Vorgebogene Zargen nachbiegen

Diskussionen über Hölzer für den Bau von Instrumenten
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Moderator: jhg

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Diego Dee
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Vorgebogene Zargen nachbiegen

#1

Beitrag von Diego Dee » 10.11.2020, 07:24

Ich habe folgendes Problem:

Ich habe hier ein Zargenpaar das vorgebogen ist.
Leider sind die Zargen nicht korrekt in Endform gebogen und außerdem habe ich den Eindruck, daß an manchen Stellen eine leichte
Konvexe Querwölbung vorhanden ist, d.h. die Zargen sind nicht überall in der Breite gerade.
Es ist zwar nicht viel, aber mich stört es.

Warum und wie ich zu dieser Baustelle gekommen bin will ich hier nicht besprechen.
Da es sich um relativ wertvolles Holz handelt möchte ich versuchen diesem Patienten quasi eine "Notoperation" zukommen zu lassen um das Holz nicht wegschmeißen zu müssen.

Da ich leider (noch) nicht über Erfahrung zum Biegen von Palisanderarten verfüge rufe ich hier mal ganz laut um Hilfe!
Es soll am Ende eine Martin 00 Form werden. Eine OM Form wäre auch denkbar, ich möchte aber vorzugsweise bei der 00 Form bleiben.
Da beide Taillen schon vorgebogen sind könnte ich mir gut vorstellen, daß man die Zargen einfach in eine Form legt und nachpresst.
So könnte man die beiden Fliegen mit einer Klappe fangen und die endgültige Form und die Querwölbungen wegbekommen.
Das ganze selber am Biegeeisen zu richten traue ich mir ehrlich gesagt nicht zu.

Frage an euch:

1) Wäre das vom Denkansatz her so machbar?

2) hat hier jemand Erfahrung und die entsprechende Biegevorrichtung für eine 00 Form?

3) Wenn 1+2 mit ja beantwortet werden können gibt es hier jemand dem ich das Zargenpaar evtl. zukommen lassen könnte? (natürlich gegen entsprechende Aufwandsentschädigung).
Oder kennt jemand einen der jemand kennt ..... ;)
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#2

Beitrag von Herr Dalbergia » 10.11.2020, 09:03

1. Nein, pressen geht nicht, das muss heiß gebogen werden.
2. Schablone und oder Umriß, Biegeeisen, machen, fertig

Cheers, Alex
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#3

Beitrag von Diego Dee » 10.11.2020, 22:20

Nur der Vollständigkeit halber: ich meinte nicht ein kaltes Formpressen, sondern mit Heizmatte in eine Form hinein.
Aber danke daß du mir Mut machst es mit dem Biegeeisen anzugehen.
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#4

Beitrag von Herr Dalbergia » 11.11.2020, 07:03

Hallo, ok, mein Fehler, ich dachte wirklich Du meinst kalt pressen....
Aber weil die Zargen ja schon mal gebogen wurden würde ich das mit dem Biegeeisen machen, da Holz wenn es ein zweites mal gebogen werden muss sich doch etwas anders verhält und spröder ist. Hier würde ich mit einem Biegeeisen und mit voller Temperatur versuchen zügig zu arbeiten. Grüße, Alex

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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#5

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 12.11.2020, 18:02

Es kann natürlich sen, dass das Holz durch das biegen bereits etwas verknöchert ist und ein nachbiegen am Biegeeisen dadurch problematisch werden könnte. Sind die Zargen wellig?

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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#6

Beitrag von Diego Dee » 13.11.2020, 13:10

Nee, wellig sind sie nicht.
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#7

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 13.11.2020, 17:07

...das ist schon mal ein Vorteil. Ich hatte schon mal ein ähnliches Problem mit einem Satz Palisander, welcher zu wertvoll war um ihn nicht zu verwenden. (Anwendung auf eigene Gefahr) Ich habe das Holz gedämpft und in eine zuvor gebaute Form gepresst. Der Aufbau war provisorisch und verhältnismäßig einwach. Ich hab mir eine Holzkiste gebaut und diese innen mit Acrylglas ausgekleidet (wichtig da das Holz der Kiste ansonsten zuviel Dampf absorbiert und die Zargen zu wenig abbekommen. Ein einfacher Bedampfer zum Tapeten ablösen (15 Euro Baumarkt) reicht vollkommen aus um die Zargen zu dämpfen. Du bohrst einfach ein Loch in die Kiste welches groß genug ist für den Schlauch des Gerätes und drei kleinere löcher am Boden zum abrinnen des Kondenswassers (Die Kiste sollte hierzu auf einem Gefälle stehen) Du dämpfst die Zarge etwa eine Stunde lang (Vorsicht heisser Dampf!) und presst sie dann zügig in die Form (Biegeblech mit Zwingen oder besser, passende Gegendruckklötze) Du musst die Form aber so auslegen das alle Schwünge etwas "überbogen" werden. Wenn die Zargen auf Zimmertemperatur abgekühlt sind, sollten sie die Form halten. Es schadet aber nicht sie nach dem Abkühlen gleich in die die Bauform zu geben.
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#8

