Blökmachine

Das Board für eure Bauberichte!

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Blökmachine

#1

Beitrag von ihminen » 19.07.2020, 15:04

Wäre man vernünftig, so würde man erst mal ein Projekt vollenden, bevor man das nächste beginnt. Doch wäre man vernünftig, so würde man vielleicht auch keine Gitarre selbst bauen, sondern sich eine günstig besorgen und die gesparte Zeit lieber mit Spielen und vor allem Üben verbringen...

Nach der Arr0w wollte ich eigentlich was in Richtung Explorer bauen, ich fand die Form schon immer geil. Nicht zuletzt durch Beiträge hier im Forum kam ich aber irgendwie auf die Blackmachine. Die ließ mich nicht mehr los. Nachdem sich der Baubericht von @crackout so flüssig liest, dass man denkt, so ein Modell lässt sich ja ganz entspannt bauen, begann ich mit detaillierteren Planungen.
  • Diesmal kein durchgehender Hals.
  • Ob Schraubhals oder eingeleimt entscheide ich noch, Präferenz liegt bei Leimen.
  • Fächerbundierung. Ich hab zwar immer noch keine einzige Gitarre fertig, aber die Arr0w fühlt sich auch unfertig mit der Fächerbundierung schon megageil an.
  • Siebensaiter.
  • Ein Tonabnehmer, EMG 707 (gebraucht), ein Volume-Poti mit Killswitch.
  • Einteiliger Body aus Treppenstufe (Mahagoni, Iroko oder sowas). Der sollte einfach zu bauen sein.
  • Top überlege ich noch. Tendenz geht zu Apfelbaum, da ich den noch da habe.
  • Fünfstreifiger Hals, Mahagoni (oder was es eben ist, diese Treppenstufe) mit zwei Ahorn-Streifen.
  • Geschäftete Kopfplatte, windschief im Winkel der Sattels. Die Idee habe ich ursprünglich mal bei walterson gesehen.
  • Anders als bei der Arr0w soll die Kopfplatte nicht aus Halsmaterial bestehen, sondern aus einem Stück Mahagoni. Ist einfacher zu bauen, dann gibt's halt weniger Streifen in der Optik.
Die Planung in CAD ging flott, da es ja fertige Pläne gibt, die man als Grundlage nehmen kann. Das Ergebnis sah dann so aus:
CAD Plan (2d)
CAD Plan (2d)
Damit ließen sich dann wieder recht einfach Schablonen am Lasercutter herstellen. Das kennt ihr ja schon von mir.
Schablonen lasern
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Re: Blökmachine

#2

Beitrag von ihminen » 19.07.2020, 15:17

Mit der Schablone durchsuchte ich also meine Treppenstufensammlung, und fand eine, die gerade breit genug war und aus einem Stück bestand. Der erste Arbeitsschritt am Instrument bestand dann darin, den Teppich zu entfernen.
Entfernen der Auslegeware
Entfernen der Auslegeware
Der Plan wäre gewesen, die Stufe grob abzulängen und durch den Dickenhobel zu schieben. Hätte auch fast geklappt. Wenn nicht der Dickenhobel im Hobbyhimmel bis 30 cm Breite begrenzt wäre. Es fehlten also ganze 4 cm.

Es folgte der Versuch, die Stufe planzufräsen. Zuerst mit breiten Nuten...
Breite Nuten
Breite Nuten
Danach mit einem Planfräs-Jig, das mal jemand anders im Hobbyhimmel hinterlassen hatte, die übrig gebliebenen Stege wegfräsen.
Dann Entfernen der Stege
Dann Entfernen der Stege
Ich Großen und Ganzen hat das auch funktioniert. Den Rest hätte man noch verschleifen oder mit dem Handhobel entfernen können. Mit Hilfe des Teams vom Hobbyhimmel wurde die Stufe dann aber letztlich unter die neue CNC-Fräse gespannt und damit plangefräst. Auf beiden Seiten.
Am Ende doch die CNC
Am Ende doch die CNC
Wenn ich mit der CNC umgehen könnte, wäre natürlich auch der ganze Gitarrenbody damit ruckzug erledigt. Das kommt vielleicht noch. Mit Schablone und Kugellagerfräser geht's aber bestimmt schneller bei mir, wenn man die Fehlversuche mitrechnet...
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Re: Blökmachine

#3

Beitrag von DoppelM » 19.07.2020, 15:30

Wie ist das eigentlich beim Hobbyhimmel mit Kosten für Laser bzw CNC geregelt? Bei anderen Anbietern geht sowas ja durch die Fahrzeiten schnell ins Geld...
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Re: Blökmachine

