Klangveränderung durch Lack

Wie baue ich mir eine elektrische Gitarre?

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ChrisPbacon
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Klangveränderung durch Lack

#1

Beitrag von ChrisPbacon » 01.02.2019, 09:24

Ich hatte demletzt eine interessante Diskussion mit einem Gitarristen.

Der meinte stocksteif dass es bei einer E-Gitarre völlig egal wäre welches Holz oder Material verwendet wird da der Tonabnehmer den Klang definiert. :roll:

Ich will hier auf diesen Punkt bezogen garnicht weiter darauf eingehen, ich denke dass wir uns alle einig sind dass der Klang sehr wohl durch die verwendeten Materialien beeinflusst wird. Hier soll es nur um den Lack gehen. (Ölen und Wachsen auch außen vor bitte)

Im Verlauf der Diskussion brachte ich als Beispiel meine beiden LTD Viper400 Modelle, von der eine komplett entlackt ist.
Dass ich somit zwei (nahezu) identische Gitarren hatte bei der wirklich hörbar ein Unterschied im Klang auszumachen ist. Die Gitarre ohne Lack klingt wesentlich "offener" und das nicht nur subtil. Das interessierte aber ihn wenig.

Ich bin der festen Überzeugung dass ein Lackauftrag das Schwingungsverhalten sehr beeinträchtigt. Mit Sicherheit wird es einen großen Unterschied machen WIE lackiert wurde. Allein der Gewichtsunterschied der beiden Gitarren lag bei fast einem Kilo! Rein physikalisch muss da schon etwas anders sein.

Eine sorgfältig, hauchdünn aufgetragene Lackierung macht sicher weniger Unterschied. Aber auch da wird es sicher einen Unterschied machen.


Wie sind eure Erfahrungen/Meinungen zu diesem Thema?
Über die Suche habe ich kein Thema gefunden, oder ich habe falsch gesucht.

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Re: Klangveränderung durch Lack

#2

Beitrag von thoto » 01.02.2019, 09:39

Hi, du findest hier im Forum mit Sicherheit Threads, zu diesem Thema! Und sie werden dich bestimmt interessieren! Leider weiß ich nicht mehr, wo.

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Re: Klangveränderung durch Lack

#3

Beitrag von MattB90 » 01.02.2019, 09:43

Ich hab jetzt mit Lackierungen an Gitarren nicht wirklich Erfahrung, aber dass alleine der Lack einen Unterschied von einem Kilo macht, das klingt für mich schon bissl merkwürdig (ich kann hier natürlich gänzlich falsch liegen).
Vor allem wenn man bedenkt, dass man für nen ganzen Traktor nur 2 Büchsen Lack braucht "A Kilo Blech, zwoa Bixxn Lack und fertig is da Hanomag" :D :D
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Re: Klangveränderung durch Lack

#4

Beitrag von Rallinger » 01.02.2019, 09:56

Naja, die Auffassung dass das verwendete Holz keinen Einfluss auf den Klang habe, weil dieser ja durch Pickups und Elektronik definiert würde, vertreten ja auch anerkannte Koryphäen. Dem will ich auch gar nicht widersprechen. Aber. Bisher konnte mir niemand einen Pickup empfehlen, der z.B. Deadspots wegbügelt. Und ich denke da sind wir uns einig, dass man die unverstärkt wie verstärkt hört. Im Zweifelsfalle sogar deutlich. Wenn mir dein Gitarristenkollege da weiterhelfen kann, wäre ich ihm sehr dankbar. Frag ihn doch mal, und halte uns auf dem Laufenden ;-).

Wenn sich deine beiden "bis auf den Lack identischen" Gitarren aber im Gewicht um 1kg unterscheiden, dann kann der Klangunterschied kaum nur am Lack liegen. Da wurde dann zwar sicher dieselbe Holzsorte verwendet, aber eben Bretter, die sich in ihrer Dichte deutlich unterscheiden. Soll vorkommen, Holz ist ja alles andere als ein homogener Werkstoff.

Ich würde daher bezweifeln, dass sich der von dir wahrgenommene Klangunterschied auf den Lack zurückführen lässt. Und wenn, dann sicher nur zu einem (verschwindend?) geringen Teil.
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Re: Klangveränderung durch Lack

#5

Beitrag von Arsen » 01.02.2019, 10:51

Diese Diskussion ist immer schwierig.

