L 00 jetzt ist sie fertig

[muckler9]

Hallo,

nach nunmehr fast einem Jahr ist meine "Erste" fertig. Zur Erinnerung, ich kann leider immer noch nicht Gitarre spielen, habe jedoch seid leider viel zu langer Zeit Interesse am Instrumentenbau. Da meine Frau und eine meiner Töchter Gitarre spielen, war es an der Zeit mein Gitarreninteresse in Angriff zu nehmen. Da es meine erste Gitarre ist habe ich um Kosten (man muß ja mit Mißerfolgen rechnen) zu minimieren, weitest gehend auf vorhandene Materialien zurück gegriffen. Es ist so ein ordentliches Durcheinander geworden, aber ich bin glücklich mit meinem Ergebnis und nun mutig genug um die zweite mit anderen, bestimmt in Teilen üblicheren Materialien zu bauen.
der Boden ist aus Sipo Mahagoni gefertigt,
die Zarge ist aus fünf Lagen 0,6mm am. Nußbaum Furnier formverleimt, mit PU, vielleicht erinnert sich der Eine oder Andere an meine Fragen,
die Decke ist aus Fichte, die habe ich von einem Forumsmitglied erstanden,
das Binding ist aus Ahorn, von einem entsprechenden Zulieferer,
die Schalllochrosette ist aus diversen Lagen Mahagoni und Ahorn Furnier gewickelt,
der Steg wurde aus Ebenholz hergestellt,
ebenso die Anleimer der Kopfplatte,
der Hals und der Kopf sind aus Sipo,
die Kopfplatte ist aus Rosenholz,
das Griffbrett ist aus Palisander,
die Mechaniken sind offen und von Wilkenson,
die Brücke und die Stegeinlage sind aus Knochen,
der Lack ist ein NC Lack von Hesse,
ich hoffe ich habe alle Materialien genannt.
Über das Leimen der Zarge hatte ich damals schon geschrieben. Ich habe eine Leimschablone als Positiv und Negativ hergestellt und darin die Zargen verleimt. Mit der Weile habe ich mir eine Vacuum Pumpe zugelegt und einen Sack und einen Tisch. So brauche ich nur noch Positive zum verleimen und kann auf einen Himmel und andere Vorrichtungen in Zukunft verzichten. Da freue ich mich schon drauf.
Boden und Decke habe ich wie hier bei euch abgeguckt hergestellt und bebalkt. (gibt es so ein Wort?)
Die Reifchen haben mir etwas Mühe gemacht. Die habe ich aus Ayous an der Bandsäge hergestellt. Es ging aber es geht sicher anders besser. Ach so, PU gab es nur bei der Zarge, alles andere mit dem lecker riechenden Tidebond. Mit diesem habe ich auch Probeverleimungen einer Palisanderzarge im Vacuumsack hergestellt. Der geht dort auch sehr gut und ist fast genauso steif.
Zum verschnaufen mache ich hier eine Werbepause und hänge hier Bilder hin.

Bis morgen oder so,
Jan

(wie bekomme ich die Bilder hinter den Text?)

(

[Meik]

Finde ich bisher sehr schön. Da können deine Frauen und Du stolz sein

[Poldi]

Einfach auf - Dateianhang hochladen - dann Bilder auswählen - Datei hinzufügen - Im Beitrag anzeigen - Absenden

[wasduwolle]

Machs wie Micha sagt, dadurch werden links erzeugt die du dann in deinem Beitrag hin und herschieben kannst,dadurch bekommst du die Bilder dahin wo du sie haben willst
Freu mich schon drauf
Grüsse
Wasduwolle

[muckler9]

Hallo,

bei den Reifchen war ich stehen geblieben. Ich dachte im Vorfeld nicht das dies auch eine Menge Unwegsamkeiten aufwerfen kann. Ich habe mit unterschiedlichen Schlitzbreiten getüftelt und auch wechselseitigem Einschnitt. Ichbin dann aber bei einem feinen Schnitt einseitig geblieben. Als Zwinge wollte ich eigentlich große Wäscheklammern nehmen mit Gummituning. Da ich jedoch keine passenden Klammern gefunden habe habe ich die Gehrungsklammern genommen. Die bringen wirklich guten Druck auf die Fläche und sind schlank. Unter Verwendung von Zulagen gibt es auch keine Schadstellen. Den Schleifteller habe ich mit Rollenpapier beklebt. Ich hatte im Vorfeld Bedenken, die Bahnenstöße könnten störend sein. Dem war aber nicht so. Die waren oder sind schön plan.

