Zeit, dass ich mal wieder was von mir hören lasse. Es ist inzwischen was passiert.
Zuerst ein kleines Drama. Ich hatte spontan die Idee, zwischen Top und Body-Flügel noch eine Schicht Nussbaum-Starkfurnier zu platzieren. Ist zwar etwas dekadent, ein schönes Furnier nur wegen so einem Deko-Seitenstreifen, aber so sind wir Gitarrenbauer eben. Also Furnier flugs auf die Body-Flügel geleimt, zu Hause auf der Terrasse, mit dem Beton-Sonnenschirmständer als Pressgewicht. Wunderbar, es muss nicht immer High-Tech sein...
- Sieht gut aus, oder?
Ein paar Tage später fiel mir dann auf, was ihr hier im Bild erkennen könnt: Da die Seitenflügel nicht symmetrisch sind, haben sie eine klar definierte Ober- und Unterseite. Und es scheint einen Unterschied zu machen, auf welche das Furnier geleimt wird...
- ... oder auch nicht!
Die Ironie dabei ist, dass ich die Oberseite noch mit Filzstift gekennzeichnet hatte. Beim Verleimen lag die aber zufällig unten und damit auch die Kennzeichnung. Lektion für die Zukunft:
Immer beide Seiten beschriften!
Es war der größere der beiden Body-Flügel. In den passt der kleinere vollständig hinein (zumindest mit dem Übermaß, das ich noch hatte). Ich überlegte kurz, ob ich die Gitarre ein zweites mal (aus den gleichen Hölzern) baue, dann hätte ich aus dem falsch verleimten Teil noch den kleinen Flügel bauen können. Ich entschied mich aber dagegen. Das nächste Projekt wird eher eine Explorer oder so...
Am Ende landete das schöne Furnier eben im Spänesack des Dickenhobels und auf die - inzwischen deutlich gekennzeichnete - andere Seite des Flügels kam eine neues Stück Furnier.
- Weil's so schön war, nochmal Furnier verleimen.
Goldschmied hat geschrieben: ↑21.03.2019, 09:31
Ich selbst würde wohl eher Variante 2 nehmen, da immer wenn ich was verleimen, die Teile minimal verrutschen... Erst danach würde ich das Top aufleimen.
Genau so hab ich es schlussendlich auch getan. Wer schon mal eine Flying V verleimt hat, weiss vermutlich um die Tücken der schrägen Seitenkanten im Bezug auf das Anbringen von Schraubzwingen. Im Hobbyhimmel ist mir ein gelernter Zimmermann begegnet, der schlug vor, statt mit Schraubzwingen zu pressen, mit Schrauben zu ziehen. Er ging wohl eher davon aus, die Schrauben würden drin bleiben (was für mich keine Option war) und das funktioniert auch nur für einen der beiden Body-Flügel. Aber die unkonventionelle Idee gefiel mir irgendwie.
Gegen das vertikale Verrutschen griff ich wieder mal zur Flachdübelfräse. Ich finde die einfach cool.
- Flachdübel aus wertvollem Tonholz
Für die Schrauben hab ich an der Ständerbohrmaschine durch den Hals durchgebohrt und dann - bei eingesetzten Flachdübeln - den Flügel nach Vorbohren angeschraubt. Hat gut funktioniert und erleichterte auch den Transport der Gitarre, die auch ohne Verleimen schon aus weniger Einzelteilen bestand.
- Schrauben als Verleimhilfe
Verleimt habe ich dann natürlich doch mit Schraubzwingen zusätzlich. Die fetten Unterlegscheiben der Schrauben waren dabei eine gute Verrutschsicherung der improvisierten Ausgleichskeile. Die Zwingen sind so nicht verrutscht und es klappte prima. Es wurden zwar böse Macken um Hals hinterlassen, aber das ist am Ende unsichtbar.
Neben den Flächdübeln verhinderte ich das vertikale Verrutschen einfach durch Aufzwingen auf eine beschichtete Platte. Alles in allem sicher Overkill, aber es funktionierte tadellos.
- Schraubzwingen werden trotzdem nicht arbeitslos
Für den zweiten Body-Flügel kamen die Schrauben natürlich nicht in Frage. Einfach Flachdübel und Runddübel. Vermutlich hätten es die Runddübel alleine auch getan. Andererseits ist das Setzen der Flachdübel mit der Fräse auch echt kein Aufwand. Die Runddübel setzte ich mit dieser Wolfcraft-Dübelhilfe (Bohrlehre) und die gegenüberliegende Position ermittelte ich dann mit Dübelsetzern zu Anpieksen des Mittelpunkts. Einwandfrei.
- Dübel statt Schrauben!
Das Verrutschen der Schraubzwingen verhinderte ich diesmal durch Kerben in den Body-Flügeln. Diese hatten noch etwa 5 mm Übermaß, was sich hier sehr positiv auswirkte.
- Kerben im Übermaß.
Außerdem erstellte ich an der späteren Position des E-Fachs mit Bohrer und Stichsäge einen "Eingriff" für eine Schraubzwinge. So ließ sich auch der zweite Bodyflugel ganz gut verleimen.
- Das E-Fach lässt grüßen. (Trockenübung, das ganze wurde noch am Tisch festgezwungen.)
Eine ganz planare Auflagefläche für das Top ist am Ende doch nicht entstanden. Ich vermute, das lag vor allem an dem leicht welligen Starkfurnier. Ein Problem war das aber nicht.