Als Vorbereitung für einen Akustik-Bau wollte ich einen Wölbungsstock bauen.
Wenn man nach so etwas sucht, findet man oft Varianten, die mit einem Frässchlitten eine MDF-Scheibe ausfräsen. Auch meterhohe Dreibeine, an denen eine Fräse pendelt, habe ich schon gesehen. Aber eine Hilfs-Vorrichtung für eine Hilfs-Vorrichtung zu bauen, widerstrebt mir etwas und die MDF-Fräserei ist auch nicht so spaßig.
Irgendwo habe ich dann die Variante mit Hartfaserplatten gefunden und nachgebaut. Hier im Forum habe ich die Version auch mal gesehen aber ohne genauere Beschreibung, daher wollte den Bau für Interessierte mal dokumentieren.
Im Prinzip werden hierbei Hartfaserplatten durch Zwischenlagen in eine Wölbung gepresst.
Zunächst habe ich Kreise auf die Hartfaserplatten angezeichnet. Für eine halbwegs gleichmäßige Wölbung empfehle ich 3 oder mehr Kreise.
Die Kreise wurden dann in 12 Segmente wie ein Ziffernblatt unterteilt (können auch gerne mehr Segmente sein).
Das gleiche habe ich auf 3 Spanplattenresten aufgezeichnet und beides ausgesägt. Die Spanplatten haben noch "Ohren" bekommen, um später die Stangen für das Himmelbett zu befestigen.
Auf die Spanplatten werden dann Abstandsklötzchen geleimt. Hierbei habe ich alle möglichen Reste verwendet, Furniere Leisten etc..
Dann werden jeweils 2 Hartfaserplatten aufgeschraubt. Die Schrauben sollten ziemlich genau zwischen den Klötzchen sitzen, so dass die Platten auf die Kanten der Klötzchen gedrückt werden. Zwei 3mm Hartfaserplatten sind ein guter Kompromiss. Eine 3mm-Platte wäre zu weich, eine dickere Platte zu steif.
Die Ohren der Platten haben noch Einschlagmuttern bekommen. Fertig ist ein 15 Fuß-Wölbungsstock, einer mit 25 Fuß und ein Dach für das Himmelbett.
Theorie/Berechnung
Die interessanten Fragen sind hier:
Welche Höhe müssen die Klötzchen haben?
Welchen Abstand zur Mitte müssen sie haben?
Dabei hilft uns der alte Pytagoras. Schauen wir mal auf das blaue Dreieck in der Skizze:
Die lange Seite hat die Länge R. Das soll der Radius der Wölbung sein.
Die waagerechte kurze Seite hat die Länge a. Das soll der Abstand von der Mitte sein.
Die senkrechte Seite hat die Länge R - h. h ist dabei die Höhe des Klötzchens.
Pytagoras sagt dann:
Das kann man jetzt umstellen, um die Höhe zu einem bestimmten Abstand zu berechnen. Anders umgestellt kann man auch den Abstand zu gegebenem Klötzchenmaterial berechnen.
Die Wölbung kann man mit einem planen(!) Topfdeckel, Salatschüssel o.ä. kontrollieren. Egal, wo er aufgelegt wird, es darf nirgendwo ein Spalt zu sehen sein.
Diese Hartfaser-Wölbungs-Methode kann man übrigens auch für Griffbrett-Schleifklötze verwenden. Kennen einige bestimmt aus dem Kochbuch.
DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
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DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
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Re: DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
Danke für die tolle Beschreibung und Dokumentation!
Müssen es unbedingt Hartfaserplatten sein oder funktioniert das auch mit zwei 3mm MDF-Platten?
Beste Grüße!
Müssen es unbedingt Hartfaserplatten sein oder funktioniert das auch mit zwei 3mm MDF-Platten?
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Re: DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
Halo Maipenrai,
ich dachte, Hartfaser und MDF wären so ziemlich das gleiche ...

