CJR648 Palisander/Fichte Nylon

[DonYouAn]

Ich habe eine wunderbare Fichten-Decke von 2004 von Bachmann letztes Jahr gekauft. Die Leimfläche wird auf der Stoßlade zugerichtet und verleimt.

Arbeitsschritte

• Die Deckenhälften "bookmatched" aufeinander legen. In einer Ecke, die zum Schluss weggesägt wird, ein 5mm-Loch durchbohren und einen 5mm Passstift einstecken.
• In der anderen Ecke auch einen 5mm-Passstift einbringen. Die Hälften können so immer wieder perfekt in ihre Ausgangposition gebracht werden nach dem Kontrollieren des Stoßes.
• Decke bestoßen und immmer wieder gegen das Licht die Güte kontrollieren. Bestoßen wird mit einer Raubank. Dabei spanne ich den Stapel mit einer angeschrägten Leiste nieder.
• Die Decke wird in die Spannvorrichtung gelegt mit der Vorderseite nach unten und die Keile leicht eingeklopft, damit auch alles schön eingestellt ist. Backpapier unterlegen.
• Auf der Rückseite wird blaues Malerband aufgeklebt.
• Decke entnehmen und "falten" und Leim auf die Klebeflächen auftragen.
• Die Decke wieder zurückfalten und in die Spannvorrichtung einlegen, diesmal die Vorderseite nach oben.
• Mit den Keilen, die Deckenhälften gegeneindander drücken. Mit einem Gewicht beschweren. Wenn sauber gearbeitet wurde benötigt man nur wenig Druck.
• 24h trocknen lassen.

Stoßlade und Passstifte

Bestoßen mit der Raubank

Vorrichtung einrichten und Malerband aufbringen

Leim auftragen

Keile eintreiben

Trocknen lassen

[DonYouAn]

Ich habe mir eine kleine Tabelle gebastelt, die aus der Durchbiegung und der Biegekraft die Steifigkeit berechnet. Der Biegesteifigkeitsberechnung liegt die Biegebalkentherorie für einen beidseitig aufgelegten Balken mit rechteckigem Querschnitt zugrunde (2x Loslager). Da das Material nicht homogen ist kann das aber nur eine Näherung sein. Die Biegung wird zweimal gemessen, d.h. die Decke wird gewendet und die Mittelwerte der Durchbiegung genommen. Die Durchbiegung messe ich mit einer Messuhr. Die Decke wir schrittweise dünner gemacht und die Messwerte notiert.

Arbeitsschritte

• Decke zurechthobeln.
• Durchbiegung in zwei Richtungen messen.
• Resonanzton und Dicke messen. Werte notieren. Der Resonanzton wird mit Strobosoft gemessen.
• Decke dünner schleifen und Messungen wiederholen. Ab einem bestimmten Punkt fällt der Resonanzton nicht mehr.
• Das war der Punkt an dem ich aufgehört habe die Decke dünner zu machen.
• Die Liste soll als Referenz für zukünftige Gitarren dienen. Keine Ahnung wie nahe ich am Optimum bin oder ob ich vielleicht schon darüber bin.
• Gefühlt ist die Decke "leichter" und weniger steif als die letzte Decke. Von der letzten gibt es aber keine Messwerte, leider.
• Zum Schluss wird die Form auf der Bandsäge mit Kurvenblatt gesägt.

Durchbiegungsmessvorrichtung

Gewicht in der Mitte

Dicke messen

Dünner schleifen

Form aussägen

[zisoft]

Schönes Equipment!

Ich stehe ja voll drauf, benötigte Tools selbst zu bauen (soweit möglich). Habe das so weit getrieben, dass ich sogar meine Bandsäge selbst gebaut habe

Wie misst du den Resonanzton?

[DonYouAn]

Wie misst du den Resonanzton?

