Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

Das Board für eure Bauberichte!

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Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#1

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 15:58

Ich glaub', ich hab echt nicht mehr alle Latten am Zaun :oops:

Das Hauptprojekt (Maple-Walnut) is noch nicht mal fertig (die Inlays liegen wohl immer noch beim Zoll), da schlage ich die "Gitarre und Bass 1/2014" auf und verliebe mich ausgerechnet in eine Strat - in diesem Fall eine Fender Select HSS mit geriegelter Decke, Palisander-Griffbrett und hinreißenden Farben. (Farben kommen auf dem Foto nicht so wirklich gut rüber)
Schraubhals + Singlecoils + einige andere Schrulligkeiten waren eigentlich noch nie mein Ding. Aber die Optik des Teils hat mich fasziniert.
Fender Select.jpg
Wie komme ich nun möglichst schnell und billig an so was?

Komplett selber bauen hatte ich diesmal keinen Bock. Die Werkstatt ist gerade wieder halbwegs von der Winkelschleifer-shaping-Orgie gesäubert. Bausatz? Warum eigentlich nicht, wenns billig sein und schnell gehen soll.
Nach kurzer Suche im Netz habe ich dann was gefunden, was interessant klang. Auf den in den niedrigsten Preisklassen üblichen Lindebody wollte ich verzichten, weil das weiche Holz so schnell Dellen bekommt. Also eine Version mit Esche-Body, ist zwar etwas teurer, aber mit knapp 130.- € immer noch richtig billig. Gegen Aufpreis habe ich mir dazu noch Backlock-Mechaniken geordert (finde die Dinger einfach saupraktisch und mag auch keine Saitenwickel am Kopf) und als Alternative noch ein zweites Tremolo mit 2-Bolzen-Messerklingenaufhängung für lächerliche knapp 13.- € Eins von beiden wandert danach wohl wieder in die Bucht.


Entsprechend niedrig wie der Preis war auch meine Erwartungshaltung und heute kam der Bausatz an.
Bausatz ML Esche.JPG
Erster Eindruck: Gar nicht mal so übel. Hals (720 Gramm mit noch übergroßer Kopfplatte): gerade. Bünde: Alle sauber drin und sogar am Rand optisch halbwegs kaschiert. OK, einen ordentlichen Fretjob brauchen sie schon noch. Sattel: Naja, sieht nicht sehr vertrauenerweckend aus, aber ich hab' hier noch einen Graphtech-Rohling für Fender aus einer Fehlbestellung rumliegen. Hals-Bodyanpassung: Überraschung: Presspassung! (dance a) . OK, die nicht perfekten Bohrungen für die Mechanik-Befestigungen lassen sich leicht neu machen, aber der Body (2250 Gramm) ist sauber gefräst und das Holz (3-teilig) scheint OK. Restfeuchte Body und Hals knapp unter 10%. Schlagbrett sauber verarbeitet, die PU-Kappen sehen etwas milchig-billig aus.

Die gegen Aufpreis bestellten Backlocking-Mechaniken bedienen sich smooth, nix hakelt oder schlackert. Dafür sind die Löcher in der Kopfplatte etwas zu groß, aber auch das lässt sich beheben.

Die Potis haben leider durchgängig 250 KOhm und laufen mechanisch sahnig, aber bis auf den Vol.-Poti habe ich eh etwas anderes im Sinn. Die Verkabelung innen ist wirklich sauber aufgebaut und verlötet, die Tone-Potis haben 50 nF (den alten Blödsinn also munter nachgebaut). Erstaunlich, Kondensatoren und Potis haben geringste Toleranzen (so um die 1%!!).
Elektrik.JPG
Die Pickups liegen im DC-Widerstand bei N 4.92, M 5.36 und B 5.76 KOhm und werden über einen solide wirkenden 5fach-Switch wie üblich geschaltet. Der mittlere PU ist auch schon reverse - prima. Gewachst sind sie auch, scheinen nicht mikrofonisch zu sein.
Leider haben sie keine Einzelmagnete sondern einen Balken + Weicheisen-Kerne. Wenn dadurch die Resonanzausprägung zu niedrig ausfallen sollte, könnte man das immer noch ändern, statt in neue PUs zu investieren, die gleich mehr kosten als die gesamte Gitte.

