Was genau macht der Durchmesser?

alles zum Thema Pickup Herstellung
Antworten
Benutzeravatar
Rallinger
Zargenbieger
Beiträge: 2424
Registriert: 27.02.2017, 12:05
Wohnort: Gröbenzell
Hat sich bedankt: 342 Mal
Danksagung erhalten: 693 Mal

Was genau macht der Durchmesser?

#1

Beitrag von Rallinger » 20.04.2019, 14:52

Ich hätte da mal eine zugegebener Maßen etwas grundsätzliche Frage. Allerdings konnte ich trotz mehrmaliger Suche noch keine befriedigende Antwort finden. Welchen Einfluss hat der Drahtdurchmesser auf Lage und Ausprägung der Resonanzfrequenz eines Pickups?

Angenommen, ich wickle zwei identische Spulen mit 5000 Wicklungen - nur einmal mit 0,063er und einmal mit 0,056er Draht (so wie z.B. bei einer Tele für den Bridge- und den Hals-PU). Wenn ich es richtig verstanden habe, wäre der DC-Widerstand des Pickups mit dem dünneren Draht höher, die induzierte Stromstärke aber nicht (wegen der gleichen Windungszahl). Wie aber würde sich das auf die Lage und Ausprägung der Resonanzfrequenz auswirken? Ich würde erwarten, dass der Pickup mit dem dünneren Draht stärker bedämpft wäre? Aber warum setzt man ihn dann bei einer Tele an die Halsposition (denn eigentlich klingt ja die Bridge-Position "drahtiger" und würde von einer Bedämpfung profitieren)? Oder bin ich eh komplett auf dem falschen Dampfer?

Und Frage 2: ist für die Humbucking-Wirkung nur die Windungszahl ausschlaggebend, oder auch die Drahtstärke? Ist also z.B. bei einer Tele das parallele Zusammenschalten der beiden SC's schon "subideal" im Sinne der Brummunterdrückung - oder ist das hierfür irrelevant?

Mein konkreter Anwendungsfall wäre ein Set von MusicMan-Style Humbuckern für den Bass, die aber per Coil-Splitting verschaltet werden sollen. Die würden per Megaswitch so verschaltet, dass immer nur zwei Spulen aktiv sind.

Benutzeravatar
capricky
Moderator
Beiträge: 11556
Registriert: 23.04.2010, 13:43
Wohnort: In Karl seinem Adlernest
Hat sich bedankt: 771 Mal
Danksagung erhalten: 1286 Mal

Re: Was genau macht der Durchmesser?

#2

Beitrag von capricky » 21.04.2019, 11:38

Rallinger hat geschrieben:
20.04.2019, 14:52
Angenommen, ich wickle zwei identische Spulen mit 5000 Wicklungen - nur einmal mit 0,063er und einmal mit 0,056er Draht (so wie z.B. bei einer Tele für den Bridge- und den Hals-PU). Wenn ich es richtig verstanden habe, wäre der DC-Widerstand des Pickups mit dem dünneren Draht höher, die induzierte Stromstärke aber nicht (wegen der gleichen Windungszahl). Wie aber würde sich das auf die Lage und Ausprägung der Resonanzfrequenz auswirken? Ich würde erwarten, dass der Pickup mit dem dünneren Draht stärker bedämpft wäre?

Das ist richtig vermutet, der dünnere Draht hat einen höheren Reihenwiderstand, der die Güte der Resonanzfrequenz bedämpft, allerdings nur marginal.
Rallinger hat geschrieben:
20.04.2019, 14:52
Aber warum setzt man ihn dann bei einer Tele an die Halsposition (denn eigentlich klingt ja die Bridge-Position "drahtiger" und würde von einer Bedämpfung profitieren)? Oder bin ich eh komplett auf dem falschen Dampfer?
Die Resonanzfrequenz ist nicht grundsätzlich für das "Drahtige" zuständig, sie gibt ein bißchen Klangfarbe. Auch mit linearen Aktivpickups kann man ja "drahtige Klänge" zaubern.
Leo Fender war das bei seinen ersten Broad-/Telecastern auch ziemlich Wurscht und mir eigentlich auch, ich bevorzuge aber heißer gewickelte Telepickups.
Rallinger hat geschrieben:
20.04.2019, 14:52
Und Frage 2: ist für die Humbucking-Wirkung nur die Windungszahl ausschlaggebend, oder auch die Drahtstärke? Ist also z.B. bei einer Tele das parallele Zusammenschalten der beiden SC's schon "subideal" im Sinne der Brummunterdrückung - oder ist das hierfür irrelevant?
Nur die Windungszahl zählt, genau genommen die "Balance" der der gegenphasig induzierten Störspannungen in den Einzelspulen.

