GitarreBassBau.de

Hallo zusammen,

nach längerer Abstinenz komme ich nun auch endlich wieder dazu etwas zu bauen.

Es soll ein Bass werden, in meiner "Panthera" Form (siehe Signatur), 4 Saiten, soundmäßig möchte ich in die Richtung MM Stringray. Body wird deckend NC lackiert, sehr wahrscheinlich in "Surf Green". Der Hals wird aus einem feinen Stück Riegelahorn geschnitzt. Spiele mit dem Gedanken mal das Thema "Relicing" hier anzugehen - entscheide ich aber dann spontan.

Was die Auswahl des Humbuckers und Preamp und Teile der Hardware angeht bin ich noch nicht ganz festgelegt. Hoffe es rächt sich nicht, dass ich trotzdem schonmal angefangen habe.

Der Body wird aus Korina/White Limba hergestellt. Das Holz ist vergleichsweise leicht und lässt sich auch angenehm verarbeiten. Stammt aus einem "Scheunenfund" und hat dort angeblich 40 Jahre gelagert. Habe davon noch mehr als ich selbst verbauen könnte, falls Interesse besteht...

Durch den Dickenabrichthobel geschoben und beide Teile mit meinen rudimentären Mitteln verleimt: Schablone drauf: Mit etwas Überstand ausgesägt, bündig gefräst und die Frässpuren am Spindeloszi weggeschliffen. Wen's interessiert: der Body hat eine Stärke von 40mm. Dann mit dem immer bedeutsamer werdenen Aspekt des Bodies begonnen - der Bierbauchmulde.

Angezeichnet und vorgesägt: Material weggestemmt: Mit der halbrunden Iwasaki (fein) in die gewünscht Form geraspelt: Korpuskante mit dem Schweifhobel wieder verrundet und verschliffen: Das Formen der Armschräge erfolgte in ähnlicher Vorgehensweise: Das Shaping braucht sicher nochmal etwas Zuwendung. Erfahrungsgemäß lässt sich das aber mit ein paar Tagen Abstand besser beurteilen.

Freue mich mal wieder einen Bau hier dokumentieren zu können.

Das sieht schon mal sauber aus.

Sehr schön und auch schönes Holz , bin gespannt

Freu mich sehr auf den Thread

E-Fach gefräst, Magnete eingeklebt:
Bisher hatte ich den Deckel immer aus einem Reststück des Bodys mit möglichst ähnlicher Maserung hergestellt. Da der Body aber hier deckend lackiert werden soll habe ich mir den Aufwand gespart und den Deckel aus 4mm Buche Sperrholz hergestellt. Dürfte ja sogar stabiler sein.

Den Deckel habe ich händisch eingeschliffen bis er mit üppigem Spaltmaß (Platz für die spätere Lackschicht) passt. Ich sollte mir dazu endlich mal eine Frässchablone erstellen.
Damit der Post noch ein klein wenig Gehalt bekommt ... hier noch die Klärung der Frage wie man es schafft die Magnete am Deckel so zu platzieren, dass dieser immer exakt mitting in der Falz einsnappt:

Rückseitig am Deckel die Vertiefungen für die Magnete mit deutlichem Übermaß im Durchmesser (8mm bei 5mm Magneten) bohren oder fräsen. Darein gebe ich etwas Epoxidharz. Frischhaltefolie (als Trennschicht) über's E-Fach, die Deckel-Magnete auf die bereits im Body eingeklebten Magnete. Deckel aufsetzen. Durch das Spiel in den Bohrungen kann der Deckel mitting in der Falz ausgerichtet werden. Mit minimalem Druck beipressen und warten bis das Epoxidharz ausgehärtet ist.
Dürfte jedem bekannt sein, aber der Vollständigkeit halber: Der Deckel benötigt rückseitig noch eine "Anfasung", sodass er vorderseitig an dieser Stelle runtergedrückt werden kann um Zugang zum E-Fach zu bekommen. Hier erledigt an der langen geraden Kante.

Der Deckel sieht von hinten furchtbar aus, da muss das Finish einiges verstecken.

