Erste Gitarre, viele Fragen

[dolly.buster]

Hallo Zusammen,

ich habe ein paar Fragen, die mich bei meinem ersten Gitarrenbau-Projekt beschäftigen und ich hoffe hier kann mir jemand weiterhelfen.

Erstmal zu mir:
Ich habe keine Ahnung vom Gitarren bauen und wenig Ahnung von Gitarren
Aber ich möchte es einfach mal versuchen, weil ich das Thema sehr spannend finde.

Meine Vorstellung:
Eine Jazzmaster ohne Schlagbrett, ohne Halswinkel, mit zwei Humbuckern und einer Brücke im Strat-Style ohne Tremolo

Was bisher geschah:
Ich habe Tonholz gekauft, mir ein paar 3D Vorlage aus dem Netz geladen und die Fräse angeschmissen.

Zwischenstand:
Der Hals (Vorlage von einer Strat) ist schon mal Ausschuss, da die Vorderseite nicht zur Rückseite passt.
Ich habe über die gesamte Länge einen Versatz von 5 mm zwischen Vorder- und Rückseite, d.h. die sind nicht deckungsgleich.
Aber ich weiss welchen Fehler ich gemacht habe und daher sollte es beim nächste mal hoffentlich klappen.

Der Jazzmaster Boddie ist ganz ordentlich geworden, allerdings fehlen noch die beiden Fräsungen für die Elektronik und die Humbucker.

Das Griffbrett habe ich noch gar nicht begonnen.

Die Fragen:
Die Halstasche ist 14 mm tief, der Hals aber ohne Griffbrett schon 20 mm dick, das passt doch nicht, oder?
Wenn ich dazu das Griffbrett incl. Bundstäbchen (ca 5 mm) dazu rechne, dann bin ich ja bei 25 mm, das heißt, dass der Hals 11 mm aus dem Korpus rausschaut. Ist das nicht ein bisschen viel?
Bei der Brücke die ich gekauft habe, kann man eine Saitenlage zwischen 8 mm und 12 mm einstellen.
Ich denke, dass das erstens nicht hinhaut und zweitens doof aussieht, wenn der Hals 11 mm über den Korpus rausragt.
Ich würde jetzt gefühlsmäßig sagen, dass man die Halstasche auf 19 mm Tiefe nachfräsen muss.

Wie seht Ihr das?

Vielen Dank vorab für Eure Unterstützung!
Ich hoffe ich hab alles einigermaßen verständlich erklärt...

Hier noch ein paar Bilder:

[darkforce]

19mm ist zu tief wenn du bei Fender-Specs bleiben willst, da wäre die Halstasche ~16mm tief bei 25mm Halsdicke (19mm Hals + 6mm Griffbrett bei zweiteiliger Konstruktion).
Was ich jetzt bei deinem Hals nicht erkennen kann ist, ob da noch ein Griffbrett draufkommt. Wenn nein wirst du dich vermutlich schwer tun den Halsstab nach der Kontur der Rückseite reinzubasteln, da dieser von der Rückseite eingelegt und mit dem typischen "Skunk Stripe" verleimt würde.

/* Ok, habe deinen Post nochmal gelesen, es scheint also ein zweiteiliger Hals zu werden. Auf dem Bild wirkt es aber, als hätte der Hals auf der Oberseite schon einen Radius? */

Viele Grüße
Johannes

[dolly.buster]

Hallo Johannes,

vielen Dank für Deine Info!
Jetzt habe ich auch im Buch von Martin Koch den passenden Absatz gefunden.
Er schreibt, dass man den Hals so weit herausschauen lassen soll, wie die unterste Einstellmöglichkeit der Saitenauflage.

Du hattest also vollkommen Recht, 19 mm sind deutlich zu tief.
in meinem Fall also 25 - 8 = 17 mm.

Oder vielleicht doch die 16 mm, weg- ist ja leichter als hin-fräsen

[jhg]

Hallo und herzlich willkommen hier im Forum!

Schönes Projekt und augenscheinlich hast du eine CNC Fräse am Start! Was mir jetzt auffällt ist, dass da irgendwas in deinem CAD/CAM Prozess nicht optimal ist. Es sieht so aus, als wäre die Halskontur Zeilenweise ausgefräst. Du solltest den Werkzeugpfad so programmieren, dass er die Fräslinie auf jeden Fall an der Kontur entlangfährt. Dann hast du hinterher auch weniger Arbeit beim Versäubern. Außerdem sind die Stufen noch deutlich zu grob. Vielleicht musst du da noch mal einen Schlichtgang mit einprogrammieren.

[dolly.buster]

Ja, das hast Du recht.
Das Fräsen ist ausbaufähig und ich muss da noch sehr viel lernen.
Aber ich habe die Hoffnung, dass ich es irgendwann mal einigermaßen drauf hab...

Den zweiten Lauf zum Schlichten habe ich weggelassen, weil der erste schon so ewig gedauert hat.
Aber beim nächsten Hals versuche ich es mal anders.

