Gitarrenbau - Gesundheit

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KNGuitars
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Gitarrenbau - Gesundheit

#1

Beitrag von KNGuitars » 07.12.2021, 12:17

Hallo Leute!

Mal ein Thema was eventuell etwas unterschätzt wird ... oder wirds teilweise überschätzt, keine Ahnung, deshalb würd mich eure Erfahrung interessieren

Wie gesund bzw ungesund ist Gitarrenbau ? bzw Holzbasteleien im Allgemeinen.

Schleifstaub von Tropenhölzern oder zb. auch von Eiche gelten ja als Krebserregend
Dämpfe vom Lackieren sind auch nicht gerade gesund.
Erschrocken hats mich als ich gelesen hab dass der staub der Paua-Abalone auch extrem Gesunheitsschädlich ist.
Lärm durch Maschinen
Lötdämpfe usw, gibt sicher noch tausende "gefahrenquellen" im Gitarrenbau

Klar, macht vermutlich auch hier die Dosis das Gift, aber keine Ahnung was dem Menschlichen Körper hier zuzumuten ist :?:
Ist man schon gefährdet wenn man eine Gitarre im Jahr baut und halbwegs auf Staubfreiheit achtet (ganz Staubfrei gehts ja nie)
oder muss man schon im fast ebenholzstaub ersticken um die gesundheitlichen Auswirkungen zu spüren?

Wie seht ihr das?

Manche Hölzer lösen bei mir zb Hautreizungen aus, zb Eiche, und mein Gehör ist nicht mehr das beste (vermutlich wegen zu lauter Maschinen bzw durch zu laute Musik) ... ansonsten hab ich noch keine Einschränkungen , und das soll auch so bleiben.

Zu Mir:
als Absaugung verwend ich einen Kärcher Industriesauger (kein Klasse M oder ähnliches), Staubschutzmaske verwend ich ehrlich gesagt selten, Durchschnittlich würd ich sagen verbring ich 2h pro Woche in der Werkstatt, Lackiermaske mit Aktivkohlefilter verwend ich, ansonsten hin und wieder die Werkstatt saugen
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Re: Gitarrenbau - Gesundheit

#2

Beitrag von jonneck » 07.12.2021, 12:32

Gut, dass Du das Thema mal ansprichst. Gerade die privaten Kellerbastler verfügen ja häufig nicht über die Möglichkeit, die Bude mal durchzulüften.

Zu mir:

Ich lackiere ja nicht, sondern öle (zumindest bis jetzt) - damit fällt alles, was mit Lackieren, Lack schleifen und polieren zu tun hat, zunächst mal weg.

Unverträglichkeiten bei Hölzern habe ich zum Glück noch nicht feststellen können.

Was ich aber seit einiger Zeit konsequent durchziehe:
- Sobald Staub produziert wird, kommt die FFP2-Maske zum Einsatz. Also bei allen Schleif- und Fräsarbeiten.
- Wenn die Abrichte läuft, dann kommt der Gehörschutz auf die Ohren

Das bei Arbeiten mit Oberfräse/E-Hobel IMMER eine Schutzbrille auf ist, muss ich ja wohl kaum erwähnen. Selbiges gilt auch bei Klebstoffen, die auf der Verpackung explizit darauf hinweisen (PU-Leim, Sekundenkleber).


Wie bei allen Belastungen wird wohl hier auch gelten, dass es die Menge macht. Es dürfte ein Riesenunterschied sein, ob man als Profi den Stäuben und Dämpfen 40-60 Stunden die Woche ausgesetzt ist oder als Feierabendbauer mit Samstagsschicht vielleicht 10.


Normalerweise müsste es doch zumindest was die einzelnen Themen (Lack/Holzstaub/Lötdämpfe) eine Einstufung von den Berufsgenossenschaften geben.

Vielleicht arbeitet ja jemand in der holzverarbeitenden Industrie und kann uns sagen, ob schon beim "durch die Halle laufen" Maskenpflicht (abseits der Pandemie) gilt.

Ist hier nicht jemand gelernter Schreiner oder so?
Gruß

Frank

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Re: Gitarrenbau - Gesundheit

#3

Beitrag von jonneck » 07.12.2021, 12:34

Nachtrag:

Die FFP2-Masken gibt es ja auch mit "Ausatmeventil" - dann geht das auch in Kombination mit der Schutzbrille.


Noch was zum Staub:

Auch wenn der nicht krebserregend sein sollte, habe ich einfach keine Lust, mir nachher die Nase zu spülen oder so. So richtig toll können die Partikel ja grundsätzlich nicht sein.
Ich erinnere mich noch an die Verarbeitung von Padouk ohne Maske - man kann dann den Eindruck bekommen, dass man TB hat, wenn man sich das Taschentuch anguckt.......
Gruß

Frank

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Re: Gitarrenbau - Gesundheit

#4

Beitrag von Janis » 07.12.2021, 12:45

Generell sind alle "Staub-Sorten" nicht grade gesundheitsfördernd.
Neben karzionogenen Gefahren möchte ich auch auf die allergische Gefahr hinweisen.

