Schrumpfkopf-4-Saiter (aka Hiasns Headless)

[12stringbassman]

Neubau eines alten Basses mit Rockinger-Headlessmechanik und Saitenklemmern an der Mini-Kopfplatte unter weitghehender Wiederverwertung der alten Hardware.

Konstruktion:
Hals durchgehend, 3 Streifen Riegelahorn mit dreilagigem Trennfurnier (Wenge-Ahorn-Wenge), der mittlere Streifen ist an der Kopfplatte 11mm schmäler als am Steg
Kopfplatte angeschäftet, allerdings drei Streifen versetzt im Verband
Im Bereich des Korpus und Kopfplatte zwei zusätzliche Streifen Ahorn
Korpusseitenteile Europ. Nussbaum
Korpus- und Kopfplatten-Vorderseite mit Aufleimer aus ca. 5mm Riegelahorn, 4-lagiges Trennfurnier Wenge-Ahorn
Griffbrett Zwetschge mit Bindung und Inlay aus Ebenholz, 26 Bünde, das Stück mit den letzten vier Bünden abnehmbar (mit Magnet) als Abdeckung für die Halsstab-Mutter
Pickups P-J, aktiv (von Magnetics), Elektronik wahrscheinlich mit Resonanz-Tiefpass (State-Variable-Filter oder evt. Sallen-Key, mal schaung)
Vier einzelne Stegreiter aus dem Vollen gefeilt, Einstellung der Saitenlage per Feile
Mensur 34", Halsbreite am Sattel 42mm, Dicke am 1. Bund 24mm, am 17 Bund 27mm
Finish Auro 121 und 126, Wasserbeize Clou

Das Finish habe ich heute fertigestellt (glaube ich zumindest ). Jetzt muss noch das Buchsenblech geschnitzt und zusammen mit der Elektronik-Abdeckung poliert werden und die Elektronik selbst gelötete werden. Derweil kann das Öl trocken. Mit ein bissl Glück und gutem Willen werde ich ihn am Stammtisch in Mittenwald mitbringen können (spielbereit natürlich)

[wöcki]

Moin,

der "Schrumpfkopf" ist das einzige das mir an dem Bass nicht so zusagt. Aber das ist ja zum Glück Geschmacksache..

Die Einlage im Griffbrett finde ich genial. Nicht aufdringlich und mal was Anderes. Super Idee...

Gruß

Markus

[12stringbassman]

Die Einlage im Griffbrett finde ich genial. Nicht aufdringlich und mal was Anderes.

Leider sieht man sie kaum, vor allem wenn Saiten drauf sind Beim nächsten Mal wird's entweder Perlmutt oder Metall (Aluminium oder Neusilber), damit wäre die Biegerei auch einfacher

[reinhard]

sehr schön.... und ich bin sowieso Headlessfan
von der Seite kann ich mit dem Schrumpfkopf gut leben.
schickes Design übrigens!

Grüße
Reinhard

[Alex]

Sehr schoener Bass...einzig der nearly headless head ist nicht meins, aber alles sehr schoen gemacht!

[Lex Luthier †]

ich sehe hier eine sehr schöne Holz Zusammenstelung, aber das Griffbrett ...

das Zwetschge so toll aussehen kann hat mich echt vom Hocker gehauen, ich konnte bislang nicht mal das Wort leiden

[12stringbassman]

ich konnte bislang nicht mal das Wort leiden

dann sag halt "Prunus domestica"

Hier noch zwei Buidln für Genießer:

Frisch aufgeschnitten bzw. gehobelt sind sogar violette Stellen zu sehen. Die verfärben sich allerdings bald zu braun. Es lässt sich sehr schön spanabhebend bearbeiten und es splittert nicht so schnell wie z.B. Ebenholz

[Schellackmeister]

Hi Hiasl,

das Finish ist wirklich schön geworden. Es war ein amtlicher Hauptspaß parallel zu dir zu bauen und sich dabei für die eigene Arbeit noch mehr Motivation zu holen.

[12stringbassman]

Servus!

Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Ohne Deine ausführliche Beizanleitung hätte ich mich nicht getraut, die blonde Schönheit mit wässriger Farbe zu versauen

[pfromg]

Ein schöner Bass, die Farben harmonieren prächtig und hoffentlich wird sich das auf den Klang übertragen...

[12stringbassman]

....und hoffentlich wird sich das auf den Klang übertragen...

Na, ich hoffe doch! Unversttärkt klimngt es schon sehr vielversprechend

Heute hab ich mal wieder was dran gemacht; er soll ja bis Donnerstag vorführbereit sein

Ich hab das Elektronik-Fach auf die endgültige Tiefe gefräst,

die Löchers für die Potis aufgebohrt

und die Blech-Abschirmung aus 0,6mm Dachdecker-Kupfer reingespenglert.

An den Steg-Reitern hab ich noch a Weng rumgefeilt und poliert.....

[hansg]

Die Idee mit dem Dachdecker-Kupfer ist nicht schlecht.
Wie lange hast du denn an das Elektrofach hingespenglert?
Bzw. wie läßt sich denn das 0,6 Kupfer verarbeiten?

Gruss
Hans

[12stringbassman]

Wie lange hast du denn an das Elektrofach hingespenglert?

Ca. 1 Stunde. Geht eigentlich ganz leicht zu schneiden, feilen, bohren, biegen etc.

Zugegeben: Ein paar Stück Kupferfolie von der Rolle schneiden und nei'bappen geht sicher einfacher. Aber als Unternehmer in der Immobilien-Branche habe ich immer verschiedene Restmaterialien rumliegen, die nix kosten.

[hansg]

Das ist echt eine gute Idee.

Einmal in der Woche treffe ich immer einen Dachdecker beim Stammtisch.
Ich glaub da werd ich mir auch mal ein Blech besorgen:

Gruss
Hans

[reinhard]

also das gespenglerte Kupferelektrofach gefällt mir. Man sollte mehr Wert auf solch kleine Details legen

Grüße
Reinhard

[12stringbassman]

Das Verlöten eben grade war 'ne heiße Sache (im Wortsinne). Mit einem 30W-Elektronik-Lötkolben kommt man da natürlich nicht weit, da das Blech dazu zu dick ist und die Wärme sehr gut ableitet. Also hab ich mit der Lötlampe reingeleuchtet, immer nur kurz biss sich das Blech an der Stelle verfärbt hat, ein Stück Lötzinn-Draht hingehalten, nochmal kurz drübergeflammt, aber ohne dass das Holz anfängt zu qualmen.....
Ging aber echt gut.

[12stringbassman]

Die aktive Elektronik werde ich bis zum Treffen in Mittenwald nicht mehr fertig bekommen, daher wird erstmal nur ein passives Überblend-Poti und Volumen-Poti eingebaut. Die beiden anderen Knöpferl sind im Moment ohne Funktion.

Aber in der Theorie ist die Schaltung fertig:

Schematic_Schrumpfkopf.pdf

(14.44 KiB) 184-mal heruntergeladen

IC1a-c bilden einen in Frequenz und Resonanzgüte einstellbaren Tiefpass zweiter Ordnung. Die Schaltung ist als "state-variable-filter" aufgebaut, wie sie auch in parametrischen Equalizern und Frequenzweichen zu finden war, bevor alles digitalisiert wurde
Die Schaltung habe ich etwas umgestrickt im Vergleich zu der Version, die vom Kochbuch her bekannt ist: etwas andere Dimensionierung, anderer Eingang. Grundsätzlich ließe sich so ein Tiefpass 2. Ordnung auch mit nur einem OP-Amp aufbauen ("Sallen-Key-Filter"), damit lässt sich aber die Güte nicht unabhängig von der Frequenz einstellen wie mit dem SVF.

Das aktive Balance-Poti um IC1d kommt ohne das sonst übliche gegenläufig-logaritmische Doppelpoti aus. Die sind nämlich in 25kOhm gar nicht so leicht erhältlich. Für den o.g. "Messe-Dummy" hab ich eines aus zwei einfachen Potis zusammen gebastelt.

