Telecaster Butterscotch relic nur Body

Frischling · #1

Da ich noch einmal eine Telecaster bauen darf, kann ich hier einen kleinen Baubericht für den Body einstellen.

Dieses mal soll es eine 51 Nocaster werden.

1. Schritt

Bei alten Telecaster sind die Jahresringe und Poren mit einer weißen Substanz gefüllt. Fender benutzte wahrscheinlich einen Füllspachtel ähnlichen wie man den bei einem der Gibson Factory-touren sieht. Es ist eine Masse in der Konsistenz eines Milchshake. Hier verwende ich einfach einen Molto Holzspachtel aus der Tube und verdünne entsprechend mit Wasser. Der Spachtel wird einfach mit einem Pinsel einmassiert , und bevor er abbindet mit einem Tuch abgerieben. Damit er nicht schneeweiß ist, färbe ich ihn mit ein wenig Gilb ein. Als Gilg bezeichne ich eine Mischung verschiedener Brauntöne, etwas Gelb und einen Hauch Grün.
Wenn der Spachtel abgetrocknet ist schleife ich den Body noch einmal komplett ab.

Da mein Handy abgekackt ist, habe ich hierfür kein Bild.

Frischling · #2

2. Schritt

Als nächster Schritt füller ich den Body. Dafür verwende ich einen ganz normalen Nitrolack, den ich mit etwas Weiß leicht eintrübe. Auch hier wieder einen Hauch Gilb.
Wenn man das ganze mit dem Pinsel gut in alle Richtungen aufträgt, ist der Body nach einer Schicht porenfrei.

Wieder trocknen lassen und schleifen.

Frischling · #3

3. Schritt

Als nächsten Schritt spritze ich noch mal eine Schicht Filler. Hierbei werden die Zargen etwas dicker gespritzt. Bei meerteiligen Bodys hatte Fender damals richtig dick Filler drauf, um vermutlich die Stoßkante, welche an der Seite recht gut zu sehen war, zu kaschieren.
Ein weiterer Effekt des weißen Fillers ist, dass die Esche makellos Weiß und gleichmäßig aussieht.

Trocknen, schleifen

Frischling · #4

4. Schritt

Als nächstes kommt die wirkliche Farbe dran. die wird in mehreren Schichte gleichmäßig aufgetragen.
Hier erschrickt man im ersten Moment, da das ganze sehr grell rüber kommt, aber die gelben Farbpigmente verlieren recht schnell an Intensität.

Zwischen jedem Lackiervorgang unbedingt schleifen.

Frischling · #5

5. Schritt.

Als letzte Lackschicht wird das Butterscotch mit Gilb und Weiß eingefärbt. Hiermit soll der vergilbte und durchs Licht stumpfe Lack nachgestellt werden.

Das ganze bleibt jetzt erst mal ein bis zwei Wochen liegen.

#6

Bin gespannt auf den relic- Teil!!!!

Tadellose Arbeit bisher!!!

Frischling · #7

So, und heute geht es weiter.

Dieser Schritt geht nur bei Nitro-Lack.

Der Lack sollte für den nächsten Schritt größtenteils ausgehärtet sein.

Vorsichtig den Lack an denen stellen abschaben, wo nachher das Endprodukt auch keinen Lack mehr haben soll.
Dazu nehme ich entweder ein Alulineal ( Aluleiste ) oder die Seite eines Stechbeitels. Hier ist Vorsicht geboten, dass nicht zu viel weg kommt, und nachher eventuell die "Schramme" unter die Hardware oder Pickguard läuft.
Wer sich hier unsicher ist, sollte die Hardware montieren, und danach wieder abmontieren.

Nun kommt Kältespray zum Einsatz.
Gleichmäßig von außen nach innen den Lack immer wieder vereisen.

Frischling · #8

Als nächstes wird die Hardware und das Pickguard montiert.
Danach werden die ganzen Dings und Dongs "auf-/eingearbeitet"
Weniger ist hier mehr.

Frischling · #9

Beim nächsten Schritt wird der Verschleiß im Groben eingearbeitet.
Hierfür verwende ich 600 Nassschleifpapier.

Frischling · #10

Beim nächsten Schritt muß man zügig und mit Gefühl zur Sache gehen.
Hier empfehle ich einige Versuche vorher zu machen.

Mit schwarzem oder grauem ( je nach Wunsch der Verschmutzung ), stark verdünnten Lack wird der Schmutz der letzten Jahrzehnte eingearbeitet.
Hierfür nehme ich ein Stück Küchenpapier.