Bspw. gab es mal ein Palsisandersubstitut (Pau Ferro? Ich weiß nicht mehr), das eine Zeit lang für Flöten genutzt
wurde und häufig allergische Reaktionen an den Lippen aulöste.
Die Stäube (ist das der richtige Plural? :D) dringen sehr tief in die Lunge/Bronchien.
Das ist längerfristig schon ein recht hohes Risiko, Kreuzallergien bspw. lassen sich nur sehr schwer auf den Ursprung zurückführen.
Seit dem ich das weiß nutze ich eigentlich immer eine FFP2 Maske.
Da ich mein Lebensunterhalt mit den Ohren verdiene, ist Gehörschutz auch sehr wichtig, Ohropax oder geschlossenen Gehörschutz!
Beim Fräsen trage ich eine Plastikschutzbrille.
Ich arbeite immer nüchtern und nur konzentriert und ausgeschlafen!
Viele Grüße,
Jan

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Re: Gitarrenbau - Gesundheit

#5

Beitrag von Burghard » 07.12.2021, 13:22

Hallo,
Beim schleifen von Pao Ferro ist bei mir zu heftigen heftigen Hautreizungen und Hautschwellungen gekommen. Das starke Jucken und die Quadeln haben eine Woche angehalten und ich war echt krank. Geholfen haben dann Cortison Salbe und Antiallergietabletten. Absaugung und Luftfilter waren an. Im Nachhinein hab ich dann gelesen das Pao Ferro dafür bekannt ist, heftige Hautreaktionen auszulösen. Luftfilter und Absaugung sind bei Maschinenarbeiten immer an. Ohrenschutz trage ich bei jeglichem Maschineneinsatz. Das zahlt sich auf jeden Fall aus. FFP 2 Maske müsste ich eigentlich konsequenter anwenden.
Ich bin fast jeden Tag in der Werkstatt und mach was mit Holz.
Gruß Burghard

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Re: Gitarrenbau - Gesundheit

#6

Beitrag von ValentinS » 07.12.2021, 14:49

Kleiner Tipp am Rande:
Der
20211207_144218.jpg
In Staubschutzklasse L ist exakt Baugleich wie der CTL Midi I mit dem Zusatz M bis auf zwei Details:
Das Gerät in Klasse M ist als M Zertifiziert und hat einen Schalter der detektiert wenn der Beutel voll ist. Solange man ihn also nicht mit randvollem Beutel betreibt erhält man mit dem "L" einen günstigeren Sauger der genauso gut ist wie der teurere M.

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Re: Gitarrenbau - Gesundheit

#7

Beitrag von Titan-Jan » 07.12.2021, 15:19

- Gehörschutz nutze ich immer und bei jeder Maschine (außer Bohrmaschine). Ist einfach angenehmer.
- Ich trage sowieso immer eine Brille. Die bietet natürlich schon gewissen Schutz. Eine zusätzliche Schutzbrill ziehe ich nur ganz selten auf, eher um meine eigentliche Brille zu schützen :-D
- Maske trage ich fast nie (nur bei intensivem Schleifen mit der Maschine). Ist mir einfach zu lästig, weil dann die Brille beschlägt und ich schlechter sehe und dann die Maske die Sicherheit eher negativ beeinflusst (ist mein Eindruck).
- Meine CNC hat eine ziemlich effektive Staubabsaugung. Die feinen Partikel werden recht zuverlässig eingesaugt.

Ich bin so ca. 5-10 Stunden die Woche in der Werkstatt. Davon sind vlt 30% durchschnittlich laut, stinkend oder in erheblichem Maße Staub produzierend.
Die größten gesundheitlichen Gefahren sehe ich für mich persönlich eher im Rahmen von Unfällen. Ansonsten hoffe ich, dass mein Körper die paar Stunden pro Woche an außergewöhnlicher Belastung gut wegsteckt.

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Re: Gitarrenbau - Gesundheit

#8

Beitrag von Gerhard » 07.12.2021, 15:26

Im professionellen Bereich wird bei uns in Österreich für Schleifarbeiten ein Schleiftisch vorgeschrieben, der direkt an die Absaugung angeschlossen sein muss. Ich habe so ein Teil in der Werkstatt stehen, ich finde die Wirksamkeit ok, je nachdem ob der Filter der Absaugung gerade abgerüttelt wurde oder nicht, und je nachdem, wieviele Schieber man vergessen hat zu schließen.. eine Maske beim Schleifen ersetzt er aber nicht.

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