#4

Beitrag von ihminen » 19.07.2020, 15:40

Dann ging ich mal dem Hals an den Hals. Mit Formatkreissäge Leisten gesägt und mit dem Dickenhobel auf symmetrische Breiten gebracht. Auch für Nichtschreiner wie mich einfach. Die Bretter (die gleichen, aus denen auch der Hals der Arr0w ist) waren so lange, dass sich eine Halskantel von über 1,10 m daraus zusammenleimen lässt. Eigentlich prädestiniert für einen durchgehenden Hals. Mit geschäfteter Kopfplatte aus anderer Materialquelle muss der eigentliche Hals aber nur 52 cm lang sein. Ich liebäugle daher schon mit einem Schwesternmodell... Aber der Reihe nach.
Die einzelnen Leisten sind in Summe etwa 9 cm breit
Die einzelnen Leisten sind in Summe etwa 9 cm breit
Wie auch bei der Arr0w baute ich mir mit Restholz und Zwingen eine Bohrvorrichtung, mit der ich alle Leisten an der gleichen Stelle durchbohren konnte. Da kommt dann ein Dübel durch, als Verrutschsicherung beim Leimen.
Dübellochbohrvorrichtung
Dübellochbohrvorrichtung
Es gab ein Dübelloch an jedem Ende und eines in der Mitte. Letzteres aber von Hand gebohrt, daher nicht 100 % in rechten Winkel.
Alles zum Verleimen bereit
Alles zum Verleimen bereit
Dann hieß es wieder "Leimen los". Schicht für Schicht mit Leim einstreichen und auf die äußeren Dübel auffädeln. Am Ende den mittleren Dübel eindrücken. Letzteres funktionierte aber aus unerfindlichen Gründen nur zur Hälfte, dann brach der Dübel ab. Naja. Keine Zeit verlieren, ab in die Zwingen (mit Pressbeilage aus OSB-Platte, die Restekiste im Hobbyhimmel lässt grüßen). Titebond zieht ja bekanntlich schnell an.
IMG_20200718_154134934.jpg
Da der mittlere Dübel nicht ganz durch ging, ergaben sich leichte Verschiebungen in der Mitte. Etwa 1 mm. Das werde ich mit der Kreissäge glätten müssen. Eine Erfahrung von der Arr0w ist, dass man einen mit abwechselnder Faserrichtung verleimten Hals nicht sauber hobeln kann, da eine Seite immer Ausrisse haben wird.
IMG_20200718_154142257.jpg

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Re: Blökmachine

#5

Beitrag von ihminen » 19.07.2020, 15:55

Während der Hals am Trocknen war, hatte ich noch kurz Zeit, den Body grob mit der Bandsäge auszusägen.
Stairway to Heaven
Stairway to Heaven
Eigentlich musste ich schon gehen, aber ich konnte mich nicht losreißen und mussten noch die Schablone aufkleben und die Hälfte der Fräsungen außen machen, die sich mit dem unten liegenden Kugellager fräsen lassen. Also mit der späteren Voderseite unten auf dem Frästisch liegend. Zwecks Ausrissvermeidung sollte die andere Hälfte der Kurven dann "von oben" gefräst werden, also mit der späteren Rückseite unten auf dem Frästisch.

Dann passierte mir ein dummer Fehler, den ich zu spät bemerkte. Der neue Frästisch im Hobbyhimmel hat, anders als sein Vorgänger, eine Sperre für die Höheneinstellung, die man auch zwingend nutzen sollte. Das hatte ich vergessen. So kam es, dass der Fräser unbemerkt tiefer rutschte und das Kugellager irgendwann nicht mehr an der Schablone war.
Der erste Fräsfehler.
Der erste Fräsfehler.
Jetzt ist der untere Cutaway eben etwas größer. Die Auflagefläche für einen Schraubhals ist dadurch reduziert. Mit einem eingeleimten Hals ist das aber vermutlich kein Problem. Dann wird der Hals-Korpus-Übergang eben etwas ergonomischer. Das ist ohnehin der Teil, der mir an der Arr0w am besten gefällt. Es weicht dann halt von der streng puristischen Optik der 45°-Fase an einer "richtigen" Blackmachine ab.

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Re: Blökmachine

#6

Beitrag von ihminen » 19.07.2020, 16:03

Eine weiterer Schritt war dann noch von der Art eines Puzzlespiels. Finde eine Position der Top-Hälften, bei der alle Löcher und Risse in dem Apfelbaumholz im Verschnitt landen. Gar nicht so einfach. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass die Top-Hälften je um knapp 10° nach innen gedreht werden, so dass sie in Richtung Griffbrett spitz zulaufen.
IMG_20200718_142334537.jpg
Die Keil-Optik des hellen Streifens könnte am Ende ganz gut kommen. Und aus dem Verschnitt ist bestimmt irgendwo auch noch ein Stück für ein Kopfplattenfurnier herauszubekommen.
IMG_20200718_142325314.jpg
Aber wer weiß, wie die Teile aussehen, wenn sie noch etwas abgehobelt wurden. Bei diesem Holz kann jeden Millimeter ein neues Loch auftauchen...

