Hobel einstellen für Dummies?

von Hobeln, Sägen und Feilen bis zu Spezialhandwerkzeugen

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Stef
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Hobel einstellen für Dummies?

#1

Beitrag von Stef » 12.12.2010, 14:13

Moin miteinander,

Seit dieser Woche bin ich zunächst stolzer Besitzer eines Stanley Hobels. Es handelt sich um einen alten Eisenhobel mit 20cm Länge und ca 40mm Eisenbreite.
Tja, da hört die Freude auch schon auf. Was Hobel angeht bin ich komplett unbeleckt. Meine anfängliche "so schwierig wirds schon nicht sein"-Einstellung ist mittlerweile komplett gewichen. Die Situation: Die Schneide ist laut Verkäufer scharf und soweit ich das mit meinem anfangs haarigen Unteram nachvollziehen kann stimmt das auch. Jedoch wenn ich ein Brett hobeln will, dann erziele ich nahezu keinen halbwegs konstanten Holzabtrag. Fange ich mitten auf dem Brett (Ahorn oder Buche getestet) an, dann rutscht der Hobel drüber ohne etwas abzutragen, egal wie tief ich die Klinge absenke. Beginne ich mit dem "Hobelschwung" am Anfang des Brettes, dann schlägt er gegen das Stirnholz und frisst sich nach wenigen Millimetern (!!) fest. Es gelingt mir nicht eine Klingentiefe zu finden, bei der er nicht stecken bleibt. Entweder er steckt oder er trägt gar nichts ab. Gehe ich auf die Kante des Bretts und hobele eine Fase, dann zieht er einen gleichmäßigen Span. So hätte ich das überall erwartet.

Bevor ich jetzt mit dem Teil zu nem Fachmann gehe würde ich gerne irgendwie sicherstellen, dass ich das Teil nicht einfach grundweg falsch bediene. Jedoch habe ich im Netz bisher keine brauchbare Anleitung dazu gefunden. Entweder es sind zu allgemeine Videos, wo nur erklärt wird wo oben und unten ist, oder es geht gleich ums richtige Schärfen in philosophischer Tiefe. Etwas dazwischen, wo die richtige Einstellung erklärt wird und die Grundzüge der Hobeltechnik habe ich nicht gefunden.
Könnt ihr mir weiterhelfen? Kann man den Fehler aufgrund meiner obigen Beschreibung etwas eingrenzen? Ist er einfach nicht scharf, oder nicht richtig eingestellt, stell ich mich zu blöd an oder habe ich den falschen Hobel? Kennt ihr eine gute Anleitung zu Zusammenbau und Einstellung von Putzhobel aus Eisen?

Hier ein paar Bilder aus der ebay Auktion. Gerne mache ich noch n paar mehr, falls ihr Detailaufnahmen braucht.

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 0617745221

Über Weihnachten hätte ich auch mal Gelegenheit bei meinem alten Nachbar, dem Schreiner vorbeizukucken, aber vielleicht wisst ihr ja jetzt schon Rat?

Vielen Dank schonmal

Stef
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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#2

Beitrag von 12stringbassman » 12.12.2010, 15:04

Hi Stef,

kennst Du diese Seite schon:
http://www.heiko-rech.de/download/pdf/Hobeltuning.pdf

Hier wird eigentlich alles ganz gut erklärt (das mit der Sohle planen kannst Du vorerst mal weglassen).

Ganz blöde Frage: Hast Du das Eisen richtigrum eingelegt? Also mit der Fase nach unten.
Passt der Spanbrecher genau? Es darf kein Lichtspalt zwischen Eisen und der Vorderkante des Spanbrechers zu sehen sein. Der Abstand zwischen Spanbrecher und Schneide sollte bei ca. 1mm sein (+/- 0,5mm), je nach gemünschter Spandicke.

