Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

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Simonfunk
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#26

Beitrag von Simonfunk » 06.03.2017, 23:59

Mit anderen Worten... das Holz wurde nur elastisch verformt und nicht plastisch - Glück gehabt ;)

Ich hab mal zusammengefasst, was das Netz so hergibt und liege hoffentlich nicht überall falsch :)

Plastifizierung
Damit Holz plastisch und damit dauerhaft verformt werden kann, muss es plastifiziert werden, was generell durch die Faktoren Feuchtigkeit und Wärme beeinflusst wird. Eine Verformung in Faserrichtung und eine homogene Dichte begünstigen dabei den Prozess. Beide Faktoren treffen bei Hölzern der Kategorie Tonholz unter anderen zu.

Feuchtigkeit & Elastizität
Die bereits zugbeständigen Zelluloseketten im Holz, wodurch unter Umständen bereits eine elastische Verformung möglich ist, werden durch Wasserstoffbrücken verbunden. Wird dem Holz Wasser hinzugesetzt, quellen diese auf und eine Verformung wird weiter begünstigt.
Dass sich frisch geschnittenes und an der Schnittfläche trocknendes Holz konkav wölbt trifft zumeist dann zu, wenn das Holz vor der Bearbeitung ungenügend getrocknet wurde und seine Feuchtigkeit an die Umgebung abgibt. Die Wasserstoffbrücken ziehen sich dabei zusammen. Die relative Umgebungsfeuchte, wie auch Temperatur spielen eine Entscheidende Rolle für den Feuchtigkeitsausgleich im Werkstoff, der sogenannten Holzausgleichsfeuchte. Wird das Holz ungleichmäßig und zu schnell getrocknet, können Risse auftreten, da diese Elastizitätsgrenze überschritten wird.

Wärme & Plastizität
Durch die zum Biegen verwendete Feuchtigkeit kann die zugesetzte Wärme besser durch das Holz geleitet werden. Nur durch die Zugabe von Wärme kann das Holz gezielt dauerhaft verformt werden. Die alleinige Erhöhung der Temperatur jedoch erschwert den Biegeprozess, da Verbrennungen auftreten können und ebenso die Zugfestigkeit der Zelluloseketten beeinträchtigt wird, wodurch diese reißen können.
Damit Holz seine typische Stabilität erhält, wird die zugbeständige Zellulose durch das druckbeständige Lignin ergänzt. Lignin ist amorph, damit druck, jedoch nur bedingt zugbeständig.
Mit Hilfe der Hitze wird neben dem Zellstoff das im Holz enthaltene thermoplastische Lignin weich und das Holz kann verformt werden. Das Lignin erstarrt dann wieder nach dem Abkühlen.
Die Thermobeständigkeit hängt von der Art des Lignins und dem Feuchtigkeitsgehalt des Holzes ab. Ist die zugeführte Temperatur zu niedrig und durch zu kurzes Halten der Hitze nur ungleichmäßig verteilt, kann das Lignin sich nicht oder nur bedingt verformen. Es tritt lediglich eine elastische Verformung, beziehungsweise unzureichende plastische Verformung durch das Verkürzen der Wasserstoffbrücken an den Zelluloseketten auf. Wohlgemerkt hat das Holz nach dem Erhitzen eine geringere Feuchtigkeit als vor der Bearbeitung. Durch die Feuchtigkeitsaufnahme durch den Ausgleich mit der relativen Luftfeuchte im Anschluss wird dabei die wenn auch nur geringe Verformung zum Teil wieder rückgängig gemacht.
Wenn die Temperatur hoch genug ist und gleichmäßig verteilt, muss das Werkstück im eingespannten Zustand abkühlen, da das Lignin erstarren muss um seine Form zu behalten.

Spannungsausgleich
Hölzer können Druck an der konkaven Seite eher standhalten, als dem Zug, der durch das Biegen an der konvexen Seite entsteht. Daher reißt das Holz an der konvexen Seite bei Überbeanspruchung.
Mit Hilfe eines Biegebandes an der konvexen Seite des Holzes verteilt sich die Zugspannung durch die zusätzliche Druckbeanspruchung und es können engere Radien gebogen werden, als ohne Biegeband. Wohlgemerkt – Lignin hat eine hohe Druckfestigkeit, wohingegen der Zellstoff eine höhere Zugfestigkeit hat.
Lignin hemmt im Übrigen die Feuchtigkeitsaufnahme und damit die Quellfähigkeit des Holzes.
Das Problem ist, dass sich bei Hölzern mit einem hohen Lignin Anteil wie es bei Nadelbäumen im Vergleich zu Laubbäumen der Fall ist Feuchtigkeit nur unzureichend verteilen kann, damit auch die Hitze und elastische Formbarkeit und diese zum Biegen tendenziell ungeeignet sind.