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Re: Blökmachine

#7

Beitrag von ihminen » 19.07.2020, 16:10

DoppelM hat geschrieben:
19.07.2020, 15:30
Wie ist das eigentlich beim Hobbyhimmel mit Kosten für Laser bzw CNC geregelt? Bei anderen Anbietern geht sowas ja durch die Fahrzeiten schnell ins Geld...
Die Preise im Stuttgarter Hobbyhimmel sind erst einmal "Eintrittspreise" pro Stunde (es sei denn man hat ein "Flatrate"-Abo). Für die teuren Maschinen wie Formatkreissäge, Dickenhobel, Bandsäge und eben auch CNC-Fräse und Lasercutter bezahlt man dann noch zusätzlich Minutenpreise. Beim Lasercutter sind das 70 Cent pro angefangener "Aktivminute". D.h. es wird nur die "Laufzeit" des Lasers berechnet. Meine Schablonen haben höchstens fünf Minuten gebraucht. In der Regel dauert das Herumkämpfen mit der Software deutlich länger.

Wenn ich dir bei etwas helfen kann, schreib mir gerne eine PM. Zum Format: Wenn du deine Datei in Inkscape öffnen kannst, sind die Erfolgschancen hoch.

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Re: Blökmachine

#8

Beitrag von crackout » 19.07.2020, 22:39

Cool! Da bin ich gespannt. :)
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Re: Blökmachine

#9

Beitrag von Poldi » 20.07.2020, 05:12

Das liest sich doch schon mal vielversprechend. Gutes Gelingen erstmal.
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Re: Blökmachine

#10

Beitrag von Barbarossa » 20.07.2020, 14:52

Gut, dass der "Fräsunfall" nicht gravierend ist. Auf das Top bin ich ja mal gespannt, das mit dem Keil könnte echt gut kommen.
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Re: Blökmachine

#11

Beitrag von Simon » 20.07.2020, 15:49

Tolles Vorhaben! eine Blackmachine oder eine Kopie steht bei mir auch noch auf meiner Haben- Will Liste....

Zum Apfeltop: ich bin ja der Meinung, dass man bei dem Holz die Fehlerstellen nicht kaschieren muss, das gehört zum Charakter von Apfel :)
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Re: Blökmachine

#12

Beitrag von penfield » 20.07.2020, 22:26

Du bist ja ganz schön in Fahrt.
sieht gut aus, schönes Holz
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Re: Blökmachine

#13

Beitrag von ihminen » 21.07.2020, 11:10

Simon hat geschrieben:
20.07.2020, 15:49
Tolles Vorhaben! eine Blackmachine oder eine Kopie steht bei mir auch noch auf meiner Haben- Will Liste....
Deine Goldy von vor 10 Jahren ging doch schon schwer in die Richtung. Mit Ausnahme des durchgehenden Halses, den ich ja aber eh cooler finde...
Simon hat geschrieben:
20.07.2020, 15:49
Zum Apfeltop: ich bin ja der Meinung, dass man bei dem Holz die Fehlerstellen nicht kaschieren muss, das gehört zum Charakter von Apfel :)
Ich hab schon überlegt, ob ich die Risse mit Epoxy füllen will. Aber ganz ohne Fehlstellen ist es sicher weniger Stress. Auf dem Niveau von Urs sehe ich mich nicht im geringsten... :-)

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Re: Blökmachine

#14

Beitrag von Simon » 21.07.2020, 11:51

ihminen hat geschrieben:
21.07.2020, 11:10
Simon hat geschrieben:
20.07.2020, 15:49
Tolles Vorhaben! eine Blackmachine oder eine Kopie steht bei mir auch noch auf meiner Haben- Will Liste....
Deine Goldy von vor 10 Jahren ging doch schon schwer in die Richtung. Mit Ausnahme des durchgehenden Halses, den ich ja aber eh cooler finde...
Simon hat geschrieben:
20.07.2020, 15:49
Zum Apfeltop: ich bin ja der Meinung, dass man bei dem Holz die Fehlerstellen nicht kaschieren muss, das gehört zum Charakter von Apfel :)
Ich hab schon überlegt, ob ich die Risse mit Epoxy füllen will. Aber ganz ohne Fehlstellen ist es sicher weniger Stress. Auf dem Niveau von Urs sehe ich mich nicht im geringsten... :-)
Ja stimmt, das war schon in die Richtung.... und kurz hast mich schockiert mit den 10 Jahren, wobei 5 auch schon wieder viel zu lange her ist....

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Re: Blökmachine

#15

Beitrag von ihminen » 21.07.2020, 13:10

Simon hat geschrieben:
21.07.2020, 11:51
Ja stimmt, das war schon in die Richtung.... und kurz hast mich schockiert mit den 10 Jahren, wobei 5 auch schon wieder viel zu lange her ist....
Ah, tut mir Leid, ich hatte das Datum des Postings mit dem deiner Anmeldung (23.04.2010) verwechselt. So alt musst du dich also nicht fühlen...

