Flacher Tonabnehmer

alles zum Thema Pickup Herstellung
Antworten
Benutzeravatar
Janis
Zargenbieger
Beiträge: 1263
Registriert: 16.04.2020, 11:05
Hat sich bedankt: 260 Mal
Danksagung erhalten: 504 Mal

Flacher Tonabnehmer

#1

Beitrag von Janis » 30.10.2020, 21:40

Hallo zusammen,

momentan geht holztechnisch nicht so viel, eigentlich komme ich nur Samstags zum
Bauen und da ist auch immer allerhand anderes zu tun.
Daher habe ich mich an ein Experiment gewagt, das man auch abends unter der Woche
durchziehen kann und das ich hier vorstellen und mit euch teilen möchte.

Ziel war es, einen möglichst dünnen und schmalen (<55mm) Tonabnehmer zu bauen, der idealerweise in ein Griffbrett eingelassen werden kann. Meine Recherchen brachten mich schnell zu Sidewindern.
Der Name Mudbucker schreckte mich zunächst ab, nach tiefem Eintauchen in die Materie
legte sie sich jedoch. Das kriegt man auch nicht-Matschig hin!

Im Bereich der Cigar-Box-Gitarren gibt es auch einige interessante Konstruktionen,
die eben besonders flach sind und so habe ich dann Material besorgt…

Zutaten:
  • 2x EI85 Trafoblech aus Permalloy (NOS aus den 50ern)
  • CU—Lackdraht 0,05mm von Conrad
  • OX-Magnet (50x6x6mm)
  • Pappe, Sekundenkleber und ein improvisiertes Jig
und dann losgelegt:
IMG_0835.jpg
Ausgangsmaterial mit angerissenen Falzmarken.
IMG_0836.jpg
Flügel gestutzt.
IMG_0837.jpg
Gefaltet.
IMG_0837.jpg
U-Profil
IMG_0839.jpg
nochmal gefaltet

IMG_0840.jpg
Aussparungen an den Rändern, dort kommt die Wicklung hin.

IMG_0842.jpg
Aus den Flügeln und dem zweitenBlech die Drahtaufnahme geschnitten
IMG_0843.jpg
angeklebt
IMG_0845.jpg
Kanten gefeilt und mit Test umwickelt.
IMG_0847.jpg
Banden gabs aus Pappe
IMG_0848.jpg

Dann ging ans Wickeln. Der Plan war es, durch den dünnen Draht, relativ wenige Windungen und den Keramik-
Magneten trotz der "breiten Konstruktion" einen moderaten, aber doch knackigen, diskanten Ton zu erhalten.
Ich habe die rudimentäre Art der Wicklung gewählt: die Zeit gestoppt, die ich für 100 Wicklungen brauche,
dann habe ich errechnet wie viele Wicklungen ich benötige um insgesamt auf 5-6 kOhm zu kommen und
wie lange ich dafür wickeln muss. Die Wicklung ist halb und halb auf beide Flügel verteilt.
  • 0,05 mm entspricht AWG 44 und hat ca. 9kOhm/Km
  • 1 Wicklung hat auf meinem "Bobbin" 9cm im Mittel
1000m = 9k
111m = 1k
305m = 2,75k

=> 305,25m/0,09 = 3400 Wicklungen (gerundet)
=> 3400*2 = 6800 Wicklungen insgesamt

Nach den 100 Zeit-Stop-Windungen kam ich auf etwas mehr als 1,5 Stunden pro Seite

=> 4 gute Alben in die Playlist und 3 Stunden lang am Zeiger gedreht :)

Nach der Hälfte wurde der Draht getrennt, PU gewendet und somit auf der anderen Seite in die andere Richtung
gewickelt.
Der Draht ist mir dabei 2 mal gerissen. Ich konnte ihn aber erfolgreich löten und isolieren.

IMG_0855.jpg
IMG_0856.jpg
Das Piepen des Durchgangsmessers war danach eine Erlösung! Also schnell Spulenden verbunden und ans Karl gelötet!
Danach wurde der Magnet eingelegt und alles mit Pappe, Tesa und etwas Sekundenkleber gut verpackt und getestet.
Er funktioniert und hat einen erstaunlich hellenKlang, aber auch Bass ist ordentlich da, laienhaft wäre er wohl als "hifi" zu beschreiben.
Mit den ersten, bescheidenen Testmöglichkeiten, einem RME Fireface mit "Totalizer" Frequenz-Darstellung und Referenz-Abhöre im
Vergleich zwischen einen SD StagMag und einem DiMarzio Air-Norton wirkt er minimal überbetont in den oberen Mitten/Höhen.
Getestet habe ich aber ohne Pots und Kondensatoren. Mal sehen was da noch geht.
Erleichtert war ich auch, dass die einen äußeren Saiten
keinen Pegelverlust wegen der geringeren Breite haben. :)
Widerstand liegt bei 5,6kOhm, Output ist nicht sonderlich hoch aber im grünen Bereich

Ein ausführlicherer Test folgt!
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Janis für den Beitrag (Insgesamt 4):
PoldiMartinRoland GibsonTitan-Jan
Viele Grüße,
Jan

Benutzeravatar
Roland Gibson
Holzkäufer
Beiträge: 171
Registriert: 10.09.2021, 23:18
Wohnort: Salzwedel
Hat sich bedankt: 180 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Kontaktdaten:

Re: Flacher Tonabnehmer

#2

Beitrag von Roland Gibson » 16.12.2021, 14:16

Der "ausführliche Test" interessiert mich. Auch die Einbauspezifikationen, kleine Erkenntnisse.

"bescheidenen Testmöglichkeiten" - ein Oszilloskop wäre doch das Beste, oder nicht? Kostet auch nicht mehr die Welt.

Benutzeravatar
Janis
Zargenbieger
Beiträge: 1263
Registriert: 16.04.2020, 11:05
Hat sich bedankt: 260 Mal
Danksagung erhalten: 504 Mal

Re: Flacher Tonabnehmer

#3

Beitrag von Janis » 16.12.2021, 14:46

Ich habe ein Oszilloskop, für die Frequenzverteilung ist ein RTA m.m.n. besser zu gebrauchen. Und die Ohren dazu.
An einer Gretsch zwischen beide PUs geklemmt ist der Sound ganz gut, aber auch da habe ich ohne Potis und Caps getestet.
Später soll er ja mal sehr weit Richtung Kopfplatte, daher ist der helle Grundcharacter vielversprechend
Es muss erst die richtige Gitarre da sein oder gebaut werden, um ihn gänzlich zu beurteilen.
Ich habe deutlich mehr Projekte laufen als ich Zeit habe (whistle)
Viele Grüße,
Jan

Benutzeravatar
darkforce
Ober-Fräser
Beiträge: 542
Registriert: 05.10.2017, 12:24
Wohnort: Bonn
Hat sich bedankt: 213 Mal
Danksagung erhalten: 219 Mal

Re: Flacher Tonabnehmer

#4

Beitrag von darkforce » 16.12.2021, 14:57

Für Audiokrams brauchst du normalerweise eh nur AC Kopplung und Bandbreite von ~20kHz. Unter den Voraussetzungen ist ein digitales Oszilloskop eher nachteilig, weil die vertikale Auflösung eher schlecht ist (meist 8-10 Bit, 16 Bit ist schon ziemlich exotisch und entsprechend teuer), du aber die hohe Zeitauflösung gar nicht brauchst.

Antworten

Zurück zu „Pickups und Pickupbau“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 18 Gäste