Belüftung Werkstatt

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Rallinger
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Belüftung Werkstatt

#1

Beitrag von Rallinger » 22.11.2019, 08:46

Ich bin aktuell mit dem Umbau meiner Kellerwerkstatt beschäftigt. In diesem Zuge überlege ich mir auch, wie ich möglichst ökonomisch/ökologisch (d.h. ohne einen Monster Stromverbrauch zu generieren) das Luftfeuchtigkeitsproblem dort in den Griff bekommen könnte. Ich habe dort unten das ganze Jahr über relativ konstante 11-13°C, die Feuchtigkeit schwankt zwischen aktuell 45% (minimal je gemessen: 41%) und bis zu 88% im Sommer. Ich will (bzw bin realistisch genug um zu wissen dass ich es eh nicht kann) dort keine Akustikgitarren bauen. Es geht nur um Brettgitarren. Aber auch da bin ich bei 45% am oberen Limit des Sinnvollen, 88% im Sommer sind deutlich zu viel.

Bautrockner und elektrische Heizung wären natürlich eine Option. Aber da schreckt mich der notwendige Investitionsbedarf und der daraus entstehende Stromverbrauch.

Nun ist mir eine Idee gekommen, zu der ich gerne eure Meinung hören würde.

Unweit meiner Werkstatt befindet sich der abgeschlossene Raum, in dem der Zentralheizungskessel des Hauses (alte Ölheizung) steht. Die Luft in diesem Raum hat aktuell 23°C und 28% Luftfeuchtigkeit. Im Sommer habe ich das nie gemessen, aber da dort auch das Heißwasser für das gesamte Haus produziert wird, läuft der Kessel natürlich 365 Tage im Jahr. Da dieser Raum als einziger im ganzen Haus ständig beheizt wird, dürfte die Luftfeuchtigkeit übers Jahr kaum nennenswert schwanken.

Ich überlege mir nun, ob ich ein Rohrsystem mit einem Rohrventilator installiere, um diese trockene Warmluft abzusaugen und in meine Werkstatt zu leiten. Die Werkstatt würde damit praktisch "trockengeföhnt". Die Energie im Heizungsraum verpufft aktuell völlig ungenutzt. Ich habe mir einen Rohrventilator ausgeschaut, der in zwei Schaltstufen 21/33 Watt verbraucht. Wenn das Ding nun 24h am Tag liefe, käme ich je nach Schaltstufe auf einen Stromverbrauch von 22-81€ im Jahr. Mithin ein Bruchteil dessen, was eine temporäre Beheizung der Werkstatt während der Arbeitszeit oder ein Dauerlauf eines Luftentfeuchters verbrauchen würde. Auch die Investitionskosten (grob überschlagen 150 Euro) lägen deutlich unterhalb derer für einen halbwegs tauglichen Baulüfter (der es auch nur trocken macht, aber nicht behaglich).

Die Werkstatt ist relativ klein (11,25m2 / 23m3), eine Luftzuführ von nominal 145m3/h auf kleinster Schaltstufe des Rohrventilators würde also schon ins Gewicht fallen. Selbst wenn ich großzügig zu meinen Ungunsten rechne und sage, dass aufgrund der Länge des Rohrsystems (wohl ca. 12m) und diverser Kurven nur 30% dieses nominalen Luftvolumens auch tatsächlich ankommt, würde die Luft in meiner Werkstatt pro Stunde 2x durch trockene Warmluft ausgetauscht.

Was meint ihr? Macht das grundsätzlich Sinn?

Falls ja würde sich die zweite Frage stellen, wohin ich die "überschüssige Luft" entweichen lasse. Da gäbe es zwei Optionen:
  1. Zurück in den Keller, z.B. über einen Luftschlitz am unteren Rand der Tür - dann würde die schwerere Kaltluft aus dem Raum gedrückt. Allerdings würde ich dann ggf auch anfallenden Holzstaub in den Restkeller blasen, was die Toleranz meiner Nachbarn auf die Probe stellen könnte. Oder
  • Über das Kellerfenster in den Lichtschacht nach draußen. Da das Kellerfenster bei einer Raumhöhe von 2,03m aber natürlich sehr weit oben liegt, würde ich in dem Fall die begehrte Warmluft wieder abhauen lassen.

