Split-Coil HB bauen

alles zum Thema Pickup Herstellung
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Re: Split-Coil HB bauen

#26

Beitrag von MiLe » 22.03.2016, 21:45

thoto hat geschrieben:Hast du auch mal nur eine der beiden Spule angeschlossen (also in deinem Fall einen halben SC)?
So - eben gemessen, gehört, wieder gemessen - nicht per Geberspule, sondern per Klopfen auf den Magneten und Messung der mV, die an der Soundkarte ankommen: Ergebnis: Nix.

Eine einzelne Spule angeschlossen bringt nach Abzug der Messtoleranz auch nicht mehr oder weniger Pegel als beide Spulen in Serie, wenn ich auf einen der Magneten klopfe. Also scheint sich bei Anregung nur einer Spule die zweite pegelmäßig neutral zu verhalten - so sollte es ja auch in der Theorie sein. Vielleicht versuche ich das ganze experiment nochmal in der Gitarre, obwohl das bei begrenzem Platz im E-Fach gar nicht so einfach ist, wenn da von einem PU alleine 8+1 Adern ankommen und irgendwie an den Megaswitch wollen :oops:

@ capricky: Ganz so trivial, wie Du oft schreibst, scheint der Bau von Pickups dann doch nicht zu sein - es sei denn, man baut eine bekannte Konstruktion mehr oder weniger nach ;)

Andererseits: Nachdem der FGang für mich OK ist kann's doch sooo schwer auch nicht sein: Split Coils gibt's ja (Precision Bass z.B., fallen die auch durch eher geringe Pegel auf??
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#27

Beitrag von MiLe » 22.03.2016, 22:46

hmmm - nach dem Lesen von diversen Posts, Wikis und herauskramen alter Lautsprecher-Ideen folgender Gedanke:

- Der Output hängt überwiegend von der induktivität ab (Lemme)
- Die Induktivität hängt von der Wicklungszahl/Drahtlänge ab
- Bei Spulen für Lautsprecher-Frequenzweichen erhöht ein leitender Spulenkern die Induktivität bei gleicher Wicklungszahl
=> gemessen an der Wicklungszahl ist die Induktivität meiner Konstrukte aufgrund der Abwesenheit von leitfähigem Kernmaterial relativ gering
=> Ist die induktivität gering, ist's der Output auch.

@ capricky: Das könnte ja bedeuten, daß Deine Idee mit den Trafoblechen der richtige Weg sein könnte: elektrisch voneinander isoliert, um die doofen Wirbelströme im Griff zu haben aber leitfähig genug, um die Induktivität aka Output zu erhöhen.
Alternativ könnte man auch Alnicos in Streifen (so man welche bekommt) voneinander isoliert zu einer Klinge zusammensetzen.

Oder bin ich da jetzt gerade auf dem völlig falschen Dampfer?
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#28

Beitrag von thoto » 23.03.2016, 08:52

Wenn du zu AlNiCos greifst, erhöht sich zwar die Induktivität (aber wenig), dafür lässt du aber vermehrt Wirbeströme zu. Außerdem sinkt mit steigender Induktivität die Resonanzfrequenz, aber du möchstest ja eine hohe haben, um sie danach wieder gezielt durch (z.B.Kondensatoren) abzusenken. Oder du reduzierst dann auch die Wicklungszahl, um wieder auf die Wunsch-RF zu kommen...zum Preis sinkender Ausgangsleistung. Es ist ein Teufelskreis... :(

Was ich nicht weiß (mich aber gerade brennend interessiert) ist: Bedeutet die kleinere Einzelspule eine geringere Leistung als bei der "herkömmlichen" Spulengeometrie?

Edit: Mir fällt gerade noch ein: Hast du bei deinen Messungen mit der Geberspule den Pegel des Vorverstärkers bei den Vergleichsmessungen unangetastet gelassen oder auf das Niveau der vorhergehenenden Messungen angepasst?