Ich finde die klanglichen Assoziationen mit optischen und haptischen Gegebenheiten recht witzig (und irgendwie auch aufschlussreich über den Einfluss der Psyche auf die Wahrnehmung und dann die Tonholzdiskussion):
Wie klingt eine Gitarre ohne Lack? - Offen.
Wie klingt ein Ahorn GB? - Hell.
Body aus Sumpfesche? - Klar, luftigerer Ton als Esche.
Ebenholz GB? - Klingt dunkel.
Eine Gitarre mit dicker PU Lackschicht? - Die klingt verschlossen und dumpf.
............ (whistle)
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Re: Klangveränderung durch Lack

#6

Beitrag von ChrisPbacon » 01.02.2019, 11:59

thoto hat geschrieben:
01.02.2019, 09:39
Hi, du findest hier im Forum mit Sicherheit Threads, zu diesem Thema! Und sie werden dich bestimmt interessieren! Leider weiß ich nicht mehr, wo.
Speziell zum Thema Lack und Klang hatte ich nichts gefunden. Falls jemand ein Thema parat hätte wäre ich sehr dankbar. Ich will ja keine Diskussion die es schon mal gab ;)
Rallinger hat geschrieben:
01.02.2019, 09:56
Wenn mir dein Gitarristenkollege da weiterhelfen kann, wäre ich ihm sehr dankbar. Frag ihn doch mal, und halte uns auf dem Laufenden
Ich werde ihn mal fragen... Allerdings wird seine Antwort sein: Deadspot :?: :?: :D
MattB90 hat geschrieben:
01.02.2019, 09:43

Ich hab jetzt mit Lackierungen an Gitarren nicht wirklich Erfahrung, aber dass alleine der Lack einen Unterschied von einem Kilo macht, das klingt für mich schon bissl merkwürdig
Ich vermute dass da auch das ein oder andere Gramm Holz der Schleifmaschine zum Opfer gefallen sind. Es waren auch "nur" um die ~800g. Ich habe da etwas aufgerundet :oops:

Leider habe ich mich von der lackierten schon vor einer Weile getrennt. an einem kleinen Lackplatzer konnte man allerdings die Schichtdicke (inkl. Grundierung) des Lacks sehen. Und die war wirklich nicht dünn.

Meine Vermutung ist dass die Serienprodukte da eben vollgesuppt werden. Da achtet kein gelernter Lackierer auf einen sauberen dünnen Schichtaufbau.

Sicherlich hatte das Holz auch einen Einfluss auf den Klang, das steht außer Frage. Und identisch bei 2 Gitarren ist natürlich auch unvorsichtig formuliert.
Den gravierenden Klangunterschied der unlackierten zu der lackierten (und da auch andere aus der gleichen Serie) war vorhanden. Die lackierten klangen gleich. Die unlackierte anders.
Das Ganze ist natürlich nie unter "Laborbedingungen" getestet worden.

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Re: Klangveränderung durch Lack

#7

Beitrag von 100WChris » 01.02.2019, 12:18

ChrisPbacon hat geschrieben:
01.02.2019, 09:24
Ich bin der festen Überzeugung dass ein Lackauftrag das Schwingungsverhalten sehr beeinträchtigt.
Deine Hörpräferenz wird dich immer somit "hören lassen", dass die Entlackte besser klingt. Du weißt ja beim Spielen welche Gitarre Du in der Hand hast…

Ich bin im Brotberuf Toningenieur und da muss ich ständig solche AB-Vergleiche machen, wobei sich dann meist nur eine Variable ändert. All zu oft lasse ich mich dabei von meiner eigenen Erwartung täuschen.
Wenn ich jetzt überlege wieviele Variablen sich bei deinem Vergleich von Gitarre A und B ändern! :shock:

Falls Du die Möglichkeit hast, mach doch mal einen ABX-Test: Nehme mit Gitarre A und Gitarre B zwei (klar: möglichst identische) Audio-Beispiele auf und füttere damit ein ABX-Vergleichs-Programm. Das ist zwar immer noch nicht "wissenschaftlich sauber", aber wenn Du nach so einem Blindtest den Unterschied hörst, hast Du wenigstens eine solide Grundlage hier eine Diskussion zu führen :)

Bitte den Post nicht falsch verstehen, ich meine das nicht anklagend, es soll eine Anregung sein, deine Meinung objektiv unter die Lupe zunehmen.
Grüße
Chris
beste Grüße
Chris

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Re: Klangveränderung durch Lack

#8

Beitrag von ChrisPbacon » 01.02.2019, 12:34

100WChris hat geschrieben:
01.02.2019, 12:18
Bitte den Post nicht falsch verstehen, ich meine das nicht anklagend, es soll eine Anregung sein, deine Meinung objektiv unter die Lupe zunehmen.
Grüße
Chris
Nein, überhaupt nicht. Mir war auch durchaus bewusst dass dieses Thema sehr kontrovers wird.
100WChris hat geschrieben:
01.02.2019, 12:18
Wenn ich jetzt überlege wieviele Variablen sich bei deinem Vergleich von Gitarre A und B ändern!
Ein möglicher Test wäre bei gleicher Gitarre einmal vor dem Lackieren und einmal nach dem Lackieren ein paar Aufnahmen zu machen um die danach zu analysieren. Das ist wohl der einzig wirklich verwertbare Testaufbau.

