unsauberer High-Gain-Sound

Amp / Effektgeräte selbst bauen oder reparieren
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cmr
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unsauberer High-Gain-Sound

#1

Beitrag von cmr » 01.01.2016, 22:15

Hallo allerseits,

ich habe da eine Sache, wo ich nicht weiter weiß. Vielleicht fällt euch ja was ein.

Und zwar habe ich ein Rocktron Piranha, das ist ein programmierbarer Gitarren-Röhren-Preamp. Den habe ich vor längerer Zeit dahingehend modifiziert, dass der verzerrte Kanal nicht nur zwei, sondern nun drei Röhrenstufen und damit mehr Gain hat. Dafür habe ich die vorher unbenutzte zweite Hälfte der Röhre des Clean-Kanals angeschlossen.

Mein Problem ist nun, dass es unsauber klingt. Vor allem in den Tiefen, wenn ich abgedämpft eine einzelne Saite anschlage, klingt das nicht so sauber wie mit meinem BOSS Metal Zone Verzerrer, sondern irgendwie unsauber. Und das obwohl Preamp eigentlich eher wenig Tiefen hat. Ich frage mich nun, ob das irgendwie an der Schaltung liegt oder ob irgendein Bauteil nicht in Ordnung ist. Oder bilde ich mir das nur ein und in Wirklichkeit klingen alle Röhrenamps so? Ob es vor der Modifizierung auch unsauber klang, weiß ich nicht, das ist schon zu lange her.

Die Röhren und einen Teil der Kondensatoren habe ich schon ausgetauscht, das hat am Sound nichts geändert. Das Gerät ist 20 Jahre alt und wurde nicht viel benutzt; ist es da schon sinnvoll, auch die restlichen Elkos auszutauschen? Was könnte ich noch an der Schaltung verändern?

Grüße, Magnus
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capricky
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Re: unsauberer High-Gain-Sound

#2

Beitrag von capricky » 02.01.2016, 12:02

Das ist schon eine "schwere" Aufgabe, das aus der Ferne zu beurteilen. Ohne genau zu wissen, was Du als "unsauber" bezeichnest, quasi unmöglich.
Es wäre noch wichtig zu wissen, welche Betriebsspannungen an den jeweiligen Röhrenstufen anliegen, das wäre in diesem Fall immer am Plus der Siebelkos.
Rein so "optisch" fallen mir ein paar "Ungereimtheiten" auf: der Koppelkondensator zur 3. Stufe mit 68nF ist zu groß, Standard wäre 22nF (0,022µF), plausibel wäre vielleicht 6,8nF.
Die Aussenbeschaltung mit Widerständen sollte eher den ersten Stufen gleichen - 120k für den Anodenwiderstand, 1,6k für den Kathodenwiderstand, es liegt ja die gleiche Betriebsspannung an. Die Spannungsteiler vor den Eingängen 470k/200k und 330/470k solltest Du durch Einstellregler 470k oder 1M ersetzen, das gibt mehr "Abstimmungsfreiheit" im Gain der einzelnen Stufen.
Ich denke auch, daß kleineren Werte der Kathodenkondensatoren =/< 1µF zielführend sein könnten (weniger "Matsch")

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Re: unsauberer High-Gain-Sound

#3

Beitrag von cmr » 06.01.2016, 19:55

Vielen Dank für die Antwort, die mich tatsächlich schon ein Stück weiter gebracht hat!

Ich habe die Spannungen gemessen:
Röhrenstufe 1Röhrenstufe 2Röhrenstufe 3
Sieb-Elko118V115V145V
Anode79V74V76V
Kathode0,47V0,49V0,71V
Die gemeinsame Betriebsspannung ganz oben in meinem Schaltplan ist 205V.

In Anbetracht dieser Spannungen habe ich gemerkt, dass die drei 27k-Widerstände vor den Sieb-Elkos in Wirklichkeit 270k haben. Aber welchen Sinn haben dort so hohe Widerstände, vor und nicht nach den Sieb-Elkos? Warum lässt man dort 90V abfallen, hätte man da nicht auch einfach eine niedrigere Betriebsspannung machen können? Bei der Röhrenstufe für den Clean-Kanal ist das Verhältnis noch extremer, nämlich ebenfalls 270k vor dem Sieb-Elko und nur 20k zur Anode!

Ansonsten habe ich einen kleineren Koppelkondensator zwischen der zweiten und dritten Stufe ausprobiert. Mit 22nF und auch 4,7nF höre ich keinen Unterschied zu 68nF. Mit 680pF schließlich sind dann die Tiefen weg.

Ich habe auch mal ausprobiert, C8 zu vergrößern, also die Höhen vor der Zerrstufe abzusenken. Damit wird der Sound tatsächlich sauberer. Vielleicht ist es sinnvoll, wenn ich Höhen und Tiefen in der ersten Stufe absenke und/oder irgendwie die Mitten anhebe und nach der letzten Stufe dann Höhen und Tiefen anhebe.

Außerdem brauche ich noch mehr Gain. Wie kann man denn den Spannungsteiler an jedem Gitter für maximales Gain dimensionieren ohne dass es unerwünschte Nebeneffekte gibt? Wie groß darf der Widerstand nach Masse werden und wie klein der Widerstand zwischen Koppelkondensator und Gitter? Wenn letzterer zu klein wird, soll das ja erstens Schwingungen begünstigen und zweitens Strom ableiten, wenn die Gitterspannung positiv wird.

Grüße, Magnus

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Re: unsauberer High-Gain-Sound

#4

Beitrag von capricky » 06.01.2016, 20:14

Die 270k machen für mich auch keinen Sinn, 27k schon eher. Hast Du die Widerstände gemessen, oder abgelesen?
Die Spannungsteiler vor den Röhren zu ändern ist leicht, einfach den Widerstand nach den Koppelkondensatoren überbrücken (auch mit einem Einstellregler bspw.)

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Re: unsauberer High-Gain-Sound

#5

Beitrag von cmr » 06.01.2016, 20:50

capricky hat geschrieben:Die 270k machen für mich auch keinen Sinn, 27k schon eher. Hast Du die Widerstände gemessen, oder abgelesen?
Ich habe es
1. aus den gemessenen Spannungen ausgerechnet: Der Spannungsabfall an dem ersten Widerstand ist etwa doppelt so groß (90V) wie der Spannungsabfall am zweiten Widerstand (40V), also muss auch der Wert des ersten Widerstands etwa doppelt so groß wie der Zweite sein. Ich habe auch noch mit dem Ozzi geschaut, ob da irgendwo noch ein Wechselspannungsanteil vom Gleichrichter drauf ist und mir das Messgerät deshalb was falsches anzeigt, aber es ist alles perfekt glatt.
2. abgelesen: rot-lila-gelb-gold. Alle vier. Und es ist eindeutig gelb, nicht orange.
3. einen der Widerstände gemessen: 268k. Auch wenn ich ihn dafür nicht ausgebaut habe.

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Re: unsauberer High-Gain-Sound

#6

Beitrag von cmr » 16.04.2016, 16:48

Ich habe mein Piranha übrigens inzwischen fertig. Klingt deutlich besser als vorher und nicht mehr unsauber. Die Widerstände vor den Sieb-Elkos habe ich durch sinnvolle Werte ersetzt und nun sind auch die Anodenspannungen in Ordnung. Anbei der Schaltplan.
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