Blökmachine

Das Board für eure Bauberichte!

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Re: Blökmachine

#76

Beitrag von ihminen » 14.03.2021, 15:07

Dann machte ich mich an die Hochzeitsvorbereitungen. Der Spalt, der bei eingesetztem Hals hinter dem Griffbrett zu sehen war, gefiel mir gar nicht. Ich wusste aber nicht, was ich daran ändern hätte können, außer einen 2. Tonabnehmer einzubauen. Füllen wollte ich den nicht und abdecken auch nicht. Grmpf. Aber der ist bestimmt nachher total wichtig für die ausgewogene Mischung zwischen Attack und Sustain und so. Jedenfalls verstand ich jetzt, warum manche Gitarren ein überstehendes Griffbrett haben.
Der Spalt.
Der Spalt.
Am Ende wird das eh eine Gitarre werden, die ich gebaut hab. Mir wird auch keiner 20.000 EUR für eine Blackmachine bezahlen. Und das hat auch seinen Grund, denke ich mal. Ich beschloss es einfach dabei zu belassen. Den zweiten Pickup kann ich ja immer nochmal einbauen. Und ein paar Mahagoni-Treppenstufen hab ich ja auch noch für weitere Versuche, es besser zu machen. Überhaupt muss man sich ja noch Luft nach oben und Potenzial für die Zukunft bewahren. Ähem. Egal. Ich machte eine Trockenübung zum Verleimen des Halses.
Trockenübung
Trockenübung
Was ich nicht fotografiert habe: Der Hals saß ursprünglich dermaßen eng in der Halstasche, das bei einem früheren Versuch, ihn mal wieder zu demontieren sogar ein kleines Stück aus dem Apfelbaum-Top ausgebrochen ist. Ich bin mir recht sicher, dass es daran lag, dass ich DREI Schichten Malerkrepp um die Halstaschenfrässchablone nach der "Leitenmethode" geklebt hatte. Ich wollte halt auf Nummer sicher gehen. Aber nicht immer hilft viel auch viel. Naja. Jedenfalls hobelte, feilte und schliff ich vor dem Verleimen noch den Halsfuß ganz vorsichtig etwas schmaler. So ging er dann gut in die Halstasche hinein und saß aber immer noch ordentlich fest.

Die Kanten der Halstsche klebte ich noch ab, damit austretender Leim nicht das Top oder sonstige Stellen versiegeln würden. Das war mal zur Abwechslung keine so schlechte Idee.
Jetzt wird's ernst.
Jetzt wird's ernst.
Ja gut, und dann eben Leim drauf und mit Radiusschleifklotz festzwingen.
Ernst.
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Re: Blökmachine

#77

Beitrag von ihminen » 14.03.2021, 15:35

Wieder Tage später folgten Freud und Leid. Irgendwas ist halt immer. Aber erst die gute Nachricht.

Der Hals war gut verleimt und all zu viele Leimflecken gab's auch nicht. Außer die Gummi-Unterlage - die klebte an der Gitarre fest, das ließ sich aber beheben. Ich wollte noch den Hals/Korpus-Übergang geschmeidiger gestalten. Sachte begann ich mit meinen Iwasaki-Klonen die schon angeglichenen Kurven ineinander fließen zu lassen.
Subtile Nachbearbeitung
Subtile Nachbearbeitung
Zuerst achtete ich darauf, die strenge Linienführung der 45°-Fase nicht zu beeinträchtigen. Aber je länger ich die Gitarre in meinen Händen hielt, desto mehr störte ich mich an dem trotz seiner Fase kantigen Halsfuß. Einfach kein Vergleich zum ultra-smoothen Übergang der Arr0w. Mehr und mehr reifte in mir die Versuchung, auf die 45°-Fase zu pfeifen.