Ich habe die Decke frei hängend angeklopft und mit Strobosoft mit vorgeschaltetem Kompressor die Frequenz (den Ton bestimmt). Eingehängt habe ich die Decke immer an der selben Stelle. Ich habe einen Stift in die Löcher gesteckt, die ich für das Bestoßen verwendet habe. Es war nur ein Versuch, scheint aber geklappt zu haben. Das Ergebnis selbst kann man aber erst nach der Fertigstellung beurteilen.
Da bin ich selbst gespannt.

Gruzz
DonYouAn

[DonYouAn]

So, jetzt kommt der interessante Teil: die Rosette. Ich hatte mir vor einiger Zeit mal eine Höfner Meistergitarre angesehen und die hatte diese exzentrischen Ringe um das Schalloch. Ich habe die ganze Sache dann noch mit den kleinen, zur Mitte hin ausgerichteten Riegeln kombiniert und mit Trennfurnier abgesetzt. Das war sauviel Arbeit. Ich habe mir hier meine eigene Arbeitsmethode entwickelt. Die Rosettenbeschreibung kommt in mehreren Schritten wegen der Übersichtlichkeit.

Arbeitsschritte

• Ersteinmal ausrechnen mit dem Sekantensatz, wie breit der Riegel unten sein muss. Ich mache immer 8°, also theoretisch 45 Teile für einen ganzen Kreis.
• Einlgeholz (hier OI Palisander und Amarant) ca. 22mm breit quer zur Faser absägen und auf ca 3mm Stärke bringen.
• Ein Holzstück am Anschlag führen und mit der Bandsäge ein kleines Stück (50mm) einsägen. Eine Linie unter 86° zur Sägelinie anzeichnen. Auf der anderen Seite unter 94° eine weitere Linie zur gerade gezeichneten Linie antragen. An den Linien 3 kleine Nägel als Anschlag einklopfen.
• Jetzt immer abwechelnd "links und rechts" das Holzstück an den Anschlag legen und kleine Keile absägen.
• Auf dem Tellerschleifer die Stücke auf einen perfekten 8° Schleifen mit Hilfe eine Anschlages.
• Trennfurnierstreifen herrichten und immer 5 Keile mit je 4 Zwischenlagen Furnier in eine Klemmvorrichtung mit 40°-Schräge pressen. Dabei alles gut nach unten drücken, damit das Furnier auch schön bündig ist mit den Keilen. Backpapier unterlegen.

Sägejig

Keil absägen

Keil zuschleifen

Keile im 5er-Pack verkleben

[pfromg]

[DonYouAn]

Die Riegel werden nun auf den Zielradius abgerundet innen und außen.

Arbeitsschritte

• Am rechten Ende jedes Blocks mit Sekundekleber das fehlende Furnier ankleben.
• Die überstehende Furniere mit einem Stechbeitel bündig machen und mit dem Schleifklotz oder auf dem Tellerschleifer die Blöcke auf einer Seite ebnen.
• Den Innenradius mit einem Schleifzylinder an der Ständerbohrmaschine schleifen. Es soll nur Rund werden, die Keile sollen nicht in der Breite verändert werden.
• In ein Holzbrett ein 5mm-Loch bohren. Im Abstand von ca. 40mm je zwei Nägel einklopfen. Ein weiterer Nagel auf der linken Seite verhindert das Verrutschen der Riegel.
• Das Holzbrettchen mit einem 5mm-Passstift in ein Unterlegbrett stecken. Das Brettchen lässt sich nun um die Achse schwenken.
• Den Abstand zum Teller der Schleifmaschine auf den gewünschten Außendurchmesser einstellen.
• Klötzchen mit planer Fläche nach unten an die Nägel anlegen und am Teller vorbei schwenken.

5tes Furnier kleben

Innenradius schleifen

Außenradius Schleifvorrichtung

Außenradius schleifen

[Poldi]

Einmalig

[clonewood]

ich verfolge den thread bislang wortlos.....

auch von mir

[Iaendur]

Sehr anschaulich und lehrreich

[DonYouAn]

Zum Schluss der Rosettenherstellung bleibt noch den Kanal zufräsen und die Riegel einzuleimen. Durch die Exzentrizität scheint das aber etwas tricky. Aber ich habe eine Möglichkeit gefunden. Ganz am Ende wird noch mit Zierfurnier gefasst.

