Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

Amp / Effektgeräte selbst bauen oder reparieren
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bea
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Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#1

Beitrag von bea » 24.02.2013, 20:01

Hallo in die Runde,

so allmählich möchte ich mal darangehen, meinen Dynacord G-2000 zu renovieren. Das Gerät besitze ich schon eine Weile, noch aus meiner Zeit in Tube Town
G-2000-Ursprung.jpg
Folgendes ist angedacht:

alle Elkos im Röhrenteil und im Netzteil für die Vorverstärker austauschen.
Trimmpotis für Arbeitspunkteinstellung austauschen bzw. gegenüber dem Abheben des Schleifers absichern - vom Schleifer einen Widerstand von ca. 47kOhm gegen das Bias-seitige Ende des Trimmers schalten. Die Arbeitspunkte müssen ja sowieso ordentlich abgeglichen werden. Das ganze dann natürlich messtechnisch überprüfen, bevor es weitergeht.

Nach wie vor tendiere ich dazu, die Halbleitervorstufe durch eine Röhrenvorstufe zu ersetzen. Das ganze soll so geschehen, dass das Gerät jederzeit original wieder aufgebaut werden kann. Gebohrt werden muss wohl nicht - die Röhrenchassis lassen sich an den ursprünglichen Befestigungspunkten bzw mit den Potischrauben befestigen.

Also:
Vorverstärkerplatinen komplett ausbauen.
Sobald die Endstufe läuft, zweikanalige Röhrenvorstufe integrieren.

Bereits geschehen: zwei der Lautsprecheranschlüsse an die 8-Ohm-Wicklung des AÜ angeschlossen. Ungetestet - einschalten möchte ich das Gerät erst mit neuen Elkos. Und wohl auch mit neuen Röhren, s.u.

In der Niedervolt-Siebkette befindet sich ein dicker Schraubelko von 2500 µF und so um die 100 V. Momentan bin ich mir noch unsicher, was ich mit diesem Zweig des Netzteils mache...
LG

Beate

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#2

Beitrag von bea » 24.02.2013, 20:47

Siffschrauben.jpg
Zerlegt_1.jpg
Ein paar Innenansichten - Vorstufen:
Pramp_orig_small.jpg
Endstufe mit PI:
Powerstage_PI_small.jpg

Und gleich eine Überraschung: das war mal eine No-Name-Röhre (der Kolben scheint noch dicht zu sein). Die anderen drei Röhren sind als Tungsram gelabelt.
Endroehre.jpg
Das wirft jetzt die Frage auf, welche EL34 aus aktueller Produktion mit den grenzwertig hohen Spannungen in dem Gerät klarkommen.
LG

Beate

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#3

Beitrag von capricky » 24.02.2013, 21:08

bea hat geschrieben:
Das wirft jetzt die Frage auf, welche EL34 aus aktueller Produktion mit den grenzwertig hohen Spannungen in dem Gerät klarkommen.
Eine gute Frage um sie im TT - Forum zu stellen. Ich bin sicher, man wird sich ihr dort mit Inbrunst widmen!

capricky


PS: Das Bild mit den fünf Blechtreibschrauben ist wirklich sehr unterhaltsam...

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#4

Beitrag von bea » 24.02.2013, 22:21

Da müsste ich mich ja dort wieder anmelden, allein schon, um nach den alten Beiträgen zu dem Thema suchen zu können. Ganz so weit bin ich aber noch nicht wieder...

In Erinnerung habe ich sowas der Art "die EL34 von JJ hälts nicht aus, die E34L aber schon".

PS: Den Siff in den Schlitzen der Schräubchen fand ich schon beeindruckend.
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#5

Beitrag von capricky » 24.02.2013, 22:36

Eigentlich braucht man auch gar nicht das Forum bemühen, sondern nur den Onlineshop. Da gibt es Datenblätter zu EL34 von EH und JJ, beide weisen Anodenspannungen bis 800V aus.

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#6

Beitrag von bea » 24.02.2013, 22:51

Da hast Du natürlich Recht.

Das war mir auch bewusst (ich hatte sogar gerade mal nachgeschaut).

In meinem obigen Beitrag hatte ich mir mühsam die Bemerkung verkniffen, dass ich es grätzig fände, wenn man sich nicht mal mehr auf die Specs verlassen könne.