Also komm jetzt, nix vorsichtig, Beitel her!
Weniger subtile Nachbearbeitung
Weniger subtile Nachbearbeitung
Als die geschnitzte Form mit Feilen, Ziehklingen und Schleifpapier schön verrundet war und auch der untere Cutaway noch sein Fett wegbekommen hatte, war von einer 45°-Fase nichts mehr zu sehen. Dafür war die Haptik ein Traum. Die Gitarre lag einfach super in der Hand. Ich freute mich darüber so sehr, dass ich jetzt gleich drei Bilder dazu posten muss... :D
Wer braucht da eine 45°-Fase
Wer braucht da eine 45°-Fase
Hach, tolle Form.
Hach, tolle Form.
Handschmeichler, ein Traum!
Handschmeichler, ein Traum!
In der unteren Ecke des Halsfußes im Übergang zum Cutaway kam noch ein Luftloch zu Tage. Da ich nicht damit gerechnet hatte, dass ich den Cutaway so erweitern würde, hatte ich die Kante des Halsfußes gebrochen, damit der Leim einen Fluchtweg hätte. Tja. Muss ich wohl mit Holzpaste oder Öl/Schleifstaub-Gemisch füllen. Beim Nachschleifen oder Ziehklingeln des oberen Horns entstand auch plötzlich ein "Wurmloch". Halb so schlimm.

Damit ich nicht übermütig werden würde, gab es auch noch eine schlechte Nachricht. Ich montierte provisorisch Brücke, drei Mechaniken und einen noch nicht fertig bearbeiteten Sattel aus Pertinax.
Der Sattel hat noch Probleme und ist auch nur gesteckt.
Der Sattel hat noch Probleme und ist auch nur gesteckt.
Einerseits machte es schon einen unglaublichen Spaß mit nur drei Saiten auf der Klampfe rumzududeln. Andererseits bemerkte ich ziemlich schnell, dass die Saitenlage gar nicht mal so gut ist. Der Sattel ist noch nicht fertig. Aber selbst bei gegriffenem 12. Bund standen die Saiten viel zu hoch über dem Griffbrett. Dumm, dass die Saitenreiter der Brücke schon ganz unten waren.
Hoch hinaus! Bei gegriffenen 12. Bund...
Hoch hinaus! Bei gegriffenen 12. Bund...
Jetzt werden die Verfechter von geschraubten Hälsen nicht ganz zu Unrecht anbringen, dass ich bei einem Schraubhals ja jetzt nur einen Shim einsetzen müsste. Zu spät, der Zug ist abgefahren. Ich werde wohl nicht umhin kommen, die Brücke zu unterfräsen. Irgendwas ist halt immer.

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Re: Blökmachine

#78

Beitrag von ihminen » 18.03.2021, 20:53

Die Devise hieß also tiefer legen! Wäre die Brücke rechteckig, so wäre das nicht so schwer gewesen. Ist sie aber nicht. Nicht mal in der Form eines Parallelogramms. Außerdem steht mir Corona-bedingt derzeit nicht der Lasercutter im Hobbyhimmel zur Verfügung, den ich sonst immer gerne zur Hestellung von Frässchablonen bemühe. Es musste also auch ohne gehen.

Als erstes fräste ich mit Oberfräse und Bündigfräser entlang von zwei aufgeklebten Holzleisten die "langen" Seiten der Brücke entlang. Also eigentlich wie die Leistenmethode der Halstasche. Der Rest passierte dann mit Stechbeitel, Feile und Cuttermesser. Mit der ersten Schablone fertigte ich dann eine zweite Schablone und sogar noch mit der zweiten eine dritte. So wirklich signifikant besser wurden sie nicht.
Frässchablone herstellen
Frässchablone herstellen
Das Ausfräsen und Ausstechen der Ecken mit dem Beitel ging halbwegs gut.
gefräst
gefräst
Ganz lupenrein ist es nicht geworden, aber tragbar.
passt halbwegs
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Re: Blökmachine

#79

Beitrag von ihminen » 18.03.2021, 21:20

Dann wurde es richtig geil: Die erste Schicht Öl! Geölt wurde mit "Penetrating Guitar Finishing Oil" von Crimson Guitars. Das "High Build Guitar Finishing Oil" hab ich auch, das kommt dann später. Bisher finde ich das Zeug ziemlich gut, außer dass die Bestellung etwa einen Monat gedauert hat, weil das Paket Ewigkeiten beim Zoll verweilte, der Brexit lässt grüßen.