Auch wenn ich hier zeige wie ich die Rosette gemacht habe, würde ich das "Design" zumindest bis zur Fertigstellung meiner Gitarre gerne "geschützt" wissen. Ich hoffe das ist i.O. für Euch.

Arbeitsschritte

• In der Schallochmitte ein 5mm-Loch durch die Decke bohren (Loch 1). Die Decke auf einen 5mm-Passstift auf eine Unterlage stecken und gegen Verdrehen sichern.
• Die Rosette muss nicht ganz ringsherum gehen, da sie ja durch das Griffbrett abgedeckt wird. Die Winkel auf der Decke anzeichnen.
• Mit einem Dremel einen ca. 1,5mm tiefen Kanal mit dem richtigen Innen und Außendurchmesser fräsen.
• Ersten Satz Riegel (hier OI Palisander mit Amarant-Trennfurnieren) einlegen erst im "Trockenlauf" dann Stückweise Leim auftragen und die Teile in derselben Reihenfolge wie im Testlauf einlegen. Ich verwende zum einbringen des Leims Plastikkarten (Alte Kreditkarten, ...)
• Backpapier auflegen und mit Pressbeilagen niederdrücken.
• Riegel eben hobeln/schleifen.
• Ein zweites Loch im Abstand von ca. 8mm-10mm in Richtung Griffbrett durch die Decke bohren (Loch 2) und die Decke auf den Pin in diesem Loch ausrichten.
• Mit dem Dremel wieder Die Einlage auf den korrekten Außendurchmesser der Einlegeteile (hier Amarant mit OI Palisander-Trennfurnieren) freifräsen. Den Innendurchmesser aus dem letzten Arbeitsgang nicht verletzen.
• Mit einem Stechbeitel den Innendurchmesser "verputzen"
• Den ersten Riegel ansetzen an den neu gefrästen Außendurchmesser und zwei Linien links und rechts anzeichnen, die den sich verändernden Innendurchmesser darstellen.
• Auf der Ständerbohrmaschine den Innendurchmesser bis zu den beiden Markierungen schleifen, bis diese perfekt (schräg) in den Kanal passen.
• Ringsherum wiederholen und dann mit Pressbeilagen einleimen.
• Mit dem Dremel wieder einen Kanal fräsen zwischen den beiden Riegelreihen (Mitte ist Loch 2).
• Trennfurnier einleimen und dann bündig hobeln.
• Inneren und äußeren Trennfurnierkanal fräsen (Mitte ist Loch 1) und Trennfurnier einleimen, bündig hobeln.
• Zum Schluss das Schalloch ausfräsen.

1. Kanal fräsen

Ersten Kranz einlegen

2. Kanal fräsen

Innendurchmesser markieren und schleifen

Trennkanal fräsen

Trennfurnier einlegen

Weitere Trennfurniere einlegen

Eben hobeln

Fertige Rosette

[Simon]

ohne Worte... die Rosette ist der Wahnsinn!!!!!

[Magfire]

Für so viel dezente Schönheit find ich gar keine Worte!
Einfach unglaublich

Viele Grüße,
Philip

Edith sagt, dass da wohl jemand den gleichen Gedanken hatte

[Poldi]

ohne Worte... die Rosette ist der Wahnsinn!!!!!

Absolut, ich sabber gerade vor mich hin.

[12stringbassman]

Sehr schön! Bravo!

[zisoft]

Wow!

[Iaendur]

Unglaublich

Gruß Oli.

[Gerhard]

Die Rosette ist handwerklich perfekt gemacht, Respekt. Was mich aber persönlich stören würde: Die "Radialstrahlen", also die Klebestellen der einzelnen Rosettensteine, passen bei den beiden Ringen nicht zueinander. Das ergibt sich aus den unterschiedlichen Mittlepunkte der Ringe. Schöner wäre es mMn, wenn die Ringe aus dem Vollen gefräst wären.
Als Ganzes betrachtet finde ich das Design aber sehr gelungen. Weiter so!
Lg

[DonYouAn]

Schöner wäre es mMn, wenn die Ringe aus dem Vollen gefräst wären.