Nachdem ich es gestern abend erstmals geschafft hatte, den Frequenzgang von Pickups halbwegs plausibel zu messen, mussten die 3 Kandidaten auch gleich ran. Vorweg - die Messergebnisse sind noch nicht perfekt, weil meine Soundkarte eine recht niedrige Eingangsimpedanz hat. Die Messungen wurden ohne Potis durchgeführt, jeder Pickup wird aktuell also mit rund 240 pF Kapazität und 150 KOhm Widerstand belastet. Wenn ich einen Impedanzwandler habe, werden damit die Resonanzspitzen noch etwas stärker ausgeprägt sein.
Die Lage der Resonanzen zwischen 5 und 6 KHz bei 240 pF Last scheint praxisgerecht - ein guter Ansatzpunkt für meinen C-Switch der später zum Einsatz kommen soll.
ML Strat Pickups.jpg
Summa summarum bin ich mit dem Bausatz echt platt:
Die einzelnen Komponenten wirken auf mich wesentlich hochwertiger als ich es erwartet habe, es scheint kein einziges unbrauchbares Teil dabei zu sein. Viele Dinge machen sogar einen ausgesprochen guten Eindruck, der deutlich teureren Produkten gut zu Gesicht stehen würde. Als Basis würde ich sagen, der Bausatz ist nicht nur billig, sondern auch ausgesprochen preiswert. Könnte richtig gut werden :)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#2

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 16:23

Der Plan:

Zunächst kommt mal ein dünnes, moderat geriegeltes Ahornfurnier 0,6 mm auf's Top. Ich will ganz bewusst keine AAAAAA....-Decke, sondern eher eine unregelmäßige, nicht zu intensive Flammung wie bei der in G+B vorgestellten Select.
Die Schräge für die Armauflage sollte mit etwas Wasserdampf kein Problem darstellen, die Ränder werden bis zur leichten Rundung Decke-Zarge geschliffen.
Am Ende muss dann ein sunburst orange - dunkelrot drauf - mal sehen, ob ich das per Beize oder per Transparentlack mache.
Öl würde zu diesem Body wohl weniger kommen, also ist eher lackieren angesagt. Ein paar Dosen Clou Nitro habe ich noch (steht allerdings schon seit 15 Jahrern im Schrank), gefillert wird eventuell über Clou Schnellschliffgrund oder Epox.

Der Hals bekommt einen Fretjob und einen neuen Sattel, dazu ein Ölfinish auf der Rückseite. Die Kopfplatte will ich anders als bei der oben gezeigten Select als kleine Variante der Fender-Kopfplatte ausführen. Original Fender-Decals wären wohl etwas vermessen, Ich überlege sogar, ob ich das mit dem Bausatz mitgelieferte Logo des Anbieters verwende - sind ja immerhin meine Initialen :)
Den Griffbrett-Überstand muss ich unten wohl noch etwas dünner machen, weil ja noch das Furnier auf den Body kommt. Die 0,6 mm sollten kein Problem sein.

Die Tremolos (6-Schrauben oder 2-Bolzen-Messerklingen) muss ich mir noch genauer anschauen um zu sehen, welches davon ich verwende. Das Bolzen-Tremolo scheint etwas massiver gebaut. Wahrscheinlich werde ich das Tremolo ohnehin festsetzen, da ich mit so was gar nicht umgehen kann. Den Tremolo-Deckel werde ich wohl in den Body einfräsen, da ich die aufgepappten Deckel weder schön noch ergonomisch finde.

Elektrisch bleiben erst mal die PUs und der 5Weg-Schalter. Der Vol-Poti wird durch eine 500 KOhm-Version ersetzt, weil ich zunächst eine möglichst kräftige Resonanzspitze haben will. Die kann ich dann passiv nach Belieben formen (verschieben/reduzieren). Dann ein 11fach C-Switch ca. 200-10000 pF um die Resonanzfrequenzen weit variieren zu können. Und dann noch ein Schalter mit verschiedenen Widerständen gegen Masse, um die Ausprägung der jeweiligen Resonanz verringern zu können (die ja durch die Kondensatoren noch ansteigt), damit's nicht u.U. zu prägnant wird. Das sollte sehr breite Variationsmöglichkeiten im Sound bieten.
Dazu noch einige Maßnahmen zur Abschirmung und gut ist.