Das Öl arbeitete ich mit 400er Nasschleifpapier ein. Das Apfelbaum-Top hätte das vermutlich nicht wirklich gebraucht, da es kaum große Poren hat, die der Schleifstaub geschlossen hätte. Geschadet hat es aber auch nicht.
Es geht los!
Es geht los!
Wahnsinn, wie das Holz plötzlich anfängt zu strahlen! Sah ja schon gewässert gut aus, aber mit Öl nochmal deutlich besser.

Eigentlich hatte ich vor, das Öl stehen zu lassen und nach einer Zeit den Überstand abzuwischen. Aber durch das Einschleifen gab es kaum Überstand. Das Holz nahm das Öl schnell auf.
Der Wahnsinn!
Der Wahnsinn!
Auf der Rückseite sah's schon anders aus. Erstmal wurde das Treppenstufenholz sofort sehr dunkel. Und anders als das Apfelholz hat die Rückseite gewaltige Poren. Bei denen funktionierte das Einschleifen richtig gut. Die Poren wurden zwar nicht 100%ig geschlossen, aber sie kamen super raus. Auch die Rückseite nahm das Öl schnell auf. Machte richtig Laune.
Auch die Rückseite sieht deutlich anders aus
Auch die Rückseite sieht deutlich anders aus
Die dunklen Streifen des Halses begannen nichtig zu glitzern. Durch den Schleifstaub wurden die hellen Streifen allerdings etwas dunkler. Satz trotzdem gut aus.
Selbst der Hals glitzert (sieht man hier schlecht)
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Re: Blökmachine

#80

Beitrag von Barbarossa » 18.03.2021, 21:55

Das Top sieht echt klasse aus und die Rückseite bildet einen schönen Kontrast.
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Re: Blökmachine

#81

Beitrag von Poldi » 19.03.2021, 05:28

Barbarossa hat geschrieben:
18.03.2021, 21:55
Das Top sieht echt klasse aus und die Rückseite bildet einen schönen Kontrast.
dito. (clap3)

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Re: Blökmachine

#82

Beitrag von Yaman » 19.03.2021, 08:28

Das Apfelbaum-Top sieht toll aus.
Warum hast du dich für diese beiden Öle entschieden?

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Re: Blökmachine

#83

Beitrag von ihminen » 20.03.2021, 12:40

Yaman hat geschrieben:
19.03.2021, 08:28
Das Apfelbaum-Top sieht toll aus.
Warum hast du dich für diese beiden Öle entschieden?
Danke. Gute Frage. Youtuberitis. Ich habe halt ein paar gute Kritiken gelesen. Im Prinzip soll das Öl wohl eine Art reverse-engineertes Tru Oil sein, nur günstiger und ggf. etwas optimiert. Es panschen sich ja auch alle möglichen Leute noch ihre Tru Oil-basierten Spezialmischungen zusammen. Ob's jetzt wirklich besser ist als ein Holzöl aus dem Baumarkt kann ich mangels Vergleich (auf der gleichen Gitarre) nicht sagen. Schlecht ist es jedenfalls nicht.

Was ich zum Vergleich aber probiert habe ist Osmo Hartwachsöl auf einem Reststück des Bodys. Dieses Öl habe ich sehr erfolgreich auf unserer Küchenarbeitsplatte (Eiche) eingesetzt. Auf dem Mahagoni-Verschnitt hat es mir aber nicht so zugesagt ("wachsige" Haptik). Es hatte sich mit dem Osmo jedenfalls eher ein hellerer als ein dunkler Farbton ergeben.