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#27

Beitrag von gitarrenmacher » 07.03.2017, 07:43

Ein schöner Diskurs.
Also zu kalt oder eher, nicht warm genug. :idea:
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Die Zargen: Teil 2

#28

Beitrag von Sven » 10.03.2017, 22:53

Nun, wie einige schon bemerkt haben, lag es tatsächlich an der Temperatur. Für die Ziricote-Zargen bin ich auf 150°C hochgegangen und das hat dann gut geklappt.
Bei den Kirsch-Zargen sah das dann aber ganz anders aus. Obwohl die unter 2mm dünn sind und ich bis auf 180°C hochgegangen bin, war hier der Rückfedereffekt am stärksten.
24_zargen.png
Wie man im Vergleich sehen kann, stehen die Zoricote-Zargen (150°C) am besten da. Dann kommt der Palisander (130°C) und am schlechtesten sieht es bei der Kirsche aus (180°C) (Alle mit Abkühlpause und erneutem Aufheizen).
Da die Kirschzargen sehr weich federn, kann ich sie sicher ohne Probleme unter Spannung einleimen. Oder ich korrigiere den Palisander und die Kirsche nochmal auf dem Biegeeisen. Das wäre vielleicht sogar am schlauesten.

Wie ich Eingangs geschrieben habe, baue ich vier Gitarren parallel, um die einzelnen Arbeitsschritte durch die vierfachen Wiederholungen besser lernen zu können. Was ich dabei nicht bedacht habe, ist, dass ich dabei auch den selben Fehler bis zu viermal hintereinander weg machen, bevor ich merke, was ich da tue.
So habe ich es geschafft drei Paar Zargen zu biegen ohne sie vorher auf die korrekte Breite zu sägen. (Facepalm)
25_zargen.png
Erst bei den Birne-Zargen ist es mir eingefallen vorher zu sägen und dann zu biegen.

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#29

Beitrag von Falko » 10.03.2017, 23:54

Bin gerade etwas neidisch ob deines Biegeapparatus :D
Bei mir stehen demnächst auch Kirschzargen an, macht mich grad etwas nervös^^

Aber alles sehr hübsche Hölzer, die du da verbaust!

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#30

Beitrag von DoppelM » 11.03.2017, 07:45

Haha, das mit "selben Fehler mehrfach machen" kommt mir von meinem RB pärchen bekannt vor :)
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Re: Die Zargen: Teil 2

#31

Beitrag von penfield » 11.03.2017, 09:43

Sven2 hat geschrieben:
10.03.2017, 22:53
Wie ich Eingangs geschrieben habe, baue ich vier Gitarren parallel, um die einzelnen Arbeitsschritte durch die vierfachen Wiederholungen besser lernen zu können. Was ich dabei nicht bedacht habe, ist, dass ich dabei auch den selben Fehler bis zu viermal hintereinander weg machen, bevor ich merke, was ich da tue.
Das ist wohl wahr, aber ich denke der Lerneffekt überwiegt deutlich - sei es auch durch eine traumatische Vertiefung, bedingt durch Fehlerwiederholung ;) .

Der sich für den Leser ergebende direkte Vergleich der verschiedenen Hölzer ist jedenfalls äußerst interessant.

Schönes Projekt. Gefällt mir.

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Re: Die Zargen: Teil 2

#32

Beitrag von MiLe » 11.03.2017, 09:53

Sven2 hat geschrieben:
10.03.2017, 22:53
25_zargen.png
Falls Du am Ende gar nicht weisst, wohin mit den ganzen Gitarren: Ich nehm' die rechte :D
Liebe Grüße,
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#33

Beitrag von Isegrim » 13.03.2017, 21:23

All zu sehr unter Spannung solltest du die Zargen nicht einbauen. Ich habe das mal gemacht und dann hat es mir die Bodenwölbung in Längsrichtung ruiniert. Der Boden ist der Länge nach richtig eingefallen. Dies wird zusätzlich durch den Saitenzug an der Decke unterstützt. Zwischen Steg und Sattel wird das Material durch den Zug komprimiert, zwischen Halsfuß und Endklotz auf Bodenseite gedehnt. Ideal wäre es, wenn alles ohne Kraftaufwand bereits bei trockenen Zusammensetzen lückenlos schließt.