Und jetzt lege ich dann wohl mal mit der Kopfplatte los :)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#3

Beitrag von Grandmaster T. » 09.01.2014, 16:24

...ich bin gespannt, was du daraus machst. Ich habe ja 2012 zum Geburtstag von meiner Frau auch einen Bausatz bekommen. Aber den vom Thomann für 68 €. 8)

Schön gemacht kannst du sicher den Eindruck einer wesentlich teureren Gitarre vermitteln. Sauber eingestellt macht meine sogar richtig Spaß.

LG,

Ralf

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#4

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 16:30

Hi Ralf,

wenn ich mir die Bilder so anschaue, scheint der Thomann-Bausatz ziemlich genau dem von "meinem" Anbieter in der Linde-Version zu entsprechen. Wenn ich mir vorstelle, daß ich wohl alleine zum Ausschneiden/shapen des Bodys mehr Geld für Fräser, Sögeblätter und Schleifpapier ausgegeben hätte also so für den kompletten Bausatz :roll:

So ein kompletter Selbstbau macht für mich eigentlich nur Sinn, wenn ich etwas wirklich einmaliges haben will. Bei einem Nachbau dürfte man am Ende mit einem guten Bausatz günstiger kommen, wenn man mal die Kosten für Werkzeug und Verbrauchsmaterial mitrechnet.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#5

Beitrag von Grandmaster T. » 09.01.2014, 16:47

Du - voll nachvollziehbar.

Meine schaut jetzt so aus:
IMG_1120.JPG
Viel Spaß beim "modden"!!!

LG,

Ralf

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#6

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 16:50

Das soll Fender erst mal nachmachen (clap3) :D
Im Ernst, ich denke, daß ein gut aufgebauter und etwas gepimpter Bausatz dem Original eher einiges voraus hat. Dessen Nimbus scheint mir das Beste daran zu sein, einige technische Details halte ich zumindest für stark verbesserungsfähig.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#7

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 17:27

Ha - es geht schon los:
Eigentlich möchte ich den Saitenverlauf von der Brücke bis zu den Mechaniken schnurgerade haben, dem stehen aber die bestehenden Bohrungen für die Mechaniken heftigst entgegen.
Wenn es nach denen geht, wandern die Saiten vom Sattel zur Mechanik heftig nach links, und das noch bei jeder Saite unterschiedlich. So was geht eigentlich gar nicht - nicht nur bei exzessivem Tremoloeinsatz.
Die Bohrungen unsichtbar zu verschließen werde ich nicht hinbekommen, bliebe also nur ein Furnier, zumindest auf der Vorderseite. Dem steht aber der fließende Übergang vom Griffbrett zur Kopfplatte im Wege - einen sauberen Ansatz hinzubekommen dürfte da nicht leicht sein.
So viel zum Thema "ich säge mal eben schnell die Kopfplatte aus :? Hat da jemand eine gute Idee für mich?
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#8

Beitrag von helferlain » 09.01.2014, 18:14

Holzdübel zum Löcher verschließen und anschließend neu bohren.

Es gibt auch relativ flache, konisch zulaufende Holzabdeckungen für Löcher, deren Überstand einfach bündig abgeschliffen wird. Ich weiss aber gerade nicht, wie man diese Dinger korrekt nennt...
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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#9

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 18:21

Hi,

Danke - ist klar. Nur wird man ja die Dübelstellen nachher schön sehen können (andere Holzfarbe, andere Maserung), da die Kopfplatte nicht deckend lackiert wird.
Und ein Furnier (nach dem Dübeln) sauber aufzubringen, wird am fließenden Übergang zum Griffbrett schwierig.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#10

Beitrag von helferlain » 09.01.2014, 19:07

Man muss ja nicht die ganze Kopfplatte furnieren. Als Anregung:

Bild
[img]http://lord_lecter.users.photofile.ru/photo/lord_lecter/150537808/xlarge/165572504.jpg[/img]
Grüße, helferlain
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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#11

Beitrag von Grandmaster T. » 09.01.2014, 19:10

...die ML Factory hat doch einen recht kulanten Ruf. Frag doch einfach mal an, ob du nicht einen Hals mit korrekten Bohrungen kriegst. Dann sparst dir Zeit und Nerven...

...zu langsam... (whistle)

Das sind ja tolle Headstocks. Hammer!!!