Wenn wir schon dabei sind: Arbeitspunkte sind pro Röhre einstellbar. Ungematchte Röhren sollten also reichen?
(ich möchte jetzt nicht die Kennlinien der beiden alten TFK-Endrohre aus dem Bassking aufnehmen...)
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#7

Beitrag von 12stringbassman » 25.02.2013, 15:32

bea hat geschrieben:Ungematchte Röhren sollten also reichen?
Ich war am Samstag beim Röhrenverstärker-Workshop bei Prof. Manfred Zollner.

Dort gab es im praktischen Teil eine ganze Reihe von Verstärker-Modulen, die zusammengeschaltet einen kompletten Verstärker ergaben.
Es war alles Mögliche einstellbar, u.a. die Symmetrie des Phaseninverters (vier verschiedene Schaltungen, umschaltbar) und die Gittervorspannung der Endröhren (vier verschiedene Paare, mit acht verschiedenen Ausgangsübertragern, beides umschaltbar) in Betrag und Symmetrie (für jedes Röhrenpaar separat).

Manfred spielte auf seiner Paula, und wir haben fleißig an den Knöpfen geschraubt.
Die Unterschiede waren bestenfalls subtil, teilweise unhörbar. Eine zu niedrige Gittervorspannung, also zu "kaltes bias", ist natürlich deutlich hörbar, das klingt schnell krätzig.

Aber ein schiefer PI oder unterschiedlicher Ruhestrom auf den Endrohren oder auch eine Kombination aus beidem ist kaum wahrnehmbar. Man muss schon wissen, auf was man achten muss, dann ist es im AB-Vergleich hörbar.

Wenn man sich vor Augen führt, wieviele tausend Forumsseiten weltweit zu diesem Thema vollgelabert werden, und wie gering der eigentliche Effekt ist, kann man sich eigentlich nur ans Hirn fassen (wall)

Grüße

Matthias

PS.: beim Dirk gibt es Endröhren immer "gemätscht", wenn mehr als eine bestellt wird.
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#8

Beitrag von capricky » 25.02.2013, 15:47

12stringbassman hat geschrieben:

Wenn man sich vor Augen führt, wieviele tausend Forumsseiten weltweit zu diesem Thema vollgelabert werden, und wie gering der eigentliche Effekt ist, kann man sich eigentlich nur ans Hirn fassen (wall)
Volle Zustimmung!
12stringbassman hat geschrieben: PS.: beim Dirk gibt es Endröhren immer "gemätscht", wenn mehr als eine bestellt wird.
...und wenn man die nachmisst, könnte man meinen es hätte auch gereicht, wenn er die einfach nur so paarweise aus dem Regal genommen hätte. So habe ich es die ersten 25 Jahre in meiner Röhrenverstärkerreparaturkarriere nämlich auch nur gemacht, ohne irgendwelche negativen Folgen. Ja, auch nur einzelne defekte Endröhren ersetzt.
Problematisch ist bei so einem alten hochspannenden Amp weniger die Spannungsfestigkeit der Endröhren, sondern der Zustand der Siebelkos. Die sollten vor Inbetriebnahme schon "etwas" formiert werden. Sie sind ja meistens in Serie "kaskadiert", wenn da einer gerade etwas "schwächelt", reisst es den "Guten" mit Blitz, Schweif und Knall in die Elektrolytenhölle :badgrin:

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#9

Beitrag von 12stringbassman » 25.02.2013, 16:24

Deswegen hatte ich das Wort in " " gesetzt ;)

Wie formatiert man Elkos?
In meinem Bass-Amp habe ich auch paarweise in Reihe geschaltete Elkos drin, mit 220k-Symmetrie-Widerständen (350V-Elkos, Anodenspannung 530V). Da hat nix geknallt.
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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#10

Beitrag von capricky » 25.02.2013, 16:37

12stringbassman hat geschrieben:
Wie formatiert man Elkos?
öhh...format C:/....? 8)

Hier ist das ganz gut beschrieben, 2. post: http://www.radiomuseum.org/forum/elkos_ ... ieren.html

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#11

Beitrag von bea » 25.02.2013, 16:59

Die Elkos werden komplett erneuert. Zwei mit sichtbaren Lecks habe ich schon rausgepuhlt. Was wörtlich zunehmen ist - die Drähtchen sind fein säuberlich flach auf die Leiterbahnen gebogen und dann festgelötet. Manchmal hilft da nur abknipsen und Stummel durch Platine schieben.

