6-Saiter Riesenbass

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Sila
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6-Saiter Riesenbass

#1

Beitrag von Sila » 01.04.2023, 00:32

Hallo allerseits,

nachdem ich in unterschiedlichen Threads schon ein paar Fragen für das Projekt gestellt habe, dachte ich, ich könnte es ja auch mal vorstellen:

Prolog

Nachdem ich letzten November nach anderthalb Jahren Bauzeit endlich mit meinem ersten vollständig selbstgebauten Instrument, einem 6-Saiter Bass (Instagram-Post) fertig wurde, kribbelte es mir seitdem unter den Fingern.

Was neues bauen. Klar.

Aus dem Skiurlaub in Südtirol ein sehr gut getrocknetes Lärchenbrett mitgebracht. Man wird schon einen Einsatz finden.

Aus alter Küchenarbeitsplatte und Eiche vom BayWa etwas in die Richtung Joe Dart Jr gebaut. (Instagram-Post)

War nett, aber auch nicht mehr als eine kleine Nebenbeschäftigung...

Dann hab ich mal wieder auf meinem Akustik-5-Saiter gespielt und mir gedacht Boah ist das geil, wenn der sich jetzt noch etwas angenehmer spielen würde, zum Solieren taugen würde und auch Elektrischen Tonabnehmer könnte...

Inspiration

Ich bin schon lange ein großer Fan von großen, geschwungenen, anschmiegsamen Korpusformen. Der Fodera AJ Presentation ist ein Modell, das, läge es nicht ca. um Faktor 10 außerhalb dessen, was ich mir für ein Instrument an Geld auszugeben vorstellen könnte, sicherlich irgendwann den Weg in meine Sammlung finden würde. Bevor ich von dem wusste, hatte ich schon mal in einer Ausgabe Gitarre & Bass über den Marleaux MBass Big Hollow gelesen, bei dem der Hohle Korpus, wie beim AJ Presentation, aus zwei ausgefrästen Korpusrohlingen besteht, die miteinander verleimt die zusätzliche Tiefe und damit tatsächlich für ein elektrisches Instrument ungewöhnlich viel Resonanzraum geben.
Das Konzept hat mir gefallen, da ich mir einerseits nicht zutrauen würde, die Geduld fürs Zargenbiegen aufzubringen, andererseits erfahren genug mit dem Zerspanen bin, dass ich mir problemlos vorstellen kann, die Bearbeitung, die in vielen Fällen außen fällig wird, auch auf der Innenseite des Korpus durchzuführen.

Auch mit kopflosen Gitarren habe ich mich, mehr oder weniger seit ihrer Wiederbelebung in den letzten Jahren sofort anfreunden können, da ich selbst den "kultigsten" Kopfplatten nichts abgewinnen kann, da die meisten für mein Empfinden irgendwo funktionelle Nachteile haben und sowieso nicht mehr als ein Mittel zu den Zwecken 1. Marke erkennbar machen und 2. Stimmen sind. Click gemacht hat es, wie vermutlich bei den meisten Liebhabern der Bauform bei der Boden-Serie. Einziger Nachteil: Kein Single Cut und sehr lange keine Bässe mit ähnlicher Ästhetik.

Konzept

Und so kommt das Projekt zu Stande, in das ich in nächster Zeit vermutlich weniger Freizeit stecken werde, als ich gerne würde und wesentlich mehr, als für Studium und andere Verpflichtungen ideal wäre:

Ich baue mir (noch) einen 6-Saiter. An die Halsmaße habe ich mich einfach gewöhnt und bin noch in der Phase, dass es sich ja lohnen muss, wenn man schon was baut, dann sollen gefälligst auch möglichst viele Töne drin sein. Die weitere Beschreibung ergibt sich daraus, dass man meine beiden Hauptinspirationen zusammenführt: Semihollow, Headless.
Um den Riesenbass-Titel zu verdienen geht die Fächermensur von 900 auf 960mm.
Geplant ist, dafür auch ca. 30 Bünde zu setzen, deren Bespielbarkeit zumindest nicht am nicht vorhandenen Platz zwischeneinander scheitern sollte.

Die Elektronik ist ein Thema für sich. Ich habe mir einerseits schon ein paar Gedanken gemacht, was ich mir wünsche, hierzu mehr im anderen Thread, gleichzeitig weiß ich, dass alle diese Wünsche zusammen sowohl den Bereich des technisch möglichen, als auch insbesondere meine aktuellen Fähigkeiten zum Auslegen einer eigenen Elektronik, ausreizen. Kurzzusammenfassung für alle die, die nach dem Sermon hier verständlicherweise nicht noch einen zweiten Thread leasen wollen: 1 oder 2 Pickups zwischen P und MM- Position, zusätzlich Piezo und am liebsten zumindest ein Notbetrieb passiv.