Vielleicht bei der nächsten Klampfe dann. Zum lackieren ist mir mein jetziges Projekt zu schade (naughty)

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Re: Klangveränderung durch Lack

#9

Beitrag von Poldi » 01.02.2019, 13:05

ChrisPbacon hat geschrieben:
01.02.2019, 09:24
Ich hatte demletzt eine interessante Diskussion mit einem Gitarristen.

Der meinte stocksteif dass es bei einer E-Gitarre völlig egal wäre welches Holz oder Material verwendet wird da der Tonabnehmer den Klang definiert. :roll:
Und damit hat er weitestgehenst Recht...
Es ist zwar nicht nur der PU, sondern auch die Mensur, die Saiten, die Elektronik,..., vor allem der Spieler, aber auch der Hörer....
...aber am wenigsten das Holz

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Re: Klangveränderung durch Lack

#10

Beitrag von jhg » 01.02.2019, 13:09

ChrisPbacon hat geschrieben:
01.02.2019, 09:24

Ich bin der festen Überzeugung dass ein Lackauftrag das Schwingungsverhalten sehr beeinträchtigt. Mit Sicherheit wird es einen großen Unterschied machen WIE lackiert wurde. Allein der Gewichtsunterschied der beiden Gitarren lag bei fast einem Kilo! Rein physikalisch muss da schon etwas anders sein.
Ich würde auch die Unterschiede auf andere Ursachen zurückführen. Denn 1kg Lack waren da bestimmt nicht auf dem Instrument. Außerdem gibt es immer noch die Variablen Pickups und Elektronik, die eben nicht gleich waren.

Über die Unterschiede beim Holz wurde ja schon hier ausführlich diskutiert. Gerade das Beispiel am Schluss zeigt, dass es Unterschiede gibt, die aber schwierig sind zu klassifizieren. Ich finde, die Spanplatte klingt richtig gut ...
https://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=25&t=3843

Würden wir an dieser Stelle über die Lackierung von Akustikgitarren sprechen, dann sähe das m.E. ganz anders aus. Es gibt viele schöne Instrumente, deren Decke durch einen zu dicken Lackauftrag "totlackiert" wurden.
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Re: Klangveränderung durch Lack

#11

Beitrag von DoppelM » 02.02.2019, 09:44

Gerade das Thema Thema „Tonholz“ wird hier ja immer wieder sehr intensiv diskutiert, immer mit sehr eindrucksvollen Beispielen von AB-Vergleichen die zeigen dass das Holz selber nicht viel macht. Und ich glaube das lässt sich für jeden einzelnen Parameter wiederholen. Immer wird dabei rauskommen dass der prägnanteste Unterschied durch PUs entsteht.

Dazu kommt noch die Diskussion was eigentlich Klang ist. Nur das Frequenzspektrum des stehenden Tones? Oder auch Ansprache?

In meiner individuellen Wahrnehmung ist es so, dass erst die Aufsummierung von minimalen, einzeln kaum zu differenzierende Einzelfaktoren echte Änderung erzeugt.
Es gibt da auf Bonedo ein Test Dynamischer Mikrofone, wo die exakt selben Takes eines kompletten Songs mit 5 Mics aufgenommen wurde. Manche kann man erst unterscheiden wenn der ganze Mix nur von jeweils einem Mic stammt, sich also die Unterschiede aufaddieren können.

Gensu so ist es bei Instrumenten. Man kann ja aus ner Paula nur mit Strat-PUs noch keine richtige Strat machen. Dazu gehören eben ALLE Parameter, gerade auch Tremolo, Saitenwinkel am Sattel etc.

Oder nimm als Beispiel ES335 vs SG vs Paula: gleiche Mensur, ggf gleiche Pickups, gleiche Hardware, weitestgehend gleiches Material. Es werden immer noch 3 unterschiedliche Gitarren sein - mit vielen Gemeinsamkeiten, aber auch identifizierbaren Unterschieden. Und wenn eine 335 akustischer klingt und feedbackempfindlicher ist als eine sonst gleiche SG, wie kann dann plötzlich mein superleichter, geölter und akustisch sehr lauter Telebody tonal keinen Unterschied zu einem sackschwerem und zugekleisterm Body machen, der akustisch fast tot ist?

Vertrau auf deine Vorurteile, kontrolliere jeden Parameter und dann wird dich das Ergebnis nicht enttäuschen ist mein learning nach 2 Instrumenten ;)
All you need for a good song is three chords and the truth.

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