Zum Formieren der Elkos gibts was bei Guckis Lieblingsfeinden:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Elko-Neuformatieren.htm

und einen länglichen Thread, der selbstverständlich auch "Elkos in die Waschmaschine" und andere Elemente der dortigen Diskussionskultur beinhaltet:

http://www.jogis-roehrenbude.de/forum/f ... category=0

Vor allem aber was im Radiomuseum:

http://www.radiomuseum.org/forum/elkos_ ... ieren.html

Im G-2000 werden die Hochvoltelkos ersetzt. So fürchterlich, wie die Kiste beim ersten groben Funktionstest gebrummt hat, kommt nichts anderes in Frage.
Leider enthält das Gerät noch einen Schraubelko 2500 uF / so um die 100 V. Den gibt es in dieser Bauform nicht mehr; ich würde ihn schon ganz gern formieren.
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#12

Beitrag von capricky » 25.02.2013, 17:10

bea hat geschrieben: Leider enthält das Gerät noch einen Schraubelko 2500 uF / so um die 100 V. Den gibt es in dieser Bauform nicht mehr; ich würde ihn schon ganz gern formieren.
Da schaust Du mal, ob das Gehäuse geöffnet werden kann (geht auch, wenn es wie eine Konservendose gebördelt ist), holst die Eingeweide heraus, säuberst sorfältig die Bauchhöhleund lötest dann einen neuen Kondensator 2200µ auf den Schraubsockel. Kappe wieder auf die Schraubfassung kleben und gut

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#13

Beitrag von bea » 28.02.2013, 08:47

Um das nochmal aufzugreifen:
capricky hat geschrieben:Da gibt es Datenblätter zu EL34 von EH und JJ, beide weisen Anodenspannungen bis 800V aus.
Gibt es denn jetzt belastbare Indizien dafür, dass eine EL34 made by JJ or in China eine vergleichsweise stark verkürzte Lebensdauer hat, wenn sie hart an der Grenze der zulässigen Werte betrieben wird oder ist das jetzt Voodoo? Natürlich unter der Voraussetzung einer einwandfreien Stromversorgung und korrekt eingestellter Arbeitspunkte.

Unabhängig davon werde ich erstmal die alten Röhren verwenden - der abgebrochene Plastikfuß ließ sich ja ankleben. So kann ich die Röhre auf jeden Fall korrekt in die Fassung stecken... (es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie Luft gezogen hat.)
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#14

Beitrag von capricky » 28.02.2013, 10:17

bea hat geschrieben:
Gibt es denn jetzt belastbare Indizien dafür, dass eine EL34 made by JJ or in China eine vergleichsweise stark verkürzte Lebensdauer hat, wenn sie hart an der Grenze der zulässigen Werte betrieben wird oder ist das jetzt Voodoo? Natürlich unter der Voraussetzung einer einwandfreien Stromversorgung und korrekt eingestellter Arbeitspunkte.
Meine "belastbaren Indizien" stammen nur vom eigenen Erfahrungshorizont. Ich schätze mal, dass ich so über 150 Röhren pro Jahr verarbeitete. 70% etwa JJ, ECC83 und EL34. Davon fällt nach 12 Monaten etwa 30% wieder aus. Gefühlte Tendenz - steigend. Diese Röhren werden nicht an ihren elektrischen Grenzwerten betrieben, aber teilweise sicher an der Grenze ihrer mechanischen Belastbarkeit (Vibrationen). Ich bin also auf der Suche nach einer alternativen Marke.

Nochmals zur "Berechnung von Arbeitspunkten" und deren "korrekten Einstellung, ich habe da nichts einzuwenden, aber bei real existierenden Gitarrenverstärkern ist das eigentlich nur reine Rethorik. Wenn Du Dir Schaltpläne der "wichtigsten" Röhrenverstärker der letzten 60 Jahre anschaust, dann wirst Du da zu 70% von Vorstufe bis Phaseninverter das gleiche Design mit gleichen Bauteilewerten finden. Aber die Betriebsspannungen variieren in den Vorstufen von 90V bis 360V, wohlgemerkt bei gleichen Anodenwiderständen 100K und Kathodenwiderständen von mal 820 Ohm, 1,5K oder 2,7k (unabhängig von der Betriebsspannung). Dann kommt noch erschwerend hinzu, daß Spannungsangaben in Schaltplänen nicht den real gemessenen entsprechen. Das hat nun wirklich alles nichts mit korrektem Betreiben von Röhren in ihrem Arbeitspunkt zu tun, sondern eher mit Verzerrungsverhalten von Röhren neben dem korrekten Arbeitspunkt. "Verzerrung" ist hier ein weitgefaßterer Begriff als Distortion oder Klirrfaktor. ...aber das führt jetzt hier alles zu weit und sollte nur mal so eine Anregung zum Nachdenken sein 8)

