Erstausstattung Handwerkzeug

[Runner]

Hallo,

Ich habe durch einen Gitarrenbaukurs vor ein paar Monaten den Geschmack aufs Gitarrenbauen bekommen und möchte mir jetzt gerne etwas Werkzeug dazu anschaffen. Dabei könnte ich eure Hilfe gebrauchen.
Budget spielt erstmal keine Rolle...

Folgende Ausgangssituation:

Ich möchte Gitarren nach eigenem Design bauen, die Komplexität ist in etwa mit der einer Strat gleichzusetzen (d.h. Schraubhals, kein Binding, keine gewölbte Decke etc.)


Vorhanden:

-Schraubendreher, Inbusschlüssel, Kneifzangen etc. (der übliche Handwerkerkram)
-Die tollen IWASAKI-Bildhauerfeilen, von denen hier alle schwärmen


Was braucht man zum Anfang so an speziellem Werkzeug (Bundzange, Feilen etc.)?
Ich will einen Teil der Werkzeuge/Lineale bei einem portugiesischen Shop (http://guitarsandwoods.com) bestellen, da die bei einigen Sachen (Fret Rocker bspw.) um einiges günstiger als StewMac sind.

Nichtsdestotrotz steht ein größerer Einkauf bei StewMac an; was sollte man unbedingt von da bestellen?


Vielen Dank schonmal im Voraus

[12stringbassman]

Hallo, Du namenloser Neuling

Nichtsdestotrotz steht ein größerer Einkauf bei StewMac an; was sollte man unbedingt von da bestellen?

Eigentlich nix, außer dem unglaublich guten Dremel-Oberfräsvorsatz. Aber den brauchst Du eigentlich nur, um filigrane Permutt-Intarsien zu fräsen, was bei einer Strat eigentlich nicht üblich ist.

Wenn's bei Dir erstmal nur um ein Instrument in 7ender-Bauart geht, dann brauchst Du höchstens ein paar Spezialwerkzeuge zur Bundierung. Aber auch das ist kein Hexenwerk. Zum Abrichten der Bünde (sofern überhaupt notwendig bei einer Neubundierung) genügt ein Klotz aus 25er oder 38er MDF, ca. 20cm lang und ca. 5cm breit, beklebt mit Schleifpapier. Die sonst so gerne verkauften superpräzisen Schleifklötze oder "Frett-Leffeling-Feils" braucht's nicht.

Zum Verrunden der Bünde nehme ich eine Leiste aus Nadelholz, in deren Schmalseite ich eine Riefe hineindrücke (mit Nagel und Schraubstock), in die ein Stück Schleifpapier gelegt wird. Die teuren "Frett-Krauning-Feils" braucht's ebenfals nicht.

Nützlich ist eine präparierte Dreikant-Feile zum Verrunden der Bundstab-Enden ("Frett-Dressing-Feil"). Die gibt es z.B. bei Andreas Rall zu kaufen. So musst Du nicht in Übersee etwas bestellen, was in Europa hergestellt, nach USA exportiert und mit neuem Preisaufkleber wieder hierher geliefert wird
Oder Du nimmst eine handelsübliche Dreikantfeile mit feinem bzw extrafeinem Hieb und schleifst und polierst die Kanten selber blank.

Ebenfalls nützlich ist die von Andreas verkaufte Bundstab-Abknips-Zange. Das ist zwar auch nur eine umgearbeitete Kneifzange, nicht billig, aber preiswert.

Halbstarre und/oder flexible Stahllineale mit 1/2mm-Teilung in 2-3 verschiedenen Längen (300-1000mm) sind ebenfalls hilfreich, nicht nur beim Instrumentenbau.

Als "Frett-Rocker" dient bei mir die Klinge eines Teppichmessers. Eine ebensolche Klinge, 3 Minuten mit dem Dremel oder Schleifbock bearbeitet, ersetzt das von StjuhMäck teuer verkaufte "Frett-Slott-Kliening-Tuhl".

Die "Tschäppanies Frett Sååh", die bei SM knapp 50$ kostet, gibt es unter der Handelsbezeichnung "Handiwork Powergrip 150" z.B. beim Dick in Metten für 17,90€. Ggf. muss mit einem feinen Schleifstein die Schnittbreite der Säge auf den verwendeten Bunddraht abgestimmt werden.

