Leichte oder schwere Mechaniken?

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bea
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Leichte oder schwere Mechaniken?

#1

Beitrag von bea » 18.12.2011, 20:37

Eigentlich passt dieses Thema nicht so recht hierher, aber ich finde keinen besseren Ort. Es geht eigentlich um etwas anderes als Mechaniken, nämlich die Masse der Kopfplatte bei E-Gitarren und Bässen bzw um die Eigenschaften des Halses. Mechaniken sind hier nur Mittel zum Zweck. Daher bitte im Zweifelsfall verschieben.

Die Kopfplatte hat neben ihrer Funktion als Saitenhalter zwei andere "Wirkungen":

a) sie beeinflusst die Kopflastigkeit des Instruments.
b) sie beeinflusst den Klang des Intruments, und zwar sowohl die Klangfarbe als auch das dynamische Verhalten.

Die Masse des Intrumentenkopfes lässt sich durch seine Konstruktion steuern, ggf. durch Zusatzmassen und durch die Wahl der Mechaniken.

Weil der Tausch von Mechaniken ins Geld geht und zudem ausgesprochen zeitaufwendig ist, fände ich es hilfreich, wenn vor dem Kauf bereits qualitativ abschätzen könnte, ob ich jetzt eher leichtere oder eher schwerere Mechaniken benötige, vor allem aus klanglichen Gründen.

Vielleicht fasse ich mal meine bisherigen Erfahrungen zusammen:

- bereits seit längerem weiß ich, dass mein Flying-V-Bass heller klingt, wenn er möglichst leichte Mechaniken hat. Noch nicht geprüft habe ich, wie sich das auf Attack und "Druck" des Intruments auswirkt.

- meiner dicken Archtop tun schwerere Mechaniken gar nicht gut; vielleicht ist es sogar besser, wenn sie leichtere bekommt.

- bei meiner Flying V-Gitarre (Semiakustik, geschraubter Framus-Schichtholz-Hals, Schaller M6) tue ich mich schwer: sie steht ein wenig mehr "vorne", wenn der Kopf beschwert ist, wird aber von Ton her "flacher".

- bei allen meiner anderen Instrumenten ist es eindeutig: sie gewinnen durch Zusatzmassen im Klang, und zwar teilweise sehr deutlich. Es handelt sich durchwegs um nieder- bis mittelpreisige Gitarren aus Korea und China: eine SG, die Samick Royale, den Vester Witch-Bass und die beiden Epiphone EB-Bässe. Von den Epiphones weiß ich, dass ich mit dieser Einschätzung nicht alleine stehe. Mein Eindruck ist, dass es eigentlich immer darum geht, mit einer vergleichsweise größeren Masse das Einschwingverhalten des Instruments zu verbessern.

Wäre es nicht interessant, wenn wir Kriterien hätten, nach denen das zumindest im Sinne eines "ersten Wurfs" geplant werden könnte?
LG

Beate

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#2

Beitrag von Magfire » 18.12.2011, 20:43

Hallo Bea,

diese Thematik hatte ich mit meinem Hardware-Händler auch diskutiert.
Er baut auch selber Gitarren und meinte, das Instrument würde umso besser klingen, je weniger Gewicht auf der Kopfplatte ist.
Mir fehlt leider die Selbstbau-Erfahrung, um diese Aussage bestätigen zu können.
Ich bin aber gerne bei Versuchsreihen dabei.
Sinnvoll fände ich so einen Ratgeber aber auf jeden Fall, das hilft doch ungemein in der Planung...!

Viele Grüße,
Philip

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#3

Beitrag von dreizehnbass » 18.12.2011, 21:43

Magfire hat geschrieben:Hallo Bea,

diese Thematik hatte ich mit meinem Hardware-Händler auch diskutiert.
Er baut auch selber Gitarren und meinte, das Instrument würde umso besser klingen, je weniger Gewicht auf der Kopfplatte ist.
Mir fehlt leider die Selbstbau-Erfahrung, um diese Aussage bestätigen zu können.
Ich bin aber gerne bei Versuchsreihen dabei.
Sinnvoll fände ich so einen Ratgeber aber auf jeden Fall, das hilft doch ungemein in der Planung...!

Viele Grüße,
Philip
Dann müsste ja ein Headless am besten klingen? :)
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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#4

Beitrag von bea » 18.12.2011, 21:52

Unter Umständen ja.

Um die Umstände geht es mir.
LG

Beate

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#5

Beitrag von 12stringbassman » 18.12.2011, 21:59

Interessanter Ansatz.

