Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

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Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#1

Beitrag von Dote » 30.01.2011, 15:51

Moin Moin,

Filzkopf hatte mich in meinem Galerie-Thread zu meiner Taxitele gebeten, das Wickeln der Pickups zu dokumentieren.

Ursprünglich wollte ich mir die Wickelmaschine selber bauen. Dazu hatte ich mir einen 12V Motor von Conrad, eine Welle plus PU-Halter (Aluminiumblock), Wellenlager, mechanischer Zähler (Klickzähler von Conrad, den ich auf Wellenzähler umgebaut habe usw. besorgt und versucht die Wickelmaschine selbst zu bauen. Leider bin ich schon an den Zahnradübersetzungen gescheitert, d.h. ich habe keine passende Zahnrad/Zahnriemenkombi in passender Größe gefunden, sodass ich mich nach Wickelmaschinen auf Ebay umgeschaut habe.

Es gibt da hin und wieder chinesische Fabrikate, die aber keine regelbare Geschwindigkeit besitzen, dann gibt es noch den "Schatten"-Wickler über StewMac und den Sidewinder von Ohm Guitar. Ich habe dann bei gutem US-Dollar Wechselkurs und einigen Verhandlungen einen guten Preis mit Ohm Guitar abmachen können und so den Sprung ins kalte Wasser gewagt und die Wicklermaschine gekauft. Nach 4 Wochen (Zoll sei Dank!) kam der Sidewinder auch bei mir an.
SidewinderIII.jpg
In der Zwischenzeit hatte ich mir von StewMac das Tele-Bridge, Tele-Neck und 3 Strat PU Kits besorgt.

Die Kits sind von guter Qualität, die Magnete kommen ohne "Phase" und unmagentisiert. Die Phase der Magneten habe ich mittels eines Akkuschraubers und meiner Wekrzeugschleifmaschine leicht anbringen können.

Das einschlagen der Magnete in die Flatworks ging ohne Probleme nach Anleitung vonstatten. Als Abstandshalter der Ober- und Unterseite habe ich mir Hölzchen mit der entsprechenden Stärke hergestellt.
StratFlatwork.jpg
Bei einem Strat-PU fehlte leider die Messingöse, sodass ich mir mit einer Einschlagöse aus dem Ampbau (für Eyeletboards) helfen musste.. :shock:

Nach dem Einschlagen der Magnete kamen die PU-Rohlinge zur elektrischen Isolierung der Magnete gegen den Kupferdraht in ein Bad aus AC63 (siehe Bild) und zwar insgesamt 3 mal.
Lackbad.jpg
Den Wickeldraht habe ich vorerst bei Rockinger bestellt, AWG43 für die Tele Pickups und AWG42 für die Strat PUs. Bei Sauter gibt es vergleichbaren Draht zu einem weitaus günstigeren Preis. Diesen werde ich demnächst mal testen.

Beim Wickeln ds Tele-Bridge PUs hatte ich mit dem dünnen AWG43 (0.056mm) natürlich in der Mitte der Spule einen Riss des Drahts, d.h. ich musste dann die Spule erstmal durch Löten und Isolieren mit Sekundenkleber wieder reparieren. Weiter habe ich beim Wickeln zuviel Draht an den Enden der Spule (also direkt neben der Flatwork) platziert, sodass sich das obere Flatwork gleichmal an den Ende "aufgestellt" hat, d.h. nach oben verbogen hat.

Also Draht wieder runter:
Draht.jpg
Beim zweiten Versuch hat alles gut geklappt und ich konnte 10.300 Wicklungen AWG43 auf den Spulenkörper bringen (Tele Bridge, AlnicoV Magnete).
TeleBridgeSpule.jpg
Der Tele-Hals-PU ging dann auch flott von der Hand.
SpuleI.jpg
Das Anlöten des Drahtes am Anfang und Ende der Spule in den Messingösen geht ganz gut vonstatten, ich isoliere nicht extra ab durch Kratzen oder Schleifen, sondern halten den Lötkolben einfach lange genug an den Draht. Der Draht wird nch zusätzlich mit einem Tropfen Sekundenkleber am Spulenkörper fixiert.
Danach beim Tele-Bridge PU noch den Faden wickeln (Anfang des Fadens mit Sekundenkleber fixieren) Ende unter die Wicklungen des Fadens schieben (plus 1 Tropfen Sekundenkleber).
TelebridgeII.jpg
Als nächster Schritt fehlt noch das "Potting" mit 80% Paraffin / 20% Bienenwachs. Das Bienenwachs muss ich erst och besorgen, dass Paraffin stammt aus Teelichtern.