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#34

Beitrag von Simonfunk » 14.03.2017, 05:48

an der Stelle nochmal: 180° sind nicht gleich 180°! Die Hitze muss auch gleichmäßig verteilt worden sein und dazu muss das Holz angefeuchtet werden, insofern nicht genug Wasser gespeichert ist. Wie hast du das denn gelöst - vielleicht liegt hier der Hund begraben?

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#35

Beitrag von hatta » 14.03.2017, 10:37

Ich glaube folgendes video hatten wir schonmal?
Da beschreibt er wie er es macht mit dem biegen.

Das mit dem vorher bedampfen finde ich eine gute idee... aber seht selbst:

https://youtu.be/rqSglfu6xtA
Gruß
Harald

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#36

Beitrag von gitarrenmacher » 14.03.2017, 17:52

Ich nehme eine handelsübliche Blumenspritze und besprühe das Holz satt. Dann nehme ich die Zarge und lasse sie solange leicht schräg hängen, bis keine großen Mengen Wasser mehr von der Zargenspitze abtropfen. Dann lege ich die Zarge aufs Blech, Das Holz sollte leicht nass glänzen. Dann sofort die Heizdecke darüber. Bis ich das Biegesandwich in die Form verfrachtet habe, die Taille justiert etc.pp. sind dann 5-10 Minuten vergangen.
Das Holz hat so genug Feuchtigkeit gezogen, dass es sich problemlos biegen lässt. Bei mir funktioniert das so seit geschätzten 50-70 Zargenpaaren. Ab und an Biege ich für Kollegen, verschicke die Zargen mit der Post, manchmal liegen die gebogenen Zargen über Wochen im Regal. Hatte bisher keine größeren Probleme.
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Batschnass

#37

Beitrag von Sven » 14.03.2017, 22:57

So, nun sind auch die Birnenzargen gebogen (180°C, abkühlen, nochmal 180°C). Auch hier habe ich wieder einen deutlichen Rückfedereffekt.
26_zargen.png
Vorne liegt eine Birnenzarge, dahinter eine Kirschzarge. Wie man sieht, ist der Rückfedereffekt nicht so stark wie bei der Kirsche, aber ich werde auch die Birnenzargen nicht ohne Kraftaufwand in die Außenform bekommen. Für micht steht fest, dass ich alle Zargen von Hand nachbiegen muss.

Außerdem zeigt sich, dass die hohe Temperatur nicht spurlos an der Heizmatte vorbeigeht.
27_heizmatte.png
Da ich noch ein Paar Ahornzargen herumliegen hatte, habe ich mich entschieden die auch gleich zu biegen. Ich habe die Temperatur auf "vorsichtigere" 175°C eingestellt.
Wie bei den anderen Zargen, habe ich das Holz großzügig nassgemacht. Also batschnass. Und in Alufolie eingewickelt. Der Dampf kam aus jeder Ritze.
Dennoch weigerte sich auch der Ahorn die Form der Biegepresse auch nur näherungsweise zu behalten.
28_zargen.png
Zu allem Überfluß scheint die Heizmatte auch einen Schaden abbekommen zu haben. Bei der zweiten Ahornzarge wurde die eingestellte Temperatur von 175°C gar nicht mehr erreicht, sondern blieb bei knapp über 160°C stehen. Den Temperatursensor stecke ich üblicherweise zwischen Holz und Heizmatte und achte darauf, dass er guten Kontakt hat.

Bis jetzt hat die Biegepresse meine Hoffnungen also nicht erfüllt. Wahrscheinlicher ist aber, dass ich etwas falsch mache.