Das parallele Zusammenschalten von zwei SC's wird ja bei vielen "modernen" Strats praktiziert, der Mittelpickup ist "reverse wound mit reverse polarity" zwecks Humbucking ausgeführt. Ich weiß im Moment gar nicht, ob Fender das bei der Tele auch praktiziert. Möglich ist es jedenfalls und ohne hörbare Nachteile.

Rallinger hat geschrieben:
20.04.2019, 14:52
Mein konkreter Anwendungsfall wäre ein Set von MusicMan-Style Humbuckern für den Bass, die aber per Coil-Splitting verschaltet werden sollen. Die würden per Megaswitch so verschaltet, dass immer nur zwei Spulen aktiv sind.
Ich sehe nichts, was dem entgegenspricht!

Gutes Gelingen und Frohe Ostern

capricky

Benutzeravatar
Rallinger
Zargenbieger
Beiträge: 2424
Registriert: 27.02.2017, 12:05
Wohnort: Gröbenzell
Hat sich bedankt: 342 Mal
Danksagung erhalten: 693 Mal

Re: Was genau macht der Durchmesser?

#3

Beitrag von Rallinger » 21.04.2019, 19:04

Danke Capricky, das hilft mir weiter. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass ich vermutlich nicht viel falsch mache.
capricky hat geschrieben:
21.04.2019, 11:38
Die Resonanzfrequenz ist nicht grundsätzlich für das "Drahtige" zuständig, sie gibt ein bißchen Klangfarbe. Auch mit linearen Aktivpickups kann man ja "drahtige Klänge" zaubern.
Es ist immer ein bisschen schwierig, Klangfarben in Worte zu fassen. Was ich hier mit "drahtig" meine, hat jedenfalls nichts mit dem Pickup selbst, sondern mit dessen Position zu tun. Die Bridgeposition klingt halt wegen der geringeren Schwingungsamplitude der Saite tendenziell "drahtiger", "spitzer" oder was-auch-immer als die Halsposition. Ich hab jedenfalls oft den Eindruck, dass Bässen auf dem Bridge-PU etwas die Eier fehlen. Vermutlich mag ich deshalb den Stingray, da der PU dort etwas weiter von der Bridge entfernt liegt. Aber auch hier könnte es für mein Empfinden etwas weniger spitz klingen. Insbesondere bei modernen, mit Hochtönern bestückten Bassboxen.

Natürlich gibt es immer auch eine Klangregelung, aber wenn man den Grundsound (für die eigenen Ohren) optimieren und daher an der Quelle ansetzen will ... wäre es logisch, dem Bridge-Pickup einfach ein paar Windungen mehr zu verpassen. Bei dem Splitcoil-Design, bei dem immer zwei (RWRP) Spulen aktiv sein sollen um immer einen Humbucking-Effekt zu haben, funktioniert das aber nicht (ideal).

Meine Theorie war dass man bei einem Bridge-PU durch die Verwendung eines etwas dünneren Drahts die spitzen Höhen ein wenig zähmen könnte. Was ja scheinbar (wenn auch in sehr engen Grenzen) der Fall ist. Mich hat es daher einfach gewundert, warum man es bei der Telecaster dann genau anders herum macht. Aber da war wohl schlicht die Zielsetzung eine andere ...

Von daher werde ich das wohl einfach mal so testen. Schlimmstenfalls bringt's halt nix.

Antworten

Zurück zu „Pickups und Pickupbau“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 20 Gäste