Bis später Jan

[jhg]

Nur mal eine Frage: warum hast du die Reifchen so groß gemacht? Die sehen mir schon ziemlich massiv aus. Von der Stabilität reichen die ja auch wenn sie deutlich schmaler sind.

[muckler9]

Hallo jhg,

ich hatte die ersten Reifchen aus Sipo herstellen wollen. Die hatten auch die Dimensionen wie die Zukaufreifchen, ca. 4,5 x 18mm. Damit bin ich aber nicht klar gekommen. Ich habe ja zu diesem Zeitpunkt noch nichts zum heiß biegen gehabt. Die Reifchen mußten sich also kalt formen lassen. Nach einigen Versuchen bin ich dann bei Ayous und diesen Dimensionen gelandet. Die sind ca. 10mm stark. Ich finde sie selbst nicht schön aber es ist halt auch die erste Gitarre. Ich habe viel gelernt, bei jedem Handgriff. Ich muß aber auch sagen das ich nicht alles was ich mir so abgeschaut habe als optimal empfunden habe und meine eigenen Wege gesucht habe. Die habe ich aber auch nicht immer gefunden. Noch nicht. Die zweite Gitarre ist schon begonnen und da wird weiter getestet und sicher wieder einiges nicht optimal gemacht aber bestimmt auch einiges besser.

Bis dahin Jan

[muckler9]

................als die Reifchen drann waren wurde die Zarge wie bei meinen Vorbildern grob in Form geschnitten und in den entsprechenden Radiusschablonen auf das Endmaß geschliffen. Das ist echt eine super Sache und lässt sich ja sehr fein anarbeiten. Zum leimen der Decke und Boden habe ich versucht mir aus den abgeschauten Vorgaben meinen Weg zu suchen. Ich füge ein Bild ein zweites mal ein. sorry

Ich habe im Abstand von ca. 60mm Gewindemuffen in die Schablone eingebohrt. Mit Metallstreifen, Maschinenschrauben und Muttern sind so kleine "Zwingen" entstanden die an jeder Stelle individuell auf Höhe gebracht werden können. Das Leimen lief so wirklich gut und präzise.
Die Überstände habe ich von Hand geputzt um dann beim Fräsen des Bindingfalzes den nächsten Fehler zu machen. Mir war schon klar das die Fräse auf einer gewölbten Fläche keinen rechtwinkligen Falz fräsen kann. Aber versuchen mußte ich es trotzdem.
Also wurde der Falz von Hand nachgeputzt.
So eine 2mm starke Ahornleiste für das Binding mag augenscheinlich sehr dünn sein, ist aber trotzdem steif. Da wie gesagt noch kein Biegeeisen oder ähnliches vorhanden war mußte eine andere und vor allem einfache Lösung her. Der gemeine Tischler denkt beim biegen von Holz als erstes an Dampf. Demnach auch ich. Da ich in der Küche einen Glastopfdeckel mit losem Knopf habe, mußte da doch was gehen. Ich habe mir aus dem Bauhaus ein 1000mm Isolierschaumrohr geholt. So ein Deckel hat ja von Hause ein Überdruckablassloch. Das war natürlich aus meiner Sicht ein Konstruktionsfehler. Also zu damit. Der Knopf hingegen verschaffte mir das benötigte, große Dampfaustrittsloch. So, das Rohr wurde auf minimum Länge gekürzt und zugeklebt.
Jetzt kann es losgehen. Energie. Als das Wasser gekocht hat und der Geysir Wasserdampf ausspieh, habe ich die erste Bindingleiste in das Rohr geschoben und das Rohr aufgesetzt. Es hat sich gezeigt das es bei ca. 15 min dämpfen gut läuft. Dann ist die Leiste so gefügig dass sie in die Form gelegt werden kann, verzwungen wurde und dort bis zum kommenden abend austrocknete. So eine nach der anderen. Geleimt wurden diese dann wie überall gesehen mit viel Klebeband. Wir haben da in der Firma eines von Tesa, ich habe die Nummer nicht parat, das ist sehr dehnfähig und super stabil das ging gut. Geputzt habe ich dann wieder mit Hobel und Ziehklinge.
Ich hatte oben was vergessen. Ich hatte mir eigentlich in den Kopf gesetzt auch Dinge die ich während meiner beruflichen Arbeit niemals von Hand machen würde, hier dann doch von Hand zu machen. Das hat leider nicht immer geklapt. Die Rosettennut und das Schallloch wurden auf der CNC ausgefräst. (und sämtlicher Schablonenbau)

