Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

Amp / Effektgeräte selbst bauen oder reparieren
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bigherb
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Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#1

Beitrag von bigherb » 03.04.2013, 13:34

Hallo zusammen
Gestern erlebte ich erstmals eine krepierende EL34 live und in Farbe. Um eine Gitarre am "geöffneten E-Fach" zu checken hatte ich sie an den Amp angeschlossen. Das mache ich immer so, um an den Drähten und Schaltern die Funktionen nach Rep zu testen. Plötzlich steigerte sich ein Brummton, während sich die Lautstärke reduzierte. Dabei roch es sehr unangenehm nach "Ampere". Eine Endröhre leuchtete wie eine Glühbirne im Vergleich zur anderen. Schnell ausgeschaltet und mir fast die Finger verbrannt. Sauaas, war die Röhre heiß.
Nun, der Amp läuft nach Wechsel gegen eine Reserve Röhre wieder normal. (clap3)
Bisher haben sich die Dinger durch stillen Leistungsverlust zum wechseln angemeldet...
Was sagen die Fachleute ? Kurzschluss in der Röhre ? Ich habe anschließend noch eine halbe Stunde geklampft und alle Systeme sind Roger.... (whistle)

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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#2

Beitrag von 12stringbassman » 03.04.2013, 14:40

Klingt, als ob die Gittervorspannung (aka "bias") davongelaufen wäre. Hat der Amp Kathoden-Bias oder fixed bias?
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bigherb
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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#3

Beitrag von bigherb » 03.04.2013, 16:30

Auweier, Hiasl
Ich als Elektronik Legastheniker....Es handelt sich um einen alten Kitty Hawk Junior Pro. Ich hoffe, es ist sonst nichts in Mitleidenschaft gezogen worden. Bisher benimmt er sich wieder ganz normal.

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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#4

Beitrag von 12stringbassman » 03.04.2013, 16:43

Den Plan hab ich sogar ;)
Isn fixed bias, mit ordentlich dimensionierten G1-Widerständen. Gridstopper fehlen dort. Vielleicht hatte die Röhre schon einen Hau weg und hat sich dann noch was über das ungeschützte Steuergitter eingefangen. Oder der Koppelkondensator davor ist "undicht", aber dann hätte die neue Röhre auch schon geglüht (think)

Kannst Du die Spannungen an den Fassungen der Endröhren mal messen? Aber Obacht! 445V DC!!!
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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#5

Beitrag von bigherb » 03.04.2013, 18:49

Ich habe den Amp eben nochmal eine halbe Stunde in Betreib gehabt. Er zeigt keinerlei abnormes Verhalten. Er brummt nicht und die neue Röhre ist genauso hell (oder dunkel) wie die andere. Nunja, bei mir werden viele Sachen uralt. Der Kitty wurde in den 80ern oft benutzt. Danach habe ich ihn ca. 20 Jahre auf dem Speicher stehen gehabt und im letzten Jahr erlöst....Ich nutze im Prinzip nur die Endstufe und gehe mit einem Modeler in den Return des Einschleifweges.
Die Röhren sollten noch die ersten sein.....schäm..;-)

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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#6

Beitrag von capricky » 03.04.2013, 19:08

bigherb hat geschrieben: Was sagen die Fachleute ? Kurzschluss in der Röhre ? Ich habe anschließend noch eine halbe Stunde geklampft und alle Systeme sind Roger.... (whistle)
Klingt, als wenn eine Röhre kaputt war! :lol:
Man sollte es kaum glauben, das ist bei Röhrenverstärkern die häufigste Ausfallursache. Die ersten rund 35 Jahre der Rock'n Roll Geschichte hat man die dann so repariert, wie Du jetzt bigherb, man hat die Röhren getauscht, von denen man annahm sie sei kaputt. Gut war, wenn sie wie hier Leuchtzeichen gab, oder auf Klopfzeichen reagierte. Bias...was iss'n das? Brauch'n wir nich! Nöö, Servicefuzzies brauchen das! :badgrin:

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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#7