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Re: Belüftung Werkstatt

#2

Beitrag von hatta » 22.11.2019, 09:03

Obs funktioniert weis ich nicht... könnte man eventuell errechnen wieviel lufrdurchsatz du da benötigst.

Zum Holzstaub: du kannst einen Feinfilter vorschalten, der muss dann halt immerwieder mal gereinigt werden.

Gruß
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Harald

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Re: Belüftung Werkstatt

#3

Beitrag von zappl » 22.11.2019, 09:10

Einen Versuch ist es sicher wert. Zwei Fragen tun sich mir da spontan, rein gefühlsmäßig, auf, ohne wirklich eine Antwort geben zu können.
- Wie "schnell" kann der Heizungsraum warme Luft nachliefern, wenn dessen "erste Raumfüllung" mal abgesaut ist?
- Wie verändert sich die relative Luftfeuchte wenn die warme Luft in den kalten Raum gelangt? Vorstellbar, dass sie dann auch auf die 40-50% ansteigt. Aber das würde ja im Sommer schonmal helfen.

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Re: Belüftung Werkstatt

#4

Beitrag von KNGuitars » 22.11.2019, 09:19

grundsätzlich würd das denk ich funktionieren, nur wie bringst du die warme luft in deine werkstatt.
ich denke der heizraum muss als eigener brandabschnitt ausgeführt werden. einfach eine loch in die wand stemmen und die luft in deinen keller blasen darfst du denk ich nicht, hab aber keine ahnung wie das bei euch in deutschland ist. bei mir schimpft der rauchfangkehrer schon immer wenn nur die tür zum heizraum geöffnet ist (mach ich auch damit der rest des kellers warm und trocken ist) ... und im mehrfamilienhaus ist die sache vermutlich noch mal etwas strenger.

ist zwischen dem heizraum und deinem keller irgendwo eine brandschutztür verbaut?
lg klaus

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Re: Belüftung Werkstatt

#5

Beitrag von Yaman » 22.11.2019, 09:57

Meine Werkstatt im Keller befindet sich direkt neben dem Heizungsraum. In der Wand ist oben eine Öffnung zum Heizungsraum in der Größe eines Ziegelsteins. Das reicht, um die Raumtemperatur im Winter auf ca. 17°C zu bringen und die Luftfeuchtigkeit auf 45%. Der Heizungsraum wird separat mit Belüftungsrohren mit Frischluft versorgt.

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Re: Belüftung Werkstatt

#6

Beitrag von Rallinger » 22.11.2019, 10:00

KNGuitars hat geschrieben:
22.11.2019, 09:19
grundsätzlich würd das denk ich funktionieren, nur wie bringst du die warme luft in deine werkstatt.
ich denke der heizraum muss als eigener brandabschnitt ausgeführt werden. einfach eine loch in die wand stemmen und die luft in deinen keller blasen darfst du denk ich nicht, hab aber keine ahnung wie das bei euch in deutschland ist. bei mir schimpft der rauchfangkehrer schon immer wenn nur die tür zum heizraum geöffnet ist (mach ich auch damit der rest des kellers warm und trocken ist) ... und im mehrfamilienhaus ist die sache vermutlich noch mal etwas strenger.

ist zwischen dem heizraum und deinem keller irgendwo eine brandschutztür verbaut?
Würde mich wundern wenn die Vorschriften in Deutschland weniger streng wären als anderswo ... Die Tür zum Heizungsraum ist tatsächlich eine Brandschutztür. Allerdings ist der Türrahmen nicht so hoch wie der Mauerausschnitt. Oberhalb der Tür zieht sich ein 10cm hoher "Luftspalt" über die komplette Breite der Tür. So viel zum Thema Brandschutz. Bisher hat sich da der Kaminkehrer nicht beschwert. Zumindest meines Wissens nicht. Einen Luftschlauch könnte man da also ganz locker durchstecken. Keine Stemmarbeit notwendig.
zappl hat geschrieben:
22.11.2019, 09:10