Bei der neuen Schaltung wird der Schleifer des Balance-Potis auf Masse gelegt und je nach Potistellung wird der eine oder der andere Pickup bedämpft, die Signale der beiden Pickups werden dann im ersten OP-Amp summiert. So ist ein gleichmäßigeres Überblenden möglich ohne Pegelverlust in der Mittelstellung; mit anders dimensionierten Vorwiderständen kann die Regelcharakteristik noch etwas angepasst werden. Und ich komme mit einem einfachen linearen Poti (mit Mittelraste) aus.

Und so funktioniert der einstellbare Tiefpass:

Simulation in Super-Spice

Wie man sieht, verändert sich die Breite der Filter-Kurve (=Q oder Güte) nicht mit der Frequenz. Bei der Sallen-Key-Schaltung würde der Resonanz-Binkel zu tiefen Frequenzen hin immer breiter werden.

[Alex]

Servus 12stringbassman
Ich haette spontan zwei Fragen die uns quaelen:
Hast Du die Korpusteile im leichten Winkel angebracht und dann verschliffen um die Seitenlage zu optimieren? Wenn ja: Hast Du das gemacht bevor du das Griffbrett aufgeleimt hast?
Yu den Oelen? Veraendern die Oele die Farbe des Holzes und wieviel? Hast Du erst gebeizt7geoelt und dann geleimt, oder alles erst am Schluss? Wir haben Angst den Hals auch ungewollt zu verfaerben...
Danke und Gruesse
Alex

[12stringbassman]

Hast Du die Korpusteile im leichten Winkel angebracht und dann verschliffen um die Seitenlage zu optimieren? Wenn ja: Hast Du das gemacht bevor du das Griffbrett aufgeleimt hast?

Ja.

Bauablauf:
1. Halsstreifen zuschneiden, Leimflächen hobeln, Trennfurnier aufleimen, schäften, Halsstreifen zusammenleimen.
2. fertig verleimten Halskantel vorderseitig plan hobeln. Im Bereich der Korpus-Vorderseite eine leichte Schräge ausarbeiten, ca. 1,5°. Die schräge Fläche geht bis ca. 13. Bund
3. Auf Korpusseitenteile Trennfurnier aufleimen, bündig mit der Vorderseite des Halskantels an diesen dranleimen.
4. Deckenaufleimer fügen und auf Korpus/Hals aufleimen. Im Bereich des Griffbrettes auf Null aushobeln, so dass eine plane Auflagefläche für das Griffbrett entsteht.
5. Griffbrett aufleimen.

Yu den Oelen? Veraendern die Oele die Farbe des Holzes und wieviel? Hast Du erst gebeizt7geoelt und dann geleimt, oder alles erst am Schluss? Wir haben Angst den Hals auch ungewollt zu verfaerben...

Das Öl lässt das Holz etwas dunkler erscheinen und dunkelt mit der Zeit noch etwas Honig-farben nach.
Dieses Instrument habe ich allerdings vor dem ölen (und nach dem leimen) gebeizt. Erst verdünnt schwarz, wieder abgeschliffen, verschiedene Arbeitsgänge mit gelb, orange, mahagonie, nussbaum und wieder schwarz, teilweise mit Zwischenschliff. Das Griffbrett war beim Beizen abgeklebt.

[12stringbassman]

Hier noch ein paar Buidln von den einzelnen Arbeitsschritten:

drei Streifen

Hochzeit

Aufleimer ausgehobelt

Schwarze Beize

nach dem Trocken abgeschliffen

Gelb auf abgeschliffenes Schwarz

Orange, Nussbaum und Mahagoni

[12stringbassman]

Bei der Sallen-Key-Schaltung würde der Resonanz-Binkel zu tiefen Frequenzen hin immer breiter werden.

Das ist übrigens Käse.
Die Resonanzgüte ändert sich auch bei der Sallen-Key-Schaltung nicht mit der Frequenz. Jedoch lässt sich die Güte nicht unabhängig von der Verstärkung einstellen.