Jup,
das hatte ich während des Designs auch schon erkannt. Ich habe mich aber für diese Methode entschieden, weil es sonst etwas langweilig ausgesehen hätte. Ich habe eine ganze Weile rumprobiert und Holz an Holz gehalten. Zum Schluss fand ich diese Lösung am Schlüssigsten. Um das Problem der nicht fluchtenden Trennfurnier zu umgehen müsste man einfach einen recht großen violetten Ring auf einem Opferbrett auslegen und dann den Ring versetzt ausfräsen.
Naja, vielleicht das nächste Mal.

Gruzz
DonYouAn

[elektrojohn]

Mann, ein Super-Thread, den ich bisher völlig übersehen hatte! Ich bin begeistert und lese ab jetzt gespannt mit. Super Arbeit!

Viele Grüße C.

[pfromg]

Geniale Rosette! Handwerklich 1a...! Nur weiter so und danke für die äusserst gute Dokumentation!

[Alex]

ich seh die rosette auch jetzt erst...toll...!

[Delayar]

Ja, also, was soll man dazu sagen.

Die Rosette ist ein absolutes Meisterwerk.

Markus

[DonYouAn]

Nach dem Bracing ist die Decke fertig zum Verbauen. Ich verwende, wie ich irgendwo in der Einlaitung geschrieben habe nicht einfach ein Radiusplatte, sondern die Radien der einzelnen Braces ergeben sich aus der Idee heraus, dass von der Seite gesehen eine gerade Linie entstehen soll. D.h. die Braces im Taillenbereich sind wesentlich stärker gewölbt, als die Fanbraces. Mit CAD und Schablonen ist es natürlich einfach die Form zu geben.

Arbeitsschritte

• Mit der Schablone auf einem Stück Fichtenholz parallel zum Faserverlauf die Stegverstärkung anzeichnen und aussägen. Mit dem Hobel dann bis auf die Linien runterhobeln und die Endradien schleifen.
• Mit einem breiten Stechbeitel das Leistenholz aufspalten.
• Eine Seite der Leiste mit dem Einhandhobel eben hobeln und dann die Gegenseite bis auf die richtige Stärke runterhobeln.
• Mit den Braceschablonen die verschiedenen Balken anzeichnen und gleich die Balkennummer anschreiben. Der lange Diagonalbalken hat nicht einfach einen Radius, sondern einen veränderlichen Kurvenverlauf und somit eine Orientierung.
• Bis an die Linie hinhobeln und mit dem Tellerschleifer die Form perfekt schleifen.
• Zum Schluss mit dem Hobel über die Klebefläche hobeln mit wenig Abtrag um die Klebefläche optimal vorzubereiten.
• Die kleinen Fanbraces sind sehr niedrig und schwer anzuzeichnen. Bei diesen kleinen Braces kontrolliere ich die Rundung und Länge anhand der Zeichnung.
• EDIT: Der lange Diagonalbalken bekommt in der Mitte ein Vertiefung. Der untere Querbalken läuft später quer über diese Vertiefung. Am einfachsten geht das mit einem Schleifzylinder.

Steg Verstärkung anzeichen

Vertiefung auf Diagonalbalken

Holz spalten

Auf Dicke hobeln

Form anzeichnen mit Schablone

Braces anzeichnen

Form zuschleifen

Klebefläche abhobeln

Fanbraces formen und kontrollieren

Fertige Braces

[clonewood]

Hast du in der anderen (wichtigeren) ....also in der um 90° gedrehten .....Richtung auch gespalten? Die gezeigte Spaltrichtung säge ich immer, da hier ja der Faserverlauf leicht zu sehen ist. Das Spalten in der anderen Richtung zeigt dann den möglichen Runout........aber wahrscheinlich spreche ich hier über etwas was dir ohnehin klar ist......