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#12

Beitrag von helferlain » 09.01.2014, 19:17

Auch der Rest ist Klasse:
http://www.vikguitars.com/
Grüße, helferlain
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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#13

Beitrag von Poldi » 09.01.2014, 20:14

Ich sach doch, Gitarrenbau macht süchtig.

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#14

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 20:45

helferlain hat geschrieben:Man muss ja nicht die ganze Kopfplatte furnieren. Als Anregung:
Puh - wie geil ist das denn? Das sind ja haufenweise klasse Ideen. Wenn ich nochmal etwas eigenes bauen sollte, würde ich mir davon gerne was abgucken. Aber ich denke, bei 'ner Strat-Kopie (und so etwas soll's ja diesmal werden), bekäme ich so etwas extravagantes nicht so ganz unter. Wäre etwa so wie ich im schicken Abendkleid :D

@ Grandmaster: Auch 'ne gute Idee, aber Du unterschätze meine Ungeduld gewaltig, auch wenn Du natürlich absolut Recht hast.
Ich habe jetzt mal provisorisch die Mechaniken und Saiten montiert. Ist nicht ganz so schlimm, wie es ursprünglich ausgesehen hat: Die hohe e-Saite wandert nur leicht nach links, die tiefe recht deutlich, und alles dazwischen verteilt sich gleichmäßig.
Momentan versuche ich gerade, die kleine Strat-Kopflpatte so umzuformen, daß die Formensprache nicht verloren geht und die Bohrungen dennoch übernommen werden können. Wenn's am Ende nix ist, muss/kann ich halt später noch zu aufwändigeren Mitteln greifen.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#15

Beitrag von Haddock » 09.01.2014, 20:50

Hallo Michael,

cool, ein Bausatz Thread, den werde ich gerne verfolgen! Wünsche Dir gutes gelingen.

Gruss
Urs

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#16

Beitrag von MiLe » 09.01.2014, 23:23

So, der Grobschliff der Kopfplatte ist fertig.

Ist nicht 100% das Original, aber die Richtung ist hoffe ich zu erkennen. Selbst Fender hat ja nicht alle immer gleich gemacht ;)
Kopfplatte Grobschliff.jpg
Bei der Gelegenheit auch gerade mal den Trussrod getestet: Funktioniert einwandfrei in beide Richtungen.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#17

Beitrag von Magfire » 10.01.2014, 00:37

Jetzt sprechen wir eine Sprache 8) ;) :D
Habe auch grade Holz für eine Select-Strat bestellt, allerdings gefällt mir die Variante mit einteiligem Riegelahornhals wesentlich besser!:
http://www.guitarworld.com/files/imagec ... BEAUTY.jpg
Als Lack werde ich wohl den gefärbten Nitrolack aus der Dose von gitarrenbastler.de verwenden. Damit hat Hans bei seinem Violinenbass sehr gute Erfahrungen und ein sahniges Ergebnis gemacht:
http://gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=9&t=2975

Bin gespannt auf deine Ergebnisse!

Viele Grüße,
Philip

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#18

Beitrag von MiLe » 11.01.2014, 00:20

Hi Philip,

is ja goil, die Select-Strats scheinen ja einige Liebhaber zu finden :D
Schön, daß die Geschmäcker in Details aber verschieden sind. Optisch gefällt mir die Ahorn-Variante auch gut (aber nicht ganz so gut wie das Rosewood), aber spielerisch komme ich mit lackierten Boards nicht so gut klar.

Das Sunburst - ich denke meine Farbe sollte die Variante "Iced tea burst" sein - macht mir auch noch Bauchschmerzen. So was habe ich noch nie gemacht, weder mit Beize noch mit Lack. Wir wohl etwas kniffelig, aber diese bestimmte Optik, die ich anstrebe, lebt wohl extrem von der Farbgebung.

Heute ging's meiner an den Hals:

- Mit 12" Pressbeilage und Bohrständer Bünde nachgepresst, getan hat sich aber kaum noch was.
- dann die Bünde mit einem 12" Klotz und 240er abgerichtet. Ging kinderleicht, man muss echt aufpassen, daß man nicht unnötig viel wegholt.
- Die Bundkanten mit einem geraden Schleifklotz nochmal nachbearbeitet und etwas verrundet - fühlt sich schon viiiel besser an und war kaum 5 Minuten Arbeit.
- Schließlich die Bundkronen verrundet, poliert werden sie später noch.
- Den Sattel habe ich auch noch gegen einen Graphtech ausgetauscht, verklebt und beigeschliffen. Der Graphtech ist etwas dicker als die Aussparung im Griffbrett. Die sauber zu verbreitern (natürlich nur in Richtung Kopf ;)) fand ich jetzt nicht so trivial, ohne irgendwelche Rundungen reinzuschleifen.
- Die Löcher für die Mechaniken-Fixierung zugedübelt (waren nicht wirklich perfekt) und am Ende noch den Hals
- 3x gewässert und geschliffen 240-400-600.
- Ach ja - den Griffbrett-Überstand habe ich nach Select-Vorbild auch noch etwas verrundet.

