Dimensionierung Halstasche E-Gitarre mit geschraubtem Hals

[zappl]

Hallo zusammen,

ich grüble gerade über die Auslegung der Halstasche meines '222' Models. In seiner ursprünglichen Form fällt diese relativ kurz aus (im Bild rote Linie). Mehr als 3 Schrauben samt Pitten finden dort keinen Platz. Der Hals reagiert dort auch auf die Schwerkraft. Ich bin mir aber nicht sicher ob das von der kleinen Halstasche herrührt oder vielleicht auch einfach daran liegt, dass der Hals in einem sehr schlanken V-Profil gebaut wurde?!

Wie schätzt ihr die Größe der Halstasche und die Tatsache, dass dort nur 3 Schrauben Platz finden ein?

Alternativ denke ich darüber nach dem Halsfuß einen Tenon zu verpassen, der dann bis unter den Hals-Humbucker ragen und vier Schrauben (zumindest in der Draufsicht) ausreichend Platz bieten würde. (blaue Variante).

Im Querschnitt säh das wie folgt aus:

Der Body fällt aus gewichtstechnischen Gründen mit 40mm etwas dünner als gewöhnlich aus. Damit der Humbucker noch im Saitenabstand reguliert werden kann und die 10mm langen Halspitten noch gerade so im Tenon Platz finden, blieben nur noch 10mm Bodyholz unterhalb der Halstasche übrig. Von den 10mm gehen auch nochmal 5mm für die Halspitten drauf.

Ist meine Sorge begründet, dass ich mir mit dieser Variante eine Sollbruchstelle im Falle eines Sturzes der Gitarre konstruiere?
Wie schätzt ihr das ein?

Bei der PRS CE24 z.B. ist die Halsbefestigung ja ähnlich gelöst. Jedoch kommt dort eine Neck Plate statt Halspitten zum Einsatz, die Maße kann ich auch nur schätzen. Sind euch da Fälle von angerissenen Halstaschen nach Stürzen bekannt? @capricky mit deiner Erfahrung kannst du vielleicht eine "statistisch verwertbare" Aussage treffen?

Alternative 3 wäre natürlich den Hals einzuleimen. Aber das würde die Aufgabenstellung verfehlen.

Freue mich über euer Feedback. Besten Dank schonmal!

[capricky]

@capricky mit deiner Erfahrung kannst du vielleicht eine "statistisch verwertbare" Aussage treffen? ;

Freue mich über euer Feedback. Besten Dank schonmal!

Wenn als "auswertbarer Statistik" mein etwas breiterer Blick aus dem Keller reicht, kann ich ja mal was rauslassen...

Ich vertraue wirklich nur Halshalteblechen, je größer, desto besser!
Vier Schrauben mit Pitten betrachte ich eher "Spalthilfe", das ist mir suspekt.
Klar, ich sehe ja immer nur die Schadensfälle, das prägt halt.

Hier ein Beispiel, wo ich ganz auf Nummer sicher gegangen bin, sonst hätte ich eine Garantie auf Korpusspaltung gegeben.
Das Instrument habe ich nicht entworfen, den Body auch nicht gebaut, sondern nur die Ideen und Versuche des "Designers" praktisch realisiert. War eine ziemliche Herausforderung. Das fertige Instrument war in der "Gitarre und Bass" 8/21 zu sehen

capricky

[zappl]

Danke! Das ist die Antwort, vor der ich mich gefürchtet habe, da ich sie am wenigsten hören wollte. Jaa so ein Blech hat dahingehend schon seine Vorteile, aber naja, gefallen tut es mir nu wirklich nicht (wenn es nicht gerade um ein Vintage-angehauchtes Instrument geht).

Bei der G&B greif ich nur selten zu. Jetzt hast du mich aber schon neugierig gemacht was es mit diesem Instrument auf sich hat.

Und nun?

Die blaue Variante scheidet demnach wohl aus, zu filigran, viel zu gefährlich.

Ich habe den Bereich der Halstasche mal etwas größer gelassen. So könnten vier Schrauben Platz finden ohne, dass es zu gedrungen wirkt.

[Titan-Jan]

Was genau meinst du denn mit der Schwerkraft? Das blicke ich nicht ganz. Der Hals ist doch mit 3 Schrauben festgeschraubt. Inwiefern "reagiert" er dann "dort" auf die Schwerkraft?

Mehr als 3 Schrauben samt Pitten finden dort keinen Platz. Der Hals reagiert dort auch auf die Schwerkraft.

[zappl]

Was genau meinst du denn mit der Schwerkraft? Das blicke ich nicht ganz. Der Hals ist doch mit 3 Schrauben festgeschraubt. Inwiefern "reagiert" er dann "dort" auf die Schwerkraft?

Mehr als 3 Schrauben samt Pitten finden dort keinen Platz. Der Hals reagiert dort auch auf die Schwerkraft.

Die Schwerkraft übt einen wahrnehmbaren Einfluss auf die Stimmung aus, beispielsweise je nachdem ob die Gitarre waagrecht oder in Spielposition gehalten wird. Zumindest deutlicher als bei Gitarren mit kräftigerem Profil. Ich fragte mich ob das möglicherweise auch von der vergleichsweise kurzen Halstasche herrühren könnte.

