Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

wie und womit erreiche ich das gewünschten Finish?
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Wursti
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Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#1

Beitrag von Wursti » 26.05.2019, 15:17

Hallo in die Runde, ich bin der Neue. :)
Bin 36, aus der Nähe von München, spiele seit langem Gitarre. Meine Bastelarbeiten beschränkten sich bisher auf den Austausch von PUs, aber jetzt will ich auch mal ein bisschen mehr machen. Ich starte als Anfänger einfach mit einem Rockinger Tele Bausatz (unbehandelte Hölzer). Das Zusammenbauen und Löten krieg ich hin. Hier soll es um die Oberflächenbehandlung gehen.

Der Korpus ist aus Erle. Hier möchte ich mit gelber Clou Tütenbeize eine Art Butterscotch Blonde hinbekommen (hat hier jemand Erfahrung: lieber das helle Gelb 151 oder das dunklere 152?). Danach soll geölt werden. Ich habe mich für Hermann Sachse Hartöl entschieden. Das soll nicht ganz farblos sein, sondern das Holz etwas dunkler machen (daher vielleicht lieber die hellere Beize?). Ich werde wohl einfach an Holzstücken probieren, bis ich farblich ein ordentliches Ergebnis habe...

Meine Frage nun: Kann man dieses Hartöl auch für den unbehandelten Ahornhals und dabei insbesondere auch für das Griffbrett verwenden? Zur Behandlung von unlackierten Ahorngriffbrettern habe ich bisher kaum etwas gefunden. Lemonoil soll man ja nicht verwenden, das soll bei Ahorn zu Flecken führen. Oder soll ich das Griffbrett komplett unbehandelt lassen und nur die Halsrückseite ölen? Das Griffbrett dürfte dann aber schnell verdrecken?! Oder gibt es (außerhalb des Lackierens) ein ultimatives Oberflächenfinish für Ahorngriffbretter, das ich noch nicht endeckt habe?

Vielen Dank und viele Grüße
Der Wursti

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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#2

Beitrag von Simon » 27.05.2019, 10:26

Hey Wursti, herzlich willkommen!

Zu deinen Fragen: ich denke nicht, dass du mit beizen ein Butterscotch Blonde hinbekommen wirst; Erle ist ja ein eher rötliches Holz, ich kann mir schwer vorstellen dass gelbe Beize hier den gewünschten Effekt bringt; eigentlich wird die Farbe lackiert, hierzu gibt es fertig gemischte Dosen zB bei Gitarrenbastler. Alternativ könntest du vielleicht (keinerlei Garantie auf Richtigkeit) die Erle erst bleichen, und dann gelb beizen, das könnte vielleicht klappen; mach bitte auf alle Fälle genügend Teststücke!

Zum Ahornhals: ich habe viel probiert, finde aber inzwischen, dass es keine Alternative zu einem lackierten Ahorngriffbrett gibt. Außer vielleicht es komplett mit Epoxi zu beschichten,.... alle von mir mit Ölen behandelten Griffbretter sahen nach kürzester Zeit schon sehr versifft und vergraut aus, nicht das was man normalerweise beabsichtigt!.... sprich willst du länger damit glücklich sein lackiere es! :)
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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#3

Beitrag von Wursti » 28.05.2019, 20:31

Hallo und danke für die Begrüßung.

das mit der Beize muss ich ausprobieren. So ne Cloutüte kostet ja nicht die Welt. Es muss jetzt auch nicht der 1:1 Butterscotch Blonde Farbton sein. Wenn es etwas dunkler wird, wäre es auch nicht tragisch. Scheiße soll's natürlich nicht aussehen, daher werde ich erstmal an anderen Holzstücken üben. Und wenn es gar nicht klappt, wird's vielleicht doch eine andere Farbe (dann wohl eher etwas dunkles).

Zum Griffbrett: Rockinger teilte mir, dass auch auf ihren unlackierten Griffbrettern eine Schutzversiegelung sei, die aber nicht ewig halte. Lackieren kommt bei mir aufgrund der begrenzten Möglichkeiten leider nicht in Frage. Zur Not lass ich es unbehandelt. Und wenn es versifft hab ich immerhin ein natürliches Aging. :-)

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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#4

Beitrag von zappl » 28.05.2019, 22:55

Ein geöltes Ahorn-Griffbrett ist zwar immer ein Kompromiss gegenüber einem lackierten, aber nicht zwingend ein fauler. Ich würde sagen, es kommt ganz drauf an. ;)

Welches Öl wurde verwendet, wie oft wird das Instrument gespielt, wie hält der Spieler es mit der Maniküre und sauberen Händen ;) , wie hoch sind die Bünde, bzw. berühren die Fingerkuppen das Griffbrett beim Spielen? Wie "aggressiv" ist der Handschweiß?