Ach ja, die Anschaffung einer guten handgeführten Oberfräse samt ein paar scharfer (!) Fräser ist für die Herstellung der Halstasche und der Montageöffnung von Tonabnehmern und Elektrik sowie der Nut für den Halsstab hilfreich.
Finger weg vom billigen Baumarkt-Glump im 12- oder 36-teiligen Universalfräsersatz.
Ein 6mm Nutfräser für den Halsstab und ein Bündigfräser mit obenliegendem Anlaufring für die Arbeit mit Frässchablonen reicht für's Erste. Ich kaufe meistens beim Sauter.
Spiralverzahnte VHM-Fräser sind teuerer, schneiden aber ausrissfei selbst durch härtesten Ahorn wie ein heißes Messer durch weiche Butter.

Ein guter Akkuschrauber ist sowieso immer gut zu gebrauchen, zusammen mit ein bis zwei guten Fostnerbohrern erleichtert er dem Schablonenfräser die Arbeit. Die Firma Famag stellt ausgezeichnete Ware her.
Außerdem kannst Du mit solchen Bohrern 3/4"-Löcher in die Arbeitsplatte bohren, in die diese unglaublich praktischen Werkstückniederhalter passen, ohne die ich inzwischen gar nicht mehr wüsste, wie ich überhaupt arbeiten sollte.

Hab' ich was vergessen?

Achja, eine Ziehklinge kostet fast nix und hilft bei der Ausformung der Halsrückreite und der Bierbauchfräsung mehr als ein Stapel Schleifpapier.

Einen Lötkolben brauchst Du noch für das Elektrische.

Und natürlich Schleifpaier in verschiedenen, abgestuften Körnungen samt zwei bis drei verschieden geformter Schleifklötze.

Das sollte für's Erste reichen, denke ich.

Viele Grüße

Matthias

[Magfire]

Moin, einen Radiusschleifklotz, falls du kein fertig gewölbtes Griffbrett kaufst.
Gibts auch bei Andreas Rall!
Ansonsten finde ich Matthias' Liste sehr vollständig!
Nur die Werkstück-Niederhalter gibts leider nicht mehr bei Feinewerkzeuge.de ...
Viele Grüße,
Philip

[Simon]

Ein Bohrständer ist mMn noch essentiell... Sonst habn ma alles glaub ich

[12stringbassman]

Nur die Werkstück-Niederhalter gibts leider nicht mehr bei Feinewerkzeuge.de ...

Oh Schreck Oh Graus
Aber diese archaischen Einschlag-Holdfast-Dinger sollten es auch tun: http://www.feinewerkzeuge.de/holdfast.html
Die fände ich sogar noch eleganter, weil einfacher.

@Simon:
Ein Rechter Winkel im Augenmaß und etwas Gefühl in den Händen kann eine Ständerbohrmaschine ersetzen.

[Runner]

Vielen Dank für die Tipps.

Bzgl. der Elektrowerkzeuge hatte ich im Subforum "elektrische Maschinen" einen extra Thread aufgemacht, wäre wahrscheinlich nicht nötig gewesen. Hättet ihr konkrete Vorschläge für Fräser bzw. Bohrer?

[12stringbassman]

Servus, immer noch namenloser Runner

Ich habe einige Makita-Werkzeuge (u.a. Oberfräse und Akkuschrauber) und bin damit sehr zufrieden. Profi-Qualität halt, aber nicht ganz so teuer wie z.B. Festool o.ä.

Billiger geht natürlich immer, Bosch-Grün z.B., aber das ist schon sehr klapperig und fällt recht bald auseinander

Grüße

Matthias

[amarok]

Hi, ich finde diesen Hobel sehr gut. Mit dem und einer Ziehklinge mache ich meine Halsprofile.
http://www.feinewerkzeuge.de/G307948.htm

[12stringbassman]

Den hab' ich auch. Ein feines Teil, allerdings mit einem recht beschränkten Einsatzgebiet, wie ich finde. Am besten funktioniert der Hobel am Hirnholz bzw. in stumpfen Winkel mit der Faser. Da kann der flacche Schnittwinkel seine Stärke voll ausspielen.

Je spitzer der Winkel wird bzw. wenn parallel zur Faser gehobelt wird, desto eher kann es sein, dass die Faserrichtung wechselt und dann Du hobels "gegen den Strich" und dann gibt es schnell böse Ausrisse. Geriegeltes, geaugtes oder sonstwie fehlwüchsiges Holz bearbeite ich mit diesem Hobel gar nicht mehr, das macht echt keinen Spaß.