Alles in allem ist das Wickeln eine schöne, meditative Tätigkeit. Eine Spule wird man Lehrgeld zahlen müssen, die richtige Vorspannung beim Führen durch Daumen und Zeiegfinger will erstmal gefunden werden. Beim AWG42 Draht der Strat-PUs wird es wohl weniger kritisch sein, der reisst wohl nicht so schnell.

Welches Scatter-Wickelmuster jetzt welchen Ton zur Folge hat kann ich nicht sagen, die Tele-PUs muss ich nach dem Potting auch erstmal testen.

Der Tele-Hals PU hat 8250 Wicklungen und einen DC-Widerstand von 6,98 kOhm, der Bridge-PU, 10.300 Wicklungen bei 10kOhm.

Über Fragen und Anregungen würde ich mich freuen! :!: :?: :idea:

Viele Grüße,

Dote

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#2

Beitrag von Simon » 30.01.2011, 15:56

Danke schonmals für die Beschreibung!
Ich denke ich muss auch beginngn Pus zu wickeln...

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#3

Beitrag von 12stringbassman » 30.01.2011, 16:10

filzkopf hat geschrieben:Ich denke ich muss auch beginngn Pus zu wickeln...
Da wärest Du gestern mit uns in guter Gesellschaft gewesen ;)
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#4

Beitrag von capricky » 30.01.2011, 16:16

Dote hat geschrieben:
Bei einem Strat-PU fehlte leider die Messingöse, sodass ich mir mit einer Einschlagöse aus dem Ampbau (für Eyeletboards) helfen musste.. :shock:

Passende Hohlnieten gibt es auch in der Elektroabteilung des Baumarkts, nur heißen die da Aderendhülsen. 8)

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#5

Beitrag von EastSide » 31.01.2011, 10:18

Hi Dote,
schön beschrieben.
Ich habe mich auch schon mit dem Thema beschägtigt.
Als Motor verwende ich eine normale Bohrmaschine die ich auf den Tisch gespannt habe (mit diesem Wolfcraft-Teil aus dem Baumarkt)
Die Anlaufpunkte habe ich mit einer 6mm Welle und entsprechenden Stellringen selber dazu gebaut.
Bisher war das Zählwerk ein Problem, aber da hat mir ein freundlicher Arbeitskollege was gebastelt.
Zum Wachsen verwende ich reines Ikea-Teelicht-Material :)

Teile für Pickups (incl. Lötösen) bekommst du auch hier:
http://www.pickupschmiede.de/ (bei Bedarf auch Costom-Made Flatwork für kleines Geld, einfach per Mail anfragen)

Hier habe ich mal ein paar Fotos davon: http://www.eastside-guitars.de/?p=579

Der Bindfaden um die PUs ist einfache Wolle von Karstadt.

Gruß
Michael

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#6

Beitrag von Reverend Sykes » 01.02.2011, 14:25

Gibt's Alternativen für die Paraffin/Bienenwachs-Mischung, die vielleicht weniger Einfluß auf den Klang des Pickups haben?

Grüße

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#7

Beitrag von EastSide » 01.02.2011, 14:29

Wie denkst du denn, dass das Parafin/Wachs den Klang beeinflußt?
Es soll die Mikrofnie reduzieren.

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#8

Beitrag von Reverend Sykes » 01.02.2011, 14:31

Nunja, das Wachs ist elektrisch betrachtet auch ein Dielektrikum und das hat Einfluß auf die Kapazität und somit wohl auch auf den Klang. Ohne beim Treffen dabeigewesen zu sein, meine ich auf der Homepage vom Teuffel mal gelesen zu haben, daß der aus demselben Grund auch kein Wachs verwendet.

