Alles über Spirituslack

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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Diego Dee
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Alles über Spirituslack

#1

Beitrag von Diego Dee » 12.09.2019, 21:58

Im Thread von liz mit dem Thema: "Besaitung & Restaurierung einer alten Gitarre" bin ich wegen dem schönen, Geigenmässigen Finish der restaurierten Gitarre auf Spirituslack aufmerksam geworden.
Da ich diesen Thread nicht weiter mit Fragen zum Spirituslackieren zutexten möchte mache ich deswegen ein eigenes Thema auf.
Ich habe über diese Art Lack leider nicht viel gefunden (über Schellack findet man wesentlich mehr), scheint aber was klassisches zu sein.


Hier soll sich nun alles um Spirituslack drehen.

Was ist der Unterschied zwischen Schellack und Spirituslack? Natürlich die Zusammensetzung, aber wie sehen die Unterschiede im weiteren aus?
Wieso wählt man Schellack oder Spirituslack aus, welche unterschiedlichen Endergebnisse sind zu erwarten?
Man kann ihn Sprayen oder Pinseln, wäre nett wenn sich der eine oder andere mit Tipps zur Verarbeitung zu Wort meldet.
Kann man Sprayen und Pinseln Kombinieren?
Wäre das überhaupt Sinnvoll?
Mit welchem Füller schließt man am besten die Poren?
Wie habt ihr den Lack individuell eingefärbt?
Welche Methode ergibt das beste abschließende Finish?
usw.

Ich freue mich schon auf eure Antworten (dance a)
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Re: Alles über Spirituslack

#2

Beitrag von JürgenLut » 13.09.2019, 04:38

Schellack ist meistens nur ein Bestandteil von Spirituslack. Bei Geigen werden "geheimnisvolle" Harze hinzugefügt, die den Lack weicher und elastischer machen. Bei Gitarrenlack ist der Mischung normalerweise härteres Harz beigemischt. Die Mischung sollte immer etwas weicher werden, umgekehrt erzeugt man feine Oberflächenrisse.
Man kann den Lack auch spritzen. Doch allein schon der Preis ist hinderlich. Da gehen leicht mal 100€ daneben. Beim Pinseln (und spritzen) ist zu beachten, dass der Lack sich zum Rand hin aufwölbt. Daher sind sehr dünne Schichten sinnvoll, die üblicherweise bei Gitarren mit dem Ballen aufgetragen werden.
Spirituslacke lassen sich einfärben. Nach dem Grundlack kommt ggf. Farblack, dann etwas weicherer farbloser Überzugslack.
Der klassische Porenfüller ist Bimsmehl.

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Re: Alles über Spirituslack

#3

Beitrag von Diego Dee » 13.09.2019, 07:00

JürgenLut hat geschrieben:
13.09.2019, 04:38
Beim Pinseln (und spritzen) ist zu beachten, dass der Lack sich zum Rand hin aufwölbt. Daher sind sehr dünne Schichten sinnvoll....
Das mit dem aufwölben verstehe ich nicht ganz.
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Re: Alles über Spirituslack

#4

Beitrag von Gerhard » 13.09.2019, 07:38

Diego Dee hat geschrieben:
13.09.2019, 07:00
JürgenLut hat geschrieben:
13.09.2019, 04:38
Beim Pinseln (und spritzen) ist zu beachten, dass der Lack sich zum Rand hin aufwölbt. Daher sind sehr dünne Schichten sinnvoll....
Das mit dem aufwölben verstehe ich nicht ganz.
Gib einen runden Tropfen Lack auf eine Fläche und lass ihn trocknen. Der Lack zieht sich zum Rand hin und bildet dort einen dickeren Wulst. Das ist sehr lästig wenn man ein Loch füllen will ;)
Das gleiche passiert auch bei größeren Flächen, nur nicht so ganz sichtbar.

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Re: Alles über Spirituslack

#5

Beitrag von Diego Dee » 13.09.2019, 16:45

@liz
Das dürfte so ähnlich aussehen wie bei der Innenwand von einem Cognacglas wenn der Alkohol verdunstet.

Du hast dein Spirituslackfinish so beschrieben:

Nachdem du einige Lackschichten aufgesprüht hattest, trocknen lassen und dann abschließend mit einem Ballen verrieben.
So ist dann die "Geigenmäßige Oberfläche der Decke bei deiner restaurierten Gitarre entstanden.
Was genau hast du bei diesem Arbeitsgang gemacht und was waren die Hilfsmittel?
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Re: Alles über Spirituslack

#6

Beitrag von Gerhard » 13.09.2019, 17:11

Diego Dee hat geschrieben:
13.09.2019, 16:45
Nachdem du einige Lackschichten aufgesprüht hattest, trocknen lassen und dann abschließend mit einem Ballen verrieben.
So ist dann die "Geigenmäßige Oberfläche der Decke bei deiner restaurierten Gitarre entstanden.
Was genau hast du bei diesem Arbeitsgang gemacht und was waren die Hilfsmittel?
Nicht verrieben, sondern vertrieben! Das ist ein Arbeitsgang, bei dem der Lack geglättet wird. Funktioniert wie Schellack aufpolieren, nur ohne Schellack! Also den Ballen nur mit Alkohol und ein bisschen Öl auf die Fläche. Durch die Arbeit in Längsrichtung (mit Druck) werden die weichen Teile der Jahresringe auf der Decke hineingedrückt, die Holzstruktur tritt heraus. Das sieht dann "geigenmäßig" aus, weil Geigen eben auch so aussehen.