Ansonsten wüprden ein paar Bilder wirklich weiterhelfen.
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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#3

Beitrag von Stef » 12.12.2010, 20:56

Fotos? Gerne! Ich glaube das Eisen ist richtigrum, oder? Der Spanbrecher liegt plan auf, das hab ich schon gecheckt. Hab versucht das zu fotografieren, aber is etwas unscharf geworden. Ggf mach ich bei Tageslicht nochmal eins. Der Abstand zwischen Messerkante und Spanbrecher ist etwas mehr als ein Millimeter, aber 2 sinds nicht.

Das pdf kannte ich schon, aber irgendwie....ist das alles was man beachten muss, vom Messerschleifen und Soleplanen mal abgesehen?
AlleTeile.jpg
Schneide_Spanbrecher.jpg
HobelFrosch.jpg
MesserDrin.jpg
Messertiefe.jpg
Sole2.jpg
Zusammengebaut!.jpg
Bin für jeden Rat dankbar.
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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#4

Beitrag von jhg » 12.12.2010, 21:38

Also nur mal so aus der "Hüfte" heraus eine Antwort - ohne das Teil in Händen zu haben ist eine Ferndiagnose nicht ganz so einfach ...
- es könnte sein, dass das Hobeleisen zwar scharf aber irgendwie im falschen Winkel angeschliffen ist. Es sieht so aus, als hätte er eine Mikrofase angschliffen. Das könnte dazu führen, dass der Keilwinkel zu groß ist. Halte doch mal die Klinge in dem Winkel auf das Holz, wie sie auch im Hobel steht. Wenn sie richtig scharf ist, dann "beißt" sie direkt ins Holz und du kannst sich nicht bewegen
- Ist die Hobelsohle plan? Mal ein Alulineal drauf legen und schauen, ob es einen Lichtspalt gibt.
- Holz kann man in der Regel nur in eine Richtung hobeln. Du musst dir das Brett vorher von der Seite anschauen. Der Hobelstrich sollte dann mit der Faser gehen - das macht es bei wechselwüchsigem Holz so schwierig mit dem Hobeln (Ich sag nur Riegelahorn! )
- Fang doch mal mit Weichholz an: Fichte etc. Wenn das schöne, dünne und vollständige Hobelspäne gibt, ist der Hobel scharf und gut eingestellt. Wenn nicht, musst du mal ein wenig Ursachenforschung betreiben.

Jörg

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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#5

Beitrag von jhg » 12.12.2010, 21:40

Ich sehe gerade auf den Fotos, dass der Hobel ja kaputt ist! Da ist ja ein Riesenstück aus der Seite herausgebrochen. Wusstest du das beim Kauf? Es kann gut sein, dass er sich deswegen völlig verzogen hat. Die 50 Euro hättest du besser in einen neuen Hobel von Dick oder Feinewerkzeuge investiert. Sorry - aber das war glaub ich keine wirklich gute Investition ...

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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#6

Beitrag von Alex » 12.12.2010, 21:42

Hi Stef
Ich wusste bis vor 2 Monaten gerade mal wo vorne und hinten war, aber mehr nicht...dann habe ich einen Hobelkurs gemacht (4h Stunden in der kurswerkstatt), jetzt kann ich einen Hobel einstellen, schleifen und vorallem hernehmen, weiss wie er soll und wie nicht...vorher war er nett anzusehen, jetzt moechte ich sie nicht mehr missen
Langer Rede, kurzer Sinn...lass Dir es von jemand zeigen ders kann...
Alex

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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#7

Beitrag von Stef » 12.12.2010, 22:24

@jörg: Ja das hatte ich schon gesehen. Ich dachte nicht dass das ein Problem sein könnte. Ich hatte vorher nur bei feinewerkzeuge.de gekuckt und dachte noch dass sich verlgichen mit den Preisen ein gebrauchter Hobel für den PReis lohenn könnte (nen möglichen Verzug mal aussen vor...). Aber jetzt wo ich sehe, was solche Hobel bei Dick kosten glaube ich dass du recht hast. Da hätt ich gescheiter nen neuen gekauft. Naja, is wie es is und jetzt gilt es erstmal den da fit zu kriegen.
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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#8

Beitrag von Kai » 12.12.2010, 23:45

Hi Stef,

ich hatte anfänglich ähnliche Probleme beim Hobeln. Grundsätzlich würde ich empfehlen, das Hobeleisen auf die geringstmögliche Spanabnahme einzustellen.
Was die Hobeltechnik angeht, würde ich zum einen mal probieren den Hobel leicht gegen die Hobelrichtung anzuwinkeln (also nicht einfach parallel zur Hobelrichtung halten, sondern leicht verdrehen ca. 10°).
Zum anderen sollte man schon einen gewissen Schwung haben, also nicht "mal vorsichtig so ein bisschen schieben".

