeichen bei mir.
Ok.., dann mal den 14er Fräser ausprobiert.
Ergebnis: ungefähr 12er Radius.
hähhh???
Dann habe ich mich auf Fehlersuche begeben und vermutet, dass entweder der Fräser nicht senkrecht zur Grundplatte steht oder der Griffbrettrohling nicht richtig in der Halterung saß. Es stellte sich dann aber heraus, dass mein kleines Jig von weiter oben nicht exakt rechtwinklig zum Tisch ausgerichtet ist. Das führt dazu, dass man die unten liegende Griffbrettkante weiter in den Fräser reinschieben kann als geplant, so dass ein kleinerer Radius rauskommt als der Fräser vorgibt. (wobei es sich dabei im Grunde ja nicht um einen kleineren Radius handelt, sondern um ein komisches Gebilde aus zwei winklig versetzten 14er Abschnitten, aber egal).
Aber Moment, wofür überhaupt der Anschlag. Der hätte das doch verhindern müssen.
ja, theoretisch richtig. Aber wenn meine kleinen Heimwerkelösungen leider nicht die erforderliche Präzision haben, hilft das auch nichts. Sprich, der Anschlag hatte ebenfalls nicht exakt 90°.
Es hat mich etwas Zeit gekostet, aber beides, Anschlag und Halterung, ließen sich zufriedenstellend rechtwinklig ausrichten.
Der 3 Durchgang, nun mit dem 10er Fräser brachte folgendes Ergebnis.
Damit kann man leben, denke ich. Zumal beim letztendlich notwendigen Feinschliff dann das Ergebnis noch besser werden sollte.
Zur Qualität:
Die Qualität ist mittelmäßig oder Glücksache, würde ich sagen.
Als Beispiel der 18er Fräser. Der ist in meinem Set eine Gurke. Die Schneiden fluchten nicht mit dem Kugellager. Das habe ich schon häufiger bei billigen Radiusfräsern gesehen. Man sieht dann auf dem Werkstück so kleine Fräskanten. Meistens ist der Versatz so gering, dass es sich rauschleifen lässt. Was ich zum Beispiel bei Möbeln verschmerzbar finde, halte ich hier für schwerwiegender. (Ich hoffe es ist auf dem Foto erkennbar.)
Es macht die Nachbearbeitung einfach viel aufwendiger, und gerade bei Griffbrettern will man ja eine gewisse Präzision einhalten. Da finde ich dann so ein extra Klimmzug schwer störend.
Man kann das ganze aber umgehen, indem man die Kugellager abmontiert und den Anschlag nicht mit dem Kugellager sondern mit dem höchsten Punkt der Klinge fluchten lässt. Erfordert aber penibelstes Einstellen des Anschlags.
Dass dieser Fräser dem Namen des Herstellers Precisionbits.com keine Ehre macht, merkt man auch an den Geräuschen und den Vibrationen, die dieser Fräser produziert. Dort musste ich mit der Drehzahl deutlich runter gehen, um das in den Griff zu kriegen. Darunter leidet dann im Zweifel wieder das Schnittbild. Ist also auch nicht das Gelbe vom Ei.
Andere Fräser aus diesem Set zeigen diese Probleme viel weniger oder gar nicht. Deswegen auch das angedeutete, gemischte Fazit.
Fazit:
Mein vorläufiges Fazit:
Ich halte das Set mittlerweile für Schwachsinn:
Die Abstufungen ergeben keinen Sinn.
7,25; 8,5; 9,5; 10; 12, 18 mögen sich an irgend welchen historischen Vorbildern orientieren, dafür fehlt mir aber der Feingeist. So wird der Bereich 7,25-10, also eine Range von 2,75inch von 4 Fräsern abgedeckt, und auf der anderen Seite zwischen 10-18 eine Range von 8 inch mit 3 Fräsern.
Sinnvoller fände ich 8, 10, 12, 14 ,16, 20, Aber auch das gaukelt einem wieder nur größtmögliche Flexibilität vor, wenn alles, was man eigentlich braucht, ein oder zwei Fräser in der bevorzugten Größe sind. Ich würde lieber das doppelte oder dreifache für einen Fräser meiner bevorzugeten Größe in exzellenter Qualität ausgeben; ich denke, das wäre die wertigere / sinnvollere Anschaffung.
Auch muss man sich fragen, an welcher Stelle seines Bauprojektes plaziert man nun den Arbeitsschritt: Griffbrettradius herstellen?
Das hört sich wie eine Lapalie an, stört mich aber doch irgendwie gewaltig.
Eigentlich passiert das bei mir relativ spät, weil ich nicht darauf verzichten möchte, so lange wie möglich eine plane Auflagefläche zu haben.
Die zerschieße ich mir jetzt aber relativ am Anfang, oder ich arbeite in späteren Arbeitsschritten mit Beilagen drum rum. Finde ich aber doof, genau so wie einen eigentlich fertigen Hals an der Fräse vorbei zu schieben. Wenn dann was schief läuft, bekommt man vorraussichtlich keinen 2. Versuch.
Das Fräsen eines Radius funktioniert auf diese Methode schon, vorausgesetzt, das eingesetzte Werkzeug / Jig bringen die notwendige Präzision mit. Das Ergebnis ist dann akzeptabel, denke ich.
Nacharbeit / Schleifen ist sowieso notwendig, das hab ich zumindest aber auch vorher nicht in Frage gestellt.
Die Qualität der Fräser könnte konsistenter/besser sein.