Grüße

Matthias

[capricky]

Je spitzer der Winkel wird bzw. wenn parallel zur Faser gehobelt wird, desto eher kann es sein, dass die Faserrichtung wechselt und dann Du hobels "gegen den Strich" und dann gibt es schnell böse Ausrisse. Geriegeltes, geaugtes oder sonstwie fehlwüchsiges Holz bearbeite ich mit diesem Hobel gar nicht mehr, das macht echt keinen Spaß.

Ach...und ich dachte schon, ich bin der Einzige, der mit diesem Hobel nicht zurechtkommt...

capricky

[amarok]

Stimmt, ich hatte bisher überhaupt keine Probleme, jetzt hab ich jedoch meinen ersten Hals aus Riegelahorn gebaut. Den konnte ich nur grob mit dem Hobel vorformen und hab ihn dann komplett mit der Ziehklinge fertiggemacht.

[12stringbassman]

Stimmt, ich hatte diesen Hobel mal über den grünen Klee gelobt und dabei mir Dir darob einen kleinen Dissens. Zu dieser Zeit hatte ich wohl ein schlichtes Stück Holz mit leichtem Runout in Bearbeitung

[capricky]

Als Bohrer empfehle ich ein Set Spiralbohrer, dass 0,1mm gestuft ist, entweder von 1 - 5mm oder 1 - 6mm, gibt es recht preiswert auch bei ebay, die reichen völlig aus, natürlich geht auch 1 - 10mm in 0,1mm Stufen, kostet dann auch das doppelte.

http://www.ebay.de/itm/41-TLG-HSS-TIN-M ... 5ae1dfd01d

Hier noch Forstner, reichen für den Anfang völlig

http://www.ebay.de/itm/HELO-Bohrersatz- ... 51b638a11a

capricky

[Alex]

Wenn Ihr Hobel und Ziehklinge empfehlt, solltet Ihr aber auch Schaerfwerkzeug empfehlen...braucht man fuer den Anfang mit Raspel und Schleifpapier nicht (ich gebe aber zu dass ich es liebe den Hals zu ziehhoblen)
Gruesse
Alex

[helferlain]

Sattelfeilen!

billig: http://www.ebay.de/itm/Autogen-Dusenrei ... 5ad2c965f6

hochwertig: http://shop.rall-online.net/epages/6151 ... s/19050004

[wasduwolle]

Auch eine Option:
http://www.session.de/Boston-Guitar-Set-Up-BTS-08.html

[Alex]

Hallo Wolle
Ich stimme ja fast immer mit Dir ueberein, aber obige Feilen empfinde ich als Schrott, viel zu breit!!!...hab das Set daheim und kann echt nichts gutes darueber sagen...nur die Kurbel nehme ich immer wieder her, aber die war fuer den Preis zu teuer
Gruesse
Alex

[wasduwolle]

Hi Alex,
Viel zu breit? Meine passen gut, meine ich jedenfalls, bin von dem selbstgebastelten Fühlerlehren Schlitzmacher ganz weg. Meinst du die V-Förmige Verbreiterung?
Auch der Saitenheber ist ne feine Sache....die Kurbel nehme ich immer als Bitaufsatz, hast du gesehen, dass man den Aufsatz abziehen, oder?
Grüsse
Wolle

[helferlain]

Ich wollte das Boston-Set erst auch posten, aber ein kurzes googeln brachte sehr viele aktuelle negative Erfahrungen, z.T. direkt im Nachbarforum.

[Alex]

Ja, bei den hohen Saiten habe ich ein V und keinen Schlitz....Wie funktioniert den der Siatenheber und fuer was brauche ich den? (grubel, vll doch keine Fehlinvestition) und auch das als Bitaufsatz habe ich natuerlich NICHT gesehen
Alex <-dem man wirklich alles erklaeren muss

[wasduwolle]

Der Saitenheber ist am Ende gebogen, so dass du damit die gespannte oder nur leicht entspannte Saite aus dem Sattel heben kannst, um z.B. die Kerbe ein wenig zu vertiefen. So was kann man sich natürlich auch einfachst selbst machen....
Bei den letzten Sätteln, die ich gemacht habe, habe ich die Idealhöhe vom Sattel von den letzten beiden Bünden aus angezeichnet, so dass die Kerbe nicht wirklich tief in den Sattel geht, finde ich irgendwie schöner, deshalb macht die V-förmigkeit auch kaum einen Unterschied
Grüsse
Wolle