Da Du ja schreibst, dass Du eine Fase hobeln konntest, ist möglicherweise alles in Ordnung. Probier mal an einem Teststück eine Fase in immer flacherem Winkel zu hobeln, so dass ein immer breiterer Span abgenommen wird. Außerdem kannst Du mal einen Test an einem Stück Weichholz machen (Dachlatte...). Als nächstes würde ich mal eine Leiste hobeln, bei der nicht die komplette Breite des Hobels gebraucht wird, also z.B. 2cm Breite.

Ein -möglicherweise bereits planes- Stück Hartholz auf der kompletten Hobeleisenbreite zu hobeln ist auf jeden Fall die schwierigste Anwendung für einen Hobel. Du solltest Dich da Schritt für Schritt rantasten, dabei wirst Du auf jeden Fall schlauer.

Die abgebrochene Ecke halte ich nicht zwingend für ein Problem, möglicherweise ist dadurch das Eisen einfach nur etwas schmaler.

Mein "Durchbruch" beim Hobeln war am Anfang die Feststellung, dass ich das Eisen zu tief eingestellt hatte und ich dadurch immer nur ins Holz reingehackt habe. - Furchtbares Massaker. Der Span sollte wirklich nur hauchdünn sein. Und wenn es Täler auf der Holzoberfläche gibt, dann wird da eben erstmal keine Span abgenommen - man will ja schließlich ausgleichen.

Ansonsten würde mich mal interessieren, an welcher Stelle des Gitarrenbaus Du überhaupt einen Putzhobel einsetzen willst?

Viele Grüße
Kai
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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#9

Beitrag von 12stringbassman » 13.12.2010, 07:32

Es kann natürlich auch sein, dass sich der Hobel aufgrund der weggebrochenen Seitenwange während des Hobelvorganges verformt. Mit dem Lineal schaut die Sohle evt. plan aus, aber durch die Krafteinwirkung beim Hobeln verbiegt sich das Teil soweit, dass das Eisen nix mehr abnimmt. Ich hatte mal so einen ähnlichen Fall, da war allerdings das Werkstück nicht ganz plan auf der Werkbank aufgelegen und ist beim Hobeln durchgefedert. Ich wäre beinahe narrisch georden :evil:
Kai hat geschrieben:Ansonsten würde mich mal interessieren, an welcher Stelle des Gitarrenbaus Du überhaupt einen Putzhobel einsetzen willst?
Überall da, wo die Säge keine verleimfertige Oberfläche hinterlassen hat? OK, bei manchen Stücken wäre eine (kleine) Rauhbank evt. vorteilhafter, aber für den Anfang ist so ein Putzhobel doch ganz brauchbar.
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Re: Hobel einstellen für Dummies?

#10

Beitrag von aljosha » 13.12.2010, 18:43

wenn man nur einen Hobel hat, sollte das meiner Meinung nach einen Putzhobel sein
den kann man als Raubank und Hirnholzhobel missbrauchen (in gewissem Rahmen)

@Stef: ich vermute du hast den Spanbrechen zu weit weg von der Schneide
stell ihn mal bis praktisch an die Kante, nur minimal dahinter (ca. 0,5mm)
je näher dran, deste schneller wird der Span gebrochen = das Eisen kann nicht so tief ins Holz eintauchen, verklemmen, rattern usw.
und fahr mit dem Eisen während dem hobeln langsam runter bis es im Holz ist
wenns dann nicht klappt, liegts eher am Hobel

mfg

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