Jetzt noch ein Wort zum Verhalten der verscheidenen Hölzer. Genauer gesagt: Dem Geruch beim Biegen.
  • Der Palisander zischt und schwitzt Öl und verbreitet bei 130°C einen so scharfen Brandgeruch, dass ich schon Angst hatte, der Feuermelder geht los. Es gab deutliche dunkel verfärbte Stellen.
  • Das Ziricote schwitzt ebenfalls einen öligen Saft aus, riecht aber bei 120°C bei weitem nicht so stark, wie der Palisander. Der Geruch ähnelt dem des Palisanders. Es gab dunkle Punkte von dem ausgetretenen Öl.
  • Die Kirsche riecht merkwürdigerweise so ähnlich wie gebratenes Fleisch. 180°C. Es gab ein paar dunklere Stellen.
  • Die Birne verbreitet einen Geruch wie ein schweres Parfüm. 180°C. Keine sichtbare Verfärbung.
  • Der Ahorn schließlich riecht bei 175°C wie ein Lagerfeuer, also ein deutlicher Brandgeruch. Keine sichtbare Verfärbung.

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Nicht verzargen

#38

Beitrag von Sven » 15.03.2017, 23:10

Die zweite Ahorn-Zarge ist mit weniger Rückfedern aus der Presse gekommen. Dennoch ist die Form noch weit von der Außenform entfernt. Bei Birne, Palisander und Kirsche sieht es noch weit schlimmer aus.
29_zargen.png
Ich brauche vier Zwingen, um die Zarge an die Außenform anzulegen. Mit so viel Spannung könnte ich die nie ruhigen Herzens verbauen. Unter der Spannung macht es irgendwann "Schnapp" und die Gitarre sieht aus, wie ein überfahrener Transformer.
30_zargen.png
Also muss ich mir jetzt noch ausgedehnt Zeit nehmen, um die fünf Paar Zargen auf dem Biegeeisen zu korrigieren. In Anbetracht meiner "Erfolgsserie" auf dem Biegeeisen könnte es sein, dass ich die Sache noch verschlimmere.

Alternativ könnte ich versuchen die Zargen nochmal in die Presse einzufädeln und ein drittes mal zu heizen. Der Gedanke gefällt mir eigentlich am besten.

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#39

Beitrag von MiLe » 16.03.2017, 01:25

Vorab: Ich habe noch nie eine Zarge gebogen.
Das Biegen von Holz kenne ich nur aus der Kindheit vom Schiffsmodellbau, speziell vom beplanken eines Segelboot-Rumpfes mit Mahagoni-Leisten. Die waren zwar recht schmal - ich schätze ca. 7-8 mm, mussten dafür aber auch in 2 Dimensionen gebogen werden. Bewährt hatte sich damals ein ausgiebiges Dampfbad der Leisten vor dem Biegen/Verarbeiten. Du schreibst "batschnass", aber hatte das Wasser auch vor dem Biegen genügend Zeit, das Holz richtig zu durchdringen?
Wenn Wassermenge und Temperatur OK, kann es doch eigentlich fast nur noch am Faktor Zeit liegen? (think)
Liebe Grüße,
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#40

Beitrag von Isegrim » 16.03.2017, 22:43

Also ich kenne mich nur mit dem Biegen über dem Biegeeisen aus, nicht mit dem Bender. Die Sache mit dem Wasser kann ich nicht so richtig teilen. Nach meiner Erfahrung hilft mehr Wasser nicht mehr. Die Wärmeenergie geht dann nämlich hauptsächlich für das Verdampfen des Wassers drauf und nicht für das Lösen der Holzfasern. Das Holz lässt sich erst biegen, wenn genug Hitze im Holz angekommen ist. Wie viel Wasser vorher auf der Außenseite verdampft ist, ist egal. Im Prinzip besprühe ich meine Zargen vor dem Biegen leicht mit einem Wasserzerstäuber und biege dann am Ende mehr oder weniger trocken.

Vielleicht biegst du noch einmal am Biegeeisen nach, da fühlt man ja auch am besten, ob das Holz wirklich nachgibt oder man es nur mit Kraft in eine Position drückt, aus der es wieder zurückweicht, sobald die Krafteinwirkung nachlässt.

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#41

Beitrag von DoppelM » 17.03.2017, 09:31

MiLe hat glaub ich nicht ganz unrecht. Ein Kollege bei uns in der Werkstatt (der einzigen andere der Gitarren baut) biegt seine Zargen mit einer Variation des Kastens aus dem oben verlinkten Video: Er hat sich eine art Druckkochtopf gebaut, in dem er die Teile wirklich lange mit Dampf malträtiert. (Mehrere Stunden! - Er hat irgendnen Industriellen Dampferzeuger auf der Arbeit).
Wenn er sie rausholt sind sie nach seiner Aussage wie nasse Pappe, so dass er sie einfach in die Bauform legen und überall anzwingen kann. Das lässt er dann mehrere Tage trocknen.
Keine Ahnung wie sich das letztendlich aufs Holz auswirkt, aber Dampf scheint zu helfen.
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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#42

Beitrag von Isegrim » 17.03.2017, 15:47

Dass man das Holz studenlang durchgart, bis es weich ist, und erst dann in eine Form gibt, habe ich noch nicht gehört. Aber so lange es funktioniert, warum nicht. Frage mich nur, ob dann nicht die Zwingen Abdrücke im Holz hinterlassen.

