Ultrasonic Pickups
Verfasst: 24.11.2019, 09:04
Guten Morgen. Ich habe ein kleines Sonntagsrätsel für euch ...
Kürzlich bat mich @Yaman, für ihn einen Pickup auszumessen. Einen "Ultrasonic" Pickup aus den 80er Jahren, designed von Bill Lawrence himself. Laut Yaman ein "linearer Pickup" mit "ordentlich Output". Da wurde ich natürlich neugierig. Eine kurze Internetsuche brachte mich auf die Webseite von gitarre-bestellen, wo dieser Pickup für wenig Geld zu haben ist. Die Aussage dort: die Ultrasonic Pickups "werden als passives Pendant zu den akt. EMG Pickups bezeichnet". Wow!
Kurze Zeit später kam das Teil an, und der Beipackzettel versprach sogar noch Größeres: "Das passive System der Ultrasonic Reihe verbindet die Vorteile von passiven Systemen mit den Vorteilen von aktiven Systemen ohne deren Nachteile in Kauf zu nehmen", stand da zu lesen. Und weiter: der Pickup bringe "hoher Output durch spezielle Wickeltechnik", dazu "mehr Sustain durch schwache Magnete" und einen "Linear- und Vintagesound in einem Tonabnehmer (dadurch für jede Stilrichtung verwendbar)".
Hoher Output und Linearität in einem passiven System, vergleichbar mit aktiven Pickups? Nach allem was ich über Pickups verstanden zu haben glaubte, dürfte da die Quadratur des Kreises gelungen sein. Ich war gespannt.
Sehen wir uns das Teil also an. Auf den ersten Blick ein stacked Humbucker im Singlecoil-Format. Leider vergossen, so dass kein Blick auf die Innereien möglich ist. Das weiße und grüne Kabel waren im Originalzustand verdrillt und verlötet.
Als erste Maßnahme trennte ich die Verbindung zwischen grün und weiß und maß den Widerstand der beiden Spulen.
Rot/Grün - 5,77k
Schwarz/Weiß - 5,64k
Serie (grün/weiß wieder verdrillt) - 11,4k
OK, ein ordentlicher Output sollte bei diesen Pickups kein Thema sein. Aber Linearität? Den Werten nach zu schließen wäre eher mit einer Resonanzspitze im Bereich eines PAF zu rechnen. Dann geben wir ihm mal ein Signal zu fressen: Für einen lediglich durch ein 3m Kabel und den Interface-Eingang belasteten Pickup gar nicht schlecht. Die Resonanzspitze liegt im absolut brauchbaren Bereich, die Überhöhung dürfte wenn Potis dranhängen auch noch deutlich sinken. Da sollte eigentlich ein guter Sound rauskommen. Allerdings: mit der versprochenen "Linearität" hat das mal so gar nix zu tun. Also, mal so richtig überhaupt nicht.
Zum Spaß noch eine Messung mit paralleler Verschaltung der Spulen: Tja, scheint als hätte es der Herr Lawrence (who the f... is Bill Lawrence?) in den 80ern mit denselben physikalischen Begebenheiten zu tun gehabt wie unsereins. Ein linearer Frequenzgang und hoher Output passen nicht unter einen Hut.
Ich wollte das Ding schon wieder eintüten und an Hilmar zurückschicken. Da kamen mir aber doch Zweifel. Der Unterschied zwischen den Heilsversprechen auf dem Beipackzettel und den von mir gemessenen Werten ist zu groß. Entweder haben wir es hier mit einem krassen Fall von Marketing-Blabla und Kundenverarsche zu tun - oder mit meiner Messmethode stimmt irgendwas grundsätzlich nicht.
Zwei Dinge kommen mir bei genauerer Betrachtung auch seltsam vor:
Kennt jemand diese Pickups und kann etwas Erhellendes beitragen?
Kürzlich bat mich @Yaman, für ihn einen Pickup auszumessen. Einen "Ultrasonic" Pickup aus den 80er Jahren, designed von Bill Lawrence himself. Laut Yaman ein "linearer Pickup" mit "ordentlich Output". Da wurde ich natürlich neugierig. Eine kurze Internetsuche brachte mich auf die Webseite von gitarre-bestellen, wo dieser Pickup für wenig Geld zu haben ist. Die Aussage dort: die Ultrasonic Pickups "werden als passives Pendant zu den akt. EMG Pickups bezeichnet". Wow!