Ich könnte mit meinem letzten Instrument eine Versuchsreihe machen (wenn die Elektronik endlich tut). Es hat eine sehr kleine und kompakte Kopfplatte mit den leichtesten Mechaniken und einen dicken starren Hals aus harten Hölzern inklusive CFK-Einlagen. Ich könnte versuchsweise Zusatzgewichte an die Kopfplatte anbringen und testen.

Grüße

Matthias
"Denken ist wie googeln, nur krasser!"

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#6

Beitrag von dreizehnbass » 18.12.2011, 22:04

hm, ich kann mir jetzt nicht vorstellen dass eine Mechanik grossartig Schwingungsdämpfend sein kann. Alleine von ihrem Gewicht her.
Fender Bässe mit Saitenniederhalter und riesiger Kopfplatte klingen auch gut- schwere Mechanik.
Ein Höfner Headless den ich mal da hatte klang auch sehr gut.

Es spielt auch eine Rolle wie groß der Knickwinkel am Sattel ist. Wenn der Kopfplattenwinkel groß ist ist auch der Zug an der Mechanik etwas geringer. (think)

Also die Saite hat ja an der Brücke/Saitenhalter, am Sattel und an der Mechanik kontakt zum Instrument. Wobei Die Saite ja schon am Sattel Energie ins Instrument abgibt.

Ich glaube der Unterschied zwischen schwere und leichte Mechanik ist vom Klang her marginal.
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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#7

Beitrag von 12stringbassman » 18.12.2011, 22:15

Hallo Daniel,

es geht hier wohl eher darum, wie die Masse der Kopfplatte inklusive Mechaniken, also alles was nach dem Sattel kommt, die Schwingungsknoten des Gesamtsystems beeinflusst.

Gruß

Matthias
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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#8

Beitrag von dreizehnbass » 18.12.2011, 22:28

Ah ok, das müsste man mal wissenschaftlich untersuchen.
Werde mal die Instrumentenbauprofis fragen...
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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#9

Beitrag von capricky » 18.12.2011, 22:46

Eine 1kg schwere Schraubzwinge versuchsweise an einer Stratkopfplatte angebracht, verschiebt schwingungstechnisch deadspots um ein Halb- bis Ganzton. Sie sind also nicht weg, sondern nur woanders. Bei den 100 - 150g Mehrgewicht, die eine schwere Mechanik gegenüber einer leichten aufweist, verspüre ich deutlich eine Zunahme der Kopflastigkeit, aber nicht wirklich irgendwo eine Veränderung im Klangverhalten. Ich bevorzuge also leichte Mechaniken, vorzugsweise Klusonnachbauten von Gotoh.

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#10

Beitrag von bea » 18.12.2011, 23:39

Deadspots müssen ja oftmals nicht allzu weit verschoben werden. Es sollte ja reichen, wenn sie auf Vierteltönen sitzen...

Die Effekte, die ich beschrieben habe, sind aber andere, um Deadspots geht es mir hier nur am Rande:

Zum einen geht es um Attack, zum anderen um den "Frequenzgang": in der Vergangenheit habe ich regelmäßig darüber berichtet, wie da bereits kleine Änderungen große Wirkung erzielen. Erinnere Dich bitte an mein Experiment aus dem alten Forum, als ich die Flügel der Mechaniken meines V-Basses abgeschraubt hatte und einen deutlich brillianteren Klang fand. Oder an meine Aussage zur EB-3-Kopie, dass die Zusatzmasse den Ton dunkler, aber präziser machten. Im AB-Vergleich zu einem unmodifizeirten Bass deutlich zu hören; im Musiker-Board hat jemand durch Verwendung der schweren Schaller BM an dem Instrument ähnliche Effekte beobachtet. Ist also nicht nur auf meinem Mist gewachsen.

Derartige Effekte sind auch bei Streichinstumenten bekannt. Geigenbauer verwenden daher durchaus auch leichtere oder schwerere Wirbel, z.T. mit Messingachse, um das Instrument abzustimmen. Da geht es dann um wenige Gramm!