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#43

Beitrag von DoppelM » 18.03.2017, 01:04

Er zwingt ja nicht direkt, hat glaub ich ne auch Teile für ne Innenform. Und sicher nicht mit viel Schmackes.
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Neue Griffbretter und neuer Anlauf

#44

Beitrag von Sven » 18.03.2017, 21:54

So, heute bin ich endlich dazu gekommen die Griffbretter abzuholen, die ich beim Espen bestellt habe. Vier mal Ebenholz in 64er Mensur vorgesägt. Dabei habe ich mir dann auch gleich noch ein paar Stücke Palisander, Elsbeere und Amaranth als Kopfplattenfurnier mitgenommen. Und beinahe hätte ich gleich noch einen Satz Boden/Zargen und eine Decke mitgenommen.
Ich schaffe es einfach nicht aus dem Laden rauszugehen und nur das gekauft zu haben, weswegen ich hingefahren bin.
31_griffbretter.png
Und dann habe ich angefangen, die Zargen alle der Reihe nach nochmal in den Bender zu stecken. Mit der Kirsche habe ich den Anfang gemacht. Ich dachte, dass wird eine wüste Fummelei, die bereits gebogenen Zargen zwischen die Bleche in den Bender zu bekommen, aber das ging ganz einfach. Da die Kirschzargen noch viel zu breit waren, habe ich sie vorher noch auf der Bandsäge etwas schmaler gesägt. Ich dachte, dass auch das schwierig wird, da das Holz dabei ja nicht plan auf dem Sägetisch aufliegt. Hat aber problemlos geklappt.
32_nochmal_biegen.png
Als Temperatur habe ich 135°C eingestellt. Ich habe zwischenzeitlich den Herr Rall kontaktiert und der hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil ich die Zargen mit so hohen Temperaturen gebogen habe. Das ist auch ganz sicher der Grund für die Verfärbungen an der Heizmatte. Die Heizmatte scheint es aber überstanden zu haben.
Ich habe das Holz kräftig angefeuchtet und 15 Minuten bei 135°C dampfen lassen. Morgen früh gibt es dann nochmal 15 Minuten. Dann kommt es auf das Ergebnis an.

Zum Thema vorherige Biege-Probleme: Heute habe ich die Empfohlenen 15 Minuten mit der Uhr gestoppt. Bei den ersten Veruchen habe ich das nicht getan, sondern nach Gefühl die 15 Minuten beurteilt. 15 Minuten können ganz schön lang sein, wenn man auf etwas wartet, und ich bin mir nun sicher, dass ich vorher die Zargen nicht lange genug geheizt habe. Also lag es vielleicht nie an der Temperatur, sondern an meinem Temperament, sprich: meiner Ungeduld.

To be continued...

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#45

Beitrag von Simonfunk » 29.03.2017, 20:05

Ich hab die Temperaturen vom genannten Link

http://www.13thfret.com/articles/sidebending.html

mal umgerechnet:
temp.jpg
Der Zeitfaktor ist natürlich abhängig von der Stärke des Holzes, deswegen fällt eine genaue Aussage natürlich noch schwieriger aus, wobei in dem Link die Materialstärken auch angegeben sind. Das Lignin erstarrt im erkalteten Zustand, daher ist es empfehlenswert, das Holz nicht zu früh aus der Form zu nehmen. Aber das hast du ja gut erkannt (:

Kleiner Tipp an der Stelle - Ich habe vor dem Biegen meine Zargen mit einem Bügeleisen beidseitig vorgewärmt, da die Silikonheizmatte nur eine Seite beheizt und es dementsprechend länger dauert, bis sich die Hitze auf die gegenüberliegende Seite durchkämpft.

