zappl hat geschrieben:Wenn ich die Muse finde meine Geberspulenmessung zu reaktivieren, dann mach ich mal ein paar Aufnahmen.
Und heute ist der Tag dann gekommen. Während das Ölfinish noch trocknen muss habe ich mich etwas näher mit der Elektronik beschäftigt. Wie zu erwarten kommt die gewöhnliche Tele-Controlplate zum Einsatz: Mit dem 3-Wege-Schalter können die Spulen des weiter oben genannten
Artec Mudbuckers seriell/parallel/single geschaltet werden. Es folgen Volume- und Tonepoti mit 500kOhm und ein ebenso hundsgewöhnlichen Tonekondensator mit 47nF.
Ich habe mir einen einfachen Impedanzwandler (auf Basis TL061) gebaut, sodass meine Geberspulenmessung nun endlich komplettiert ist. Also, los ging's. Hier die Amplitudengänge des Humbuckers in serieller und paralleler Schaltung:
Erster Gedanke: Huch, was ist da los?
Keine Spur einer Resonanzspitze? Stimmt was nicht mit meinem Messaufbau? Eine Vergleichsmessung an meinem J-Bass und #1 mit den Seymour Duncans scheint das zu widerlegen:
Der Output des Mudbuckers ist... abrissbirnenmäßig. Bei rein passivem Betrieb habe ich da noch nichts ansatzweise vergleichbares erleben können. Daher eine Darstellung mit angepassten Pegeln zum besseren Vergleich:
Während sich beim J-Bass und Seymour Duncan bei 2.5kHz bzw 3.8kHz eine deutliche Resonanzspitze zeigt, ist beim Mudbucker in serieller als auch paralleler Schaltung weit unterhalb schon Sense. Der Amplitudengang in paralleler Schaltung geht naturgemäß etwas höher, jedoch gibt es auch hier keine Spur einer Resonanzausprägung.
Dann habe ich mal den Einfluss der Toneblende gemessen. Einmal für die parallele Schaltung:
und in serieller Schaltung:
Öhm joa, Resonanzfrequenz von 100-150Hz bei aufgedrehtem Tone-Poti gibt's sonst auch nirgends.
Der Einfluss der Kabelkapazität wurde hier nicht betrachtet. Bei den Messungen wurde ein Kabel mit einer Länge von ca. 30cm verwendet, dessen Kapazität wohl recht niedrig sein dürfte. Wobei, ich
vermute, dass die Kabelkapazität im Fall des Mudbuckers ohnehin keinen hörbaren Einfluss mehr hat?! Die obere TP-Grenzfrequenz bei einer Kabelkapazität von 300-1000pF sollte weit oberhalb der "Resonanz"frequenz des Mudbuckers liegen und diese nur geringfügig dämpfen.
Der gemessene Amplitudengang in Singecoil-Schaltung schien unplausibel. Deshalb taucht dieser hier nicht auf. Hoffentlich komme ich der Ursache noch auf die Spur.
Resümee: Wau!
Dass der Mudbucker
so "muddy" ist hätte ich wirklich nicht erwartet. Zugegeben hat mich das zunächst etwas entäuscht. Das schien mir dann doch etwas zuviel - oder besser zuwenig - des Guten.
Zuviel darf man auf die Messzüge aber sicher auch nicht geben. Denn, der erste Eindruck im Versuch mit über den Saiten meines J-Basses gehaltenen Mudbuckers sagte mir dann doch schonmal zu: laut, bassreich und schmutzig.
So war der Bass ja von Beginn an konzipiert worden. Es wird halt ein "Nischenbass" für geeignete Anlässe und kein Allrounder.
Letztendlich zählt aber das was später in Kombination mit dem fertigen Bass und dem Verstärker am Ohr ankommt! Sollte ich mich damit nicht anfreunden können hätte ich spontan betrachtet folgende Möglichkeiten um die Resonanzfrequenz zu erhöhen:
- Nach Bea's Vorschlag einen Stahlbalken in den Tonabnehmer setzen
- Einen Teil der Windungen abwickeln bzw. die Spulen niederohmiger neuwickeln
- Ersetzen des Mudbuckers durch einen passend konstruierten und gewickelten Pickup
... abwarten!