In vielen Baumärkten gibt es solche 3mm Platten in 60 x 120 cm, damit kommt man für eine Schüssel hin. Es gehen auch alte Schränkrückwände oder die Platten aus Bilderrahmen, wenn sie groß genug sind. Aber bitte nicht stückeln, dann gibt es wohl keine gleichmäßige Wölbung. Müssen auch nicht exakt 3mm sein. Einfach schauen, an was man gerade gut rankommt, nicht zu weich und nicht zu steif.
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Re: DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
Mal zur Klarstellung:
Hartfaserplatte besteht aus HDF = Hochdichter Faserstoff.
Die klassische Dicke ist 3,27mm = 1/8 Zoll. Bei geringen Stärken recht stabil!
MDF = Mitteldichter Faserstoff Bei geringen Stärken bruchgefährdet. Dickeres Material ist für Möbelbau und HiFi-Boxen geeignet. Nachteile: Feuchtigkeitsempfindlich (also Lackieren), empfindliche Kanten (da bröselt es oft wenn etwas gegen eine Kante stößt), der Staub beim Bearbeiten ist die Pest und gesundheitsschädlich aber man erreicht schöne Oberflächen (siehe lackierte IKEA Küchentüren).
Gruß Hermann
Hartfaserplatte besteht aus HDF = Hochdichter Faserstoff.
Die klassische Dicke ist 3,27mm = 1/8 Zoll. Bei geringen Stärken recht stabil!
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Re: DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
War auch unsicher und bei der Websuche auf unterschiedliche Beschreibungen und Verwendungszwecke gestoßen - mit @Bermanns Erläuterung ja auch berechtigt - und dachte, es gibt eventuell einen Grund, das Eine statt dem Anderen zu nutzen. Danke für's Klarrstellen, dann hab ich das Material ja noch im Keller

Beste Grüße
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Re: DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
Ein Hauptanwendungsfall für den Wölbungsstock ist wohl das Himmelbett.
Da ich keine Leisten oder Fiberstäbe habe, aber noch einiges Rohrmaterial, habe ich das so gebaut: Die Gewindeeinsätze habe ich einfach eingehämmert. Auf die Schraubköpfe wurden noch so Kunststoff-Nupsis geklebt (Die durchsichtigen Klebedinger, die bei Schubladen oder Schranktüren als Dämpfer beigelegt werden) Erster Test mit der Fugenleiste: Ergebnis: Den Druck kann man gut mit der Hand einstellen, das funktioniert. Ein Nachteil ist: Die Decke biegt sich durch, wenn man zu viele Streben benutzt. Da muss man dann "nachjustieren". @Gerhard hat eine hier eine Variante mit zusätzlichen Federn gebaut, das sichert kontinuierlichen Druck.
Da ich keine Leisten oder Fiberstäbe habe, aber noch einiges Rohrmaterial, habe ich das so gebaut: Die Gewindeeinsätze habe ich einfach eingehämmert. Auf die Schraubköpfe wurden noch so Kunststoff-Nupsis geklebt (Die durchsichtigen Klebedinger, die bei Schubladen oder Schranktüren als Dämpfer beigelegt werden) Erster Test mit der Fugenleiste: Ergebnis: Den Druck kann man gut mit der Hand einstellen, das funktioniert. Ein Nachteil ist: Die Decke biegt sich durch, wenn man zu viele Streben benutzt. Da muss man dann "nachjustieren". @Gerhard hat eine hier eine Variante mit zusätzlichen Federn gebaut, das sichert kontinuierlichen Druck.
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Re: DIY Wölbungsstock / Radius Dish ohne Fräsen
Noch ein Nachtrag:
Beim Nachbau unbedingt darauf achten, dass die Schrauben sauber versenkt sind. Hinterher "abtasten" (Die Finger sehen mehr als die Augen).
Eine Schraube war bei mir nicht sauber versenkt. Konnte ich zum Glück mit Wasserdampf wieder "ausbeulen".
Beim Nachbau unbedingt darauf achten, dass die Schrauben sauber versenkt sind. Hinterher "abtasten" (Die Finger sehen mehr als die Augen).
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