Vornweg: Es ist kein zu 100%iger Eigenbau, sondern einige Teile haben David und ich zusammen gebaut, die Bundierung und den Sattel hat ein Gitarrenbauer gefertigt. Warum? David baut sich gleichzeitig seine eigene Gitarre. Da lag es Nahe, das eine oder andere zusammen zu machen. Zum Beispiel die Arbeiten an der Fräsmaschine. Beim Gitarrenbauer war ich, weil die Bünde und der Sattel mitentscheidend für das Funktionieren der Gitarre sind. Das perfekt hinzukriegen, traute ich mir auch bei der dritten Gitarre nicht zu.
Üblicherweise sind Les Paul-Style Gitarren mit der Holzauswahl Mahagoni eher schwer. Es musste also Gewicht reduziert werden. David und ich entschlossen uns, zur Gewichtsreduktion ein der Les Paul ähnliches «Traditional Wight Relief» zu fräsen.
Da viele Arbeiten in diesem Forum schon mehrmals beschrieben wurden, verzichte ich auf einige Schritte und zeige was mir wichtig erscheint.
Zum Schleifen der Halsradien haben David und ich eine Vorrichtung gebaut.
Die Idee ist, die Schleifklötze möglichst genau entlang der Achse der Hälse zu führen. Es soll verhindert werden, quer zu schleifen, wenn auch nur leicht. Für mich als Gelegenheits-Gitarrenbauer eine Erleichterung.
Der Ausschnitt für den Hals ist 71 mm breit. Im Nachhinein würde ich ihn noch 1-2 mm breiter machen. Erklärung dazu später.
Zu Beginn hatten wir für die Befestigung der Hälse auf jeder Seite 4 Gewindebuchsen eingeleimt. Die oberen zwei Buchsen sind für Hälse mit abgewinkelten Kopfplatten, die beiden unteren Buchsen für gerade Kopfplatten. Die Buchsen haben sich nicht bewährt. Beim Festziehen der Schrauben, ohne grosse Gewalt, haben sich diese gelöst. Also haben wir von Innen, wegen des Zuges der Schrauben, Einschlagmuttern montiert. Auf den Bildern sind noch nicht alle Hülsen ersetzt. Mit den Einschlagmuttern hat es einwandfrei funktioniert.
In der Vorrichtung eingespannter Hals. Die eingelegten Hölzer dienen zum genauen Ausrichten des Halses in der Mitte der Vorrichtung. Um Eindrücke der Schrauben auf dem Hals zu verhindern, zwischen Schrauben und Hals unbedingt dünne Hölzer einlegen. Nach dem Festziehen der Schrauben Distanzhölzer entfernen.
Um genügend Platz für die Kopfplatten zu haben, haben wir die Seitenwände nicht bis ans Ende der Vorrichtung gebaut. Ebenfalls etwas Platz für eine Schraubzwinge usw. zum Befestigen der Vorrichtung auf der Werkbank einrechnen.
Am Werkbank befestigte Vorrichtung mittels Schraubzwinge und mit Schleifklotz.
Warum würde ich die Vorrichtung 1-2mm breiter bauen? Mein Schleifklotz hat eine Breite von 70mm. Es ist also wenig Platz vorhanden. Ich weiss nicht, ob jeder Schleifklotz genau gleich breit ist! Oder ist das bei jedem Radius oder Hersteller etwas anders? Zudem schadet es wegen Schleifrillen nichts, wenn der Klotz seitwärts etwas Platz hat und leicht verschoben werden kann.
Die Kopfplatte wird mit einem «Safe-T-Planer» auf die richtige Dicke gefräst.
Dazu habe ich die obere Seite der Kopfplatte mittels Doppelklebeband auf ein Stück Restholz geklebt.
Feilen und Schleifen des Body.
Den Handausschnitt, die Bauchtasche und den Radius vom Hals habe ich mit Iwasaki Bildhauerfeilen gemacht. Von diesem Werkzeug habe ich hier im Forum gelesen und auf Grund der guten Bewertungen gekauft.
Die Bewertungen sind nicht übertrieben! Der Holzabtrag ist riesig, die dabei entstehenden Furchen dazu gering. Ganz anders als bei herkömmlichen Raspeln aus den Baubedarf. Auf der Webseite von
https://www.feinewerkzeuge.de/carvingfile.html
ist eine sehr gute Beschreibung dazu.
Ich bin der Meinung, von diesen Arbeiten mehr Fotos gemacht zu haben. Die haben sich aus dem Staub gemacht….. oder in Luft aufgelöst…. oder ich hatte sie vergessen zu machen…. Schade…..
Für die grossen Flächen habe ich ein kleines Werkzeug gebaut und das Schleifpapier mit Doppelklebeband befestigt.
Hals ist geleimt, zum Klemmen auf dem Griffbrett wird der Schleifklotz benützt.
Die Gitarre wird zum Ölen vorbereitet.
Die erste Schicht Öl ist aufgetragen und noch nicht abgetrocknet.
Zum Trocknen habe ich die Gitarre immer aufgehängt.