Ein erstes Design gibt es auch schon:
layout.png
Updates gibt es, wenn sich was tut. Bis dahin vielen Dank für das Interesse an alle, die sich bis hier durchgekämpft haben (whistle)

Felix
Viele Grüße,

Felix
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Re: 6-Saiter Riesenbass

#2

Beitrag von Rallinger » 01.04.2023, 07:57

Schöne Instrumente, die du da gebaut hast! (clap3)

Was du hier vorhast, ist megaspannend. Das ist mal wirklich ein Projekt, das kräftig aus der Reihe des Konventionellen tanzt - Thread abonniert.

Aber mal im Ernst, was hast du denn bitte für Hände? Meine sind jetzt nicht sooo klein, aber ich krieg schon bei einer 35-Zöller Mensur ein Problem. Aber ein Sechssaiter mit Fächerbundierung von 900 auf 960? Wenn deine Hände das anatomisch hergeben, möchte ich von dir keine geballert bekommen ...

Scherz beiseite, geh da nochmal in dich. Wie bei einem solchen Instrument die tiefen Lagen der H-E-A-Saiten bespielbar sein sollen, dafür fehlt mir die Phantasie.

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Re: 6-Saiter Riesenbass

#3

Beitrag von Sejconed » 02.04.2023, 09:07

Moin Felix,
ein ähnliches Vorgehen für Semihollow habe ich für eine Gitarre auch schon in Erwägung gezogen, aber aufgrund von Umsetzbarkeit hinten angestellt. Entsprechend bin ich auf deinen Bau gespannt.

Ralfs Einwand würde ich auch noch einmal überdenken. Dass die Mensurlänge an sich bespielbar ist, beweisen Kontrabässe schon ganz gut. Die haben nur deutlich schmalere Hälse. Hast du dir die gewünschten Maße mal in Originalgröße gezeichnet und "ausprobiert"?
Gruß
Carsten

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Re: 6-Saiter Riesenbass

#4

Beitrag von Rallinger » 02.04.2023, 12:18

Kontrabässe haben keine sechs Saiten un keine Fächermensur. Ich könnte mir vorstellen dass 960mm eine Kontrabass Greiftechnik voraussetzen, aber dass 900 zu schmal dafür sind. Oben anders greifen zu müssen als in den tiefen Registern wäre schon eine Challenge.

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Re: 6-Saiter Riesenbass

#5

Beitrag von Janis » 02.04.2023, 13:54

Interessantes Projekt! Als Nicht-Bassist mit eher kleinen Händen sind solche Mensuren für mich eh jenseits von Gut und Böse. Allerdings möchte ich erwähnen, dass Fannedfrets durch die bessere Ergonomie längere Mensuren schon etwas kompensieren (zumindest die Erfahrungen von Gitarren solcher Bauart, 7 Saiten von 26,5“ auf 25“) und der Unterschied in der ersten Lage in diesem Fall nur 3cm sind. Die anderen 3 sind ja durch die schräge Brücke gegeben. Die Anzahl der Saiten und die damit verbundene Halsbreite schreien aber schon nach langen Armen und großen Händen.
Bin gespannt auf den Baubericht und wünsche viel Erfolg!
Viele Grüße,
Jan

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Re: 6-Saiter Riesenbass

#6

Beitrag von Sejconed » 02.04.2023, 14:05

Ich fürchte meine Wortwahl war nicht so gut gewählt. Bedenken wäre statt überdenken sinnvoller gewesen :?
Ich befürchte nämlich auch, dass dein Bass schwer bespielbar werden könnte. Daher die Idee, die Originalgröße aufzumalen und damit zu testen.