Beitrag von Janis » 13.11.2020, 17:19

Lumael hat geschrieben:
13.11.2020, 17:07
...das ist schon mal ein Vorteil. Ich hatte schon mal ein ähnliches Problem mit einem Satz Rio Palisander, welcher zu wertvoll war um ihn nicht zu verwenden. (Anwendung auf eigene Gefahr) Ich habe das Holz gedämpft und in eine zuvor gebaute Form gepresst. Der Aufbau war provisorisch und verhältnismäßig einwach. Ich hab mir eine Holzkiste gebaut und diese innen mit Acrylglas ausgekleidet (wichtig da das Holz der Kiste ansonsten zuviel Dampf absorbiert und die Zargen zu wenig abbekommen. Ein einfacher Bedampfer zum Tapeten ablösen (15 Euro Baumarkt) reicht vollkommen aus um die Zargen zu dämpfen. Du bohrst einfach ein Loch in die Kiste welches groß genug ist für den Schlauch des Gerätes und drei kleinere löcher am Boden zum abrinnen des Kondenswassers (Die Kiste sollte hierzu auf einem Gefälle stehen) Du dämpfst die Zarge etwa eine Stunde lang (Vorsicht heisser Dampf!) und presst sie dann zügig in die Form (Biegeblech mit Zwingen oder besser, passende Gegendruckklötze) Du musst die Form aber so auslegen das alle Schwünge etwas "überbogen" werden. Wenn die Zargen auf Zimmertemperatur abgekühlt sind, sollten sie die Form halten. Es schadet aber nicht sie nach dem Abkühlen gleich in die die Bauform zu geben.
Interessant! Hast du zufällig weitergehend experimentiert? Vllt. auch wie sich etwas dickere Hölzer verhalten?
Nicht, dass ich jetzt Bugholzmöbel bauen will, aber bei deiner Beschreibung flackern so ein paar Ideen auf ;)
Viele Grüße,
Jan

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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#9

Beitrag von Diego Dee » 13.11.2020, 23:18

Wie fühlt sich so eine RP Zarge nach einer Stunde Dampf an?
Wird die dann ein bisschen "Gummiartig"?

@Lumael
Das von dir beschriebene Verfahren werde ich im Auge behalten.
Da meine Zargen nicht sehr viel "Umformung" benötigen könnte ich mir gut vorstellen daß das geht.
Ich als ungeübter Biegeeisen User würde meinen, daß es auf diese Art am wenigsten gefährlich für das Holz wird, obwohl es
so oder so einer gewissen Tortur ausgesetzt sein wird.
Hat dein Holz die Prozedur ansonsten gut überstanden ( evtl. Flecken, Risse)?
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#10

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 14.11.2020, 07:57

Ich habe nicht weiter damit experimentiert, da ja meine üblichen verfahren das Holz zu biegen sehr gut funktionieren. Mir ist auch nicht ganz wohl bei dem Gedanken sehr lange abgelagerte Hölzer wieder derart mit Feuchtigkeit durchzusättigen,...aber in meinem spezifischen Fall war es leider die einzige Lösung. Das Holz ist nach dem Dämpfen butterweich und nach dem abkühlen sehr rau und hat hier und ein paar "wasserflecken". Wie sich das auf hellere Hölzer auswirkt kann ich nicht sagen. Ob der schwache Bedampfer auch bei dickeren Hölzern gut funktioniert, weiss ich nicht. Ich gebe dir den guten Rat mit auf den Weg, zu lernen mit dem Biegeeisen zu arbeiten, bevor du dir andere Wege suchst dein Holz zu biegen. Das Biegen von Holz per Hand gehört meiner Meinung nach zu den wichtigsten Fertigkeiten in diesem Handwerk.
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#11

Beitrag von Diego Dee » 14.11.2020, 09:12

Lumael hat geschrieben:
14.11.2020, 07:57
Ich gebe dir den guten Rat mit auf den Weg, zu lernen mit dem Biegeeisen zu arbeiten, bevor du dir andere Wege suchst dein Holz zu biegen. Das Biegen von Holz per Hand gehört meiner Meinung nach zu den wichtigsten Fertigkeiten in diesem Handwerk.

Das ist schon klar.
Alex hat ja schon gesagt, daß er die Baustelle zügig von Hand biegen würde mit voller Temperatur.
Da mir die Erfahrung fehlt suche ich nach Alternativen eben weil das Holz schon vorgebogen und somit evtl. problematischer
beim biegen ist.
Weil ich kein überschüssiges Holz (um das es in diesem Fall geht) tum testen habe wird es auch keine Versuchsreihen geben können.
Letztlich gibt es nur Hopp oder Top und deswegen fürchte ich mich ein bisschen davor.
Auch wenn es sich um ein paar billige Allerweltszargen handeln würde die ich im Falle eines Falles günstig ersetzen könnte wäre
das Ganze schon ärgerlich genug aber es würde mir leichter fallen zu sagen: mach einfach mal.

Herr Dalbergia hat geschrieben:
11.11.2020, 07:03
Aber weil die Zargen ja schon mal gebogen wurden würde ich das mit dem Biegeeisen machen, da Holz wenn es ein zweites mal gebogen werden muss sich doch etwas anders verhält und spröder ist. Hier würde ich mit einem Biegeeisen und mit voller Temperatur versuchen zügig zu arbeiten. Grüße, Alex
Würdest du die Zargen etwas befeuchten oder trocken erhitzen?
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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#12

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 14.11.2020, 13:26

Da mir die Erfahrung fehlt suche ich nach Alternativen eben weil das Holz schon vorgebogen und somit evtl. problematischer
beim biegen ist.
...damit habe ich natürlich nicht diesen speziellen Einzelfall gemeint,...aber ich glaube, dass dir das ohnehin bewusst war.

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Re: Vorgebogene Zargen nachbiegen

#13

Beitrag von Herr Dalbergia » 14.11.2020, 18:47

Trocken, nur ganz leicht anfeuchten direkt bevor es an das Eisen geht.
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