Den Save T-Planer habe ich übrigens mittlerweile erhalten und ausgiebig getestet - ist ein gelungenes Tool, wobei der Materialabtrag nicht zu gering sein darf, da sich das Werkzeug sonst auf das Holz schiebt. Immerhin gibt die Bohrmaschine ggfs. etwas nach. Zumindest war das bei meinen Ebenholzkanteln der Fall. Außerdem reißt das Holz im Gegenlauf etwas auf. Es empfiehlt sich hier, die Seiten bei geringer Zustellung im Gleichlauf vorzufräsen, um die Ausrisse zu verhindern. Kann das Tool aber wie Sven auch jedem empfehlen, der den Bau einer Fräslade scheut. Immerhin ist es auch deutlich leiser und schneller als eine Oberfräse (: Ein gut vorbereitetes Hobeleisen auf dem Putzhobel macht dann den Rest^^

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Zarge gut, alles gut

#46

Beitrag von Sven » 29.03.2017, 20:58

So, nun habe ich alle Zargen nachgebogen. Wie man hier an den Birnenzargen sehen kann, haben sie die korrekte Form und nur geringes Rückfedern.
33_nochmal_gebogen.png
In die Solera lassen sie sich einfach einstecken.
34_passt.png
Nach der Verzögerung beim Zargen biegen, kann ich nun endlich weiterbauen. Als nächstes kommen die Decken an die Reihe. Die vierte Decke muss noch komplett auf Stärke gehobelt werden und hat auch noch keine Schallloch-Rosette. Anschließend werden alle Decken geputzt und geschliffen.
Und dann geht es ans Bebalken.


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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#47

Beitrag von Poldi » 30.03.2017, 05:50

Das sieht doch schon echt gut aus.

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Hals und Kopf

#48

Beitrag von Sven » 12.04.2017, 22:12

Jetzt sind die Hälse an der Reihe. Zunächst habe ich alle Hälse, wie weiter oben bereits beschrieben, längs aufgeschnitten und dann Kopf an Fuß wieder verleimt.
35_haelse.png
Dann habe ich die Kopfplatten angeschäftet. Alles mit Knochenleim, den ich inzwischen sehr schätze. Allmählich macht mir auch der Geruch nichts mehr aus.
36_haelse.png
Für das Kopfplattenfurnier verwende ich Verschnitt vom jeweiligen Boden, ergänzt um eine Lage helles und dunkles Furnier. Für die helle Furnierschicht verwende ich einfaches Ahornfurnier. Für die dunkle Furnierschicht habe ich mir vom gleichen Ahornfurnier einige bereits passend zugeschnittene Stücke drei Wochen in schwarzer Beize eingelegt.
37_kopfplattenfurnier.png
Die sollen jetzt erst mal trocknen und dann muss ich testen, ob das Furnier auch durch und durch schwarz ist, oder eine helle Schnittkante hat.
Falls das nicht klappt, muss ich mir überlegen, wo ich schwarzes Furnier herbekomme.

Der Verschnitt der jeweiligen Böden ergibt natürlich wunderbare spiegelgleiche Furnierplatten.
38_kopfplattenfurnier.png
Die Kante musste ich ordentlich abrichten, damit ich später eine saubere Leimfuge bekomme.
39_kopfplattenfurnier.png
Anschließend habe ich die Stücke auf die notwendige Breite geschnitten.
40_kopfplattenfurnier.png
Das ganze natürlich wieder vier mal. Das Ziricote ist übrigens Meister im "Splitter in Fingerkuppen treiben". Nur Schlangenholz ist stacheliger.
41_kopfplattenfurnier.png
Für meine vier Kopfplatten will ich Furnierplatten für die Vorderseite und die Rückseite. Die müssen 80mm x 165mm groß sein.
Meine spiegelgleichen Pärchen hier sind 100mm x 400mm. Ich habe also mehr als genug Material.
Als nächstes werde ich die Platten an der Kante verleimen. Danach kommen dann die helle und die dunkle Furnierschicht darauf.

To be continued...

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#49

Beitrag von ahgit » 13.04.2017, 06:58

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Re: Die Dritte, Die Vierte, Die Fünfte und Die Sechste

#50

Beitrag von Arsen » 13.04.2017, 11:00

Also ich habe mangels schwarzen Furniers 0,6 mm Ahornfurnier für 2-3 Tage in schwarze Beize (Clou, Wasserbasis) eingelegt.
http://gitarrebassbau.de/viewtopic.php? ... 93#p108991
Das ist zwar nicht ganz perfekt geworden, aber für meine Zwecke ausreichend.
Gruß, Arsen

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