Inzwischen habe ich nochmal eine Schicht "Penetrating Oil" mit 600er Nassschleifpapier eingeschliffen und einen Tag später mit 1200er eine Schicht "High Build Oil". Letzteres habe ich etwa 10 Minuten stehen lassen. Die Methode der Wahl soll sein, zu warten, bis der Finger (mit Handschuh!) nicht mehr auf dem Öl gleitet, sondern leicht beginnt zu kleben. Dann abwischen. Ich habe aber das Gefühl, dass ich irgendwie alles wieder abgewischt habe, denn so richtig einen Unterschied konnte ich hinterher nicht erkennen... (think) Vielleicht habe ich auch nicht lange genug gewartet. Es war aber schon ein etwas anderer Umgang, das Küchenpapier fusselte auf dem "High Build" mehr als auf dem "Penetrating". Die Fussel hab ich dann mit Pressluft weggepustet.
Erste Anwendung des Hight Build Oils, vor dem Abwischen
Erste Anwendung des Hight Build Oils, vor dem Abwischen
Was ich jedenfalls meine, beobachtet zu haben, ist, dass mit jedem weiteren Einschleifen von Öl das Holz immer dunkler wird. Ich vermute, dass die dunkleren Stellen des Holzes solzusagen ihren Schleifstaub auf die helleren übertragen. Im Schummerlicht der Kellerlampe sah das Apfeltop eher wie mittelbraunes Leder aus - aber nicht schlecht.

Was ich auch beobachtet habe, ist, dass sich die Gitarre etwas "wachsig" anfühlt. Vielleicht muss das Öl aber auch einfach noch etwas mehr trocknen. Vielleicht ist auch die Umgebung etwas zu kalt (ist schon beheizt, aber keine Sauna).
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Re: Blökmachine

#84

Beitrag von ihminen » 06.05.2021, 22:31

In der Zwischenzeit hab ich immer wenn ich mal Zeit hatte eine weitere Schicht "High Build Oil" aufgetragen.
Schicht um Schicht...
Schicht um Schicht...
Müssen etwas über fünf Schichten geworden sein. Naja, perfekt spiegelnder Hochglanz ist es nicht geworden. Wenn man ganz genau hingeschaut hat, konnte man auf dem durchaus glatten Apfelbaumholz feine Poren entdecken.
Da fehlt noch was zum Hochglanz
Da fehlt noch was zum Hochglanz
Hmm, so viel zum Thema Einschleifen des Öls füllt die Poren. Die Gitarre hat auch ihre wachsige Haptik im Bastelkeller nie verloren. Was ich aber verlor, war die Geduld. Das würde nie ein echter Hochglanzlack werden und muss es auch nicht sein. Die Gitarre sah alles andere als schlecht aus. Also beschloss ich, dass die Gitarre vorerst ihre letzte Ölung bekommen hatte und griff zum Schleifer - mit 1000, 2000, 3000 und 4000er Mirka Abralon-Scheiben.
Feinschliff der geölten Oberfläche mit Abralon
Feinschliff der geölten Oberfläche mit Abralon
Danach noch eine Runde mit dem Lammfellaufsatz
Polieren mit Lammfellaufsatz
Polieren mit Lammfellaufsatz
Das Ergebnis ist nicht lupenrein perfekt, aber ok.
Es glänz so einigermaßen
Es glänz so einigermaßen
Wenn man genau hinschaut erkennt man schon noch Ungereimtheiten in der Oberfläche. Aber die Gitarre soll gespielt werden und da wird die eh nicht jungfräulich bleiben. Und ich kann immer noch später mal eine weitere Ölschicht auftragen, wenn ich Lust habe.
mustergültig ist es nicht
mustergültig ist es nicht
Auf der Rückseite hat sich auch ein schöner Glanz gebildet, durch das dunkle Holz kommt der noch "glänziger" rüber. Inzwischen habe ich aber schon festgestellt, dass der nicht von ewiger Dauer ist...
Die Rückseite ist auch schön geworden
Die Rückseite ist auch schön geworden