Edit-Edit: Ich hab's gerade gesehen, hast du nicht, alles okay. :lol:

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Re: Split-Coil HB bauen

#29

Beitrag von MiLe » 23.03.2016, 09:15

Nicht nur daß Alnico als Kern die Resonanzfrequenz sinkt, die Güte bricht total ein, hatte ich ja auch schon gemessen und war extrem erstaunt über den Unterschied.
thoto hat geschrieben: Es ist ein Teufelskreis... :(
Du sagst es
thoto hat geschrieben:Was ich nicht weiß (mich aber gerade brennend interessiert) ist: Bedeutet die kleinere Einzelspule eine geringere Leistung als bei der "herkömmlichen" Spulengeometrie?
Soweit ich das bisher aus Messungen/abgehörten Aufnahmen beurteilen kann, ist der Ton aus einer Einzelspule nicht leiser als aus 2 seriell geschalteten Spulen, solange diese dann die Saite nicht doppelt abtasten.
Wobei mir das seltsam vorkomme, denn diese Einzelspule hat ja auch nur die halbe Induktivität unde Widerstand wie eine Serienschaltung aus 2 Spulen.

Es ist halt echt kniffelig herauszufinden: Bei Messungen per Geberspule kein Problem auber auch nicht zu 100% auf die Gitte übertragbar, in der Gitte schwierig, bei 8 Einzeladern pro PU dauernd die interne Verkabelung zu ändern.
Die Zeit zwischen 2 Änderungen ist zu lang, als daß der Klang-/Lautstärkeeindruck noch im Hirn abrufbar wäre, deshalb versuche ich, mich mit Aufnahmen zu behelfen.

Die Spulengeometrie unterscheidet sich ja nicht nennenswert von einem normalen SC, nur etwa alles um die Hälfte verkleinert ,offenbar auch der Output :(
Ich bin davon ausgegangen, daß sich letzteres egalisiert, wenn man dann eben 2 Spulen in Serie schaltet. Schlage ich aber z.B. nur E an, wird ja nur das Magnetfeld einer Spule geschwurbelt, die 2. hängt als Last hintendran. Das spräche für einen geringeren Output.

Andererseits bin ich davon ausgegangen, daß bei einem normalen SC beim Anschlag einer Saite auch nur ein Teil des Magnetfeldes geschwurbelt wird, somit Spannung auch nur in einem Teil der Spule induziert wird und der Rest der Wicklung als Last hintendran hängt. Sollte unterm Strick keinen Unterschied machen.

Dummerweise gehe ich mangels Grundlagenwissen wohl von zu vielen ungesicherten Vermutungen aus und liege dabei irgendwo falsch. Eine umfassende und verständliche Beschreibung, was in so einem PU im Detail vorgeht, habe ich aber bisher noch nicht finden können. Wenn man so was finden könnte, dann hätte man wohl aber auch das Kochbuch für Pickups:

Geometrie, Drahtstärke, Wicklungszahl, Drahtlänge, Induktivität, Widerstand. Kapazität, Kernmaterial und Magnetposition auf der einen Seite und Output, Resonanzfrequenz und Güte auf der anderen. Hach, wäre das Leben dann einfacher ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#30

Beitrag von capricky » 23.03.2016, 09:24

MiLe hat geschrieben:
@ capricky: Das könnte ja bedeuten, daß Deine Idee mit den Trafoblechen der richtige Weg sein könnte: elektrisch voneinander isoliert, um die doofen Wirbelströme im Griff zu haben ...
Ich dachte, dass ist eine allgemein bekannte Tatsache... schau Dir mal Bilder der Alumitones an, die wie Trafos funktionieren, die Sekundärspule hat einen kleinen Lamellenkern.
Jeder Pickup funktioniert eigentlich wie einTrafo (oder Dynamo), nur dass das Wechselmagnetfeld nicht durch eine Primärspule erzeugt wird, sondern durch einen"hin und her wechselnden Magneten" - der Saite als Teil des magnetischen Kreises

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Re: Split-Coil HB bauen

#31

Beitrag von thoto » 23.03.2016, 09:38

MiLe hat geschrieben: Die Spulengeometrie unterscheidet sich ja nicht nennenswert von einem normalen SC, nur etwa alles um die Hälfte verkleinert ,offenbar auch der Output :(
Genau das meine ich: Die Spulengeometrie entspricht ja eben NICHT der der verbreiteten PUs.
MiLe hat geschrieben: Andererseits bin ich davon ausgegangen, daß bei einem normalen SC beim Anschlag einer Saite auch nur ein Teil des Magnetfeldes geschwurbelt wird, somit Spannung auch nur in einem Teil der Spule induziert wird und der Rest der Wicklung als Last hintendran hängt. Sollte unterm Strick keinen Unterschied machen.
Naja, beim SC sitzt da ein Magnet, der ein zusammenhängendes Magnetfeld erzeugt.
Bei Humbuckern wird ebenfalls ein zusammenhängendes Magnetfeld erzeugt.
Aber bei dir sind es zwei getrennte Felder, die sich aus meiner Sicht überlagern und damit auslöschen könnten (gegensätzliche Polaritäten, die nebeneinander liegen).