So für heute ist wieder Schluß
bis die Tage Jan

[jhg]

Aber wenn du die Reifchen auf der Bandsäge schlitzt, dann muss man sie gar nicht warm biegen. Das ist ja grad der Witz an den geschlitzten Reifchen. Ich mach das mit meiner Vorrichtung für die Bandsäge - aber das geht auch mit einem kleinen Anschlag und nach Augenmaß.
Meine ersten Reifchen hab ich mit der Stichsäge gemacht - das ging auch. Stichsäge in die Hobelbank eingespannt, ein kleiner Anschlag, damit man die Reifchen nicht durchsägt und dann schön schlitzen ....
So sollte es dann aussehen - entweder macht man die Schlitze nach innen (so wie bei mir) oder nach außen. Ich finde, das der Zargenkranz etwas steifer wird, wenn die Schlitze innen sind.

[Poldi]

Deine Art den Boden zu zwingen gefällt mir nicht besonders. Ich bin der Meinung das, wenn man es so macht wie Du, nur einseitig Druck auf die Seitenränder gebracht wird und man dann so keine venünftige flächige Leimverbindung zwischen Decke und Reifchen hinbekommt. Hier finde ich Zwingen optimaler.
Gut finde ich Deine Idee mit dem Geysir.
Auch die Gehrungsklammern sind nicht schlecht, aber leider schweineteuer.

[muckler9]

Hallo zusammen,

genau so habe ich es getan jhg, am Anschlag mit der Bandsäge. Ich weiß nicht ob mein Holz zu spröde war oder was, aber ob mit dünnem oder dicken Steg, ich hatte immer unschöne Knickstellen. Das Topan lachte mich schon an aber das konnte ich mir nun doch versagen. , Das mit dem zusätzlichen heiß biegen habe ich aus meinen lieblings Youtube Video von Peter de Smet.

Poldi du hast ganz sicher Recht dass der Druck bei meiner Methode nicht axial auf die Zarge wirkt sondern seitlichen Druck ausübt.
Ich hatte im Vorfeld folgende Varianten gefunden.

Die Varianten Gummibad, die Variante Arbeitsplattenverbinder mit Holzunterlegscheibe und meine Abwandlung haben alle drei das gleiche Problem. Der größte Druck erfolgt auf die Bodenkante was zu einer Gegenkraft auf der Inneseite der Zarge führt. Allerdings sitzt ja genau gegenüber auch ein Druckmittel was den selben Druck ausübt. Dazu kommt das der Hebel über der Kante nicht länger als 17mm ist. Der Druck verteilt sich also. Wieviel höher der Druck an der Kante wirkt, als vertikal auf die Zarge/Reifchen, ich habe keine Ahnung. Ich denke das geht schon ok. Zumindest löst sich bis jetzt nichts. Die Variante mit Zwingen hatte ich ehrlich gesagt gar nicht in Betracht gezogen. Meine Überlegung ging dahin, dass ich die Zarge in der Form lassen kann. Es sollte Formstabilität durch die Form und den Druck der inneren Türspanner gewährleistet werden. Ich habe nicht genug tiefe Zwingen. Ohne die Form wäre mir die Zuglast der Zwingen nach aussen zu groß gewesen. Vielleicht mache ich mir beim nächsten Mal Leimzulagen in Zargenkonturform und nehme Zwingen, mal sehen.
Hatte ich die Rosette beschrieben?