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Re: Blökmachine

#85

Beitrag von ihminen » 06.05.2021, 22:50

Es fehlten noch ein paar Kleinigkeiten. Da wären z.B. die "String-thru-ferrules". Die Bohrungen dazu musste ich erst mal vom getrockneten Ölschlick befreien.
Löcher vom Ölschlick befreien
Löcher vom Ölschlick befreien
Dann konnte ich die "Ferrules" mit Holzklotz und Hammer problemlos einklopfen.
Ferrules versenken
Ferrules versenken
Die Rückseite gefiel mir dann schon ganz gut so.
Ein schöner Rücken...
Ein schöner Rücken...
Dann musste auch noch der Tonabnehmer befestigt werden. Dazu erst einmal die Positionen der Schraubenlöcher des EMG 707 markieren.
Pickup-Befestigungs-Positions-Bestimmung
Pickup-Befestigungs-Positions-Bestimmung
Vermutlich ist das absoluter Overkill, aber ich realisierte die Pickup-Befestigung im Body mittels kleiner Rampa-Muffen. Gut, dass @atomicxmario mich davor gewarnt hat, dabei nicht zu tief zu bohren. Der Body ist insgesamt ja nur 33 mm stark, da ist unter der PU-Fräsung sicher nicht mehr viel Material. Es ist aber alles gutgegangen.
Löcher für die PU Rampa-Muffen bohren - aber blos nicht zu tief!
Löcher für die PU Rampa-Muffen bohren - aber blos nicht zu tief!
Einen Sattel aus Pertinax habe ich auch noch angefertigt. (Zählt man die Fehlversuche mit, waren es mehrere). Dazu konnte ich noch einen alten verunglückten Versuch eines Pertinax-Griffbretts ausschlachten. Der provisorische Sattel, den ich gerade noch auf der Arr0w habe, hat die Saitenabstände nicht überall sauber gleichmäßig. Das stört beim Spielen merklich und ich werde den auch nochmal neu machen. Deswegen gab ich mir große Mühe, die Positionen der Kerben sauber zu markieren. Zuerst druckte ich die CAD-Zeichnung des Sattels in Originalgröße aus, schnitt die Form aus und klebte sie mit Titebond auf den Sattelrohling aus Pertinax. Dann ritzte ich die Positionen der Kerben mit einem Cuttermesser an. Erst dann kam eine feine Laubsäge zum Einsatz und schließlich diese billigen "Sattelfeilen" aus China, die vermutlich eigentlich Düsenreinigungsnadeln sind. Ganz perfekt ist der Sattel noch nicht und ich habe ihn auch noch nicht eingeklebt. Aber er ist schon ganz ordentlich geworden.
Markieren der Sattelkerben-Positionen
Markieren der Sattelkerben-Positionen
Damit konnte ich dann die Brücke und die Mechaniken montieren und Saiten aufziehen. Den Poti hab ich auch noch eingeschraubt. Und damit sah die Gitarre von der Vorderseite aus betrachtet schon fertig aus!
Kann man anschauen
Kann man anschauen
Und nicht nur das, man konnte sie auch schon analog spielen. Das habe ich in der Zwischenzeit auch schon ausgiebig getan. Spielt sich gut, auch wenn es schon noch was zu tun und zu verbessern gibt.

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Re: Blökmachine

#86

Beitrag von ihminen » 06.05.2021, 23:38

Seitdem ich die Gitarre nun schon mehrere Tage in der Wohnung hatte, ist auch die wachsige Haptik weniger geworden. Trotz einiger Tage Trockenzeit im beheizten Keller war das Öl wohl doch noch nicht vollständig durchgehärtet, vermute ich mal.

Die Intonation an der Brücke wollte ich noch einstellen. Dabei musste ich die Reiter so weit nach hinten schrauben, dass die Federn nicht mehr reinpassten. Ich habe die Federn rausgenommen, die meisten Reiter fast ganz oder ganz nach hinten geschraubt, und bei der tiefen H-Saite hat's trotzdem nicht gereicht. Die ganze Brücke müsste also 1-2 mm weiter nach hinten. Das ist mit der Fräsung und all den Bohrungen jetzt natürlich blöd. Erst mal lass ich das so. Mal sehen. Vielleicht kann man den Reiter noch hinten abfeilen oder so... (think)

Der Sattel soll auch noch kompensiert werden, das mache ich aber noch später.

