Epiphone Mudbucker
Dank Bea
gibt's wieder was Neues zu messen, und da sind hochinteressante Kandidaten dabei
Los geht's mit dem Epiphone Mudbucker: Ein Sidewinder mit gigantischen Außmaßen (64x52x29mm) und beachtlichem Gewicht: 305 Gramm
Also schon mal empfohlen am Steg bei kopflastigen Bässen
Als erstes dachte ich bei dem Teil an einen dicken Trafo, aber zu meiner Überraschung zeigt das gute Stück erstaunliche Qualitäten, die ich ihm auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte.
Zuerst mal der Aufbau: die beiden liegenden (ultrafetten) Spulen scheinen auf einer gemeinsamenm durchgehenden, 1,8 mm dünnen Stahlklinge zu sitzen. Zwischen den Spulen führt dann ein 3lagiger Stahlblock die Feldlinien Richtung Saite, an den Rändern sind Ferrite angesetzt. Es wird also prinzipiell 3reihig abgenommen, mit -140/30/-140 mT. Der Stahl-Mittelpol ist also deutlich schwächer. Ich vermute, daß die sehr dünne Stahlklinge in den Spulen da schon in der Sättigung ist und nicht mehr Feldstärke zur Mitte transportieren kann.
In der Praxis dürfte sich das eher wie eine 2Punkt-Abnahme auswirken mit 48 mm Abstand zwischen den Polreihen, also recht tief liegenden Auslöschungsfrequenzen.
Montiert ist das Ganze auf einer 2 mm dicken Messingplatte.
Wenn man das Teil sieht, denkt man erst mal an ein dumpfes aber lautes Monster. Weit gefehlt: DC-Widerstand 1,2 KOhm, das ist weder hoch noch wirklich niederohmig. Induktivität 2,7 H, das ist gemessen am Widerstand ein mehr als ordentlicher Wert. Es wurde also offenbar ein recht dicker Draht gewickelt, und davon auch noch relativ viel. Geschätzt 4000 Wicklungen/Einzelspule (mit derartigen Wicklungszahlen komme ich bei meinen Sidewindern auf vergleichbare Induktivitäten), ca. 2 Ohm/Meter, müsste sich also um einen 0,1 mm Draht handeln.
Ergebnis sind die daumendicken Spulen, die, seriell verschaltet, an meiner Messvorrichtung (rotierende Gitarrensaite) freundliche 100 mV Ausgangsspannung liefern. Eher sogar mehr, denn meine rotierende Saite erfasst nicht die gesamte Breite des Mudbuckers, dazu ist sie zu kurz. Das ist ein durchaus gesunder Wert, der keines Vorverstärkers bedarf.
Achtung: Ausnahmsweise X-Achsen-Skalierung bis 20 Hz, da Bass-PU!
Dazu kommen je nach Kabellänge eher hoch angesiedelte Resonanzfrequenzen zwischen 4 und 6 KHz mit moderater Güte. Die moderate Windungszahl erzeugt eine eher hohe Güte, einiges Eisen im und um den Kern zieht die Güte wieder nach unten, so daß am Ende eben für meinen Geschmack sehr ausgewogene Werte herauskommen. Die leichte Senke im Mittenbereich um 1,5 KHz dürfte ebenfalls aus dem Eisenanteil und dessen Verteilung resultieren.
Interessant bei der Messung war, daß sich noch selten ein Kandidat im unteren Frequenzbereich dermaßen linear gemessen hat. Das dürfte aus der Niederohmigkeit resultieren. Es fließt mehr Strom, wodurch sich Störungen auf den teils offenen Messleitungen weniger auswirken. Auf jedenfall sehr angenehm zu messen und wohl auch bei weniger gut abgeschirmten Kabeln sehr unempfindlich gegen Einstreuungen.
Fazit: Sieht auf den ersten Blick aus wie ein dumpfer Krawallbruder, entpuppt sich dann aber eher als Feingeist. Man soll eben keine Schlüsse aus Äußerlichkeiten ziehen
Nachtrag: Aufgrund der ungewöhnlichen Grundkonstruktion habe ich mal versucht, den Aufbau magnetmäßig in FEMM zu simulieren um eventuell einen Ansatzpunkt für weitere Optimierungen zu finden:
Auffällig sind 2 Dinge:
1. Die Dichte der Feldlinien über der Mittelklinge im Zusammenspiel mit der Saite ist höher als erwartet - eventuell ergibt sich doch eher eine 3-Punkt-Abnahme mit Auslöschungen von Frequenzen mit der halben Wellenlänge 47 und 23,5 mm.
2. Der untere Teil der Wicklung bekommt nur recht wenig ab und dürfte zum Output daher auch nur sehr wenig beitragen. Wie viel eine Optimierung hier pegelmäßig bringen würde ist schwer zu sagen, da man gemeinhin davon ausgeht, daß die entfernteren Wicklungsbereiche ohnehin kaum etwas zum Output beitragen - Magnetfeld hin oder her. Sog gesehen wäre es dann gerade egal.
Mehr würde es ausmachen, die in den Spulen liegende Klinge durch Ferritmagneten zu ersetzen. Bei der geringen Stärke der Klingen (1,5 mm) gäbe es aber hier zum einen ein Beschaffungsproblem und zum anderen ist unklar, wie der Aufbau im Inneren aussieht: Draht direkt auf Klinge oder Bobbin dazwischen? Also lieber doch nicht
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