Und wieder mal gilt es, einiges an Dokumentation nachzuholen. Alles nur Kleinkram, aber außer der Elektrik ist das Ding jetzt fertig.
Während die Gitarre noch frisch geölt ganz faul abhängen durfte, habe ich schonmal einen Sattel bzw. die Saitenführung (die Gitte hat ja einen Nullbund) gebaut. Wieder einmal aus Büffelhorn.
Von der Horn-Platte (eigentlich für Messer-Griffschalen gedacht) mit der Puk-Säge und Metall-Sägeblatt ein Stück abgesägt
und mit Iwasaki und 400er Schleifpapier grob in Form gebracht.
Dann mit dem 400er schön verrundet und mit 800er, 1200er und 2000er fein geschliffen. Da die Gitarre aber noch hing, habe ich mich beim Anhalten des Sattels gleich an zwei Kanten/Winkeln irgendwie in der Richtung vertan, also durfte ich das Teil noch ein zweites Mal machen
.
Als das dann gepasst hat, wurde es noch poliert und dann kamen die Kerben für die Saiten ´rein. Markiert habe ich einfach mit den Schenkeln der Schieblehre, die Kratzer sind als Markierungen deutlich genug zu sehen.
Zuerst von jeder Seite aus 4mm, dann den Zwischenraum ausgemessen und durch fünf geteilt (Nicht durch sechs, zwischen den sechs Saiten gibt´s ja nur 5 Zwischenräume. Den Fehler macht man wohl nur einmal
). Manch einer bevorzugt gleich breite Zwischenräume zwischen den Saiten, ich mag aber eher gleiche Abstände der Saiten. Die Kratzer habe ich dann mit einer kleinen Dreikantfeile vertieft, bis sie knapp unter Nullbundniveau lagen. Das habe ich durch Anhalten an´s Griffbrett immer wieder kontrolliert, im Bild ist das natürlich durch die Perspektive nicht zu sehen.
Eventuell ist da dann später noch etwas Nacharbeit nötig, wenn Saiten ´drauf sind, aber ich ich mag dort aus zwei Gründen keine tiefen Schlitze:
1.: Wenn der Saitendruck auf den Nullbund zu hoch wird, neigen die Saiten dazu, sich in den Nullbund "einzugraben", irgendwann scheppert´s dann auf dem ersten Bund und der Nullbund ist austauschreif. Ich habe ihn zwar aus Edelstahl gemacht, aber auch der verschleißt irgendwann.
2.: Tiefe Schlitze, in denen die Saiten "versenkt" sind, müssen in ihrer Breite dann genau zur verwendeten Saitenstärke passen. Sind sie zu weit, kann sich die Saite (vor allem beim Saitenziehen) seitwärts darin bewegen, was unschöne Geräusche produziert, außerdem neigt das Saitenstück über der Kopfplatte dann in der Nut zum Klirren. Zu enge Schlitze gehen garnicht, wenn die Saite nicht hineinpasst liegt sie garnicht mehr auf dem Nullbund auf.
Auch ist die Saitenführung noch etwas "moppelig", das passe ich aber am liebsten auch erst an, wenn Saiten auf der Gitarre sind.
Nach ein paar Tagen Öl-Härtezeit ging´s dann auch am anderen Ende der Saiten weiter, für die Saitenerdung habe ich ein Stück dünne Litze herausgekramt und auf etwa 5cm Länge abisoliert und verzinnt. Das kommt dann quer unter alle Saitenreiter.
Die Litze eingefädelt und dann die Saitenreiter aufgeschraubt. Was übrigens nicht so ganz einfach war, die Köpfe der hinteren Schrauben passen gerade so nicht an den Köpfen für die Intonationseinstellung vorbei
. Also aus allen Brücken die Saitenreiter ausgebaut, die Brücken auf den Korpus geschraubt und dann die Reiter wieder eingebaut.
Als Nächstes waren dann die Mechaniken an der Reihe. Dass da zwei Unterlegscheiben fehlten, hatte ich ja schon bemerkt. Die U-Scheiben aus einem weiteren Satz schwarzer China-Mechaniken waren aber auch unbrauchbar: Die hatte man offenbar gestapelt und nur am Umfang lackiert.