Bevor's am Body weitergehen kann braucht's einen Hals. Dafür habe ich mir ein wundervolles Stück Riegelahorn mit stehenden Jahresringen ausgesucht, das ich mir vor ein paar Jahren bei @kaguit geordert habe. Die Kantel war immernoch kerzengerade wie damals. Spricht für eine gute Qualität!
Der Hals soll nur aus diesem einen Stück gefertigt werden, also ohne ein zusätzliches Griffbrettholz, Stripes, o.ä., also "Quasi-One-Piece-Maple" Dazu habe ich die Halskantel an der Bandsäge aufgetrennt und ausgehobelt, sodass ich Hals und Griffbrett mit möglichst gleicher Maserung bekomme: Dank der üppigen Überlänge der Kantel konnte der Trussrod-Kanal problemlos mit dem Parallelanschlag der Oberfräse hergestellt werden:
Die Bundschlitze sollen später nicht an den Griffbrettflanken zu sehen sein. Leider habe ich keinen Zugang zu ner CNC, welche die Bundschlitze entsprechend herstellen könnte. Deshalb muss das Griffbrett dazu ein Binding bekommen, natürlich auch aus dem gleichen Holz mit möglichst passender Maserung, sodass dieses nicht als ein solches zu erkennen ist.

Also vom Griffbrett zwei schmale Streifen abgesägt: ...und das Binding mit dem "Mini-Spindelschleifer-Aufsatz" für den Spindeloszi auf eine Stärke von 1.5mm geschliffen:
Das Binding mal angehalten. In der Draufsicht sieht das doch schonmal ganz passend aus. Jetzt heißt es Daumendrücken, dass das in der Seitenansicht auch hinhaut.

Im nächsten Schritt ging's an's Sägen der Bundschlitze. Ich verwende dazu das Fretslot Miter Jig von G&W. Rechts oben im Bild übrigens ein Stück Kerzenwachs mit dem die Säge nach jedem Schlitz geschmiert wird. Das erleichtert das Sägen deutlich. Anschließend konnte das Griffbrettbinding angeleimt werden. Habe leider vergessen ein Foto zu machen. Im Grunde fixiere ich dazu aber einfach das Binding mit einigen Streifen Kreppband.

Mit dem Ergebnis war ich aber leider nicht komplett zufrieden, da die Leimnaht stellenweise zu sehen ist. Da die Leimflächen sauber abgerichtet waren vermute ich als Ursache mein Schneckentempo in der Verbindung mit der Verwendung von Ponal Express (war halt grad da ). Beim Anbringen der letzten Klebestreifen hatte der Leim schon spürbar angezogen.

Ich hatte darüber nachgedacht das Binding wieder abzureißen. Das hätte aber bedeutet, dass die Idee der "One-Piece-Maple-Optik" dahin ist. Zudem ist die Leimnaht ab einer Entfernung von 'nem halben Meter auch kaum mehr sichtbar. Ich entschied mich also es dabei zu belassen.

Dann das Aufleimen des Griffbretts vorbereitet: Trussrod abkleben, Griffbrett-Position mittels zwei Zahnstocherstücken fixieren und diesmal den Fischleim hergenommen. Da es schon spät wurde und ich die Pressbeilage nicht mehr finden konnte musste die Werkbank dafür herhalten:
Die Sattelnut gefräst in 6mm Breite mit 3mm Offset Richtung 1. Bund. Ich möchte hier erstmals eine Sattelkompensation am Bass probieren. Bezüglich der Griffbrettdots hatte ich an einem Reststück mehrere Ideen ausprobiert. U.a. war ja eine davon die Dots farblich an das für den Body geplanten Surf Green anzupassen. Naja, letztlich konnten mich aber nur die ganz einfach schwarz gehaltenen Griffbrett- und Side-Dots überzeugen. Das Flamed-Maple wird ja ohnehin genügend Eyecatcher sein, vermute ich.
Dann konnte der 9.5" Griffbrettradius hergestellt werden. Den Radius per Hand zu schleifen hat sich für mich immer "falsch" angefühlt: langweilig, zeitintensiv und fehleranfällig wenn man nicht ständig Acht gibt. Deshalb habe ich mich zu dem längst überfälligen Bau eines Fräsjigs (in Anlehnung des Kochbuchs) durchgerungen. Kurzum: Das hat sich ja mal gelohnt. Innerhalb von Minuten einen perfekten Radius hergestellt zu haben hat mir schon Freude in's Gesicht gezaubert. Für die Laufschienen habe ich hier an Heizungsrohr-Resten bedient. Höhe und Breite der Fräslade habe ich so ausgelegt, dass ein ganzer Hals mit zurückgesetzter Kopfplatte (F-Style) eingelegt werden kann. Sollte zukünftig damit mal ein Griffbrett alleine gefräst werden wäre halt noch ein passender Unterlageblock zum Aufbocken auf die korrekte Höhe herzustellen.

Sauber
Über so ein Radius Jig denke ich auch schon lange nach, aber irgendwie könnte ich mich noch nicht zum Bau eines solchen durchringen.

Cooles Radius Jig. Sowas muss ich mir auch mal bauen. Danke für's Posten.