Wenn es möglich ist, probier doch mal, nur eine Spule einzubauen (ohne das die zweite daneben sitzt) und diese anzuschließen und den Pegel zu prüfen. Eventuell liegt es daran? Aber das ist jetzt auch nur eine wilde Vermutung, weil mir langsam nichts mehr einfällt...

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Re: Split-Coil HB bauen

#32

Beitrag von thoto » 23.03.2016, 09:48

capricky hat geschrieben: Ich dachte, dass ist eine allgemein bekannte Tatsache... schau Dir mal Bilder der Alumitones an, die wie Trafos funktionieren, die Sekundärspule hat einen kleinen Lamellenkern.
capricky
:roll: Also wirklich! Willst du behaupten, wir wären alle in diesem Forum, um uns jeden Tag über Dinge zu unterhalten, die uns schon bekannt sind? Das wäre ja...äh..Zeitverschwendung...oder wie im Altenheim! :badgrin: :lol: :lol: :lol:

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Re: Split-Coil HB bauen

#33

Beitrag von MiLe » 23.03.2016, 10:19

thoto hat geschrieben:Wenn es möglich ist, probier doch mal, nur eine Spule einzubauen (ohne das die zweite daneben sitzt) und diese anzuschließen und den Pegel zu prüfen. Eventuell liegt es daran? Aber das ist jetzt auch nur eine wilde Vermutung, weil mir langsam nichts mehr einfällt...
Werde ich heute Abend mal ausprobieren, was besseres fällt mir ja auch nicht ein.
Bzw. werde ich zusätzlich mal eine Spule im Standard SC-Format aufbauen mit einer durchgehenden 60 mm Klinge und ebenfalls 7500 Windungen - mal sehen, was die so bringt. Wird zwar alles aufwändiger als gedacht, aber hilft ja nix ;)

Vielleicht sollte ich mir langsam doch mal 'ne Testgitarre aufbauen mit von inten einbaubaren PUs, das würde die Sache erheblich vereinfachen. Jedesmal an einer Gitte mit string-thru-body Bridge die Saiten lösen um mal kurz an den PU ranzukommen, ist irgendwie doof.....
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#34

Beitrag von capricky » 23.03.2016, 13:34

MiLe hat geschrieben: @ capricky: Ganz so trivial, wie Du oft schreibst, scheint der Bau von Pickups dann doch nicht zu sein - es sei denn, man baut eine bekannte Konstruktion mehr oder weniger nach ;)
Eigentlich schon, wenn man manchmal nicht auch triviale Fehler machen würde... nur erkennt man die nicht immer sofort... nichts ist mir fremd 8)
Ich wollte mal einen Singlecoil optisch ala EMG bauen, Ferritmagnet + Trafoblechklinge. Alles wunderbar bis zu dem Moment, wo ich ihn vergossen habe. In eine Form aus Silikonkautschuk Pickup rein und mit schwarz angefärbtem Epoxidharz vergossen. Sah perfekt aus, funktionierte aber nicht mehr. Ich dachte an Drahtbruch durch Dehnung infolge exothermer Reaktion, aber das Ding zeigte den korrekten Spulenwiderstand. Irgendwann merkte ich, dass der Magnetismus komplett verschwunden war und wieder dachte ich, daß vielleicht die Wärmeentwicklung von der Reaktion des Epoxids Schuld hat. War es auch nicht, irgendwann kam ich dann drauf, dass es die schwarze Farbpaste war - Eisenoxidschwarz, bildete einen perfekten magnetischen Kurzschluss zwischen den Polen des Pickups. :roll:
Die Geschichte hilft Dir jetzt nicht direkt weiter, zeigt aber, dass das Problem in scheinbar nebensächlichen Dingen zu suchen ist.