Gleich kommt die erste Schicht Osmo Hartwachs-Öl drauf.

Und hier isse schon:
Hals 1. Öl hinten.JPG
Hals 1. Öl  vorne.JPG
Das waren zusammen noch keine 3 Stunden Arbeit und ich denke, daß der Hals jetzt wirklich gut und ohne Einschränkungen einsetzbar ist. Isser nicht schööön? :D Sogar 2-3 leichte Riegel hat er mitgebracht.

Gleichzeitig gab mir das Ganze Gelegenheit, schon mal für meine "Haupt-Gitte" zu üben, denn die muss noch bundiert werden und so was habe ich bisher noch nie gemacht.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#19

Beitrag von Magfire » 12.01.2014, 01:12

Moin,
was hast du denn jetzt eigentlich mit den Mechanikenbohrungen gemacht?
Ansonsten ist Osmo immer gut :) !
MiLe hat geschrieben:...aber spielerisch komme ich mit lackierten Boards nicht so gut klar.
Bist du so nett, und erläuterst mir das mal etwas näher? Interessiert mich sehr, weil ich beim Spielen keinen (bewussten) Kontakt von Saiten oder Fingern mit dem Griffbrett habe... (think)

Viele Grüße,
Philip

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#20

Beitrag von MiLe » 12.01.2014, 11:29

moin Philip,

Da die Kopfplate nicht furniert werden sollte (nur Klarlack bzw. Wachs/Öl) und auch die Sache einfach halten will, habe ich die Mechanikenlöcher erst mal so gelassen und werde damit Leben, daß die Saiten von der e- zur E-Saite immer etwas mehr nach links wandern. Ist ja nicht extrem.
Sollte das Am Ende optisch sehr stören oder zu Verstimmungen bei Bendings führen, muß ich halt die Löcher dübeln und neu machen und dann das Ganze optisch zumindest auf der Vorderseite per Furnier kaschieren.
Dir Rückseite würde wegen dem recht fließenden Hals-Kopf-Übergang noch schwieriger.

Akktuell habe ich also nur die Löcher für die Fixierschrauben mir 3mm Cocktailstäbchen verdübelt, da sonst einige Mechaniken schief gesessen hätten. Das geht gar nicht und die Dübel werden auch durch die Mechaniken abgedeckt, somit optisch kein Problem.

Zum Griffbrett: Ich habe eher dicke Fingerkuppen (eine davon mal durch einen herunterfallenden Stein gespalten und damit breitgekloppt) und mag eine möglichst tiefe Saitenlage. Ich mag auch eher flachere Bünde, weil ich als Grobmotoriker tendenziell eher zu fest zupacke und dabei dann ungewollt Verstimmungen erzeuge. Daher haben meine iungerkuppen eigentlich (außer Barré-Griffe) immer Kontakt mit dem Holz, und da flutscht unlackiertes finde ich besser als lackiertes.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#21

Beitrag von Magfire » 12.01.2014, 13:23

Danke für die Erläuterung!
Unter diesen Gesichtspunkten kann ich das nachvollziehen (zumal ich auch recht breite Finger habe und auf flache Saitenlagen stehe ;) ) .


Dass sich die Saiten bei Bendings verstimmen, glaube ich eigentlich weniger... Dann müsste ja jede Gitarre mit einer 3+3 Kopfplatte permanent verstimmt sein... (think)
Ich denke wirklich, dass das Problem eher kosmetischer Natur ist! :)

Viele Grüße,
Philip

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#22

Beitrag von MiLe » 12.01.2014, 22:45

Heute war Griffbrett-Tag.