Poldi hat geschrieben: ↑

13.05.2021, 12:01

Sauber
Über so ein Radius Jig denke ich auch schon lange nach, aber irgendwie könnte ich mich noch nicht zum Bau eines solchen durchringen.

Ja kenn ich. Wenn dann die Aufgabe anstand den Radius herzustellen wollte ich auch einfach weiterkommen und keine Zeit in ein Jig investieren. Dabei ist es doch problemlos innerhalb 2-3 Std. umsetzbar...

Die Illustration bringt das Problem gut auf den Punkt:

Es ist unabdingbar das feingeschliffene Ahorn-Griffbrett während der weiteren Bearbeitung des Halses vor Verschmutzung zu schützen. Um diesen Schutz zu gewährleisten hat insbesondere @kehrdesign schon häufig zur Schellackmattierung geraten. Auch als Grundierung vor beispielsweise einer 1K oder 2K Lackierung soll diese zur stärkeren Anfeuerung der Maserung dienlich sein. Das hat mich neugierig genug gemacht um mal einen eigenen Versuch zu starten. Ich dachte mir ein paar Fotos davon könnten hier für den ein oder anderen interessant sein.

Eine dünne Schicht Schellack mit einem Lappen aufgetragen: Mein Eindruck nachdem der Schellack soweit durchgetrocknet war der, dass das als Schmutzschutzschicht bereits ausreichen könnte. Wer sicher gehen möchte trägt noch eine weitere Schicht auf.

Anschließend habe ich zwei Schichten NC-Lack aus der Dose aufgetragen:
Während auf der schellackgrundierten Seite (rechts) bereits ein sichtbarer Schichtaufbau beginnt macht es auf der unbehandelten Seite (links) den Eindruck als wäre ein Großteil des NC-Lacks vom Holz aufgesogen worden. Letzteres auch unterschiedlich stark entsprechend der Riegelung.

Für eine gegenüber der rechten Seite vergleichbare Schichtdicke und damit einhergehender Tiefenwirkung wären wohl noch zahlreiche weitere Schichten notwenig gewesen. Damit verbunden wäre vermutlich auch eine deutlich längere Wartezeit bis die Lösungsmittel wieder aus dem Holz ausgelüftet sind und der NC-Lack schleif- und polierbar wird.

Dann habe ich spaßeshalber noch weitere 1-2 Schichten bernstein-getönten Lack aufgetragen (*):
Unabhängig der Tönung selbst springen einem rechts die Riegel jetzt schon richtig schick dreidimensional entgegen während links immernoch mit der unterschiedlichen Saugfähigkeit gekämpft wird.

Ich denke das Ergebnis spricht für sich. Nach dem Versuch bin ich jedenfalls pro Schellackmattierung als Schmutzschutz- und Grundierschicht eingestellt - so wird's gemacht.

(*) Die bernsteinfarbene Tönung deckt sich nicht so ganz mit meiner Wunschvorstellung. Hätte das gern noch dunkler, so in Richtung "Roasted Maple". Hat jemand Erfahrung mit dem braun-transparentem NC-Lack vom Gitarrenbastler? Käm man damit eher hin?

Weiter ging's erstmal mit der Kopfplatte. Diese zunächst auf 18mm Endstärke runtergefräst und plangeschliffen. Dann gehe ich so vor, dass ich das am Rechner erstellte Template inkl. "Bohrschablone" ausdrucke und mit Sprühkleber am Hals fixiere. Die Kopfplattenkontur wird dann nach dem groben Aussägen am Spindeloszi entsprechend des Templates ausgeformt. Parallel dazu setze ich auch schon 2mm Pilotbohrungen für die Mechaniken.
Den Übergang von Griffbrett zu Kopfplatte stelle ich auch Freihand am Spindeloszi her. Entlang der Linie an der der Übergang auf null auslaufen soll klebe ich zum Schutz ein paar Lagen Paketband. Habe aus der Vergangenheit gelernt, wie man auf dem Foto sieht brauchte ich diesen Schutz auch.
Anschließend die Mechanikbohrungen geforstnert, inklusive Vertiefungen für U-Scheiben und Muttern. Andernfalls würde es bei 18mm Kopfplattenstärke knapp werden mit den Gewindegängen der Mechaniken. Zudem find ich's so auch hübscher.

Da jetzt alle Arbeiten erledigt sind die ich gerne vor dem Bundieren erledige ging's weiter mit der Vorbereitung ebendieser.