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Re: Alles über Spirituslack

#7

Beitrag von Diego Dee » 13.09.2019, 20:40

Wow, und ich habe echt gedacht es handelt sich um einen Schreibfehler!
Sorry, ist keine Kritik, ich hab das noch nie irgendwo so vernommen.

Lack vertrieben....das Endergebnis sieht auf jeden Fall oberamtlich aus, nochmal Kompliment, sowas will ich auch.
Jetzt verstehe ich, daß man diesen Lack auch durchaus Pinseln kann.
Sollte es leichte Streifen vom Pinseln geben, dann kann man die Oberfläche auch hier vertreiben (im Sinne von homogenisieren, glätten).
Sehe ich das richtich?

Hat ein Lackauftrag mit Spirituslack eine dickere Schichtstärke als Schellack?
Könnte ich den zum Porenfüllen nehmen evtl. ohne Bims?
Oder ist dafür 2K Füller besser geeignet?
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Re: Alles über Spirituslack

#8

Beitrag von Gerhard » 14.09.2019, 11:45

Diego Dee hat geschrieben:
13.09.2019, 20:40
Jetzt verstehe ich, daß man diesen Lack auch durchaus Pinseln kann.
Sollte es leichte Streifen vom Pinseln geben, dann kann man die Oberfläche auch hier vertreiben (im Sinne von homogenisieren, glätten).
Sehe ich das richtich?
Also, der Pinselauftrag ist schon relativ schwierig. Das Zeug trocknet nämlich sehr schnell, ein gleichmäßiges Ergebnis schafft man da nur mit sehr viel Übung. Ich persönlich mache das nicht. Vertreiben reicht da zum glätten wahrscheinlich nicht, da müsstest du schon einen Schliff machen vor dem Polieren. Übrigens, Nassschliffe bei Spirituslack (oder Schellack) kann man nicht mit Wasser machen. Dazu nimmt man Öl!
Diego Dee hat geschrieben:
13.09.2019, 20:40
Hat ein Lackauftrag mit Spirituslack eine dickere Schichtstärke als Schellack?
Könnte ich den zum Porenfüllen nehmen evtl. ohne Bims?
Oder ist dafür 2K Füller besser geeignet?
Ja, ich denke die Schicht wird schon etwas dicker als bei einer Schellackpolitur. Ohne Bims oder Talkum wird das aber nichts mit den gefüllten Poren! Ich verwende zum Porenfüllen eigentlich nur noch Epoxidharz.

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Re: Alles über Spirituslack

#9

Beitrag von Svenson » 26.09.2019, 13:40

Hat wer Erfahrung mit Herdim ? Bei Dictum wird es als sehr widerstandsfähig bei mechanischer Belastung beworben.
Generell würden mich Alternativen zu Schellack interessieren oder auch Möglichkeiten diesen härter zu machen.

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Re: Alles über Spirituslack

#10

Beitrag von kehrdesign » 26.09.2019, 15:57

Mir ist kein Lack auf Alkoholbasis bekannt, der härter als Schellack wird.
Die speziellen Geigenlacke hingegen u. a. auch Propolis Mischlacke sind absichtlich zäh-elastisch. Herdim ist mir nicht bekannt.
Als Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Belastung kann neben der Härte (als Widerstand gegen Verformung) auch die Festigkeit (als Widerstand gegen Zerstörung) gemeint sein und letztere bedingt nicht automatisch auch Härte.

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Re: Alles über Spirituslack

#11

Beitrag von JürgenLut » 27.09.2019, 23:20

Leute, macht euch doch frei von irreführenden Bezeichnungen: Schellack ist nur ein Bestandteil eines guten Gitarrenlackes. "Spirituslack" trifft es wesentlich besser. Billige Lacke mit hohem Anteil an Schellack taugen oft gar nichts und werden nach Jahren wie ein Pfannkuchen ohne Ei.
Einen harten Lack, für Geigen zu hart, bietet Hammerl als Gitarrenlack an. Nicht billig, aber preiswert. Mit dem habe ich seit 30 Jahren beste Erfahrungen gesammelt.
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Re: Alles über Spirituslack

#12

Beitrag von Diego Dee » 29.09.2019, 14:27

Trägst du den mit dem Ballen oder mit Spraypistole auf, oder verarbeitest du den Lack in beiden Varianten?
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Re: Alles über Spirituslack

#13

Beitrag von zu4lu » 09.09.2021, 08:31

JürgenLut hat geschrieben:
27.09.2019, 23:20
Leute, macht euch doch frei von irreführenden Bezeichnungen: Schellack ist nur ein Bestandteil eines guten Gitarrenlackes. "Spirituslack" trifft es wesentlich besser. Billige Lacke mit hohem Anteil an Schellack taugen oft gar nichts und werden nach Jahren wie ein Pfannkuchen ohne Ei.
Einen harten Lack, für Geigen zu hart, bietet Hammerl als Gitarrenlack an. Nicht billig, aber preiswert. Mit dem habe ich seit 30 Jahren beste Erfahrungen gesammelt.
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