capricky

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Re: Split-Coil HB bauen

#35

Beitrag von MiLe » 23.03.2016, 18:34

joo - den Effekt kenne ich. Manchmal denkt man zu viel/zu kompliziert oder zu ausschweifend und übersieht offensichtliches, was direkt vor der ANase liegt. Und manchmal denkt man nicht kompliziert/weit genug. Blöd nur, daß man nicht vorher weis, in welche Richtung man gerade läuft ;)

@ Thoto:Ich habe Deinen Vorschlag jetzt ausprobiert und nur eine Spule angeschlossen und positioniert. Unterschied = 0, soweit ich das beurteilen kann, denn das ist zuverlässig gar nicht so einfach.

Ich mache das momentan mit 20 Anschlägen so stark ich kann, die werden gemittelt. Verglichen habe ich gerade mit einem als SC geschalteten SD lil 59, der allerdings in der gleichen Gitte in Halsposition sitzt. Das Ganze wird im Spektrumanalyser von Arta analysiert, da hat's den Vorteil, daß ich eine Messkurve oktavgemittelt als Overlay speichern kann und mit die Software auch den Differenzfrequenzgang anzeigt.

100-400 Hz ist der lil 59 in Halsposition rund 8 dB lauter, bis 4 KHz ist Gleichstand und bei 10 KHz ist meine Einzel/Halbspule 10 dB lauter. Natürlich auch ein blöder Vergleich, weil unterschiedliche Positionen.

Verglichen mit einem als SC geschalteten SD SH4 Jeff Beck, allerdings in einer anderen Gitte aber mit gleicher Beschaltung und sehr ähnlicher PU-Position ist der Unterschied gering. Allerdings ist hier als SC die Stegseite in Betrieb, beim Test-PU die Halssaite. Dazu sind bei der Testgitte die Saiten älter, aber zumindest gleiche Marke/Stärke. Das wäre ein Output, mit dem man leben könnte.

Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus: (rot eine Einzelspule Saiten Ead, schwarz Jeff Beck SH4 alle 6 Saiten, angeschlagen wurden nur ad leer:
AC PT 1 Spule Bridge vy. SH4SC.jpg
Ob die 2. Spulenhälfte machanisch anwesend ist oder nicht, macht da keinen Unterschied.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#36

Beitrag von MiLe » 24.03.2016, 19:07

Wer viel misst, misst Mist ;)

Zumindest einen Fehler habe ich schonmal gefunden:
Bisher bin ich bei den Geberspulen-Messungen davon ausgegangen, daß die Geberspule bei Singlecoils axial und bei normalen Humbuckern 90° gedreht zwischen die beiden Spulen gehört, weil das elektromagnetische Feld bei 90° Drehung breiter getreut wird und dadurch beide Spulen besser erfasst. Die Vorgehensweise ist so auch richtig, aber die von mir ausgedachte Begründung falsch.

Ich habe also bisher meine beiden halben in-line-Singlecoils wie einen normalen Singlecoil gemessen, da sie ja in einer Linie liegen und nicht parallel. Mittlerweile glaube ich, daß die 90° Drehung der Geberspule notwendig ist, um den beiden entgegengesetzten Megnetfeldern gleichzeitig gerecht zu werden. Und siehe da - mit gedrehter Geberspule sehen die Ergebnisse gleich viel plausibler aus. Der erste Fehler lag also weder im Spulenaufbau oder der Verschaltung, sondern schlicht in einer falschen Messmethode. Kein Wunder, daß ich mir mit den Messwerten den Wolf nach Ursachen suche :evil:
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#37

Beitrag von capricky » 24.03.2016, 19:28

Jetzt wo Du es sagst, ist es aber sowas von plausibel... eine ähnliche Nummer wie die schwarze Farbpaste. 8)

cablindy

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Re: Split-Coil HB bauen

#38

Beitrag von MiLe » 24.03.2016, 22:33

Dann fasse ich bis hierher mal die Erkenntnisse beim Splitcoil zusammen:

1. Erwartungsgemäß funktioniert die Brummunterdrückung.
2. Ob nur eine Hälfte oder beide Hälften eines Paares geschaltet sind, wirkt sich auf die Resonanzfrequenz aus. Auf den Pegel eines einzelnen angeschlagenen Tones kann ich keinen signifikanten Unterschied ausmachen. Klar ist, daß bei nur einer geschalteten Spule auch nur 3 Saiten klingen ;) Wenn ich aber die 2. Spule dazuschalte, wird ein angeschlagener Ton deswegen nicht lauter. Die 2. Spule dient in dem Moment also nur als Last. Man kann also davon ausgehen, daß beim Splitcoil für den Pegel nur die Wicklungslänge einer Teilspule relevant ist, beim herkömmlichen Singlecoil scheint die ganze Spule wirksam zu sein. Da diese deutlich länger ist als eine Teilspule, ist es (bei gleicher Wicklungszehl) auch die wirksame Wicklungslänge und somit auch der Output.
3. Ob beide Spulen seriell in oder außer Phase angeschlossen sind, kann ich lediglich am höheren Rauschpegel einer Variante ausmachen - die Lautstärke bei einzelnen angeschlagegen Saiten ändert sich nicht, zumindest nicht nennenswert.
Auch bei Akkorden über alle 6 Saiten ändert sich nicht viel, zumindest nicht gehörmäßig
4. Ob Alnico- oder Ferritklingen in den Spulen stecken, entscheidet über die Güte und Resonanzfrequenz in extremem Ausmaß.
5. Eine Spule mit weichmagnetischem Material im Inneren (Alnico, Polepieces, Stahlklinge..) hat einen höheren Output, aber auch eine niedrigere Güte. Das ist blöd, wenn man gerne beides hätte ;)
6. Auch wenn das Magnetfeld einer Alnico-Klinge schwächer ist als das einer Ferritklinge (50 zu 120 mT) ist selbst bei gleichem Saitenabstand die Ferritklinge nicht lauter - wahrscheinlich wegen der Induktionserhöhung des Alnicos.
6. Auch Split-Singlecoils (inline) müssen per Geberspule wie Humbucker, also mit 90° gedrehter Spule gemessen werden.
7. Unabhängig von allen Messungen ist mein Splitcoil mit 10 KOhm am Amp deutlich leiser als ein gesplitteter SD SH4 mit 8,x KOhm. Auch noch, wenn ich die Resonanzfrequenz per Parallel-C auf das Niveau der SH4-Einzelspule ziehe. Er ist auch noch etwas leiser als ein Billig-Singlecoil aus meiner ML-Factory Strat.

Jetzt bleibt noch die Frage, wie ich meine geliebte Resonanzfrequenz und Güte erhalte und dabei gleichzeitig den Pegel erhöhe.
Mehr Wicklungen gehen schon mechanisch kaum, ziehen auch die Frequenz runter.
Eine Variante wäre es, die Magneten aus den Spulen nach unten zu legen und die Kerne aus Trafoblech aufzubauen (wo bekommt man sowas in passenden Dimensionen her (think) )
Oder aber wieder auf das resonanzdämpfende Alnico zu gehen und versuchen, statt 30 mm-Balken den Kern aus voneinander isolierten 10 mm breiten Stücken zusammenzusetzen, um die Wirbelstromverluste zu reduzieren. Ich kann aber noch nicht sagen, ob durch diese Unterteilung nicht auch wieder die Pegelerhöhung durch den Spulenkern wieder zunichte gemacht wird.
Oder aber ich pfeiffe auf den Output - moderne Amps kommen auch mit weniger klar, meine modelling-Kiste sowieso.

Ich grüble dann mal weiter.....bis: :idea:
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#39

Beitrag von MiLe » 25.03.2016, 13:52

Weitere "Erkenntnis":

3b: auch bei einem Spilt-Coil = Inline-Humbucker bringt die serielle Verschaltung der beiden Spulen einen höheren Ausgangspegel als die parallele Verschaltung (Precision-Bass-Kenner werden das schon gewußt haben). Gleichzeitig ändert sich auch die Lage der Resonanzfrequenz - seriell = niedrigere Resonanz, parallel= höhere Resonanz.