Kurze Zeit später kam das Teil an, und der Beipackzettel versprach sogar noch Größeres: "Das passive System der Ultrasonic Reihe verbindet die Vorteile von passiven Systemen mit den Vorteilen von aktiven Systemen ohne deren Nachteile in Kauf zu nehmen", stand da zu lesen. Und weiter: der Pickup bringe "hoher Output durch spezielle Wickeltechnik", dazu "mehr Sustain durch schwache Magnete" und einen "Linear- und Vintagesound in einem Tonabnehmer (dadurch für jede Stilrichtung verwendbar)".
Hoher Output und Linearität in einem passiven System, vergleichbar mit aktiven Pickups? Nach allem was ich über Pickups verstanden zu haben glaubte, dürfte da die Quadratur des Kreises gelungen sein. Ich war gespannt.
Sehen wir uns das Teil also an. Auf den ersten Blick ein stacked Humbucker im Singlecoil-Format. Leider vergossen, so dass kein Blick auf die Innereien möglich ist. Das weiße und grüne Kabel waren im Originalzustand verdrillt und verlötet.
Als erste Maßnahme trennte ich die Verbindung zwischen grün und weiß und maß den Widerstand der beiden Spulen.
Rot/Grün - 5,77k
Schwarz/Weiß - 5,64k
Serie (grün/weiß wieder verdrillt) - 11,4k
OK, ein ordentlicher Output sollte bei diesen Pickups kein Thema sein. Aber Linearität? Den Werten nach zu schließen wäre eher mit einer Resonanzspitze im Bereich eines PAF zu rechnen. Dann geben wir ihm mal ein Signal zu fressen: Für einen lediglich durch ein 3m Kabel und den Interface-Eingang belasteten Pickup gar nicht schlecht. Die Resonanzspitze liegt im absolut brauchbaren Bereich, die Überhöhung dürfte wenn Potis dranhängen auch noch deutlich sinken. Da sollte eigentlich ein guter Sound rauskommen. Allerdings: mit der versprochenen "Linearität" hat das mal so gar nix zu tun. Also, mal so richtig überhaupt nicht.
Zum Spaß noch eine Messung mit paralleler Verschaltung der Spulen: Tja, scheint als hätte es der Herr Lawrence (who the f... is Bill Lawrence?) in den 80ern mit denselben physikalischen Begebenheiten zu tun gehabt wie unsereins. Ein linearer Frequenzgang und hoher Output passen nicht unter einen Hut.
Ich wollte das Ding schon wieder eintüten und an Hilmar zurückschicken. Da kamen mir aber doch Zweifel. Der Unterschied zwischen den Heilsversprechen auf dem Beipackzettel und den von mir gemessenen Werten ist zu groß. Entweder haben wir es hier mit einem krassen Fall von Marketing-Blabla und Kundenverarsche zu tun - oder mit meiner Messmethode stimmt irgendwas grundsätzlich nicht.
Zwei Dinge kommen mir bei genauerer Betrachtung auch seltsam vor:
- Für einen Pickup mit 11,4k Innenwiderstand liegt die Resonanzspitze ganz schön hoch. Ich hätte da irgendwas um die Hälfte rum erwartet. Da scheint ein konstruktiver Kniff vorzuliegen, der sich mir noch nicht erschließt.
- Leider kann ich - da vergossen - das Innenleben des Pickups nicht untersuchen. Aber der von außen sichtbare Balkenmagnet ist seltsam. Sollte er tatsächlich nur von unten auf eine Stahlklinge aufgeklebt sein, bekämen beide Spulen dieselbe Polarität. Damit wäre der Humbucking-Effekt dahin, was nicht der Fall ist. Leider habe ich keine Möglichkeit, die Stärke des Magnetfeldes zu messen. Aber ginge der Magnet durch den kompletten Pickup durch (oder wären es gar zwei Magneten) wäre dies kaum mit der Aussage "schwache Magneten" unter einen Hut zu bringen.
Kennt jemand diese Pickups und kann etwas Erhellendes beitragen?