Jetzt kommt aber erst noch die große Herausforderung Griffbrett....

[darkforce]

Vor dem ersten Griffbrett hatte ich auch ziemlich Respekt, aber das hat sich im Nachhinein als unbegründet herausgestellt. Natürlich muss man genau arbeiten was die Bundpositionen angeht, aber wenn man sich erstmal dransetzt ist auch das halb so wild (wenn du die Bundschlitze auch CNC fräst ist das, gute Justage der Fräse vorausgesetzt, vermutlich noch weniger problematisch). Wichtig ist nur alle Abstände vom Sattel aus zu messen und nicht von Bundschlitz zu Bundschlitz. Zwei, drei Zehntel pro Bund sind eher kein Problem, aber auch nur 1/10 pro Bund summiert sich sonst schnell zu problematischen Toleranzen auf. Bei den diversen Händlern (z.B. Rall oder Espen) gibt es für wenig Geld auch fertig geschlitzte Griffbretter, da kann dann fast nichts mehr schief gehen.

Beim Aufleimen darauf achten, dass trotz des Leims nichts anfängt zu rutschen. Ein guter Trick ist, das Griffbrett ohne Leim auszurichten, festzuzwingen und zwei kleine Indexlöcher in die Bundschlitze zu bohren (also durch das Griffbrett durch und ein paar Millimeter in den Hals rein). Dort packe ich dann zwei abgeschnittene Zahnstocher (Durchmesser 2mm) rein, so dass nichts mehr verrutschen kann. Nur darauf achten, nicht mehr als ein paar mm in den Hals zu bohren, nicht dass es ein unangenehmes Wiedersehen gibt beim Herstellen des Halsprofils und nicht direkt in der Mitte wo der Halsstab sitzt. Geht allerdings nur, wenn der verwendete Bunddraht breit genug ist um die Pins später unsichtbar zu machen. Bei schmalerem Bunddraht kann man die Pins auch verdeckt platzieren, praktisch genau der gleiche Ablauf, aber zuerst die Löcher in den Hals bohren, dann provisorisch passende Nägel abknipsen, das Griffbrett in Position bringen und mit ein bisschen Druck die Position auf die Rückseite des Griffbretts übertragen. Hier auch zwei verdeckte Bohrungen machen, die Nägel entfernen und durch Holzstäbchen passender Länge ersetzen.

[dolly.buster]

Danke für die vielen Tipps!
Das Griffbrett mache ich auch mit der CNC.
Hab mal drei 0,6 mm Bohrer für die Bundschlitze bestellt. Mal schauen wie viele abbrechen und ob ich die Software richtig bedienen kann.
Am Wochenende soll es losgehen...

[jhg]

Vielleicht als Anhaltspunkt mal meine Fräsparameter, bei denen die Fräser heile bleiben:

25000 U/min; Zustellung: 0,15mm; F(xy): 800mm/min

[dolly.buster]

Super, DANKE

[dolly.buster]

So, habe ein erfolgloses Wochenende hinter mir, ohne Griffbrett und mit noch mehr Fragen.
Hier mal das Ergebnis:

Man sieht hier, dass das Griffbrett zwar die Passende Kontur hat und auch einen Radius, aber die Position der Markierungen ist total aus dem Ruder gelaufen und der erste Bund ist zu kurz.
Grund für den kurzen ersten Bund ist eine falscher Nullpunkt, soviel hab ich herausgefunden.
Warum die Markierungspunkte hinten nicht mehr mittig sind, ist mir ein Rätsel (mittig im Bezug auf die Griffbrettbreite, dass sie nicht mittig in den Bünden liegen ist klar, das liegt am falschen Nullpunkt von den Bünden)

Jetzt mal meine Frage, wie macht Ihr das?
Ich habe zuerst das 3D Modell gefräst, dadurch hatte ich die Kontur und den Radius.
Danach habe ich im 2D Modus die Nut für den Steg, die Markierungen und danach noch die Bundschlitze gemacht.
Ich glaube, dass durch diesen Wechsel vom 3D zum 2D Modus die Lage des Werkstücks nicht mehr richtig erkannt wurde.

Eine Option wäre ja auch, dass man alles (außer dem Radius) in 3D Modus macht, dann hat man immer die gleiche Ausrichtung.
Danach müsste man aber den Radius von Hand schleifen.

Was haltet Ihr davon, bzw. wie macht Ihr das?

PS: der 0,6 mm Fräser hat übrigens prima gehalten und alle Schlitze in Rekordzeit gefräst. Danke für den Tipp
PPS: ich hab ihn natürlich trotzdem kaputt gemacht, beim Reinigen der Fräse

[dolly.buster]

Ich habe jetzt das Griffbrett im 2D Modus gefräst.

Hat alles super funktioniert.

Erst die Dots, dann die Nut für den Steg, die Kontur und zum Schluss die Bundschlitze.
bleibt jetzt noch der Radius zu schleifen.
Ist zwar nicht so schlimm, aber nächstes mal versuche ich es nochmal zu fräsen...