Wie gesagt zügig und ohne Druck, da Lack Lack anlöst.

Frischling · #11

Beim nächsten Schritt wird der ganze Schmodder mit 600 Nass wieder runtergeschliffen.
Nun bleibt in den Dings und Dongs, Kratzern, Poren usw. der Schmutz übrig.
Da mir bei dieser Gitarre der Hals das Maß des Agings vorgibt, muß es recht rustikal zur Sache gehen.
Ich lasse auch an den typischen Stellen, wo man selten oder nie putzt etwas von dem Schmodder übrig.

Zum Schluss schleife ich mich an den entsprechenden Stellen durch die Lackschichten, um so den "natürlichen" Verschleiß zu imitieren.
Ziel ist es, von oberster, verschossenen Lackschicht, bis zur Grundierung alles entsprechend dabei zu haben.

Nun zum Schluss noch mal mit 1200 Nassschleifpapier großzügig drüberschleifen.
Zum Schluss wird poliert. Hierfür nehme ich diesen herrlich schlechten Polierball aus dem Baumarkt. ETWAS 8000 Festool-Politur drauf und auch wieder entsprechend dem Verschleiß polieren.
Man braucht keine Angst zu haben, dass das Ergebnis zu gut wird, das schafft der Polierball eh nicht.

Frischling · #12

Der Eine oder Andere wird sich mittlerweile gefragt haben, ob ich der einzig normale in meiner Welt bin. Aber es geht noch weiter :mrgreen: .

Wer jetzt nach den Rissen im Lack sucht, wird diese nur schwer oder garnicht sehen. Auch ist das Gelb des Butterscotch noch zu grell. Also brauchen wir Alterung.
Dazu legen wir den Body ganz einfach mal für einige Tage auf dem ÜBERDACHTEN Balkon o.ä., Und zwar so, dass tagsüber die Sonne drauf knallt, und nachts der Tau drauf kann. Natürlich sollte es nicht in den Regen kommen.
Hierfür gibt es zwar eine Kurzvariante, die ich aber mal weg lassen möchte.

Natürlich kommt jetzt die Frage, macht dem das nichts aus?
Weniger als die letzten 60 Jahre für das Original.

Frischling · #13

Nachdem der Body mehrere Tage draußen lag, hat die Intensität der gelben Farbpartikel nachgelassen, und die Risse im Lack sind leicht aufgequollen.
Als letzter Schritt rühre ich Wasser und schwarze Farbpigmente ( keine Beize ) an, und reibe sie in den Body ein. Jetzt füllen sich die Risse und blanken Holzstellen.

Fertig.

Im Moment baue ich noch das Schlagbrett.
Da es aus Vulkanfiber besteht ( das immer zitierte Bakelit ist falsch ) , und dieses schwer zu bekommen ist, stelle ich es gerade selber her, und dauert somit noch ein Bisschen.

#14

Frischling hat geschrieben:Der Eine oder Andere wird sich mittlerweile gefragt haben, ob ich der einzig normale in meiner Welt bin. Aber es geht noch weiter :mrgreen: .

Bist Du nicht, ich find das gut was Du hier zeigst.

#15

Wahnsinn, ich finds zwar immer schade eine neue Gitarre so zu verschandeln, aber was du hier zeigst ist schon sehr genial. Wenn mir jemand die Gitarre vorsetzt würde ich wirklich glauben, dass sie schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Danke!

#16

Hui hab gar nicht mitbekommen das es hier weitergegangen ist... schön!!

Frischling · #17

Und hier noch ein paar Bilder der fertigen Gitarre

lazy · #18

geil
schöne arbeit
ick steh auf sowas
für meine abgeschabbelte tele hab ich 26 jahre benutzen gebraucht

#19

Heavy relict. Aber gut gemacht. Klasse.

Micha65 · #20

Super, ein interessanter Thread und klasse Arbeit. Ich bin begeistert.

Michael

#21

So muss eine Tele ausschauen

so rissig und zerdengelt wie das Gesicht von Keef Richards

Das Aging sieht auch einigermaßen glaubwürdig aus.
Zuerst dachte ich, hm,

da wurden offensichtlich nie die Saiten gewechselt,
aber dann hab ich gespannt, dass es ja gar keine Toploader ist

white jack · #22

♠

#23

Toller Bericht und wirklich gut umgesetzt!

GitarreBassBau.de