Also mussten die schon bei der Probemontage verwendeten Scheiben von zwei übriggebliebenen Ibanez-Machaniken herhalten, die sind zwar minimal größer, aber das lässt sich im Nachhinein ja immer noch austauschen. Im Bild eine Ibanez-Scheibe und eine nur am Rand lackierte:
Für die kleinen Schräubchen auf der Rückseite habe ich wieder bei ausgerichteten Mechaniken direkt durch die Laschen vorgebohrt. Dabei muss man nur aufpasen, dass man mit dem Bohrfutter nicht auf den Mechaniken aufsetz und sie zerkratzt, gleichzeitig dient das aber auch als Sicherheit, nicht auf der Kopfplattenvorderseite mit dem Bohrer herauszukommen, vorausgesetzt, man hat den Bohrer passend tief ins Bohrfutter gespannt (also nicht ganz auf Anschlag in´s Futter, sondern Mechanikenhöhe+Lochtiefe herausstehen lassen). Foto davon habe ich vergessen, so sieht´s dann fertig montiert aus:
Da ich auf der Rückseite beim Bohren für die String-Ferrules ja leider unterschiedlich tief gebohrt hatte, wollte ich da je eigentlich eine Kombination aus U-Scheibchen und in der Länge angepassten und schwarz lackierten Aluröhrchen einsetzen, da die Ferrules wohl besch... ausgesehen hätten. Aber wozu der Aufwand, eigentlcih reichen doch auch die U-Scheiben
. Gedacht, getan: Die Scheibchen einfach mit einem Tropfen Sekundenkleber in den Bohrungen befestigt, fertig. Werde ich wohl in Zukunft bei String-Trough immer so machen, dann aber vielleicht die Löcher im Durchmesser ein wenig kleiner bohren.
Auch die Gurtpins mussten ja noch ´dran. Am oberen Horn habe ich mit einem 10mm-Forstnerbohrer dazu den Fuß des Pins leicht versenkt, sonst hätte ich ihn im Winkel anschrauben müssen. Wäre für den Sitz des Gurtes schlecht gewesen und noch dazu wäre die Shraube ja im Inneren des Horn herausgekommen. Ich hoffe, die Bilder machen deutlich, was ich meine:
Und dann konnten schon Saiten ´drauf
.
Oder auch nicht, die Saitenführung am Nullbund war ja nur lose aufgesetzt und rutschte sofort seitlich weg, als nach der hohen e- auch die tiefe E-Saite in ihrer Kerbe saß und ich hochgestimmt habe
. Was zum Teufel ist da faul?
Ok, erstmal die Saitenführung mit zwei Tröpfchen Sekundenkleber befestigt und alle Saiten noch nahezu ohne Spannung aufgezogen. Da habe ich irgendwo mit der eigentlich geplanten geraden Saitenführung Mist gebaut
Dass das Griffbrett beim Verleimen etwa 1mm verrutscht ist, hatte ich ja schon bemerkt, deshalb auch der etwas außermittge Trussrod-Zugang. Und die hohe E-Saite läuft ja auch fast gerade. Die Mechanik der tiefen E-Saite aber sitzt drei Millimeter zu weit mittig.
Bei genauem Hinsehen zeigt sich dann, dass sich wohl meine Pappschablone beim Anzeichnen verdreht haben muss, man sieht den zunehmenden Fehler auch daran, dass die Abstände der Mechanikenflügel zur Kopfplattenkante von den hohen zu den tiefen Saiten immer geringer werden.
Trotzdem habe ich die Gitarre dann mal komplett gestimmt und grob eingestellt, seit dem letzten Wochenende dann auch immer mal wieder darauf herumgeklimpert.
Dieses Wochenede habe ich mich dann an die Feineinstellungen gemacht.
