Resonanzfrequenz bei Pup's

Potis, Schalter, Tonabnehmer, Kondensatoren und Platinen;
wie verschalte ich was richtig?
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Haddock
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Resonanzfrequenz bei Pup's

#1

Beitrag von Haddock » 03.02.2016, 10:16

Guten Morgen,

ich weiss das dieses Thema schon sehr oft hier besprochen wurde. Jedoch begreife ich bis heute nicht was die Resonanzfrequenz ist, macht oder wie man sie beeinflussen kann. Würde sich jemand mir annehmen und es mir verständlich erklären (ein turitorial für Elektronik Legasteniker quasi) ? ....Jaja bei uns Schweizern geht es halt manchmal etwas länger...

Besten Dank.

Gruss
Urs

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capricky
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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#2

Beitrag von capricky » 03.02.2016, 11:18

Haddock hat geschrieben:Würde sich jemand mir annehmen und es mir verständlich erklären
Nöö! :badgrin:

capricky

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MiLe
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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#3

Beitrag von MiLe » 03.02.2016, 11:42

OK, ich wage einen Versuch, aber mit einem Satz bekomme ich das auch nicht hin ;)

Die elektrische Übertragungsfunktion eines Pickups verläuft ab dem Tiefton-Bereich erst mal linear, alle Frequenzen/Töne/Obertöne werden gleichlaut wiedergegeben.

Jeder Pickup hat eine Resonanzfrequenz, meist im Bereich 1500-6000 Hz. Kurz vor dieser Frequenz steigt der Frequenzgang stark an (die entsprechenden Frequenzen werden also lauter widergegeben) und erreicht bei der Resonanzfrequenz sein Maximum. Danach fällt er steil ab, so ca. 2 Oktaven über der Resonanzfrequenz hört man kaum noch was von den Frequenzen, die in den Pickup reingehen (Saitenschwingung)

Neben der Lage der Resonanzfrequenz (in Hz) ist noch die Ausprägung/Güte der Resonanz wichtig. Es gibt Pickups, da ist die Resonanzfrequenz kaum zu sehen/hören, bei anderen ist sie sehr prägnant - die Frequenzen, die um sie herum liegen, werden also überproportional laut widergegeben.

Die Höhe der Resonanzfrequenz wird im Wesentlichen beeinflusst durch die Induktivität/Anzahl der Wicklungen des Pickups und die Lastkapazität. Gitarrenkabel bilden so eine Kapazität, ebenso wie der Ton-Kondensator. Je größer diese Kapazität, also je länger das Kabel, desto mehr sinkt die Resonanzfrequenz zu niedrigeren Frequenzen. Eine sehr hohe RF wirkt spitz, eine sehr niedrige quäkig, im Extremfall wie ein WahWah in fixierter Mittelstellung. Anheben kann man sie passiv kaum (außer durch Wechsel auf ein kürzeres/besseres Kabel), absenken geht mit Kondensatoren vom heißen Signal zur Masse. Nach diesem Prinzip arbeitet der Tone-Poti, mit dem eine (meist viel zu große) Kapazität per Poti gegen Masse geregelt wird.

Die Ausprägung der Resonanzspitze wird stark durch die Pickup-Konstruktion beeinflusst, z.B. Polepieces aus Wicheeisen und Magnet drunter oder Polepieces als Magnet selbst oder auch eine Metallplatte unter dem Pickup als Träger. Da kommt eventuall auch ein Unterschied der Magnatmaterialien (Alniko, Keramik, Neodym) zum Tragen.
In der Schaltung hinter dem Pickup ist die ohmsche Belastung des Pickups maßgebend, also der Eingangswiderstand des Amps und die Belastung durch die Potis. So ergeben z.B. ein Volume und ein Tonepoti zu 250 KOhm eine Belastung von 125 KOhm, zusammen mit einer Eingangsimpedanz des Amps (meist 1 MOhm) wird der Pickup somit mit 100 Kohm belastet. Das ist relativ viel und senkt die Resonanzausprägung, oft bis zur Unkenntlichkeit.
Was man machen kann: Potis mit großen Werten (1 MOhm) erhalten die Ausprägung besser, Potis mit kleinen Werten bügeln sie Weg. Wenige Potis erhalten sie besser als viele. Wenn die Resonanzfrequenz für den eigenen Geschmack zu ausgeprägt ist, kann man sie mit einem Widerstand von der heißen Ader zur Masse dämpfen.

Kurz: Nimm einen Pickup mit hoher, ausgeprägter Resonanzfrequenz und Du kannst per Widerstand und Kapazität die Resonanzfrequenz und damit die Übertragungskurve beliebig senken und abflachen. Ein Pickup mit niedriger und wenig ausgeprägter Reso bietet da kaum noch Veränderungsmöglichkeit, weil Anheben von Frequenz und Ausprägung kaum möglich ist.