Zunächst mal die Bundschlitze prophylaktisch von etwaigen Leimresten und ähnlichem befreit.
Dann wie in Beitrag #11 beschrieben das Griffbrett mit Schellack und zwei Sprühgängen NC Klarlack grundiert. Die Lackschicht habe ich mit 600er Abranet eingeebnet, bis sich die Holzstruktur nicht mehr in der Oberfläche abbildete. Das tat ich in der Hoffnung, dass die nach der Bundierung folgenden Lackschichten (Bernstein getönt, Klarlack seidenmatt) nur geringfügiger Nacharbeit bedürfen. Ich habe wenig Lust zwischen den Bundstäben schleifen zu müssen. Mal sehen ob der Plan aufgeht.
Die Wartezeit hab ich zum Ausklinken der Bünde genutzt: 42 mal Tang-nippen und beischleifen. Das war so langweilig, dass ich glatt das Fotografieren vergessen habe.

Was ist denn das für ne Cutter Klinge?

Simon hat geschrieben: ↑

17.05.2021, 23:10

Was ist denn das für ne Cutter Klinge?

Nennen sich Abbrechhaken-Ersatzklingen 18 mm. Vor Jahren mal im Baumarkt zugelangt, nie benutzt, kürzlich wiedergefunden und gleich einen Nutzen darin erkannt und erfolgreich eingesetzt. Stumpf werden sie dabei auch nicht und so werde ich mit dem Vorrat bis an's Lebensende Bünde auskratzen können.

Bevor es an's Halsshaping geht nutze ich die noch rechtwinkligen Seiten des Halses um die Halstasche nach der "Leistenmethode" zu fräsen: Anschließend kann dann die Position der Bridge exakt in Flucht zum Hals festgelegt werden. Für einen ersten optischen Eindruck Spaßeshalber auch mal den Pickup aufgelegt:

So, nun endlich weiter mit der Formgebung des Halses. Dieser wird dazu im ersten Schritt auf Dicke gebracht. Den Headstock habe ich soweit unterlegt, dass die so zu fräsende Halsdicke vom 1. auf den 12. Bund um 2mm ansteigt: Dann die am Rechner ermittelten Tangenten des Wunschprofils auf den Hals übertragen: ...und diese Segmente mit meinem neuen Schweifhobel abgetragen. @Arsen Macht Spaß das Teil! Im weiteren Verlauf kommen auch bei mir die vielgelobten Iwasakis zum Einsatz, insbesondere für die Übergänge zum Kopf und Heel. Wenn so ein Halsprofil bei mir fertiggestellt ist finde ich mich meistens in einem Trümmerfeld von Werkzeug, Spänen und Staub wieder. Erstmal aufräumen und 'ne Nacht drüber schlafen. Am nächsten Tag finde ich meist nochmal ein paar Stellen an denen ich das Profil oder die Übergänge etwas nachbessere. Es folgte das obligatorische Schleifen/Wässern/Schleifen bis P400...
Gleich darauf folgte ein Auftrag Schellackpolitur, um den Hals beim weiteren Handling gegen Schmutzanhaftung zu schützen...
... und natürlich konnte ich es kaum erwarten die Maserung und die Riegelung zum ersten Mal so schön angefeuert zu sehen.

Sauber, tolle Arbeit.

Sieht total toll aus! Das Holz und deine saubere Arbeitsweise begeistern mich. Ebenso dein feines Gespür für schöne Gestaltung. Ich genieße jeden deiner Threads!!

Titan-Jan hat geschrieben: ↑

25.05.2021, 09:38

Sieht total toll aus! Das Holz und deine saubere Arbeitsweise begeistern mich. Ebenso dein feines Gespür für schöne Gestaltung. Ich genieße jeden deiner Threads!!

Dem schließe ich mich an. Klasse.

schick!!

Sieht super aus! Vorallem die Übergänge sind spitze geworden.

Sieht extrem sauber aus.
Die Übergänge finde ich auch klasse. Die sauber hinzukriegen ist aus meiner Sicht schwieriger, als eine Volute auszuformen.

Vielen Dank für die Blumen! Aufgrund der bisher niedrigen Resonanz befürchtete ich schon ich würde hier eher zur Langeweile beitragen.

Titan-Jan hat geschrieben: ↑

25.05.2021, 09:38

Sieht total toll aus! Das Holz und deine saubere Arbeitsweise begeistern mich. Ebenso dein feines Gespür für schöne Gestaltung. Ich genieße jeden deiner Threads!!

Das geht ja runter wie Öl, werd gleich ganz rot.

Ich kann mich dem Lob nur anschliessen.

- Saubere Arbeit
- Schönes Material
- Tolle Tips und Jigs!
- Coole Jaguar-Interpretation

Weiter so!

Oh ja, der Hals wird vom Feinsten!

lG

Norbert