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#15

Beitrag von bea » 28.02.2013, 14:27

Ok, ist doch schon mal ne Aussage. Im Zweifelsfall sollte ich also eher darauf verzichten, den Verstärker auf der Box abzustellen...

In den alten Dynacords ist die Dimensionierung der Endstufen sehr nah an den Angaben in den Datenblätter gehalten, insbesondere bei den hochgezüchteten B-Endstufen. Die Sollwerte stimmen weitgehend mit den Fallbeispielen aus den alten EL-34-Datenblättern überein.

Eingestellt habe ich bis jetzt gerade mal den Bassking, und zwar nach Herstellerangaben - was bei diesem Gerät wohl auf vergleichsweise geringe Ruheströme hinausläuft. So wie er jetzt tönt, habe ich gar nicht mehr das Bedürfnis, davon abzuweichen.

Das Hauptproblem der Altgeräte könnte m.E. die Kombination "knappe" Heizspannung (also etwas knapper Emission) am unteren Rand der Toleranz bei gleichzeitig hoher Belastung sein. Das gilt jetzt gerade für die Endröhren. Ich frage mich, ob ich mir nicht sogar einen Gefallen tue, die Geräte in 220-V-Einstellung zu betreiben, sofern *alle* Grenzwerte eingehalten werden.
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#16

Beitrag von capricky » 28.02.2013, 14:40

bea hat geschrieben: Ich frage mich, ob ich mir nicht sogar einen Gefallen tue, die Geräte in 220-V-Einstellung zu betreiben, sofern *alle* Grenzwerte eingehalten werden.
Das würde ich bejahen. Röhren in Verstärkern der Musikelektronik halten eh nicht so lange (insbesondere wenn das Gerät noch regelmäßig transportiert wird), als dass man sie irgendwie schonen müsste/ sollte.

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#17

Beitrag von bea » 02.03.2013, 22:51

Würde beim Imperator funktionieren - der hat "nur" 740 V Anodenspannung, beim G-2000 leider nicht.
In meinem Schaltplan kann man das nicht genau genug erkennen, wohl aber in einigen aus der gleichen Zeit mit identischer Endstufe (Gigant 2 und B1001): Ua=790 V.
Muss ich entweder auf (rechnerisch) 757 V verkleinern oder über den Grenzwert von 800 V hinaus. Oder ich verbrate die 50 V in einem fetten Widerstand und bringe damit die LC-Siebung aus dem Lot.... (was ich natürlich unterlassen werde).

Bleibt also wirklich nur, den Spannungswähler auf 240 V zu stellen. Er stand auf 220 ... Gut, dass ich das Ding erstmal im Detail prüfe...


... und das bedeutet zunächst mal im ausgeschalteten Zustand.

Kleine Ergänzung: habe mal den AÜ grob durchgecheckt, mit Kleinsignal: 200 mV PP sekundär an allen drei Ausgängen (4 Ohm, 8 Ohm, 100V), primär beide Windungshälften oszillografiert. Für echte Messungen ist der Tongenerator zwar zu hochohmig, aber die Werte scheinen auf den ersten Blick plausibel. Beruhigend. Auch sonst sieht auf den ersten Blick alles brauchbar aus. Ich bin allerdings noch nicht fertig. Für diese Schritte nehme ich mir ganz bewusst viel Zeit.
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#18

Beitrag von capricky » 03.03.2013, 10:20

bea hat geschrieben:Würde beim Imperator funktionieren - der hat "nur" 740 V Anodenspannung, beim G-2000 leider nicht.
In meinem Schaltplan kann man das nicht genau genug erkennen, wohl aber in einigen aus der gleichen Zeit mit identischer Endstufe (Gigant 2 und B1001): Ua=790 V.
Muss ich entweder auf (rechnerisch) 757 V verkleinern oder über den Grenzwert von 800 V hinaus. Oder ich verbrate die 50 V in einem fetten Widerstand und bringe damit die LC-Siebung aus dem Lot.... (was ich natürlich unterlassen werde).