So - kürzer hab' ich's leider nicht geschafft ;), irgendwie ist das Ganze in Worten aber auch schwerer/umständlicher zu berschreiben als mit Bildern. Vielleicht hilft dieser Post auch weiter, den hatte ich in meinem Baubericht zur Maple-Walnut:
viewtopic.php?f=61&t=4156&hilit=walnut&start=50#p67748

oder hier: viewtopic.php?f=61&t=4156&hilit=walnut&start=50#p67748
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#4

Beitrag von capricky » 03.02.2016, 11:46

...und ich wollte gerade das hier posten:

Also die Resonanzfrequenz.... da stellen wir uns mal ganz dumm und sagen so.... (think) ...dit soll Dir der Michael (MiLe) erklären, der hat Arta.... und ick hab gerade keene Zeit! 8)

capricky :D

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#5

Beitrag von capricky » 03.02.2016, 12:01

Juut jeschrieben (clap3) , ich wage dennoch zarte Korrekturen:
MiLe hat geschrieben:Die elektrische Übertragungsfunktion eines Pickups verläuft ab dem Tiefton-Bereich erst mal linear, alle Frequenzen/Töne/Obertöne werden gleichlaut wiedergegeben.
Nee gleichlaut wäre anders - die Ausgangsspannung ist linear bis zum Anstieg auf die Resonzfrequenz und dem anschließenden Abfall.


MiLe hat geschrieben:Die Ausprägung der Kapazität wird stark durch die Pickup-Konstruktion beeinflusst, z.B. Polepieces aus Wicheeisen und Magnet drunter oder Polepieces als Magnet selbst oder auch eine Metallplatte unter dem Pickup als Träger.
Du meinst hier sicher die Induktivität.

capricky

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#6

Beitrag von MiLe » 03.02.2016, 12:22

ups - sorry :oops:
1. Bin nicht sicher - für's grundlegende Verständnis sollte es aber egal sein.
2. Ja, ist falsch und nein, Induktivität meinte ich auch nicht sondern Ausprägung (der Resonanzspitze)
Danke für's sorgfältige Lesen :)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#7

Beitrag von capricky » 03.02.2016, 12:35

MiLe hat geschrieben:...meinte ich auch nicht sondern Ausprägung (der Resonanzspitze)
... dafür wäre dann Wicklungswiderstand und äußere Belastung durch Potis verantwortlich.

Also Summe der Kapazitäten - Kabel, Tonkondensator, (parasitäre) Wicklungskapazität und Induktivität (die bilden zusammen einen Parallelschwingkreis) sind für die Lage der Resonanzfrequenz zuständig, die Summe der Widerstände (Wicklung, Potis, Ampeingangswiderstand) für die Höhe und Güte/Ausprägung/Stärke der Resonanz.

capricky

edit: "Summe" der Widerstände ist auch blöd formuliert, die einen liegen parallel, die anderen in Reihe, dämpfen tun sie aber beide!

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#8

Beitrag von MiLe » 03.02.2016, 12:50

Wenn Du so weiter machst, wird mir schwindlig :)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#9

Beitrag von capricky » 03.02.2016, 13:04

MiLe hat geschrieben:Wenn Du so weiter machst, wird mir schwindlig :)
Is doch Kinderkram... das war 1967 mein mündl. Physikprüfungsthema 10. Klasse, Schwingkreise und Thompsonsche Schwingungsgleichung! :D

capricky

edit: das muss ja hier so ins Theoretische entgleisen.... :cry: , vielleicht sollte Haddock mal eine oder mehrere praxisbezogene Fragen stellen...? (think)

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#10

Beitrag von MiLe » 03.02.2016, 13:30

Eigentlich brauchts ja nur einen Blick auf eine Messkurvenschar in der Pickup-Datenbank. Ausgehend von einem bestimmten Pickup, deren Eigenschaften wir nicht/schwer ändern können, geht's ja nur um die äußere Beschaltung, und da ist, wie Du sagst:

Je mehr Kapazität gegen Masse (Kabel, Tone-Kondensator), desto niedriger die Frequenz der Resonansspitze
Je weniger Wiederstand gegen Masse (i.d.R. Potis) desto flacher die Resonanzspitze

Beispiel: download/file.php?id=27936&mode=view/La ... 0S-100.jpg

Mehr oder gar das warum und mit welcher Formel muss man doch eigentlich gar nicht wissen ;)
Liebe Grüße,
Michael

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Re: Resonanzfrequenz bei Pup's

#11

Beitrag von Haddock » 03.02.2016, 15:22

Hallo,

vielen Dank. Ich werde mir das mal zu gemüte führen und dann kommen die praxisbezogenen Fragen.

Gruss
Urs

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