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Re: Blökmachine

#16

Beitrag von ihminen » 14.08.2020, 13:40

Weiter ging's am Body. Erst mal die Aushöhlungen grob mit dem Forstnerbohrer von ihrer Füllung befreit. Ging ziemlich schnell.
Aushöhlungen ausforstnern...
Aushöhlungen ausforstnern...
Dann mit der Oberfräse und dem Kugellagerfräser (oben liegendes Kugellager, von Rall) vollenden. Das ging total gut. Ich muss an der Stelle einfach nochmal loswerden, wie geil die Dewalt DW 621 Oberfräse ist. Die Absaugung durch die Säule funktioniert einfach super und der Saugschlauch ist nicht im Weg.
... und sauber fräsen
... und sauber fräsen
Fehler passierten trotzdem:
  • Bei nachträglicher Betrachtung war es nicht so clever, die Tonabnehmerfräsung jetzt schon zu machen. Das "Fleisch" im Body hätte ich besser stehen lassen, um später einen Dübel oder eine Schraube darin einsetzten zu können, um beim Verleimen des Tops selbiges vor dem Verrutschen zu sichern. Im Bereich, wo später die Halstasche hinkommt, kann ich das noch tun. Aber vielleicht leime ich sogar wieder einen kleinen Holzklotz zu diesem Zweck in die PU-Fräsung ein, den ich später wieder entferne...
  • Das E-Fach ist zu breit. Ich hatte vergessen, dass die ausgelaserte Schablone an der Stelle zweiteilig ist: Ein äußeres Loch für die Vertiefung des Deckels und ein inneres für das eigentliche E-Fach. Natürlich hatte ich den "Einsatz" für das eigentliche E-Fach beim Ausforstnern nicht eingelegt. Ganz so tief hatte ich zum Glück nicht ausgeforstnert, so dass das E-Fach dann eben eine innenliegende Deckel-Vertiefung unter dem Top hat. Sieht man ja nicht mehr.
  • Beim Ausfräsen des E-Fachs war der Kugellagerfräser zu hoch eingestellt (bzw. die Schablone zu dünn), so dass ich einen Fräsfehler drin habe, der aber unter dem Top verschwindet. Die Schablone ist zwar betroffen, aber die lässt sich ersetzten.
Das E-Fach zuerst ohne, dann mit der Schabloneneinlage gefräst.
Das E-Fach zuerst ohne, dann mit der Schabloneneinlage gefräst.
Nachdem ich das E-Fach mit der richtigen Schablone nochmal tiefer gefräst hatte, forstnerte ich den "Durchbruch" und vollendete die Fräsung von unten am Frästisch. Ich brachte auch gleich noch eine 45°-Fase an der Unterseite des Bodys an und eine zweifelhafte Zugangsfräsung für die Steckerbuchse. Davon muss ich aber noch Bilder nachreichen.
Das eigentliche E-Fach vollendet.
Das eigentliche E-Fach vollendet.
A propos Schablone. Das Laser-File hatte ich ja noch, also hab ich einfach flugs nochmal eine gemacht, die ohne die beiden Fräsfehler (E-Fach und Hals/Korpus-Übergang) daherkommt.
Eine neue Schablone, weil's so schön war.
Eine neue Schablone, weil's so schön war.
Positiver Nebeneffekt: Die aus dem Reststück automatisch entstandene Negativschablone lässt sich super dafür nutzen, das Top zu planen.
Die Negativschablone ist mehr als Abfall!
Die Negativschablone ist mehr als Abfall!
Womit wir also beim Top wären. Nach mehrfachen Hin und Her entschied ich mich für einen Neigungswinkel von 13°. Damit kann ich einerseits die Löcher und Fehlstellen des Apfelbaumholzes umschiffen und andererseits entsteht durch das helle Splintholz eine tolle Keil-Optik. Oder ein Feuerstrahl... (wenn man sich das Griffbrett als Rakete vorstellt... ich glaub, mir geht die Fantasie durch :-))

Aber WIE bekommt man die schräg angezeichnete Linie sauber abgesägt? Meine Erfahrung sagte mir, dass zumindest ICH das an der Tischkreissäge nicht hinbekomme. Es gibt ja keinen sauberen Anschlagt und auf gut Glück über's Sägeblatt peilen wäre sicher im wahrsten Sinne schief gegangen. Der Winkelanschlag wäre vielleicht noch eine Möglichkeit gewesen, die Idee verfolgte ich aber nicht weiter.

Statt dessen ließ ich mir im Hobbyhimmel die Festool-Sägeschiene geben und eine dazu kompatible Handkreissäge (Metabo passt auf Festool). In Verbindung mit diesen speziellen Schienen-Schraubzwingen ließ sich die Schiene sauber auf dem Strich platzieren und fixieren. Um Ausrissen vorzubeugen, zwang ich unter das Werkstück noch eine Opferplatte aus der Restekiste.
Die Sägeschiene als Topmittellinienabsägehilfe
Die Sägeschiene als Topmittellinienabsägehilfe
Das Absägen als solches war dann wirklich ein Kinderspiel. Absaugung nicht vergessen.
Schräge Top-Hälfte gerade absägen.
Schräge Top-Hälfte gerade absägen.
Dann konnte man auch zum ersten Mal sehen, wie das Top wirklich aussehen wird. Geil nämlich.
Ausblick auf die Optik des Tops
Ausblick auf die Optik des Tops
Dann also die Top-Hälften fügen. Die Handkreissäge hinterließ recht rauhe Kantenflächen. In der Vergangenheit habe ich schon mit Abrichthobel, Bandschleifer und Kreissäge miserable Füge-Ergebnisse erzeugt. Nun schlug die Stunde der Handwerkzeuge.