Unabhängig davon sind schwere Mechaniken ja in jedem Fall nur ein Kompromiss. Wenn (solange!) man das konstruktiv steuern kann. Wenn man allerdings auf Vorgaben angewiesen ist, z.B. fertige Hälse oder gar komplette Instrumente mit akustischen Schwächen kauft, kann die Frage in dieser Form wichtig werden.
LG

Beate

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#11

Beitrag von bea » 19.12.2011, 00:08

12stringbassman hat geschrieben: es geht hier wohl eher darum, wie die Masse der Kopfplatte inklusive Mechaniken, also alles was nach dem Sattel kommt, die Schwingungsknoten des Gesamtsystems beeinflusst.
Eigentlich geht es ja wohl darum, den Hals möglichst leicht und möglichst stabil zu bekommen. Deshalb war ich ja auch so scharf darauf, einen Basshals ganz ohne Stahlstab zu bauen... Mit Ahorn oder gar Mahagoni allein wird das bei Stahlsaiten relativ schwierig.
LG

Beate

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#12

Beitrag von potomac » 19.12.2011, 00:17

Wenn das Gewicht der Kopfplatte, egal wodurch, soooo viel Einfluss auf den Sound haben sollte, dann kommen aber noch einen Haufen anderer Faktoren dazu.

- Halslänge
- Halsstärke
- Bünde oder Fretless
- Masse das Halses (materialbedingt)
- Länge der Kopfplatte
- Winkel der Kopfplatte
- Anordnung der Mechaniken 6L, 6R oder 3+3 usw.
- Stärke der Saiten
- usw. Experten fällt dazu sicher noch mehr ein.

Wie all diese Faktoren zusammenspielen, wäre sicher eine wissenschaftliche Abhandlung wert. Die Masse der Kopfplatte dürfte da nur eine Variable von vielen sein.
Gruß
Wolfgang

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#13

Beitrag von bea » 19.12.2011, 01:02

Sie ist halt nahezu die einzige Stellschraube, an der man nachträglich drehen kann bzw. die nicht vorgegeben sind. Weil sie das ziemlich massereiche Ende eines schwingenden Systems ist, hat sie halt auch einen deutliche Einfluss auf den Klang.

Die von mir beschriebenen Effekte treten übrigens relativ unabhängig von der Saitenstärke oder -Konstruktion auf.
LG

Beate

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Re: Leichte oder schwere Mechaniken?

#14

Beitrag von capricky » 19.12.2011, 11:20

bea hat geschrieben:Deadspots müssen ja oftmals nicht allzu weit verschoben werden. Es sollte ja reichen, wenn sie auf Vierteltönen sitzen...

Die Effekte, die ich beschrieben habe, sind aber andere, um Deadspots geht es mir hier nur am Rande:
Das war mir klar, mir ging es darum mal in etwa mit diesem Extrembeispiel zu quantifizieren, welchen Einfluß wieviel Gewicht an der Kopfplatte nimmt. Um das noch zu Ende zu bringen - Zusatzgewichte lösen keine Deadspotprobleme, selbst wenn ich sie um 2 Ganztöne verschieben könnte, sind sie sie nicht weg, sondern auch nur woanders. Die sind ja meist nicht nur auf eine Note beschränkt, sondern auf 2 - 3, da hilft ein Viertelton ebensowenig.
bea hat geschrieben:Zum einen geht es um Attack, zum anderen um den "Frequenzgang": in der Vergangenheit habe ich regelmäßig darüber berichtet, wie da bereits kleine Änderungen große Wirkung erzielen. Erinnere Dich bitte an mein Experiment aus dem alten Forum, als ich die Flügel der Mechaniken meines V-Basses abgeschraubt hatte und einen deutlich brillianteren Klang fand. Oder an meine Aussage zur EB-3-Kopie, dass die Zusatzmasse den Ton dunkler, aber präziser machten. Im AB-Vergleich zu einem unmodifizeirten Bass deutlich zu hören; im Musiker-Board hat jemand durch Verwendung der schweren Schaller BM an dem Instrument ähnliche Effekte beobachtet. Ist also nicht nur auf meinem Mist gewachsen.
Eine leichte Veränderung im Attackverhalten nach dem Wechseln von Mechaniken meine ich im unverstärktem Spiel auch zu hören, für mich wird aber im trainerdeutsch - Attack an der "Brücke entschieden", oder "Attack ist an der Brücke" 8) .
Zunahme an Brillianzen beobachte ich in meiner Praxis auch, das liegt aber daran, dass ich beim Mechanikenwechsel auch zwingend einen Saitenwechsel vornehme. ;)
bea hat geschrieben: Wenn man allerdings auf Vorgaben angewiesen ist, z.B. fertige Hälse oder gar komplette Instrumente mit akustischen Schwächen kauft, kann die Frage in dieser Form wichtig werden.
Instrumente mit schwingungstechnischen Schwächen gibt es zweifellos, hier sollte man aber bereits beim Kauf darauf achten, mit anderen Mechaniken rettet man da nichts, man macht aber den Hardwaredealer glücklich. Bei den Hälsen seien die zum Schrauben gelobt, hier kann man mit Glück einen harmonierenden Korpus finden

capricky

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