8: Die Wickelrichtung der beiden Spulen ist bei Serienschaltung egal: Mal liegt die eine Außenwindung näher an Masse, mal die andere - kein Vorteil hinsichtlich Abschirmung. Bei paralleler Verschaltung spielt sie aber schon eine Rolle: Bei gleichsinnig gewickelten Spulen muss die 2. phasengedreht angeschlossen werden, wodurch eine Außenwicklung an Masse und die andere am Ausgang liegt. Wird die 2. Spule reverse gewickelt, liegen beide Außenseiten der Spulen an Masse und beide Innenbereiche am Ausgang - was Vorteile hinsichtlich der Störunterdrückung bringen könnte.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#40

Beitrag von Jackhammer » 25.03.2016, 14:09

Hallo Michael,

danke für den Tipp mir dem P-Bass Tonabnehmer. Es kam mir gar nicht in den Sinn, dass man einen P-PU seriell verschalten kann.
Viele Grüße
Yuriy

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Re: Split-Coil HB bauen

#41

Beitrag von MiLe » 25.03.2016, 14:21

Hi Yuiriy,

so wie ich das sehe, ist die serielle Verschaltung bei P-PUs der Standard. Wenn alle Anschlussdrähte herausgeführt sind kann man auch parallel, also weniger Output und höhere Resonanzfrequenz.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#42

Beitrag von MiLe » 25.03.2016, 16:13

Jetzt bin ich gerade völlig fasziniert:

Zunächst hatte ich ja Alnico als Kline verworfen, weil die Prototypen überhaupt keine Resonanzspitze mehr aufwiesen, ganz im Gegensatz zu baugleichen Mustern mit Ferritklinge.
Mich hat stutzig gemacht, daß alte Strat-SCs ja auch mit Alnico-Stäben in der Spule konstruiert waren, und laut Lemme hatten die eine ordentliche Resonanz.

Ich habe also noch eine Alnico-Spule aufgebaut, wie der Vorgänger mit 6000 Windungen 0,05, aber diesmal nicht mit einem durchgehenden Magneten von 30 mm Länge sondern mit 3 elektrisch voneinander isolierten (Tesa) Teilstücken, alle natürlich mit gleicher magnetischer Ausrichtung.

Ergebnis:
rot = 30 mm Alnico Bar 6000 W
grün = 3x 10 mm Alnico Bar isoliert 6000 W
schwarz = 30 mm Ferrit Bar 7500 W
AC PT Alnico6000 segmentiert.jpg
Der Unterschied ist schon krass und nur, weil die Klinge nun nicht durchgehend ist. Allerdings kostet das offenbar auch wieder etwas Pegel. Was für die Güte gut ist, ist offenbar für den Pegel schlecht. Aber immerhin ein Ansatz.
Als Vergleich habe ich unter gleichen Bedingungen auch nochmal die Version mit 30mm Ferrit-Bar und 7500 Wicklungen mitgemessen.
Ich gehr momentan davon aus, daß die gemessenen Pegelunterschiede halbwegs real sind, da es sich 3x um die gleiche Spulengeometrie handelt und jeweils nur eine Einzelspule gemessen wurde. Danach wäre die segmentierte Alnico-Variante trotz weniger Windungen etwas potenter, bei gleichzeitig tiefer liegender Resonanz mit etwas geringerer Güte. Damit könnte man leben.

Leider ist es eine Sauarbeit, Alnico oder Ferrit mit Hausmittteln zu schneiden und Stücke, wie ich sie gerne hätte, konnte ich bisher nicht auftreiben.
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#43

Beitrag von Jackhammer » 25.03.2016, 17:09

Ja, bei dem P-Bass PU habe ich mich verschrieben, ich meinte natürlich die parallele Verbindung als eine weitere Option zur standardmäßigen seriellen Verdrahtung. Kann es sein, dass bei Deinem letzten Post ein Bild fehlt?
Viele Grüße
Yuriy

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Re: Split-Coil HB bauen

#44

Beitrag von MiLe » 25.03.2016, 17:13

Danke - ist korrigiert ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#45

Beitrag von Jackhammer » 25.03.2016, 18:06

MiLe hat geschrieben:Danke - ist korrigiert ;)
Dürfen wir in der Zukunft noch eine Messung mit 3x10 Ferritkernen erwarten? (think)
Viele Grüße
Yuriy

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Re: Split-Coil HB bauen

#46

Beitrag von capricky » 25.03.2016, 18:26

Jackhammer hat geschrieben:
Dürfen wir in der Zukunft noch eine Messung mit 3x10 Ferritkernen erwarten? (think)
Wo gibson die?