Jetzt war erst mal noch die Elektronik dran. Nichts kompliziertes, nur ein Volume-Poti, das allerdings als Kill-Pot mittels Shadow SH124. Ach ja, eine Buchse wäre auch noch geschickt. Tja, für die gab's noch keine Bohrung. Das wäre vor dem Ölen cleverer gewesen.
Buchsenloch bohren
Buchsenloch bohren
Gut, etwas Öl ist da schnell nachgereicht, wenigstens hab ich die Bohrung mit kleinem Markierungs-/Positionierungsloch und langen Spatelbohrern gut hinbekommen.
Buchse sitzt
Buchse sitzt
Die Schaltung ist zwar einfach, aber auch das wollte ich vorher mal testen. Mit Krokodilklemmen hat es auf Anhieb funktioniert, wenn auch mit heftigem Rauschen/Knacken. Aber das schreib ich den schlechten Klemmverbindungen zu.
Schaltung testen
Schaltung testen
Mit Poti hab ich's auch noch getestet.

Gut, dass die Buchse ins Loch passte, aber befestigen ließ sie sich so nicht. Das hätte ich von Anfang an besser in der Form des E-Fachs planen sollen. Aber ich konnte einfach ein Stück Restholz einleimen. Ein E-Fach à la Urs wird's so nicht, aber so schlimm sieht's auch wieder nicht aus und es ist eh innen. Nachgeölt hab ich den Klotz auch noch.
Buchsenkonterklotz einleinem
Buchsenkonterklotz einleinem
Der Deckel für's E-Fach durfte auch nicht fehlen. Den hatte ich schon lange mal aus einem Reststück des Top-Holzes geformt. Er war allerdings noch 2 mm dicker als die ihm zugedachte Fräsung. Deswegen musste ich ihn mit Shinto-Raspel und Hobel "verdünnen". Im Hobbyhimmel hätte ich den Bandschleifer konsultiert, aber der hat derzeit leider noch geschlossen.
Deckel tiefer legen
Deckel tiefer legen
Befestigt werden soll der Deckel mit Magneten. Um die in Gitarre und Deckel gleich zu positionieren bohrte ich die Positionslöcher in die Schablone. Damit ließen sich die Löcher problemlos an die richtigen Stellen bringen.
Magnetlöcher mit der Schablone
Magnetlöcher mit der Schablone
In den Bohrungen der Gitarre versenkte ich immer gleich zwei Magnete. Im Deckel hielten die Magnete von selbst durch Eindrücken. Im Body genügte das nicht. Also musste ich mit einem Tropfen Titebond nachhelfen, dann hat's gehalten.
Magnetlöcher in der Gitarre
Magnetlöcher in der Gitarre
So, und dann also die Elektronik. Ich hatte dummerweise den Batterieclip nicht mitgebracht, so dass nicht alles fertig werden konnte. Aber wenigstens sonst alles. Ich bin jetzt nicht der beste Löter, aber ich war erstaunt, wie lange ich für die paar Verbindungen brauchte.

Am Ende war das Ergebnis durchwachsen. Als ich die Batterie halt wieder mit Krokodilklemmen einband konnte ich elektrisch auf der Gitarre spielen. Aber der Poti schien keine Funktion zu haben. Es herrschte immer der gleiche Lautstärkepegel. Die Kill-Funktion tat auch nicht. Wenn gar kein Signal rausgekommen wäre hätte ich das verstanden, aber so? (think)

Elektronikversuch
Elektronikversuch
Ich verstehe es nicht. Vielleicht baue ich die Verbindungen zur Kill-Funktion wieder aus und schau, ob's besser wird. Vielleicht (kann ich mir fast nicht vorstellen), liegt's auch daran, dass ich das Poty-Gehäuse auch mit der Masse verlötet hab?

Habt ihr eine Idee?

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Re: Blökmachine

#87

Beitrag von ihminen » 09.06.2021, 10:46

Inzwischen hab ich die Elektronik nochmal neu verlötet und jetzt funktioniert die Gitarre auch elektrisch. Es stellte sich heraus, dass der Poti zu weit hinten ist, zwischen Buchse und Poti bekam ich die Batterie nur mit großer Mühe unter, ich musste dazu den Poti nochmal drehen.
Passt gerade so
Passt gerade so
Wenn der Deckel drauf ist, sieht man's natürlich nicht.
Deckel drauf.
Deckel drauf.
Ich hab sie inzwischen schon sehr viel akustisch gespielt. Die macht Spaß, spielt sich super. Gerade auch das Pertinax-Griffbrett (so schwer es auch zu bearbeiten war) fühlt sich super an. Auch der geölte Hals spielt sich gut, finde ich. Zugang zu den hohen Bünden ist traumhaft. Auch, gerade im Sitzen, ist durch die eigenwillige Position der Buchse das Kabel schön aus dem Weg.