Bleibt also wirklich nur, den Spannungswähler auf 240 V zu stellen. Er stand auf 220 ... Gut, dass ich das Ding erstmal im Detail prüfe...

So und nun mal raus aus dem Bastelstubenelfenbeintürmchen und rein in die "geerdetet" Realität! ;) Das europische Wechselstromnetz ist nominal mit 230V angegeben bei einer Toleranz von +/- 10%, das wird auch "ausgenutzt". Das heißt aber nocht nicht einmal, dass das auch immer eingehalten wird, es kann auch noch höher oder tiefer sein. Für Deine Grenzwertbetrachtungen bedeutet das, dass Du zu Deinen Berechnungen jeweils 10% dazugeben musst. So können aus Ua 740V schon mal 814V und aus 790V stolze 869V werden. Die 6,3V Heizspannung "taumelt" demnach auch zwischen 5,6V und 6,93V auf dem Toleranzfeld hin und her, das "mehr" ist aber kein wirkliches Problem.
Watt lernt uns dit? Jede Betriebsspannungsangabe ohne Angabe der zu Grunde liegenden momentanen Netzspannung ist recht wertlos, die Berechnung etwaiger Betriebsparameter ohne Berücksichtigung der Toleranzen auch!

capricky

edit: um mal hier nicht allzuviel "Angst und Schrecken" zu verbreiten: Natürlich hatte das "alte" 220V Wechselstromnetz vor 1987 auch eine Toleranz und zwar +/-10%, also 198 - 242V, das latente "Bedrohungspotential" ist nur um 11V gestiegen.

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#19

Beitrag von bea » 03.03.2013, 11:32

Wenn Du es jetzt nicht nachgetragen hättest, hätte ich genau das als Frage aufgebracht.

Ein Großteil der Toleranzen ist also bereits in der alten Schaltungsauslegung "drin". Beispiel Heizspannung: die +-5% gelten für die technische Auslegung, zuzüglich der +-10% unter Betriebsbedingungen.

Welche Toleranzen haben denn die "Grenzwerte"? Sind da die +10% ebenfalls noch "drin", zumal bei einer Röhre, die ja dafür gedacht ist, vom Potential her aus ausgenutzt zu werden (die dicke Endstufe ist im Datenblatt der EL34 beschrieben)? Weil die Endstufen in der Praxis ja gelaufen sind, könnte ich spekulieren, dass das der Fall sein könnte.

Letztlich läuft das allerdings darauf hinaus, dass ich die Toleranzen der Netzschwankungen nicht betrachten muss, weil das bereits bei der Konstruktion geschehen ist. Gedanken muss ich mir in diesem Fall dch wieder nur um den um 4,5% höheren Mittelwert machen.

Beim G-2000 gehe ich ich der Praxis dann wie gehabt auf Nummer Sicher, betreibe ihn nicht zuletzt wegen der ja ebenfalls im Raum stehenden Frage der Qualität heutiger Röhren in 240-V-Position und verdränge mal die um 10% geringere Leistung, die er dann hat.

Ich verdränge sogar, dass es da vor der Primärwicklung einen Widerstand von 5,6 Ohm gibt, der in der 220-V-Position aktiv ist, und den man rein theoretisch etwas vergrößern könnte .... (wozu ist der eigentlich wirklich gedacht - im Betrieb fallen an ihm lastabhängig ca. 5-10 V ab?)
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#20

Beitrag von capricky » 03.03.2013, 14:12

bea hat geschrieben:
Welche Toleranzen haben denn die "Grenzwerte"? Sind da die +10% ebenfalls noch "drin", zumal bei einer Röhre, die ja dafür gedacht ist, vom Potential her aus ausgenutzt zu werden (die dicke Endstufe ist im Datenblatt der EL34 beschrieben)? Weil die Endstufen in der Praxis ja gelaufen sind, könnte ich spekulieren, dass das der Fall sein könnte.
Alles darüber geschieht auf eigenes Risiko. Grenzwerte stellen halt die Grenze garantierter Werte dar. Da sind auch 2000V in einem Datenblatt zu finden, allerdings bei einem Anodenstrom von Null.
Überhaupt schienen Hersteller aus der "guten alten Röhrenzeit" mit unterschiedlichen Mengen Mut beseelt gewesen zu sein, bei der Angabe von Betriebs- und Grenzwerten, wenn ich mir gerade so ein paar EL34 Datenblätter von Mullard, Telefunken, Philips und RFT usw. anschaue.
In Sichtweite meines "Tellerrandes" hatten die "Kraftverstärker" mit angegeben 800V die Toleranz "reklametechnisch" eingearbeitet, ich erinnere mich an Messwerte von 720 - 740V

