Lötübung: Switch tauschen bei Hohner ST57

Potis, Schalter, Tonabnehmer, Kondensatoren und Platinen;
wie verschalte ich was richtig?
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Hightower
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Lötübung: Switch tauschen bei Hohner ST57

#1

Beitrag von Hightower » 20.02.2022, 20:14

Moin zusammen,

nachdem mein erstes Selbstbauprojekt im Probebetrieb verharrt (ich mag die Dicke einfach nicht wieder zerlegen), obwohl noch einiges zu tun wäre, habe ich mir meine alte ST57 hergenommen, deren Elektrik lahmte.

Da ich mit Lötkolben & Co. noch nicht so richtig warm bin und der Bass noch zwei weitere PUs bekommen soll, dachte ich mir, dass die Hohner ein gutes Übungsobjekt sein könnte.

Vorweg: ich bilde mir nicht, ein, mit diesem Beitrag irgendjemandem etwas Neues beizubringen, mir sind bei dieser Aktion aber 2-3 Dinge aufgefallen, die ich hier dokumentiert habe.
Vielleicht kann' s jemand mal gebrauchen...

Daher habe ich möglichst viele Fotos gemacht - sollte jemand zusätzlichen Bedarf haben - PN genügt...
Irgendwann male ich vielleicht auch nochmal einen Schaltplan zum Original.

Bei der Bass-Elektrik habe ich mich noch mit meinen alten Lötkolben der Marke Billig ziemlich herumgeärgert (Aufheizzeit ewig, Wärmenachschub beim Potilöten kläglich, egal, ob 30 oder 80 Watt), deshalb musste erstmal neues Werkzeug her.
Nach ein wenig Recherche bin hier schließlich bei diesem hängengeblieben: https://www.ersa-shop.com/ersa-ptc70-te ... -8703.html
Bin kein Fachmann, aber bisher bin ich damit absolut zufrieden. Einfache Temperturvorwahl, schnelle Aufheizung und auch für das Ent-/und Verlöten der Masseverbindung am Tremolo-Ankerblech (oder wie das heißt ;) ) genügend Leistung.
Die mitgelieferte Meißelspitze mit einer Breite von 2,2mm passte für die Lötstellen in diesem Fall perfekt.
Kabel ist lang genug, etwas steif, aber viel besser als bei meiner Billigware.
Was noch fehlt, ist ein vernünftiger Lötkolbenständer.

Zurück zum Patienten:
Meine alte Hohner Professional ST57, 1989 neu gekauft für 450,- DM.
Dieses Modell hat das auf zwei Schrauben gelagerte Tremolo mit drei Zugfedern an der Rückseite.
Recht stimmstabil, allerdings nutze ich das Trem so gut wie gar nicht...

Ich muste bei meinen Recherchen feststellen, dass es zu diesem Modell (und den Hohner E-Gitarren der 80er allgemein) nur noch wenig Dokumentation gibt, Schaltpläne schon mal gar nicht. Die verwendeten Teile variierten offenbar häufig.
Auf den Liebhaberseiten findet man wesentlich die gleichen Infos, höchstens mal ein paar Infos zu den Exoten oder besonders gesuchten Modellen...

Die Gitarre ist im Originalszustand, lediglich die hintere Tremolo-Abeckung fehlt (Kumpels haben mir damals erzählt dass die kein Mensch braucht und beim Saitenwechsel eh bloß im Weg ist) :roll:

Habe nie richtig spielen gelernt, das Schätzchen wanderte zusammen mit dem Verstärker schließlich in den Keller aber über die Zeit in mehren Umzügen immer mit.
2014 zog ich sie schließlich wieder hervor, um damit die Beweglichkeit meiner linken Hand zu erhalten, die Geschichte dazu in aller Kürze in meinem Bassbauthread.
Da die Klampfe immer im Koffer verstaut war, ist der Allgemeinzustand recht gut geblieben, aber der Ton wurde immer schlechter - Knacken, Rauschen Brummen oder auch mal gar kein Ton, vor allem in Mid- und Neckposition.

Da ich hier erstmal nix kaputt machen konnte und eine Stratkopie in Sachen Verdrahtung und Ersatzteilen eine gute Anfängerbasis zu sein schien, bestand die Übung darin, die ST wieder laut zu machen.
Also Saiten runter und als erstes die Masseverbindung an der Rückseite getrennt.
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Dann Klinkenbuchse abgeschraubt und abgelötet
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Das Pickguard abschrauben, und vorsichtig unter dem überstehenden Griffbrett (die ST57 hat 22 Bünde) herausziehen, dazu musste ich den Halspickup ganz hochdrehen.
Erste Überraschung: die ST ist offensichtlich ein Kind der 80er - die PU-Fräsungen hätten auch eine HSH-Bestückung aufgenommen.
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Wenn ich also irgendwann mal dem Modfieber verfallen sollte, hätte ich hier eine gute Basis...