Weil die Saitenlage zunächst noch sehr niedrig war, habe ich mich über ein Saitenscheppern auf g- und tiefer E-Saite noch nicht weiter gewundert. Seltsam war aber, dass es schlimmer wurde, je höher ich die Saiten schraubte
.
Hat ganz schön lange gedauert, bis ich bemerkt habe, dass es auch im 24. und damit letzten Bund auftritt. Damit ist dann klar, dass es von den Einzelbrücken kommt. Kurzerhand habe ich mehrere der Einzelbrücken untereinander getauscht, oberhalb von 1,5mm Saitenlage (am 12. Bund) fängt die tiefe E-Saite allerdings immernoch an zu scheppern. Ich vermute die Kompensationseinstellung als Verursacher, die mag wohl die gekippten Saienreiter nicht und die Schraube liegt irgendwo an.
Eine weitere Tücke bieten die chinesischen Einzelbrücken übrigens noch: Durch die nun sehr tiefe Saitenlage und die Nullbund-Kompensation benötige ich sehr wenig Kompensation an der Brücke und die Höheneinstellschräubchen stehen bei sehr weit vor geschraubten Reitern nicht mehr auf dem Boden der Einzelbrücken, sondern auf dem Kopf der Befestigungsschrauben. Und die haben einen Linsenkopf, sind also auf der Oberseite gerundet.
Fazit zum Thema Einzelbrücken: Das nächste Mal werden´s dann doch die teuren ABM-Teile, die in meinen Augen etwas elegantere Erscheinung der China-Teile macht das Gebastel und die (erst auf den zweiten Blick ersichtlichen) sehr geringen Einstellwege nicht wett.
Ansonsten bin ich aber begeistert, die jetzt gezwungenermaßen sehr tiefe Saitenlage spielt sich schepperfrei und mit sehr wenig Kraftaufwand für die linke Hand, das leicht asymmetrische Halsprofil bemerke ich beim Spielen nicht einmal... ob das jetzt positiv ist? Keine Ahnung, jedenfalls ist´s nicht negativ
und der Hals fühlt sich einfach "richtig" an.
Ach ja, die Kerben in der Saitenführung passen, da muss ich nichts nacharbeiten, die Seiten der Führung habe ich aber noch geringfügig nachgefeilt, damit der Übergang zwischen Griffbrett und Führung nicht mehr fühlbar ist.
Der Nullbund ist laut Stimmgerät ein wenig überkompensiert (auf A- und tiefer E-Saite), im wahren Leben drückt man aber sowieso meistens die Saiten fester herunter als beim bewussten Stimmen und Kontrollieren, oder verzieht sie ein wenig. Hören kann ich das "zu viel" jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil, es klingt in tiefen Lagen nicht so seltsam schief wie es oft bei unkompensierten Gitarren der Fall ist.
Und zwei Kleinigkeiten gab´s noch: An einer Stelle auf der Halsrückseite habe ich mir beim Öl abwischen ein Stückchen Holz herausgerissen. Klein, aber fühlbar. Besser so, als dass ich mir beim Spielen da einen Splitter in die Hand gehauen hätte
. Das habe ich kurzerhand mit Sekundenkleber gefüllt (ist im Bild noch nicht beigearbeitet).
Und die Trussrodmutter ist rostig. Das Eisenacetat ist ganz schön aggressiv, ich hatte da zwar mit destilliertem Wasser nachgewischt, aber das hat offenbar nicht gereicht. Jetzt ist da nochmal ein wenig Korrosionsschutzfett/-Öl drauf und soweit wie möglich auch drin, damit das Gewinde nicht festgammelt. Das hatte ich zwar vor dem Einbau geölt, aber sicher ist sicher...
Was jetzt noch fehlt, sind Pickup und der Electrosocket. Letzteren hat mir Rockinger in Chrom anstatt schwarz geliefert, ersteren muss ich noch bauen. Und ein E-Fach-Deckel muss auch noch gebastelt werden.
Eventuell verdüble ich auch die Mechaniken-Löcher und bohre nochmal. Funktionierern tut´s aber auch mit dem schrägen Saitenverlauf auf der Kopfplatte.
Gruß
Markus