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#21

Beitrag von capricky » 03.03.2013, 14:18

bea hat geschrieben:.

Ich verdränge sogar, dass es da vor der Primärwicklung einen Widerstand von 5,6 Ohm gibt, der in der 220-V-Position aktiv ist, und den man rein theoretisch etwas vergrößern könnte .... (wozu ist der eigentlich wirklich gedacht - im Betrieb fallen an ihm lastabhängig ca. 5-10 V ab?)
Das wird sehr wahrscheinlich eine Art Einschaltstrombegrenzung sein, gekoppelt mit dem Standbyschalter, wie ich bei einem flüchtigen Blick auf den Schaltplan sah

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#22

Beitrag von bea » 23.05.2013, 23:54

Erfolgserlebnis: die Endstufe scheint zu funktionieren,

Ein paar Meßwerte, im Leerlauf oder nahezu Leerlauf, Netzwahlschalter auf "240V":

Heizung: 6,06 V
Ua: 770 V
Ug0: -39 V - der Sollarabeitspunkt entspricht offenbar der maximal einstellbaren negativen Gittervorspannung.

Kleinsignaleinspeisung (100mv PP - 5V PP) über den Gridstopper der erste Röhrenstufe - Verstärkung an der 4 Ohm-Klemme ca. 2.8.
Das ist etwas weniger als der Sollwert - Dynacord gibt eine Eingangsempfindlichkeit von 7 V direkt am Gitter und eine Verstärkung an der 4 Ohm-Klemme von 4 an. Unter Berücksichtigung des Teilerverhältnisses Gridstopper / Gitterableitwiderstand also ca. 15% zu wenig. Das Signal ist sauber. Auch von dem gräßlichen Brummen, das das Gerät beim Kauf hervorbrachte, ist nichts zu spüren.

Jetzt muss ich nochmal in mich gehen, ob ich die Endstufe nicht vielleicht doch in 220-V - Position betreiben sollte, wie ich es beim Eminent 2 und beim Imperator tue. (Ja, ich weiß, ich könnte vorher die Anodenspannung unter Vollast messen - aber das mag ich meinen Lastwiderständen nicht zumuten...)

Fein.

Für die Vorstufen brauche ich "nur" noch eine Quelle für die alten Tandempotis; ich möchte ungern die alten Module des G-2000 ausschlachten, und ich möchte die Originalknöpfe nach Möglichkeit weiterverwenden.
LG

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#23

Beitrag von bea » 26.07.2015, 21:46

Diesen alten Thread grabe ich mal wieder aus; denn auch hier geht es immer mal wieder ganz langsam weiter. Auch nach dem Tausch des Siebelkos für die Halbleiterschaltung ist das kratzende Rauschen aus den Vorstufen deutlich hörbar. Es kommt im wesentlichen aus der Mischstufe. Die Platine beherbergt außerdem die Spannungsstabilisierungen für alle anderen Transistorbaugruppen.

So überzeugt von der Dynacord-Technik bin ich nicht, als dass ich da Lust hätte, viel Aufwand reinzustecken (mein Hybrid-Eminent aus der gleichen Generation klingt schlechter als die noch mit Röhren bestückten ersten Modelle dieser Serie).

Daher werde ich die schadhafte Platine entfernen (nicht entsorgen) und zunächst mal einen Kanal in Röhrentechnik aufbauen. Die Randbedingung, die alten Doppelpotis weiter zu nutzen, möchte ich gerne aufrechterhalten; in meinem Fundus befinden sich zwei abgerauchte HiFi-Favorit, die ich im Zweifelsfall ausschlachten kann.

Die Röhren werden, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, alle aus einem einzigen Heizkreis versorgt, der mit 2x6,3 A abgesichert ist. Da dürfte noch Luft für eine oder zwei weitere ECCs sein.