- Wie "schnell" kann der Heizungsraum warme Luft nachliefern, wenn dessen "erste Raumfüllung" mal abgesaut ist?
Gute Frage. Vermutlich würde die Raumtemperatur dort nicht bei 23 Grad bleiben, sondern etwas absinken. Und ich rechne auch nicht damit, dass die Temperatur in meinem Keller dadurch auf über 20 Grad ansteigen würde. Aber wenn es 15 Grad würden und die Luftfeuchtigkeit etwas sänke wäre ja auch schon viel gewonnen.
Aktuell ist es halt so, dass ich mit der Temperatur schon leben kann. Wenn ich dort unten bin arbeite ich körperlich, und dann wird's schon warm. Aber körperlich unanstrengende Dinge wie Elektroniklöten würde ich da aktuell nicht machen wollen. Das erledige ich aktuell in der Wohnung, aber wenn ich es da weghätte wär's nicht schlecht.
zappl hat geschrieben:
22.11.2019, 09:10

- Wie verändert sich die relative Luftfeuchte wenn die warme Luft in den kalten Raum gelangt? Vorstellbar, dass sie dann auch auf die 40-50% ansteigt. Aber das würde ja im Sommer schonmal helfen.
Tja, auch das eine gute Frage. Mit meinen rudimentären Physikkenntnissen würde ich mal sagen: Wenn ich eine Badewanne mit kaltem Wasser habe und da konstant warmes Wasser reinlaufen lasse, bis die überläuft, und dann immer weiter warmes Wasser reinkippe, dann wird da irgendwann nur noch warmes Wasser in der Wanne sein. Alles gut.

OK, warmes Wasser ist nicht dasselbe wie Wasserdampf. Gut möglich dass die trockene, warme Luft dazu führt, dass das Mauerwerk mehr Feuchtigkeit abgibt, und die Luftfeuchtigkeit konstant höher ist als die zugeführte Luft. Vermutlich wird das so sein. Aber meinem Verständnis nach müsste die resultierende Luft trockener und wärmer sein als ohne Eingriff. Zumal ich ja von einer konstanten Belüftung 24/7 rede. Ich würde also davon ausgehen, dass auch das Mauerwerk irgendwann mal trockener würde, und weniger Feuchtigkeit abgäbe. Ich rechne mal nicht damit, dass das nach 2 Tagen schon einen nennenswerten Unterschied machen würde. Aber vielleicht nach 2 Wochen / 2 Monaten ... irgendwann müsste es doch mal trockener werden. Wo käme der Wasserdampf auch her?

Aber Physik ist das eine, Bauphysik ist dann nochmal was anderes, so viel hab ich immerhin kapiert. Ich weiß also, dass ich nix weiß. Deshalb hab ich den Thread hier ja aufgemacht. :D

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Re: Belüftung Werkstatt

#7

Beitrag von zappl » 22.11.2019, 10:26

Rallinger hat geschrieben:
22.11.2019, 10:00
Tja, auch das eine gute Frage. Mit meinen rudimentären Physikkenntnissen würde ich mal sagen: Wenn ich eine Badewanne mit kaltem Wasser habe und da konstant warmes Wasser reinlaufen lasse, bis die überläuft, und dann immer weiter warmes Wasser reinkippe, dann wird da irgendwann nur noch warmes Wasser in der Wanne sein. Alles gut.
Ah okay, hatte nicht bedacht, dass du 24/7 die Lüftung laufen lasst. Ja dann wird sich wohl nach einer Einschwingzeit ein weitestgehender konstanter Zustand einstellen. Ob dieser wesentlich besser ist als der aktuelle wird sich wohl nur durch Versuch rausfinden lassen. Aber die Erfahrung von @Yaman macht da ja Hoffnung!

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Re: Belüftung Werkstatt

#8

Beitrag von Drifter » 22.11.2019, 13:04

Wenn Du wirklich vor hast, 24/7 zu belüften, würde ich darüber nachdenken, den Spalt oberhalb der Heizraumtüre zu verschließen bzw. verschließbar zu machen. Damit bliebe mehr wärmere Luft in diesem Raum, die Du nützen könntest.

lg

Norbert

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