Grüße

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#9

Beitrag von EastSide » 01.02.2011, 14:35

Hmm, ich hatte bisher mit Wachs keine Probleme. Hängt auch sicher davon ab wie fest die Wicklung ist.
Beim Treffen mit Uli Teuffel haben wir nicht übr Pickups gesprochen, leider...

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#10

Beitrag von capricky » 01.02.2011, 14:58

bussela hat geschrieben:Gibt's Alternativen für die Paraffin/Bienenwachs-Mischung, die vielleicht weniger Einfluß auf den Klang des Pickups haben?

Grüße

Rüdiger
Das Wachs im Pickup hat in etwa den gleichen entscheidenden Einfluss auf den Ton, wie der Gurt mit dem man sich die Gitarre umhängt.
Der Einfluss des Dielektrikums (in der Parasitärkapazität des Pickup) geht bei dem Frequenzbereich, den ein gewöhnlicher Pickup abdeckt, auch gegen Null.

Wichtig beim Wachs/der Wachsmischung ist, daß es/sie einen möglichst niedrigen Schmelzpunkt hat, um die verwendeten Materialien im Pickup nicht zu sehr zu stressen.

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#11

Beitrag von 12stringbassman » 01.02.2011, 16:21

An der Pipperitis leidende Mitmenschen fabulieren davon, dass nicht gewachste Pickups "freier" bzw. "offener" klängen :roll:
capricky hat geschrieben:Das Wachs im Pickup hat in etwa den gleichen entscheidenden Einfluss auf den Ton, wie der Gurt mit dem man sich die Gitarre umhängt.
Vergiss die Farbe der Flaschengummis über den Gurtpins nicht!
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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#12

Beitrag von Reverend Sykes » 01.02.2011, 16:24

capricky hat geschrieben:Der Einfluss des Dielektrikums (in der Parasitärkapazität des Pickup) geht bei dem Frequenzbereich, den ein gewöhnlicher Pickup abdeckt, auch gegen Null.
Ok, das beruhigt mich einigermaßen. 8)

Danke und Grüße

Rüdiger
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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#13

Beitrag von Haddock » 15.12.2012, 14:03

Guten Tag allerseits,

grabe mal den alten Thread aus :) .Die Nähmaschine hab ich heute Morgen in der Brockenstube für 20 SFr. geschossen. Sie läuft einwandfrei ruhig und sauber. Da ich schon länger Pickup's selber wickeln möchte, ist das wohl der Beginn des Baus einer Tonabnehmer Wickelmaschine. Falls Interesse besteht werde ich dann einen Bautread erstellen.....geht aber schon noch ein kleines Weilchen ;-)

Gruss
Urs
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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#14

Beitrag von Simon » 15.12.2012, 15:34

Bitte Thread erstellen ;)

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#15

Beitrag von capricky » 15.12.2012, 15:57

filzkopf hat geschrieben:Bitte Thread erstellen ;)
Ja ist besser, denn ich glaube bei dem hiesigen Threadersteller hat die "Leidenschaft" ein jähes Ende gefunden! :badgrin:

http://www.gitarrebassbau.de/viewtopic.php?f=38&t=3233

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#16

Beitrag von Haddock » 15.12.2012, 17:02

Hallo,

Capricky, da knallst du mir aber gleich ne anständige Vorlage hin :shock: ! Ich merke die Anvorderung ist hoch :D

Gruss
Urs

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#17

Beitrag von Dote » 15.12.2012, 18:02

Naja, die Leidenschaft ist noch da, an der Zeit mangelt es leider :-(

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Re: Pickups selber wickeln: Beginn einer Leidenschaft

#18

Beitrag von Kalle » 08.01.2017, 12:02

Ich findes diese Wickelei ja auch interessant. Aber ich fürchte, ich habe nicht die Geduld dafür.
Ich habe hier noch eine Hand voll defekter Höfnerspulen. Hat nicht jemand Lust die zu wickeln?
Natürlich nicht umsonst.
Wer so was machen würde möge sich einfach bai mir melden.

CU

Kalle

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