Zum Ölen der Gitarre mit den einzelnen Schritten habe ich ein pdf gefertigt und ist nachfolgend abrufbar.
Danach gings zur Endmontage. Die Mechaniken von PRS haben auf der Oberseite der Kopfplatte Einschlaghülsen und zwei Schrauben zum Befestigen auf der unteren Seite.
Für den genauen Abstand der beiden Schrauben zu den bereits gebohrten 6 Löcher der Mechaniken habe ich eine kleine Bohrlehre gebaut.
Der Zapfen ist 10mm und passt in die bereits gebohrten Löcher. Danach bohrte ich die beiden kleinen Löcher genau in der Achse der Lehre. Die beiden Löcher haben nicht den gleichen Abstand zum Mittelpunkt des Zapfens. Deswegen ist die Seite, welche zum Body gerichtet sein muss, beschriftet.
Die Bohrlehre ist bereit zum Einsatz. Da ich Einlagen im Hals habe, konnte ich die Lehre genau nach diesen ausrichten. Deswegen war es wichtig, die Löcher in der Achse der Lehre zu haben. Löcher bohren…. Passen genau mit den Mechaniken überein.
Die eingepressten Hülsen zur Aufnahme der Mechaniken. Wobei eingepresst etwas übertrieben ist. Ich habe die Löcher leicht mit Schleifpapier ausgenommen, so dass die Hülsen mit etwas Kraft von Hand montiert werden konnten.
Die Saitenaufnahmehülsen von Göldo sind auch zum Einpressen vorgesehen. Dummerweise haben diese einen Durchmesser von 8,3mm…. Das Loch hatte aber nur einen Durchmesser von 8mm. Ich hatte nicht den Mut, die Hülsen so zu montieren. Die Gefahr, dabei etwas zu vermurksen oder die Öloberfläche zu ruinieren, war mir zu gross. Also habe ich das vorhandene Loch auf 8,3 aufgebohrt. Das war genau richtig, die Hülsen konnten auch hier mit etwas Kraftaufwand von Hand reingedrückt werden.
Alles bereit für die Endmontage.
Was ist bei der Arbeit gelungen und was nicht?
David und ich haben unsere Gitarren gut geplant, jeder hat sorgfältig gearbeitet und keiner hat irgendwann einen Zeitdruck gehabt. Deswegen haben wir auch etwas länger gebraucht um fertig zu werden, es hat sich aber gelohnt.
Ein Fehler ist mir aber trotzdem unterlaufen. Zuerst habe ich die Bohrung für die Aufnahme des Jacks zum Elektronikfach gebohrt. Erst danach fräste ich mit der Oberfräse den Radius am Top. Was passierte? Natürlich war das Kugellager unterhalb des Fräser um der Kontur des Bodys entlang zu gleiten. Wie es kommen musste, das Kugellager griff beim Loch des Jacks für einige Millimeter nicht und so fräste ich eine kleine Delle in das Top. Glücklicherweise war diese nicht gross und so konnte ich den Radius vom Body/Top nachschleifen.
Von der fertigen Gitarre gibt es einige Bilder im Forum «Galerie» unter dem Titel «Meine dritte el. Gitarre»
Meine dritten elektrischen Gitarre
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Re: Meine dritten elektrischen Gitarre
Bei dem Top läuft mir das Wasser im Mund zusammen!
Sehr schöne Gitarre und auch irgendwie besonders mit den Naturfarben. Ich hätte da selbst, mit absoluter Sicherheit, irgendwelche Farben zusammen gebeizt und damit die natürliche Schönheit total ignoriert. Gefällt mir!
Sehr schöne Gitarre und auch irgendwie besonders mit den Naturfarben. Ich hätte da selbst, mit absoluter Sicherheit, irgendwelche Farben zusammen gebeizt und damit die natürliche Schönheit total ignoriert. Gefällt mir!
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Re: Meine dritten elektrischen Gitarre
Danke für das Lob.iqpiiqpi hat geschrieben: ↑24.03.2023, 20:02Bei dem Top läuft mir das Wasser im Mund zusammen!
Sehr schöne Gitarre und auch irgendwie besonders mit den Naturfarben. Ich hätte da selbst, mit absoluter Sicherheit, irgendwelche Farben zusammen gebeizt und damit die natürliche Schönheit total ignoriert. Gefällt mir!
Ich hatte mir schon vor dem Bau vorgenommen, eine Gitarre in Naturfarbe zu bauen. Deswegen auch diese Holzauswahl. Mit einer Hochglanz-Lackierung wäre die Struktur vom Top noch besser zur Geltung gekommen. Aber das konnte ich nicht selber machen und bedeutet recht viel Aufwand. Vielleicht wäre es dann auch zu krass geworden…. wer weiss.
Bei uns Hobbybauer ist es ja oft schwierig herauszufinden, was das richtige ist…. Ich hatte ja nur EIN solches Top zur Verfügung und konnte nicht etliche Versuche machen.
Ich jedenfalls bin mit dem Resultat als Ganzes mehr als zufrieden…..
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