Elektrisch ist sie ein brutales Brett. Ich hab sie getestet an meinem Vox Tonelab mit dem Kopfhöhrer. Für Metal-Sounds ist die Gitarre der Hammer. Auch auf der tiefen H-Saite super klar. Was ich aber nicht geschafft habe, ist ihr cleane Töne zu entlocken. Ein mittlerer Crunch-Sound ist das höchste der Gefühle.

Jetzt frage ich mich, ob das bei dem EMG 707 normal ist. Der ist halt einfach nicht erste Wahl für die Blues-Fraktion.
  • Ist meiner einfach irgendwie kaputt (kommt von Kleinanzeigen)?
  • Vielleicht ist der PU auch zu nahe an den Saiten?
  • Liegt es an den ziemlich dünnen Kabeln zwischen PU und Poti? (ist aus dem Computer-Bedarf, der Stecker passt auf EMGs).
Was mir auch nicht gefällt, ist der Poti. Der ist neu, aber er kratzt irgendwie und ist auch nur auf den letzten Stufen brauchbar. So gesehen hätte ich mir den auch gleich ganz sparen können. Die Kill-Funktion ist nett, aber irgendwie knackt die, glaube ich.

Es fehlt noch ein Bisschen Setup. Es gibt ein paar Schnarrer in manchen Positionen. Ich hoffe, ich komme darum herum, die Bünde nochmal abrichten zu müssen. Und die Sattelkompensation wollte ich auch noch machen. Derzeit ist der Sattel noch einen Tick zu nahe an der Brücke. Für manche Saiten passt das so, andere sollten noch eine leichte "Kerbenverschiebung" etwas weg von der Brücke erhalten.

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Re: Blökmachine

#88

Beitrag von Janis » 09.06.2021, 13:17

Hey, hab länger nicht mehr reingeschaut, schöner Fortschritt! Die Decke kommt richtig gut!

Eigentlich sollte man immer was cleanes hinbekommen.
Anderer Amp, frische Batterie und probeweise Abstand zu den Saiten vergrößern wären die ersten Vorschläge. :)
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Re: Blökmachine

#89

Beitrag von darkforce » 09.06.2021, 13:46

Schick ist sie geworden!
EMGs können schon ganz ordentlich clippen mit hartem Anschlag. Tonabnehmer etwas runterschrauben wäre mein erster Versuch. Um insgesamt mehr Headroom zu haben kann man die PUs auch mit 18V betreiben, aber dafür ist aktuell in deinem E-Fach wohl kein Platz mehr.
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Re: Blökmachine

#90

Beitrag von ihminen » 09.06.2021, 16:56

darkforce hat geschrieben:
09.06.2021, 13:46
Schick ist sie geworden!
Vielen Dank! Mit etwas Abstand von der "eigentlichen" Bauzeit fallen mir auch die durchaus vorhandenen Fehler nicht mehr ganz so auf.
darkforce hat geschrieben:
09.06.2021, 13:46
Tonabnehmer etwas runterschrauben wäre mein erster Versuch.
Hmm, das wird auch sportlich, das die Saiten echt nicht sehr hoch über der Body-Decke sind (musste die Brücke nach zu tief eingepasstem Hals ja versenken) und der Body auch recht dünn ist. Da kommt der PU bald auf der Rückseite wieder raus... :-D
darkforce hat geschrieben:
09.06.2021, 13:46
Um insgesamt mehr Headroom zu haben kann man die PUs auch mit 18V betreiben, aber dafür ist aktuell in deinem E-Fach wohl kein Platz mehr.
Wohl wahr. Jedenfalls nicht ohne Fräsarbeiten. Diese wären aber zumindest denkbar. Ich muss wohl mal wieder ein Experiment mit Krokodilklemmen machen...