Beitrag von bigherb » 03.04.2013, 19:49

Bin ja froh, wenn die Spezialisten sich so richtig auskennen und auch bemüht sind mir meine mangelnde Sachkenntnis zu erhellen. Deshalb, danke Hiasl.
Da auf diese Art noch keine Röhre in meinem Beisein abgeraucht ist bin ich halt neugierig, ob nur der defekte Glaskolben allein die Ursache war. In den Marshalls hatte ich mal eine mikrophonische ECC 83 (2203) und im Brüllwürfel von der gleichen Firma wurde der Amp halt leiser mit den Jahren.
Nun, die Ersatzröhre muß von 1993 sein....jedenfalls steht das mit Filzstift auf der Röhre. Damals wurden die uralten Regelverstärkerschränke in unserer Firma verschrottet und die Chassis mit ECC 83 und EL 34 lachten mich aus dem Schrott-Container an....
Damals hielt man mich für ziemlich seltsam, "d´r aue Schrott metzenemme". "Wat wellste dann met die Rühre ? Die kaste doch für nüs mi jebruche.... Nää, wat is dä beklopp...."
Tja, so sprachen die Kollegen damals und heute bin ich froh über mein gut gefülltes Röhrenkistchen...;-)

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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#8

Beitrag von capricky » 04.04.2013, 11:33

Ich glaube bei den Röhren, also EL34 und ECC83 gilt wirklich dieser Spruch - früher war halt alles besser! Also zumindest gefühlt. Ich habe da auch noch ein Schuhkarton alter DDR Röhren, die bei ebay ja inzwischen erstaunliche Preise erzielen... und Mullards habe ich natürlich auch 8).
In meiner Sozialstation für Gitarren und Ämps tauchen tatsächlich ab und zu noch alte Verstärker aus den 50er Jahren letzten Jahrhunderts auf, mit Röhrenerstbestückung und die Röhren "spielen" noch (nach umfassendem Kondensatoraustausch) :shock:
Im Gegensatz dazu habe ich im Betreuungsprogramm einen Ur JCM 800 Combo mit 50 Watt aus den 80ern, bei dem habe ich in den letzten 18 Monaten wohl 2x die Endröhren und 5x ECC83 (JJ und Sovtek) getauscht: Alles dabei, Mikrofonie, Aussetzer, Totalausfall. Nun spielt der Besitzer auch wie Jimi Hendrix, nicht so gut, aber so laut und mit viel Feedback, die dabei auftretenden Gehäusevibrationen mögen "moderne" Röhren scheinbar gar nicht. Topteile sind weniger anfällig.

Die DDR-Röhren galten zu DDR-Zeiten unter Musikern nichts, Telefunken, Siemens und Valvo war angesagt (und schweineteuer). Ironie des Schicksals war aber das in der DDR RFT für Telefunken, Siemens und v.a. eben genau diese Röhren baute und entsprechend labelte.
Im Laden kosteten zwei RFT EL34 etwa 40 Ostmark, bei den "Kurieren" aus dem Westen (Tante Frieda oder jugoslawische Diplomaten bspw.) etwa 150 bis 200 Ostmark beim Umrechnungskurs von 1:5 . Das die Telefunken gelabelten RFT EL34 nun besser klingen mussten, ist ja bei dem Preis einfach nur logisch ;). Aber den Effekt kennt man ja heute auch noch 8)

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Re: Leuchtende Röhre, strenger Geruch, brummen

#9

Beitrag von bigherb » 04.04.2013, 13:03

Ohne jetzt ganz ins Offtopic abzuschweifen. Ein alter Röhrenamp konnte irgendwie immer repariert werden. Die Technik passte halt in eine Zeit, in der fast alles reparabel und somit langlebig war. Ich erinnere mich an meinen ersten "richtigen" Gitarrenamp, den ich von meiner Lehrlingsknete erworben hatte. Einen Yamaha G 212 mit 100Watt. Sehr laut aber mit einem scheiß Distortionsound. Der Cleansound war dafür OK.
Nun, nach einigen Jahren gab er ganz unspektakulär seinen Geist auf und war auch nicht mehr zum Leben zu bewegen. Die Transistorkette knallte immer wieder von vorne bis hinten durch. Exitus Totalis.
Die Röhrenteile funktionieren aber alle noch. Dynachord Bassking T / etliche Marshalls und ich hoffe, der Kitty auch noch länger..;-)

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