Bevor ich mit dem Fügen begann, klebte ich die Top-Hälften mit Doppelkleberband aneinander. Dann versuche ich zuerst, die Top-Hälften mit der Kantenfläche nach oben in der Hobelbank eingespannt abzuhobeln. Dabei kippte ich aber zu sehr seitlich. Mit 2 x 7 mm ist die Auflagefläche für den Hobel einfach zu schmal. Dann besser um 90° gedreht.
Improvisiertes Shooting Board ohne...
Improvisiertes Shooting Board ohne...
Aus zwei dicken MDF-Platten (Hobbyhimmel Restekiste...) und zwei Schraubzwingen improvisierte ich ein Shooting-Board zusammen. Damit funktionierte es wunderbar.
... und mit Hobel
... und mit Hobel
Der erste Versuch bestand den "Lichtspalttest" zwar nicht ganz, da die Fläche im Mittelbereich leicht bauchig war. Der zweite Versuch funktionierte prima.
Doppelte Hobelspäne als Indikator für erfolgreiches Fügen.
Doppelte Hobelspäne als Indikator für erfolgreiches Fügen.
Erst jetzt dämmerte mir, dass es durch die schräge Ausrichtung des Tops außen keine parallelen Angriffsflächen mehr gibt, mit denen man das Top zum Verleimen zusammenzwingen könnte. Deshalb sägte ich die Umrisse des Tops grob aus und sorgte dabei für parallele Kanten zur Leimfläche. Der Einfachheit halber nahm ich dafür die Dekupiersäge ("Laubsäge"). Bis ich die Bandsäge eingerichtet gehabt hätte, war ich schon fertig. An der Kappsäge begradigte ich noch die Klemm-Angriffsflägen. Dabei kam ich aus Unachtsamkeit an einer Stelle äußerst nahe an die Endform, vielleicht sägte ich sogar etwas hinein. Gegebenenfalls muss die Body-Rundung dann halt geringfügig kleiner ausfallen, oder es gibt ein Binding. Grmpf.
Herstellung paralleler Klemmungsangriffsflächen
Herstellung paralleler Klemmungsangriffsflächen
Bedingt durch die Form (ich alter Schwabe wollte mal wieder den Verschnitt minimieren, um z.B. noch Material für ein Kopfplattenfurnier rauszuschinden), wäre Klemmen mit Schraubzwingen schwierig geworden. Deswegen entschied ich mich für etwas, das ich noch nie gemacht hab: die Keilmethode! Dazu darf dieser Kalauer nicht fehlen:

Keili
Keili
Keili
Zunächst machte ich einen Trockenversuch. Dann verband ich die Top-Hälften auf der Rückseite mit zwei Querstreifen Malerkrepp und gab Leim auf die Flächen. Die Keile funktionierten gut. Aus dem Metallbereich des Hobbyhimmels entlieh ich zwei sauschwere Metallungetüme, die ein Aufbäumen des Tops erfolgreich verhinderten.
Top verleimen, nach erfolgreichem Trockenversuch
Top verleimen, nach erfolgreichem Trockenversuch
Ein wenig Zeit blieb noch, um die verleimte Halskantel zu säubern. Diese war 1. voller Leimtropfen und 2. in der Mitte etwas verrutscht. Zuerst grob mit dem kleineren Hobel...
Erst grob...
Erst grob...
... dann feiner...
... dann feiner...
Dann mit dem langen Hobel etwas feiner.

... dann mit dem großen Hobel
... dann mit dem großen Hobel
Wie immer enstanden dabei tolle Hobelspähne.
Streifchen, mal wieder.
Streifchen, mal wieder.
Es zeigte sich, dass es eine gute Idee war, die Halskantel NICHT einfach durch den Dickenhobel zu schieben. Die Halsstreifen sind in ihrer Maserung gegenläufig verleimt. D.h. sie müssen in unterschiedliche Richtungen gehobelt werden, sonst bekommt eine Seite üble Ausrisse. Das merkt man auch mit dem Handhobel deutlich. Mit der Maschine wäre das noch viel schlimmer geworden.

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Re: Blökmachine

#17

Beitrag von ihminen » 16.08.2020, 15:51

Weil es sich zeitlich einrichten ließ, ging es auch alsbald weiter. Das Top hatte sich den Keilen prima gefügt. Die Keile erwartet eine zweite Karriere als Tür-Unterlegkeil (die Putzkolonne entfernt diese im Keller regelmäßig, jetzt hab ich einen gewissen Vorrat). Nächster Schritt: Top aufleimen.