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Re: 6-Saiter Riesenbass

#7

Beitrag von Sila » 12.04.2023, 17:35

Huch, da schaut man einmal für 10 Tage nicht in jeden eigenen Thread und verpasst direkt die Diskussion... (whistle)

Danke allerseits für die Blumen, um Ralf aus dem Thread zu den Tonabnehmern zu ebendiesem Projekt zu paraphrasieren - wenn es wesentlich normaler wäre, könnte ich ja ins Geschäft fahren und mir einen aussuchen :D

Das Mensurproblem habe ich mir bis jetzt so überlegt: Brett mit der Gesamtstärke genommen, die da am Ende allerhöchstens zwischen Oberseite H-Saite zu Halsrücken zusammenkommen wird. Länge des Brettes so, dass ich es so auf den Schoß nehmen kann, wie dann auch auch der Bass liegen sollte. Die ersten 4 Bünde angemalt - Da ging zumindest bei mir immer noch vertretbar ein Finger pro Bund.
Natürlich mit etwas mehr Strecken als bei meinem Medium Scale, aber Dingwall, Ibanez und sicherlich auch weitere, bauen ihre Bässe auch mit bis zu 37" im Bass, da ist die Entfernung Sattel zum ersten Bund dann doch sage und schreibe 1 (einen) Millimeter länger als das, was ich hier vorhabe (umgerechnet 37,8") ;)

Bebop kann ich eh nicht, Metal bin ich mir bei einem Instrument der Bauweise nicht so sicher und dieser Teil des Tonumfangs ist ja sowieso in der Nähe der Grenze des hörbaren, sodass, zumindest da unten, nach meiner Einschätzung kein besonderes Risiko einer Verleitung zum shredden entsteht.

Und wie Jan ganz richtig sagt, ist hier auch die Ergonomie, die die Fächerbundierung mir in meiner üblichen Spielposition gibt, entscheidend. Der Höcker unten rechts ist ja insbesondere zu dem Zweck da, dass der ganze Bass "nach hinten rutscht", dadurch muss ich mich nicht so weit zum Halsende strecken und dadurch ist dann, zusammen damit, dass die Ausrichtung der Bünde mit meiner Technik ziemlich genau zu einer neutralen Handposition übers ganze Griffbrett führt, die Bespielbarkeit mit etwas Glück nochmal etwas weniger verkrampft.

Dass ich trotzdem für ein Gelingen die beste Bundier- und Einstellarbeit meines Lebens machen muss ist mir vollkommen klar und ein Gefuddel, auf das sich vermutlich auch sonst kaum jemand im Verlauf des Gitarrenbaus freut ;)

Ein, mittlerweile auch nur noch lauwarmes, Update gibt es zum Schluss auch noch:

Ich war beim Holzhandel und habe mir mal ein paar Stücke ausgesucht:
Holzhaul.jpg
Body Blanks: 2x Paulownia geröstet (Wiegen zusammen gefühlt soviel wie einige Griffbrettrohlinge, die ich noch rumliegen habe). Die Leimfuge zwischen den beiden werde ich mit dem Ahornfurnier etwas hervorheben, den Pinstripe stelle ich mir ganz ansehnlich vor.
Griffbrett: Ahorn geröstet. Aus dem als "Bastelholz" gekauften Stück etwas dunkler geröstetem möchte ich mir etwas für Binding und Inlays ausdenken.
Der Halsrohling ist schon verleimt aus zwei Eichenpfosten gesperrt mit Waldkirsche
Und rechts der südtiroler Lärchenschinken, aus dem ich mir Decke und vielleicht auch nochmal eine dünne Schicht Boden zu sägen erhoffe😬

Vielleicht traue ich mich am Wochenende, mal ein paar Schnitte zu setzen.

Gerade plane ich außerdem ein bisschen an unterschiedlichen Tonabnehmerdesigns, wahrscheinlich gibt es dazu auch demnächst etwas neues.
Viele Grüße,

Felix
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Re: 6-Saiter Riesenbass

#8

Beitrag von Janis » 12.04.2023, 18:47

Hm, selbst ohne Kopf und Übergang zum Korpus weit oben klingen Eiche, Kirsche und Ahorn vs Paulownia und Lärche etwas unausgeglichen vom Gewicht her (think)
Viele Grüße,
Jan

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Re: 6-Saiter Riesenbass

#9

Beitrag von Sila » 12.04.2023, 20:50

Janis hat geschrieben:
12.04.2023, 18:47
Hm, selbst ohne Kopf und Übergang zum Korpus weit oben klingen Eiche, Kirsche und Ahorn vs Paulownia und Lärche etwas unausgeglichen vom Gewicht her (think)
Das Risiko besteht sicherlich,
Ich bin momentan noch der Meinung, dass das, was ich am Hals stehen lasse weniger sein sollte als das, was ich am Korpus noch dranpacke (es kommt ja auch noch Elektronik dazu)… aber des Risikos bin ich mir bewusst, ich werde vermutlich mal den ganzen Spaß so ungefähr modellieren und simulieren und dementsprechend auch anpassen, was ich mir, dem Gleichgewicht zuliebe, traue, aus dem Korpus auszufräsen
Viele Grüße,

Felix
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