So, und jetzt zur Schaltung: weil als Lautstärkepotis Tandempotis mit nur 100 kOhm zur Verfügung stehen, habe ich mich für die ECC81 in den Vorstufen entschieden. Die besitzt einen geringen Innenwiderstand (10-12 kOhm) und kann trotz hoher Verstärkung recht hohe Ströme liefern. Prima zum Ansteuern eines Tonestacks oder von Lastimpedanzen von nur 100 kOhm.

Für die Dimensionierung gibt es im Gerät ein Beispiel, nämlich die erste Röhrenstufe. Das ist eine normale Katodenbasisstufe, Katodenwiderstand 3 kOhm, Anodenwiderstand 220 kOhm. Ruhestrom 1 mA, Anodenspannung 160 V bei einer Versorgungspannung von 410 V. Für mich vollkommen einleuchtend dimensioniert - das sollte ich einfach übernehmen. Als Verstärkung ergibt sich für ein System der ECC81 50-fach.

Hier mal ein erster Schaltungsentwurf, in dem ich allerdings schon ein wenig an der Dimensionierung der Koppel- und Katoden-Cs gespielt habe:
Preamp_Schem.pdf
(26.32 KiB) 272-mal heruntergeladen

Und hier das Kleinsignalverhalten lt. Spice. Der Abfall zu den tiefen Frequenzen hin ist erwünscht.
Preamp_Freq.pdf
(69.75 KiB) 241-mal heruntergeladen
Als Tonestack wird eine modifizierte Version der "BoneRay"-Schaltung von Merlin Blencowe verwendet. Es handelt sich im Prinzip um die bekannte 1-Knopf-Regelung, bei der aber zusätzlich eine Mittenbadewanne eingestellt werden kann. Vor der Klangregelung und hinter der zweiten Stufe jeweils ein Lautstärkepoti. Weil das nur 100 kOhm hat, ist die Quellimpedanz für das Tonestack immer vernünftig gering.

Ich möchte einfach mal sehen, wie sich das im Vergleich zur normalen 1-Knopfregelung bewährt. Falls nicht, reicht die Verstärkung ja allemal auch für eine James-Schaltung.
LG

Beate

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#24

Beitrag von bea » 31.07.2015, 01:52

So, und hier mal erste Bilder im Sinne eines "Bauthreads". Die alten Module habe ich nach und nach entfernt und alles in Bilder festgehalten.


Bild

Bild

Momentan bin ich mir noch ein wenig unsicher, wo die Röhre(n) hinsoll(en), so dass ich die Potis passend zur vorhandenen Skalenbeschriftung verwenden kann und ohne dass ich mir die Möglichkeit verbaue, die Funktion des "unteren" Kanals komplett zu rekonstruieren (mit Tremolo).

Trotz potentiell schlechter Belüftung werden die Röhren wohl horizontal nahe der Oberkante der Frontplatte ihren Platz finden, und trotz potentieller Probleme mit dem Isolationsabstand werde ich wohl mit Lochrasterplatinen arbeiten müssen (und bei den Hochspannung führenden Leitungen eine Rasterreihe freilassen). Aber so ganz wohl ist mir dabei nicht.
LG

Beate

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Re: Dynacord G-2000 Umbau, Baubericht

#25

Beitrag von bea » 19.08.2015, 15:07

Gaaaanz laaaangsam gehts auch hier weiter:

alle alten Module ausgebaut, die Doppelpotis getestet (sie sterben ganz gern an Schleiferbruch), Sockel und Heizung für zunächst eine Röhre montiert.
DSC_2899.JPG
Hier schon mal ein paar Bauteile ein- bzw. angelötet. An der Röhre (ECC81) fehlen noch die Katoden-Cs. Hier wage ich es tatsächlich ausnahmsweise mal, Tantal-Elkos zu verwenden.
DSC_2904.JPG
Auf dem Platinchen fehlt noch der Hochlastwiderstand der Siebkette. Außerdem enthält es noch die Koppelkondensatoren, die Klangregelung und die Lautstärkepotis.
Die Schaltung ist so ausgelegt, dass ich an der ursprünglichen Röhrenstufe, die einen Signalpegel von 7 V erwartet, einen zweiten Kanal einmischen kann. Das wird wohl auch kommen, sobald Erfahrungen mit dieser Stufe vorliegen.
LG

Beate

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