[Titan-Jan]

Ok verstehe. Aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, warum die kurze Halstasche einen Einfluss darauf haben sollte. Außer natürlich, dass der Hals im Bereich der Halstasche sehr steif ist. Die Halstasche in Richtung Bridge zu verlängert würde aber dann nichts bringen, man müsste die Halstasche ein gutes Stück Richtung Sattel verlängern, um dem Problem Herr zu werden. Aber das macht ja aus ergonomischen Gründen eher keinen Sinn... ich würde davon ausgehen, dass es am Halsprofil liegt.

[capricky]

Ich fragte mich ob das möglicherweise auch von der vergleichsweise kurzen Halstasche herrühren könnte.

Mit Sicherheit!

capricky

[thonk]

Ich verstehe mal wieder nicht ganz. Wie konntest du feststellen, dass der Hals oder die Konstruktion anfällig ist, der Hals ist doch noch gar nicht montiert.

im Anbetracht der Problemstellung würde ich ja den kategorischen Ausschluss der Leimverbindung noch mal überdenken.
Du könntest so auf die blaue Variante gehen, ohne die Konstruktion durch versenkte Halspitten zu schwächen, du hattest die deutlich größer Kontaktfläche, was nur positiv bei der Verteilung der Kräfte sein kann.
Im übrigen müsstest du um die Höhenverstellbarkeit der PU zu waren, nur die Öhrchen der PU versenken, d.h du könntest der Halsfuss sogar ein paar mm dicker machen.
das gedrungene Bild auf der Rückseite fällt komplett weg und wegen Stabilität musst du dir dann keine Gedanken mehr machen.

[zappl]

Ich verstehe mal wieder nicht ganz. Wie konntest du feststellen, dass der Hals oder die Konstruktion anfällig ist, der Hals ist doch noch gar nicht montiert.

im Anbetracht der Problemstellung würde ich ja den kategorischen Ausschluss der Leimverbindung noch mal überdenken.
Du könntest so auf die blaue Variante gehen, ohne die Konstruktion durch versenkte Halspitten zu schwächen, du hattest die deutlich größer Kontaktfläche, was nur positiv bei der Verteilung der Kräfte sein kann.
Im übrigen müsstest du um die Höhenverstellbarkeit der PU zu waren, nur die Öhrchen der PU versenken, d.h du könntest der Halsfuss sogar ein paar mm dicker machen.
das gedrungene Bild auf der Rückseite fällt komplett weg und wegen Stabilität musst du dir dann keine Gedanken mehr machen.

Die beschrieben Problematik bezieht sich auf eine existierende Gitarre vom gleichen Modell. https://gitarrebassbau.de/download/file ... &mode=view

Das weiter oben gezeigte Bild ist von einem aktuellen Projekt.

Ja stimmt schon, die Halstasche in der blauen Variante wären schon prädestiniert für einen eingeleimten Hals. Okay, das lass ich nochmal in die interne Revision gehen.

Also zumindest bei den Humbuckern die gerade so in meinem Umfeld rumliegen sind die Polschrauben genauso lang wie der Humbucker hoch ist mit Öhrchen (22mm) Ich steh wohl gerade auf der Leitung.

[thonk]

jetzt musste ich in meiner Grabbelkiste nachschauen.
Es gibt beide Varianten.
Und ganz links für die Montage a la Parker.
ich hätte keine Not damit, die Polschrauben gegen kürzere zu tauschen oder die vorhandenen zu kürzen.
verstehe aber auch, wenn man da keinen Bock drauf hat.

[Janis]

Es gibt von Duncan den Stag-mag (sh3) der ist flacher als ein normaler HB und ohne Schrauben. Den habe ich in einer prs-artigen am Hals und finde den Klang toll. Grund war der etwas flache Halsfuß, von dem ich nicht Zuviel abnehmen wollte.

[dieratec]

Du könntest das auch so Bauen wie bei der Framus Diablo Standard Strat. Zwei Schrauben von der Rückseite und zwei Schrauben unter dem Hals – PU. Dann könntest du auch die Dicke des Korpus an der Stelle von 10 auf 15mm erhöhen. Denn dann kannst du ja mit dem Hals bis knapp unter dem PU gehen. Wenn der PU zur Demontage des Halses eh raus muss, sollte das passen. Auch brauchst du dann ja keine Einsätze mehr für die Senkschrauben.

[zappl]

Danke euch für eure Beiträge. Die Gitarre ist nicht für mich, deshalb sollte sie zu den gängigen Humbucker Bauformen ohne Einschränkungen kompatibel sein.

Wir haben uns tatsächlich auf die geleimte Variante geeinigt... warum nicht gleich so, naja... Gesagt, getan:

Du könntest das auch so Bauen wie bei der Framus Diablo Standard Strat.

Hatte ich garnicht auf dem Radar. Habe sogar ein Video dazu gefunden:
https://www.youtube.com/watch?v=3QBxM4gh4cw

[thonk]

ich glaube, das war eine gute Entscheidung.

[ugrosche]

Das Gerät, an dem @capricky seinen kompletten Schraubenvorrat verbaut hat, habe ich gefunden:

Materialverbrauch wie die Schraubhälse bei Jens Ritter