Zwetschge aus dem Garten...

Diskussionen über Hölzer für den Bau von Instrumenten
Herkunft, Trocknung, Lagerung und Eigenschaften

Moderator: jhg

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geko
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Zwetschge aus dem Garten...

#1

Beitrag von geko » 03.01.2015, 21:19

Hallo,

nach über einem Jahr gitarrenbaulicher Abstinenz will ich mein nächstes Projekt starten. Im Frühjahr 2014! musste ich meinen ca. 10 Jahre alten Zwetschgenbaum im Garten wegen eines Frostschadens fällen. Der Stamm hatte im unteren Bereich ca. 15cm Durchmesser. Ich habe den Stamm in ca. 10mm dicke Bretter geschnitten (mit der Handsäge...) und bis vor ein paar Tagen gelagert.

Die Bretter haben sich natürlich sehr verzogen, aber ich konnte ca. 4mm dicke ebene Bretter daraus hobeln.

Jetzt habe ich daraus einen 4-teiligen Boden mit einigen Zierleisten zusammengesetzt. Auch wenn es nicht wirklich "bookmatched" ist, gefällt es mir optisch ganz gut. Ich habe auch noch zwei Stücke, aus denen ich die Zargen rausbekommen könnte.

Qualitativ entspricht das natürlich in keinster Weise den Ansprüchen an Holz für eine Gitarre. Was meinen die Experten? Lieber ein vernünftiges Holz für Boden/Zargen besorgen, oder einen Versuch damit wagen? Was könnte alles passieren?

Mir gefällt eben die Vorstellung, aus einem Baum, den ich selbst gepflanzt habe, dessen Zwetschgen so manchen leckeren Kuchen belegt haben, jetzt eine Gitarre zu bauen.

Gerald
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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#2

Beitrag von sunrisebrasil » 04.01.2015, 07:57

Ein schönes Projekt, wer wünscht sich nicht, aus dem Holz, das in seinem Garten wächst, eine Gitarre zu bauen!
Ob sich die vielen Astlöcher negativ auf den Klang auswirken, wäre zu hinterfragen.Viel wichtiger aber....Frühjahr 2014 hast Du den Baum gefällt... (think), das ist eine extrem kurze Lagerzeit für Tonholz.... das kann doch gar nicht trocken sein, oder?
Grüß
Markus

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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#3

Beitrag von elektrojohn » 04.01.2015, 10:16

sunrisebrasil hat geschrieben:Viel wichtiger aber....Frühjahr 2014 hast Du den Baum gefällt... (think), das ist eine extrem kurze Lagerzeit für Tonholz.... das kann doch gar nicht trocken sein, oder?
Grüß
Markus
Genau das wären auch meine Bedenken, das Holz an sich nicht. Vielleicht ziehst Du ein anderes Projekt vor und legst dieses schöne Stück nochmal zur Seite... ? :)
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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#4

Beitrag von geko » 04.01.2015, 11:34

Danke, meine Überlegung zur Trockung war, dass die sehr dünnen (10mm) Brettchen im Sommer gut getrocknet sind. Aber ihr habt recht, ich denke ich lass es noch eine Zeit lang liegen und entscheide dann.

Was aussieht wie Äste sind übrigens gar keine. Zumindest hatte der Stamm in diesem Bereich keine von außen erkennbaren Äste.

Grüße,
Gerald

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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#5

Beitrag von clonewood » 04.01.2015, 11:44

also....ich hätte da schon Bedenken bzgl. der Tauglichkeit....denn du scheinst ja sogar die Markröhre verarbeiten zu wollen...die Wahrscheinlichkeit dass sich am späteren Instrument Risse bilden ist sehr hoch....

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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#6

Beitrag von geko » 04.01.2015, 12:36

Stimmt, auch die Markröhre ist dabei. Die Struktur scheint sich aber an der Stelle nicht stark vom Rest zu unterscheiden. Wenn ich die Platte biege, ergibt es einen recht gleichmäßigen Radius, das Holz ist dort auch gefühlt nicht weicher (Test mit dem Fingernagel).

Mir scheint aber auch die Gefahr der Rissbildung das kritischste zu sein. Naja, ich lass es wie gesagt erst mal noch liegen und beobachte, was damit passiert.

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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#7

Beitrag von Holzkarle » 04.01.2015, 18:46

Verwende das Stück besser als Decke für ein E-Instrument in frühestens 2 bis 3 Jahren. So lange sollte Zwetschke auch in so dünnen Dimensionen wenigstens abgelagert sein. Als E-Decke sieht Zwetschke ebenfalls sehr gut aus und durch das flächige verleimen gibts auch wenig Restrisiko.
Für ein Akustik Instrument würde ich das Teil nicht verwenden. Die ganzen dunklen Punkte sind überwachsene kleine Äste gewesen. In diesen Bereichen und um die Markröhre herum wird das Teil auch noch in einigen Jahren arbeiten.
Es gibt einige Experten unter den Akustikbauern die sind ganz verrückt auf brauchbare Zwetschken-Akustiksätze. In den gängigen Maßen und brauchbaren Qualitäten sind das aber sehr seltene Stücke.

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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#8

Beitrag von elektrojohn » 04.01.2015, 22:52

Dass das Holz nicht gängigen Qualitätsansprüchen an Tonholz genügt sollte klar sein. Es gibt aber durchaus namhafte Gitarrenbauer, die gezeigt haben, dass man z,B. aus Abfällen oder Paletten gut klingende Gitarren bauen kann:
Taylor: http://www.cupboardsonline.com/2011/04/ ... e-for.html
Benedetto:http://benedettoguitars.com/boutique/il ... en-period/
Von Benedetto gibts noch eine extrem astige Gitarre aus "construction grade pine" da finde ich grade kein Bild im www.

Profis scheinen das hinzukriegen, ob wir Amateure das können, keine Ahnung...

Wenn das Holz eine besondere Bedeutung für Dich hat und Du bereit bist ein Risiko eizugehen, würde ich es versuchen, nachdem es gut durchgetrocknet ist. Vielleicht kannst. Du die Markröhre ja noch rausschneiden...

Versuch macht kluch!

C.
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Re: Zwetschge aus dem Garten...

#9

Beitrag von bea » 04.01.2015, 23:30

Die astige Archtop zeigt Benedetto in seinem Buch.

Vorletztes Jahr habe ja auch ich eine Gitarre aus Baumarkt-FiTa gezeigt (sie wird gerade umgebaut). Aber dieses Holz stand bei mir 10 Jahre im Keller. Und genau das raten wir Dir hier alle: übe Dich in Geduld, lagere das Holz ordentlich und mach dann in ein paar Jahren was richtig schickes draus.
LG

Beate

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