Ich habe einen Zylinder im Innendurchmesser der Rossette hergestellt und dann 0,6mm Messerfurniere Ahorn und Mahagoni in Lagen um den Körper geleimt. Den Ring habe ich plan geschliffen und in Scheiben mit der Bandsäge runter geschnitten.

Oh ich sehe garde die Uhr.
Bis dann
Jan

[Poldi]

Mit Deinen Überlegungen hast Du sicher recht, das Problem dabei ist nur das die Reifchen ja in der Praxis nicht im ,exakt, dem Winkel verlaufen wie die Decke die dort drüber gespannt wird. Aber gut, wenn Du sagst es hält, dann ist ja alle i.O. .
Die Rosette haste schön gemacht, tolle Idee.

[Falko]

Ich hätte hier eine Frage zum Bindingfalz;

Du schreibst mit der Fräse gibt es keinen rechtwinkligen Falz.
Ist das denn überhaupt wichtig? Wenn ich das Binding einklebe und anschliessend bündig schabe sieht das doch niemand mehr.

Gibt es eine Alternative zum Fräsen? Ich habe von speziellen Messern gelesen, die einen seitlichen Anschlag haben und dort sowie in der Tiefe auf ein passendes Maß eingestellt werden können.

[jhg]

Mit so was stellt man bei Geigen den Adergraben her - lässt sich auch für Gitarren verwenden:
http://www.mehr-als-werkzeug.de/product ... idzeug.htm

Das Problem ist, wenn der Bindingkanal nicht winklig zur Zarge ist, dann ist das obere Ende des Bindings u.U. sehr schmal und die genaue Breite ist schwierig vorherzusagen. Es geht auch, wenn man unter der Oberfräse eine Art Keil anbringt, so dass sie im rechten Winkel zur Zarge ist. Da musst du natürlich zwei unterschiedliche Winkel nehmen für Decke und Boden!

[Falko]

Danke

[muckler9]

Hallo zusammen,

ich habe hier bei meiner ersten Gitarre den Fehler gemacht den Bau nicht ausreichend zu dokumentieren.
Ich habe zu wenig Fotos gemacht und ich sehe es bei al den tollen Berichten hier, man muß es begleitend machen. Nur dann ist es für den Leser interessant. (oder besonders) Ich will es bei der Zweiten besser machen, die schon begonnen wurde. Aber dieser Bericht soll wenigstens ordentlich geschlossen werden. Meine Frau spielt seid einigen Woche auf der Gitarre und ist zufrieden. Ein Gitarre spielender Freund war auch zufrieden, er hatte nur Probleme mit dem Halsprofil. Das habe ich zu wenig ausgearbeitet, es ist zu bauchig.
Abschließend kann ich sagen das ich durch diesen ersten Bau sehr viel gewonnen habe. Freude denn es ist ein Instrument und kein bloßes Wohnaccessoir geworden. Ich habe vieles gelernt was beim nächten Mal anders gemacht wird. Und ich hab ein weiteres extrem tolles und fesselndes Hobby dazu gewonnen.
So ich hänge Fotos der fertigen Gitarre an und schließe.
Bis die Tage Jan

[Gerhard]

Hallo Jan! Ich bin beeindruckt! Die Gitarre schaut sehr gut aus. Einen EIntrag in der Galerie hat sie, finde ich, aber schon verdient, mit ordentlichen Fotos vor einer schönen Kulisse.
bis dahin,

lg Gerhard

[Poldi]

Hallo Jan! Ich bin beeindruckt! Die Gitarre schaut sehr gut aus. Einen EIntrag in der Galerie hat sie, finde ich, aber schon verdient, mit ordentlichen Fotos vor einer schönen Kulisse.
bis dahin,

lg Gerhard

Das seh ich aber auch so.
Sie sieht auf den Fotos doch toll aus.
Und wenn Deine Frau die gerne spielt, was willste mehr.

[muckler9]

Vielen Dank für eure sehr positive Beurteilung, dass freut mich
Ich habe gerade in die Galerie geschaut. Dann werde ich mal noch ein paar Fotos machen und sie mit einem kurzen Steckbrief dort einstellen.

Bis dahin
Jan