Über die drei Jahre
, die dieses Projekt jetzt schon vor sich hin vegetiert (inklusive zwei Gitarren die ich innerhalb dieser Zeit gebaut habe), hat sich die ein oder andere Idee gewandelt. So wird der neue Hals etwas schmaler als der ursprünglich geplant. Jetzt hatte ich seit langem mal wieder eine Telecaster in der Hand und stelle doch wieder fest, dass die harte Kante am rechten Arm nicht so mein Ding ist. Verglichen mit meiner von mir sehr geschätzten Ibanez SZ, die durch die leicht gewölbte Decke ja zumindest ein bisschen Platz für den Unterarm lässt, macht das doch eine ganze Menge aus...
Da das dünne Top aber schon aufgeleimt ist bleiben mir nicht so viele mögliche Optionen (außer abfräsen und neu machen). Im Nachhinein hätte ich einfach eine Armkontur machen sollen und das Top drüberbiegen, aber das schien mir für den ersten Versuch mit Aufleimer zu kompliziert. Die zwischenzeitlich mal populäre Optik mit dünnem Aufleimer und normaler Armkontur (wie bei der
Ibanez RGD) gefällt mir nicht mehr besonders, vor allem ohne Trennfurnier zwischen Korpus und Aufleimer sieht das schnell "hingepfuscht" aus.
Mein aktueller Plan wäre eine kleine Fase, so wie Urs es an vielen seiner Gitarren gezeigt hat (z.B. hier:
JB Special Prototyp). Aus den vielen super dokumentierten Bauthreads (an der Stelle nochmal vielen Dank an Urs!) kann man sehen, dass die Fase auf der Tischfräse angebracht wurde. Ein passender Fräser wäre wohl etwa
sowas, aber ohne Frästisch ist ein Fräser in der Größe wohl eher suboptimal... Aber etwas ähnliches, wenn auch nicht in der gleichen Präzision, müsste sich ja auch mit Raspeln, Bildhauerfeilen und Ziehklinge herstellen lassen.
Vielleicht hat ja auch einer von euch noch eine bessere Idee!
Da es mit dem neuen Hals ja jetzt endlich ein bisschen vorwärts geht (und ich Angst habe, dass der Fünfsaiter, dessen erste Teile auch schon auf der Werkbank rumliegen, sonst auch noch vor diesem Projekt fertig wird), habe ich nach den letzten Brexit-Wehen schon mal einen Tonerider Octane für die Bridgeposition und einen Tonerider Generator für die Halsposition bestellt. Die Sorge scheint aber unberechtigt zu sein: In der Zwischenzeit hat Tonerider seinen Versanddienstleister gewechselt. Sollte FedEx seinen geplanten Termin einhalten wäre die Gesamtlaufzeit der Bestellung unter einer Woche. Anfang des Jahres lag das Päckchen über einen Monat im GLS Versandlager rum...
/* edit: Mit FedEx als Versanddienstleister scheint es jetzt wirklich besser zu gehen. Letzten Dienstag bestellt, heute geliefert. */
Bisher habe ich meine Hälse mit Shinto Raspel und Iwasaki Feilen gemacht. Diesmal will ich den Prozess mit einem Schweifhobel unterstützen. Der Dictum Schweifhobel war schon im Warenkorb, wurde in einem Moment der Schwäche aber doch noch durch den Kunz 51A ersetzt, obwohl ich mir nach dem Kunz 102 Einhandhobel eigentlich geschworen hatte genau das nicht zu machen
(auch wenn der nach einiger Arbeit jetzt ganz ok funktioniert). Ich bin zwar mit meinen Silverline #4 und #6 kampferprobt und schmerzbefreit
, muss die gleichen Fehler aber scheinbar immer wieder machen...
Ich frage mich nur, wer die eigentliche Zielgruppe für die Hobel von Kunz ist - zumindest die "normalen" grün/roten, die Plus Linie soll wohl deutlich besser sein. Das bei einem neuen Hobel, der nicht dem Premiumsegment entstammt, erstmal etwas Arbeit angesagt ist, das ist schon in Ordnung. Das Eisen war auf der Spiegelseite leider alles andere als plan, sondern bis zur Schneide auf einer Seite hohl. Nach einiger Zeit auf dem Bankstein ist die Spiegelseite jetzt für meine Bedürfnisse hergerichtet und das Eisen ordentlich geschärft, doch auf den Einbau und die ersten paar Züge an einem Stück Abfall folgte direkt die Ernüchterung. Zugegeben, das ist das erste mal, dass ich ein solches Werkzeug in der Hand halte und es braucht seine Zeit um den Umgang zu erlernen, aber die Späne sahen furchtbar aus und es war mir kaum möglich ein Rattern auf dem Holz zu vermeiden. Alles wieder auseinander gebaut und auch die Klappe/den Spanbrecher (ich bin nicht sicher, wie das beim Schweifhobel korrekt heißt, aber ihr wisst schon was ich meine) am Berührungspunkt mit dem Eisen nochmal ordentlich begradigt, was aber auch nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.
Die Auflagefläche des Eisens ist mit dem gleichen grünen Epoxy versehen wie der Rest des Schweifhobels und relativ weich. Nach entfernen dieser Schicht mit einer Feile und dem Entfernen des roten Epoxys auf der Klappe entlang der vorderen Kante ist der Schweifhobel jetzt in einem Zustand in dem ich zumindest das Gefühl habe, dass mit etwas Übung vernünftige Resultate erzielbar sind.
tl;dr: Schon wieder einen Billighobel gekauft und mich schon wieder geärgert. Vielleicht sollte ich die Augen auf dem Gebrauchtmarkt aufhalten und lernen mit Holzhobeln umzugehen...
Viele Grüße
Johannes