Dann das Pickguard umgedreht und untersucht:
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Als erstes fallen die PUs selbst auf - so eine "Interpretation" von Single Coils hatte ich bis dahin noch nicht gesehen mit überlangen Polepieces und Magneten unterhalb des Bobbin - aber gut, wenn's denn funktioniert...
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Ich hatte mir vorher einige klassische Strat-Schaltungen angesehen - im Vergleich dazu fällt auf, dass der Kondensator an das zweite Tonepoti gelötet wurde.
Der Switch ist eine geschlossene Fernost-Variante - erstmal nicht ungewöhnlich, allerdings mit Masseanschluss und einer Pin-Belegung, die mir untypisch erscheint...
Die handwerkliche Ausführung erscheint meinem Laienauge als durchaus OK, meine Lötstellen sehen oft deutlich schlechter aus..
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Überrascht war ich dann doch, als ich die Prägung auf den Potis gesehen habe - allesamt 500kOhm...
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Nunja, passt für mich ins Bild, den Klang der Guten würde ich schon als höhenreich, den Stegpickup als geradezu schneidend beschreiben...

Also, alles erstmal auf Durchgang gemessen, danach war schon klar, dass der Schalter raus musste.
1:1-Tausch fiel aus, da alle anderen Schalter, die ich finden konnte (auch die Asien-Varianten) anders aussahen.
Also habe ich mich entschieden, einen klassischen 7ender-5-Way-Switch einzubauen, da dessen Schaltungen bestens dokumentiert (Bild 6) und nachvollziehbar sind, ohne dass man als Laie lange herumexperimentieren oder messen muss.
Ein weiteres Argument für mich war, dass die Anschlussmaße hier bekannt sind, die ansonsten eher mal fehlen, also Glückssache sein können ;)

Also Schalter bestellt, gibt's z.B. hier: https://www.thomann.de/de/fender_5wayswitch.htm

Während der Wartezeit habe ich ein wenig den Putzlappen kreisen lassen, bevor es an die Montage ging.

Abstand der Montageschrauben passt einwandfrei, der Hebel scheint etwas dicker auszufallen, der Schlitz im Pickguard ist aber breit genug. Die Knöpfe der Fernost-Schalter passen bekanntermaßen nicht, sind aber dem neuen Schalter beigelegt.
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Das Anlöten der Litzen ist dank der grozügigen Ösen auch für einen Anfänger wie mich kein Problem, trotz der knappen Kabellängen.
IMG_20220123_142839917.jpg
Die weißen und bunten Kabel sind schnell zugeordnet, aber wohin mit dem Massekabel?
Im Gegensatz zu seinem asiatischen Vorgänger hat der 7ender keine Masseöse, dafür weist der Rockinger-Schaltplan eine Brückenverbindung aus, die an der ST57 nicht existiert...
Der erste (falsche) Versuch sah so aus:
Masse: schwarzes Kabel
Masse: schwarzes Kabel

An dieser Stelle, nach dem Prinzip "wird schon...!", keine Lust mehr, alles durchzumessen ("Und wo kriege ich außerdem ein Signal her?"), habe ich den schmerzhaften Weg der Erkenntnis beschritten: alles zusammenbauen, Erdung am Trem anlöten, Saiten aufziehen, Stimmgerät einstöpseln - geht nicht...!
Am Verstärker auch nix, nicht mal ein Brummen... War klar - selbst schuld, Faulheit rächt sich eben... :p

Also wieder auseinander bauen und die Verdrahtung laut Plan umsetzen: Massekabel vom Schalter ab und die Brücke anlöten:
IMG_20220206_161502097.jpg
Diesmal habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, wo der Strom sinnigerweise durchmuss und nachgemessen.
Ergebnis: diese Schaltung benötigt das zusätzliche Massekabel nicht, also ablöten und gut ist.

Erneuter Zusammenbau, Saiten drauf, Stimmgerät dran - alles gut.
Schalter schaltet ohne Zwischengeräusche, alle PUs geben laut, Toneregelung funktioniert wie sie soll (Tone 1 für Neck, Tone 2 für Mid, Steg ohne Toneregelung).

Nicht die modernste Schaltungsvariante und mit dem Stegpickup kann man Glas schneiden, aber erstmal bin ich glücklich... :D

Der Charme an der Methode "Pickguard bestücken" ist, dass man alles in Ruhe und gut zugänglich zusammensetzen kann - und auch mal komplett tauschen kann - falls mir mal nach ner Superstrat ist... :D
Ich hab jedenfalls ein paar nützliche Dinge gelernt und freue mich so langsam auf das "Enhancement" meines Viersaiters...

Viele Grüße
Ralf
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Re: Lötübung: Switch tauschen bei Hohner ST57

#2

Beitrag von Drifter » 20.02.2022, 21:34

Irgendwie kenn ich den Weg, den Du da gerade gehst.

Bei mir ist es aber schon ein paar Jahrzehnten her, dass ich mit einer Ibanez Blazer ähnliches vollführte.

Viel Spaß beim modden!

lG

Norbert
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