Wie bereits erwähnt, hätte ich die PU-Fräsung besser noch nicht vollendet. Um doch darin das Top verrutschsicher fixieren zu können, befestigte ich ein Stück Sperrholz in der PU-Fräsung. Zuerst mit zwei kleinen Nägeln. Dann dämmerte mir, dass das später beim Ausfräsen kein gutes Ende nehmen könnte, und stieg aus Faulheit auf Doppelklebeband um.

Wie man auf dem Bild gut sieht, habe ich dieses mal die Kabelkanäle sehr reichlich dimensioniert, vor allem in ihrer Tiefe. Dabei habe ich aus dem Fehler bei der Arr0w gelernt, wo mir beim Aufleimen des Tops der Leim die Kanäle verstopfte. Außerdem habe ich für alle Fälle mal noch einen zweiten Kabelkanal gefräst. Sollte ich irgendwann einmal noch einen zweiten Tonabnehmer verbauen wollen, so kann ich das Kabel direkt unter dem Top durchfädeln.
Die Innereien des Bodys mit Hilfsklotz für Top-Fixierschrauben in der PU-Fräsung
Die Innereien des Bodys mit Hilfsklotz für Top-Fixierschrauben in der PU-Fräsung
Das Top konnte ich dann erst mal trocken aufschrauben. Dazu musste ich es allerdings erst einmal sauber positioniert bekommen. Und dazu musste ich auf dem Body die Mittellinie auf den Seitenkanten markieren. Die Methode von @crackout, die man z.B. bei seiner
Metal-Superstrat gut erkennen kann, ist da etwas cleverer: Er hat zuerst das Top aufgeleimt und erst dann mit der Formgebung des Bodys begonnen. Somit wäre es fast egal, wie genau das Top auf dem Body liegt. Bei mir war der Body aber schon gefräst, so dass die Mittellinie des Bodys genau mit der Fügelinie des Tops in Einklang gebracht werden musste. Das hatte ich nun von meiner Ungeduld. Aber nach etwas Hin und Her ging es doch ganz gut.

Vor dem Verleimen beklebte ich noch die Zargenfläche des Bodys mit Malerkrepp. Dadurch wurde das Holz von den typischen Leimläufer-Tropfen verschohnt und ich vor der Arbeit, diese zu entfernen. Funktionierte prima.
Trockenübung mit aufgeschraubtem Top.
Trockenübung mit aufgeschraubtem Top.
Dann also beherzt zur Leimflasche gegriffen, das Top aufgelegt und die Schraubenlöcher wieder gesucht.
Titebond marsch!
Titebond marsch!
Es folgte wieder ein Gesamtkunstwerkt. In Ermangelung tiefer reichender Zwingen konnte ich nur den Rand mit Zwingen pressen (bei der Arr0w ging das ganz gut im "Schritt" der V-Form, hier nicht). Also musste Gewicht auf die Mitte. Es fand Verwendung, was ich eben finden konnte: Ein Sack Zement, ein Schraubstock, drei Spaltkeile, ein 5 kg Vorschlaghammer und meine Metall-Hobel. Das ganze reichte bis fast unter die Decke, aber es blieb wider Erwarten über Nacht stabil stehen und funktionierte.
Gesamtkunstwerk
Gesamtkunstwerk
Am nächsten Morgen fand ich einen schön verleimten Body vor. Über Nacht war mich noch der Gedanke gekommen, dass ich ein Trennfurnier hätte einleimen können/sollen. Ich hätte aber eh keins dagehabt. Sieht sicher auch so nachher gut aus.

Ich sägte gleich noch mit der Stichsäge das Top mit etwas Überstand grob bündig. Dazu zwang ich dem Body mit dem Top nach unten fest und sägte mit der Stichsäge auf dem Kopf von unten. Den Trick hatte ich mir mal von jemand im Hobbyhimmel abgekuckt. Man sieht so viel besser, was man tut. Funktionierte super. Die restlichen Millimeter mache ich dann noch mit dem Bündigfräser und dem oszillierenden Band/Spindel-Kombischleifer (diese Triton-Maschine) im Hobbyhimmel.

Die Oberseiten des Tops waren noch nicht ganz sauber. Der Dickenhobel hatte diese leicht schief hinterlassen, so dass am Stoß eine Stufe von fast einem Millimeter entstanden war. Außerdem hinterließ die leichte Riegelung des Apfelholzes Hobelausrisse am Dickenhobel. Deswegen hatte ich nur die Unterseite damit präpariert. Die Oberseite hatte immer noch Spuren der Bandsäge vom Auftrennen. Ich beschäftigte mich lange und schweißtreibend mit dem Handhobel, um die Oberfläche zu glätten. Die Stufe am Stoß konnte ich entfernen, aber wirklich sauber ist die Oberfläche nicht geworden. Der Rest wird geschliffen.
Top gefügt, aufgeleimt und grob geformt.
Top gefügt, aufgeleimt und grob geformt.
Hier noch der bereits versprochene Blick auf die Rückseite. Der "Steckerbuchsen-Zugangskanal" ist etwas speziell. Dafür hatte ich keine Schablone gemacht, sondern einfach an einem Anschlag entlang längs Linien gefräst. So ist der Kanal etwas zu groß geworden. Die Idee, dass der Stecker im Kanal verschwindet, finde ich nach wie vor gut. Nächstes mal mache ich das aber etwas filigraner...
Die Rückseite
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Soweit erst mal vom Body. Mit 1,6 kg ist der nicht nur gefühlt ein Leichtgewicht. Hoffentlich wird die Gitarre nicht kopflastig.