capricky

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Re: Split-Coil HB bauen

#47

Beitrag von Jackhammer » 25.03.2016, 18:37

Die gibson es noch nicht (gehe ich davon aus). Aber die Hoffnung, dass der gute Michael dieses Scenario auch spannend findet, ist in mir noch nicht gestorben... ;)
Viele Grüße
Yuriy

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Re: Split-Coil HB bauen

#48

Beitrag von MiLe » 25.03.2016, 18:41

Bei mir :D nur nicht in 3x10 sondern 3x10mm Alnicos ;)
Geduld - ist in Arbeit
Durch eine Modifikation der Spule (Klingen stecken nun nicht mehr ganz im Flatwork, dadurch gewinne ich 2 mm mögliche Wickelhöhe) habe ich es gerade hinbekommen, 9000 Wicklungen 0,05 auf einen 3fach Alnico-Kern zu bekommen. Messungen folgen gleich ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Split-Coil HB bauen

#49

Beitrag von MiLe » 25.03.2016, 19:00

Aaaaalso:

auch mit 9000 Wicklungen scheint die Resonanz noch recht gesund. Allerdings zeigen diese Messungen ja nur 1 Spule, in serieller Schaltung mit 2 Spulen geht der Wert natürlich noch runter. Dafür erfolgte die Messung schon bei 569 pF+ 328 KOhm Last.
Jetzt muss ich mich aufraffen, ein identisches Exemplar herzustellen um wieder einen kompletten SC zu haben - und ich hab gerade keine Lust mehr auf Magnete schneiden und Draht fizzeln :roll:
"Keep it simple" mag ich eigentlich, insofern läuft die Idee langsam etwas aus dem Ruder.

Rot: 30mm Alnico Bar, 6000 Wicklungen , 3,78 KOhm, 1,30 H
Blau: 30 mm Ferrit-Bar, 7500 Wicklungen, 4,93 KOhm, 1,55 H
Grün: 3x10mm Alnico Bars, 6000 Wicklungen, 3,8 KOhm, 1,67 H
Orange: 3x10 mm Alnico Bars, 9000 Wicklungen, 5,81 KOhm, 2,51H
AC PT Alnico6000 segmentiert 2.jpg
Und noch ein Bild, damit man sich die Konstruktion auch optisch vorstellen kann:
Alnico 3x10-9000.JPG
Liebe Grüße,
Michael

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MiLe
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Re: Split-Coil HB bauen

#50

Beitrag von MiLe » 27.03.2016, 19:20

Mit 3geteilten Alnico-Bars siehts dann so aus:

Aus Experimentalgründen trägt eine Spule 8000, die andere 9000 Windungen.
In Serie geschaltet ergeben sich 10,88 KOhm, 4,69 Henry und folgender Frequenzgang:
AC PT Alni3 8000+9000 ser..jpg
Pegelmäßig liegt so eine Serienschaltung etwa zwischen einem Vintage-Singlecoil und einem gesplitteten SH4, der ja schon recht heiß ist. Ist aber gehörmäßig aufgrund der unterschiedlichen Resonanzfrequenzen nicht einfach auszumachen.
Klanglich (am Amp) liegt sie deutlich näher (sehr nahe) an dem recht hochfrequenzen Singlecoil - so wollte ich das haben. Die Einzelspule des SH4 klingt dagegen mittig komprimiert. Mit dem passenden C kann mein Muster das auch. Dem Pegel attestiere ich hiermit gute Gesundheit - mehr werde ich, ohne Resonanz und Güte zu sehr zu strapazieren, nicht herausbekommen.

Umterm Strich habe ich den Klang sehr nahe an einem sehr vintagemäßigen SC, dabei aber deutlich mehr Pegel und brummfrei ist das Ganze auch noch. So wird's also gemacht.

Um vor Allem an hohen kapazitiven Lasten mehr Höhenreserve zu haben wird die 9000er Spule also wieder auf 8000 abgewickelt - soll ja schon gleichmäßig sein. Dann muss ich "nur noch" 2 weitere dieser Spulen herstellen und habe endlich, was ich wollte.
Hätte das nicht jemand anderes zu bezahlbaren Preisen auch herstellen können?
Liebe Grüße,
Michael

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