Oder ich säge die zweite Batterie eben etwas ab und betreibe die Gitarre mit 13,5 V. :badgrin:

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Re: Blökmachine

#91

Beitrag von Drifter » 09.06.2021, 17:48

Bin kein Elektronikexperte, sollten aber die 9 V wirklich zu wenig sein, würde ich das mal fliegend überprüfen. Einfach mal den Batteriedeckel weglassen und mittels Doppelklebeband 2 Batterien ausprobieren. Wenn das nicht klappt, hat man wenigstens nicht umsonst gefräst.

Ansonsten hättest Du noch die Möglichkeit, ein paar PU's zu probieren, ohne der EMG Elektronik.

lG

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Re: Blökmachine

#92

Beitrag von penfield » 09.06.2021, 19:34

Ist sehr schön geworden.

Das mit der Batterie ist natürlich ärgerlich.

Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, sind die EMG ohnehin nicht ideal für deine Musik.
Dann würde ich sie gleich tauschen.
Das Poti ebenfalls, ein gutes ohne Killswitch ist immer noch besser als ein schlechter, knacksender Killswitchpot.
Bünde (und Hals) würde ich mir auch noch einmal genau anschauen beim Einrichten.
Aber wenn du alles auf einmal machst, brauchst du die Saiten nur einmal abziehen. ;) 8)
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Quickbird, Basslownia, FrameBird, Violin Bass Bausatz, Mystery Guitar, Semmelblonden JMs, Les Paulownia. Hab ausgemistet und eine Flying V begonnen, die liegt jetzt aber auch schon länger...

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Re: Blökmachine

#93

Beitrag von ihminen » 10.06.2021, 09:05

penfield hat geschrieben:
09.06.2021, 19:34
Ist sehr schön geworden.
Danke!
penfield hat geschrieben:
09.06.2021, 19:34
Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, sind die EMG ohnehin nicht ideal für deine Musik.
Dann würde ich sie gleich tauschen.
Ne ne, die EMGs hab ich ja nicht grundlos gekauft. Ein geiler Metal-Sound ist durchaus gerne gesehen bzw. gehört. Doch ein "Nothings Else Matters" sollte auch mit EMGs drin sein...
penfield hat geschrieben:
09.06.2021, 19:34
Das Poti ebenfalls, ein gutes ohne Killswitch ist immer noch besser als ein schlechter, knacksender Killswitchpot.
Das denke ich gerade auch. Killswitch ist halt irgendwie ein Gag, mehr auch nicht.
penfield hat geschrieben:
09.06.2021, 19:34
Bünde (und Hals) würde ich mir auch noch einmal genau anschauen beim Einrichten.
Aber wenn du alles auf einmal machst, brauchst du die Saiten nur einmal abziehen. ;) 8)
Der Hals hat ganz ordentlich nachgegeben, als die Saiten drauf waren. Da war der Trussrod gefragt. Sattelhöhe/tiefe, Brückenhöhe sind noch solche Sachen. Bei etwas höherer Brücke ist das Schnarren auch weg, aber dann will ich die Saiten wieder etwas tiefer haben, ... :-)

Was ich mich auch noch frage, ist, ob ich damit davon komme, die Brücke nicht noch nach hinten versetzen zu müssen...

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Re: Blökmachine

#94

Beitrag von penfield » 10.06.2021, 12:28

OK, Metall, dachte ich hätte irgendetwas mit Blues gelesen.
ihminen hat geschrieben:
10.06.2021, 09:05
Was ich mich auch noch frage, ist, ob ich damit davon komme, die Brücke nicht noch nach hinten versetzen zu müssen...
Wieso, kannst du sie nicht ordentlich intonieren?
SGmaster, Peacemaster 3P90, Double neck fretless/fretted,
Quickbird, Basslownia, FrameBird, Violin Bass Bausatz, Mystery Guitar, Semmelblonden JMs, Les Paulownia. Hab ausgemistet und eine Flying V begonnen, die liegt jetzt aber auch schon länger...

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