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Re: Blökmachine

#18

Beitrag von crackout » 16.08.2020, 18:25

Sehr schön wie der Stecker dann im Body verschwindet! 👍🏻

Warum hat die Top-zugewandte Seite des Bodies eigentlich eine Vertiefung bei der E-Fach-Fräsung? 🧐
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Re: Blökmachine

#19

Beitrag von Janis » 16.08.2020, 19:47

Das Top kommt richtig gut! Schöner Fortschritt! :)
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Re: Blökmachine

#20

Beitrag von MattB90 » 16.08.2020, 20:03

Sieht ja schonmal sehr gut aus😃
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Re: Blökmachine

#21

Beitrag von penfield » 16.08.2020, 20:23

Schaut gut aus
der kabelsteckerkanal ist originell (falls es einer ist)
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Re: Blökmachine

#22

Beitrag von ihminen » 16.08.2020, 23:05

crackout hat geschrieben:
16.08.2020, 18:25
Sehr schön wie der Stecker dann im Body verschwindet! 👍🏻
Eine kleinere Fräsung hätte es auch getan. Aber ich bin mal vorsichtig optimistisch.
crackout hat geschrieben:
16.08.2020, 18:25
Warum hat die Top-zugewandte Seite des Bodies eigentlich eine Vertiefung bei der E-Fach-Fräsung? 🧐
Das ist... ähm... wegen der Ausbreitung der Schallwellen im Korpus für besonders obertonreichen Klang. Ganz einfach, ich hab mit der falschen Schablone (d.h., ohne den "Einsatz" für die Innenkontur - den sieht man in den Laserfotos ganz gut) ausgeforstnert. Dann hab ich es wenigstens noch glattgefräst. Eine Einlage anzufertigen und einzuleimen erschien es mir dann auch nicht wert. Jetzt hat das E-Fach halt einen Falz. Sollte nicht stören. Und, wie gesagt, die Obertöne...
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Re: Blökmachine

#23

Beitrag von ihminen » 18.08.2020, 23:35

Da der Holzbereich im Hobbyhimmel gerade besetzt war, machte ich mich an den Lasercutter, um das Griffbrett anzuritzen. Das Griffbrett ist wieder mal aus 6 mm dickem schwarzem Pertinax. Meine Platte hatte gerade noch Material für zwei Griffbretter, aber nur wenn man sie genau platzierte. Deswegen laserte ich gleich zwei davon, es könnte ja noch ein Schwestermodell geben... Es hat sich bewährt, die Oberfläche des Pertinax mit Malerkrepp zu bekleben, um übermäßige Flammenbildung und vor allem Brandspuren zu vermeiden.
Griffbretter auslasern im Doppelpack
Griffbretter auslasern im Doppelpack
Der Laser schafft es in das steinharte Pertinax nicht besonders tief. Schneiden ist nicht drin, nur markieren. Die Umrisse und die Inlays sägte ich dann an der stationären Stichsäge aus. Bandsäge wäre zwar schöner, aber das Pertinax würde ein normales Sägeband für Holz sofort ruinieren. Warum weiss ich das wohl... (whistle)
Ausgesägt
Ausgesägt
Dann noch die Inlays ausfeilen. Oder die Aussparungen für die Inlays. Letztere sollen wieder mit Epoxy und Leuchtpulver ausgegossen werden.
Inlays sauber ausfeilen
Inlays sauber ausfeilen
Durch die Fächerbundierung waren die Inlays natürlich auch schräg. Die spitzen Winkel waren nicht ganz einfach zu feilen. Sie wurden auch nicht 1000%ig perfekt, aber ok. Dann waren die Griffbrettaspiranten erst mal fertig.
Griffbrettaspiranten
Griffbrettaspiranten
Zu fortgeschrittener Stunde widmete ich mich dann noch dem Hals. Das verputzen mit dem Hobel hatte in einem winkligen Halsrohling resultiert. Kaum zu glauben, ich musste das nicht mehr korrigieren. Wow. Dann also Halsstabnutfräsen, in bewährter Manier am Frästisch.
Tod eines Nutfräsers
Tod eines Nutfräsers
Wenn man den Anschlag mal eingestellt hat, ist das keine Schwierigkeit. Aber der Fräser hat es nicht überlebt. Wer weiss, was mit dem vorher schon los war. Jedenfalls brach er ab und wurde halt ersetzt.
Halsstabnut erst mal fertig
Halsstabnut erst mal fertig
Ich fräste auch gleich noch eine 10 mm Nut für den Kopf des Halsstabs.
Höhe einstellen, ein Kinderspiel
Höhe einstellen, ein Kinderspiel
Damit konnte ich den Halsstab dann komplett versenken. Dann erst merkte ich, dass ich mir die 10 mm Nut hätte sparen können. Diese verlief nur in dem Teil der Halskantel, der für die Schäftung eh noch wegfällt. Egal, war nicht viel Arbeit.
Versenkt
Versenkt
Wie auch bei der Arr0w wird auch diese Kopfplatte windschief geschäftet. Das geht mit dem Winkelanschlag ganz gut auf der Kreissäge, wenn man zusätzlich noch das Sägeblatt schräg stellt. So etwa zwischen 4° und 5° (bei 12° Kopfplattenwinkel und 20° Sattelwinkel). An einem Reststück bestimmte ich die passende Neigung.
Empirische Bestimmung des Sägewinkels
Empirische Bestimmung des Sägewinkels
Dann ab die Post! Ging prima. Erst absägen und dann noch einmal einen halben mm "planfräsen" mit dem Sägeblatt.
Halsrohling schäften
Halsrohling schäften
Der Halsrohling passte beim ersten Versuch perfekt.
Halsrohling erfolgreich angeschäftet
Halsrohling erfolgreich angeschäftet
Diametral anders verhielt es sich mit der Kopfplatte. Ich weiss nicht, wie viele Sägeschnitte und Holzstücke ich immer irgendwie falschherum sägte. Irgendwie hatte ich einen Knoten im Hirn. Zum Glück fand ich im Hobbyhimmel noch ein Stück Mahagoni oder Meranti. Das Stück war zwar schon oft im Regen gelegen und äußerlich verwittert, ließ sich aber prima (händisch) abhobeln und mit der Kreissäge nach dem endlich erfolgreichen passenden winschiefen Schäftschnitt noch auf Dicke bringen. Was für eine Geburt.