Abgerichtet wurden die Bünde ja schon gestern, heute war die Feinbearbeitung dran.
So was habe ich alles bisher noch nie gemacht, also bin ich mal lieber etwas zarter an die Sache:

- erst mal die Rockinger-Abrundfeile abgefeilt und die Kanten, die zum Holz Kontakt aufnehmen können, entschärft und poliert.
- Dann die Griffbrett-Maske, die man um die Bünde herumlegen kann, ringsrum mit normalem Tesa beklebt, damit die scharfen Kanten keine Macken ins Holz machen.
- Bünde "gemarkert" und abgerundet
- Bünde mit 600er zart überschliffen, bis keine Spuren von der Feile mehr zu sehen waren
- dann mit 1500er Schleifschwamm schon mal auf Seidenglanz gebracht
- danach das Holz nochmal zart mit 1500er in Maserrichtung geschliffen und dabei auch gleich den Sattel schon mal grob in Form gebracht
- Schließlich die Bünde mit NeverDull (Autozubekör/Pflege) auf Hochglanz gebracht und zu guter Letzt
- das Griffbrett mit Rockinger Griffbrettöl behandelt. Das Ding hat gesoffen wie ein Kamel, nach 7 Durchgängen hab' ich's dann gut sein lassen.

Ist nicht alles perfekt geworden, aber für das erste Mal bin ich ganz zufrieden und nun ziemlich sicher, daß ich das Griffbrett der maple-walnut noch etwas besser hinbekommen werde.
Aber für 'nen Hals aus 'nem 129 € -Komplettbausatz kann sich das Teil schon echt sehen (und spielen) lassen

Bildmäßig gibt der Tag nicht viel her, also nur eins zur Beweissicherung:
Fretjob.JPG
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#23

Beitrag von Haddock » 13.01.2014, 07:22

Guten Morgen Michael,

das schaut doch gut aus. Weiter Machen ;)

Gruss
Urs

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#24

Beitrag von MiLe » 13.01.2014, 07:55

Hi Urs,

danke - bin (und bleibe) dran.
Gestern hab' ich erst mal Riegelahorn-Furnier 0,6 mm bestellt. Das sauber aufzubringen und ein sundburst zu basteln ohne bei Korrekturversuchen irgend etwas durchzuschleifen dürfte sportlich werden.

Momentan überlege ich, ob ich das Furnier
a) einfach auf die Oberfläche pappe und an der leicht verrundeten Kante beischleife oder
b) erst die Oberseite 0,6 mm runterfräse oder hobele.

Klar wäre es besser gewesen Lösung b) mit dickerem Top zu kombinieren, aber es soll ja diesmal explizit ein billig, einfach und schnell-Projekt werden.

b hätte den Vorteil, daß die verrundete Kante der Esche etwas weniger verrundet wäre. Ob aber der Aufwand für 0,6 mm lohnt und das Risiko wert ist, dabei einen Fehler zu machen?
Ich denke, da schleife ich lieber den kleinen Griffbrett-Überstand 0,6 mm dünner, damit der Hals am Halsfuß aufliegt und nicht das Griffbrett auf dem Top ;)

In Vorbereitung habe ich erst mal die am Werk gebohrten Löcher für Pickguardschrauben etc. zugedübelt. Unter dem Furnier finde ich die eh nicht mehr, und wenn ich dann neue bohre, will ich nicht zur Hälfte in die alten reinfallen.

Kopfzerbrechen macht mir noch die erstmalige Herstellung des Sunburst: Beizen oder lacken? Gegen das lacken spricht, daß ich einen gaanz bestimmten Farbton haben will, den ich mit Fertigdosen kaum kaufen kann. Gegen das beizen spricht: Vieles :)
Also überlege ich aktuell, eine Sprühpistole zu kaufen - Kompressor mit Druckminder hätte ich (wenn auch etwas überdimensioniert für den Job).
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Select Strat-Nachbau aus Billig-Bausatz

#25

Beitrag von Grandmaster T. » 13.01.2014, 09:25

Morgen! Schaut doch super aus...ob sich so viel Arbeit für 0,6mm lohnt? Ich glaube eher nicht. Das fällt doch schon fast in eine Toleranz. Ich würde a) machen.

Ne Sprühpistole ist ja mal ne Ansage...was genau spricht gegen Beizen? Damit kannst du doch relativ einfach den gewünschten Farbverlauf herstellen.

Ich bin gespannt, was du letztlich machst.

LG,

Ralf

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