Habe mich gerade eben u.a. um das Ahorn-Griffbrett meines Basses gekümmert. Behandelt wurde das Griffbrett dazumal mit einigen Aufträgen Tru-Oil. Die letzte Pflege ist locker ein dreiviertel Jahr oder länger her. Gespielt wird der Bass geschätzt 5-10 Stunden pro Woche. Das ist zwar recht wenig, aber auch dafür hält sich die Verschmutzung bzw. der Abrieb wirklich in Grenzen:
20190528_205119.jpg
20190528_205109.jpg
Der Siff war mit einem Küchenpapier und etwas Lemon-Oil schnell beseitigt. Abschließend gab es noch einen Tropfen Kamelienöl und das Griffbrett glänzte wie am ersten Tag. ;)
20190528_211612.jpg
20190528_211618.jpg
Wenn das Instrument nicht unbedingt am nächsten Tag wieder benötigt wird kann man bei der Griffbrettpflege auch nochmal 1-2 Schichten des verwendeten Hartöls auftragen. Dadurch wird sicher ein langfristiger Schutz erreicht.
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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#5

Beitrag von Wursti » 22.06.2019, 22:53

So, meine Gitarre ist weitgehend fertig (Saitenniederhalter und Setup fehlt noch. Für mein Erstprojekt bin ich sehr zufrieden). Erle mit gelber Clou Tütenbeize sieht so aus:
Clou gelbe Tütenbeize auf Erlebody
Clou gelbe Tütenbeize auf Erlebody
Clou gelbe Tütenbeize auf Erlebody2
Clou gelbe Tütenbeize auf Erlebody2
Danach kam Holzsiegel (2 Schichten mit Zwischenschliff per Pinsel aufgetragen). Das Holzsiegel hat nochmal ordentlich angefeuert. Das ganze ist nun nicht mehr wirklich gelb, eher honigfarben oder dunkler Bernstein. Mir gefällt's trotzdem.
Clou Holzsiegel.jpg
Clou Holzsiegel2.jpg
Die fertige Gitarre:
Gitarre fertig.jpg

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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#6

Beitrag von Drifter » 23.06.2019, 11:32

Sehr ordentlich, ich hätte meine Freude damit!

lG

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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#7

Beitrag von Poldi » 23.06.2019, 12:08

Drifter hat geschrieben:
23.06.2019, 11:32
Sehr ordentlich, ich hätte meine Freude damit!

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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#8

Beitrag von capricky » 23.06.2019, 20:11

Der gebeizte Body gefällt mir richtig gut! (clap3)

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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#9

Beitrag von penfield » 24.06.2019, 08:52

Stimmt. Schöne Farbe!
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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#10

Beitrag von thoto » 26.06.2019, 20:51

Gefällt mir! Schön, schlicht, zeitlos. Bravo!
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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#11

Beitrag von Stoi62 » 27.01.2023, 18:02

Hi,
Dein Beitrag ist zwar schon ne Weile her, aber ich bin aktuell in derselben Situation, wie du (damals) :)
Für weolches Öl hattest Du dich zum Ölen des Griffbrettes entschieden und wie war / ist Deine Erfahrung damit?
Ich habe mir nen Rickenbacker-Bass nachgebaut - eben mit Ahorn-Hals und -Griffbrett (Necktrough) und die Bodywings sind aus Erle. Ich bin weitgehend fertig - es fehlen noch Fräsung für Klinkenbuchse und Batteriefach. Und dann gehts an finishen.

Würde mich freuen, wenn Du mir von deinen Erfahrungen berichten könntest. Aus welcher Gegend um München kommst Du? ich bin aus Poing :)

Gruß
Bernhard

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Re: Welches Öl für unlackiertes Ahorngriffbrett?

#12

Beitrag von Wursti » 27.01.2023, 18:17

Stoi62 hat geschrieben:
27.01.2023, 18:02
Hi,
Dein Beitrag ist zwar schon ne Weile her, aber ich bin aktuell in derselben Situation, wie du (damals) :)
Für weolches Öl hattest Du dich zum Ölen des Griffbrettes entschieden und wie war / ist Deine Erfahrung damit?
Ich habe mir nen Rickenbacker-Bass nachgebaut - eben mit Ahorn-Hals und -Griffbrett (Necktrough) und die Bodywings sind aus Erle. Ich bin weitgehend fertig - es fehlen noch Fräsung für Klinkenbuchse und Batteriefach. Und dann gehts an finishen.

Würde mich freuen, wenn Du mir von deinen Erfahrungen berichten könntest. Aus welcher Gegend um München kommst Du? ich bin aus Poing :)

Gruß
Bernhard
Hi Bernhard,

ich war schon länger nicht mehr hier im Forum. Ich habe für den Hals der Telecaster komplett Hermann Sachse Hartöl benutzt. Dadurch bekommt das Ahorn eine Tönung und dunkelt etwas in Richtung Honig/Bernstein. Am Anfang stinkt es nach Pommesbude (besteht ja im Wesentlichen aus Leinölfirnis und Nussöl), aber das geht vorbei, wenn es richtig getrocknet ist. Und dafür ist es wirklich natürlich. Bin nach wie vor sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das hat gut funktioniert. Ich habe mir zwischenzeitlich auch eine Strat gebaut und auch da den Hals mit demselben Öl behandelt. V.a. das Einschleifen des Öls in die Rückseite des Halses ist wirklich super. Dadurch wird er unglaublich seidig glatt und "schnell". In Bezug auf die Bespielbarkeit würde ich das jeder Lackierung immer vorziehen. Ich bin aus Fürstenfeldbruck, also quasi auf der anderen Seite.

Beste Grüße

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