Bei einer windschiefen Kopfplatte ist es wichtig, dass die Kopfplatte mit den gleichen Winkeleinstellungen gesägt wird, wie der Hals. Deswegen wollte ich das unbedingt noch über die Bühne haben. Vermutlich war es schon zu spät für klare Gedanken. Ich bohrte aber noch Dübelllöcher als Verrutschsicherung beim Verleimen. Die Dübel landen natürlich später im Verschnitt.
Endlich mit passend gesägter Kopfplatte
Endlich mit passend gesägter Kopfplatte
Damit war der komplizierte Teil der Schäftung erledigt. Lediglich verleimen musste ich noch.
Kopfplatte verleimen
Kopfplatte verleimen
War nicht weiter schwer.
Manche Sachen darf man nicht verzwingen. Geschäftete Kopfplatten schon.
Manche Sachen darf man nicht verzwingen. Geschäftete Kopfplatten schon.
Zuguterletzt wendete ich mich nochmal den Griffbrettern zu. In bewährter Manier baute ich "Staudämme" mit der Heißkleberpistole, um die Inlays ausgießen zu können. Diese sind nötig, um die Inlays "übervoll" zu gießen. Das ist nötig, weil Epoxy beim Aushärten schrumpft.
Staudämme für den Inlayguss
Staudämme für den Inlayguss
Boden und Seitenkante der Inlay-Formen wurden wieder mit Paketklebeband verschlossen, das ich von unten aufklebte und seitlich umkantete. Hat in der Vergangenheit funktioniert.

Erst beim Hantieren mit dem Heißkleber fiel mir auf, dass ich die Bundschlitze noch gar nicht auf Tiefe gesägt hatte. Hmmm. Aber ich will diesmal ohnehin eine neue Methode ausprobieren. Das händische Aussägen mit der Puk-Säge (fast hätte ich "Punk-Säge" geschrieben) ist doch extrem mühselig und verschlingt auch immer mehrere Sägeblätter ob der Härte des Griffbrettmaterials. Seit mir bewusst wurde, dass meine Frau eine Diamant-Trennscheibe für den Dremel hat (eigentlich für einen Zahnarztbohrer...), hoffe ich, eine leichtere Methode gefunden zu haben. Was zu beweisen wäre, man wird sehen...
Alles sonstige abgeklebt, vor allem die Bundschlitzmarkierungen
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Re: Blökmachine

#24

Beitrag von micha70 » 19.08.2020, 00:00

Finde Deine Vorgehensweise erfrischend anders. Daumen hoch. Lese gespannt weiter mit.

LG
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ihminen

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Re: Blökmachine

#25

Beitrag von Poldi » 19.08.2020, 05:57

micha70 hat geschrieben:
19.08.2020, 00:00
Finde Deine Vorgehensweise erfrischend anders. Daumen hoch. Lese gespannt weiter mit.

LG
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