Hals bei einer Konzertgitarre neu einleimen

[Grim_Reaper]

Hallo Gemeinde,

ein guter Freund hat mir sein Leid mit seiner Konzertgitarre geklagt und ich habe gesagt, dass ich mir die Hübsche mal ansehe.
Es geht um eine Gitarre aus deutscher Manufaktur bei der sich der Hals langsam löste und im Ebenholzgriffbrett ein langer Riss entstanden ist.

Ich habe den Hals abgenommen und es kam eine verzapfte und geklebte Verbindung zum Vorschein.

Das dunkle was auf der Decke zu sehen ist, ist der Kleber.
Ich habe sowohl Hals bzw. Griffbrett als auch die Decke von Klebstoffresten gesäubert (Ziehklinge),
den Riss mit Sekundenkleber gesichert und bin demnächst dabei den Hals wieder zu verleimen.
Da kommen mir zwei Fragen für die ich gerne euren reichen Erfahrungschatz angraben würde.

1) wenn ich Hals und Korpus trocken zusammenfüge bleibt zwischen Griffbrett und Decke ein ca. 0,5 mm großer Spalt.
Dieser war offensichtlich zuvor mehr schlecht als recht mit Klebstoff gefüllt.

Option 1): Kleben und runterklemmen Option 2) Furnierstreifen (Fichte oder Ebenholz) dazwischen leimen.
Ich tendiere zu Option 2. Was meint ihr?`

2) Der Kleber war auf das Finish aufgetragen (irgendwas PU mäßiges, matt).
Kann ich mit Titebond wieder das Griffbrett bzw. den Hals mit dem "gefinishedten" Body verbinden, oder funktioniert das nicht so gut?

Ich bin wie immer für jegliche Tipps dankbar.

Viele Grüße und einen schönen Abend
Matze

[Gerhard]

Diese Verbindung sieht man leider immer öfter. Ich würde das Griffbrett unten mit Furnier auffüttern und ordentlich anpassen. Den Lack von der Decke im Leimbereich entfernen. Das ganze wieder verleimen und von Innen mit einer Schraube in den Halsfuß sichern. Klingt jetzt doof, das zu verschrauben, aber das ist die einzige wirtschaftlich machbare Reparatur bei solchen günstigen Gitarren.

[Grim_Reaper]

Hi Liz,

Danke für das Feedback ...
Werde den Plan demnächst umsetzen.
Das "Problem" ist, dass die Gitarre eigentlich von einem deutschen Gitarrenbauer ist,
welcher in den 90ern auch Konzertgitarren baute und heute nur noch Steelstrings baut.
Ich war auch verwundert, diese Verbindung bei der Gitarre zu sehen,
da seine aktuellen Gitarren so bei 1800,- € los gehen und ich davon aus ging, hier etwas stabileres vor zu finden.

Allerdings weiß ich nicht, was die Gitte damals gekostet hat!

Nun ja ich werde berichten, wenn ich die Gitarre wieder flott hab.

Mercy!

P.S.: hat jemand zufällig Kleinstmengen Ebenholzfurnier zum Verkauf? Sonst muss ich Fichte nehmen... das wäre das Deckenmaterial... optisch ist Ebenholz jedoch schöner.

[Gerhard]

Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ein gelernter Gitarrenbauer so etwas machen würde. Dass diese Verbindung nicht dauerhaft hält versteht sich von selbst, dazu muss man nicht Gitarrenbauer sein. Das sieht mir dann eher nach einer eingekauften, unter eigenem Namen vertriebenen Gitarre aus.

[jhg]

Ich hatte das bei einer 12saitigen "Seeholz" Gitarre aus den späten 80ern. Da war der Hals mit einem 20mm Holzdübel an den Korpus geleimt. Ich hatte einen "Neck Reset" probiert und mich gewundert, dass ich den Halszapfen nicht losbekomme. Also Vorsicht bei frühen "Seeholzgitarren" - da ist eine etwas eigenwillige Korpusverbindung zu finden ...

Zu deiner Gitarre: die drei Holzdübel scheinen aber auch nachträglich gemacht worden zu sein. Die beiden Löcher sind doch wohl eher die ursprüngliche Verbindung - oder?

Wenn du den Hals wieder dran machst, dann zählt vor allem der richtige Winkel. Wenn der so stimmt, dann würde ich das Griffbrett unterfüttern. Ansonsten musst du sowieso den Halsfuß anpassen.

[capricky]

Da das ja nun offensichtlich eine preiswertere Gitarre ist, würde ich da nicht viel Zauber machen. Als Griffbrettunterlage kannst du jedes beliebige Furnier nehmen, du färbst nach dem Anpassen und vor dem Aufleimen die Kante einfach schwarz. Das geht auch mit einem Faserstift oder ähnlichem.

capricky

[bea]

Wenn man nun schon von innen verschraubt und wenn schon die Dübel nachträglich eingesetzt worden sind, warum verzichtet man dann nicht einfach auf die Dübel zugunsten einer geschraubten Verbindung? Dann könnte man den Halsfuß auch tiefer ansetzen und die Einlage unter dem Griffbrett einsparen.

Würde das Ende des Halsfußes dann überstehen?
Ẃie sieht denn eigentlich der Halsklotz aus? Gehen die Löcher durch? Und was sieht am am Halsfuß? Gibt es da irgendwelche Gegenstücke zu den alten Löchern? Gibt oder gab es ein Gegenstück zu der Aussparung in den Bindings?

Wenn die Verbindung nachträglich geändert worden ist, müsste der Halsfuß auf jeden Fall passen, und es müsste am Halsfuß entweder Hinweise auf Zapfen oder Schraubenlöcher geben, die zu den alten Öffnungen passen.

Kann es übrigens sein, dass die Dübel schon mal tiefer gesetzt worden sind? Beim oberen linken Dübel meine ich, Hinweise darauf erkennen zu können.

[Grim_Reaper]

Hi,

Danke für eure Meinungen ...
Ich habe alles schön von Leim befreit und mit der Ziehklinge abgezogen.
Weiter gings mit langen Haarriss im Griffbrett mit Sekundenkleber kleben und füllen.... säubern.
Fichtefurnier auf Griffbrettzunge aufgeleimt, getrimmt und geschwärzt.

Danach habe ich in den Korpusblock und den Halsfuss von unten nach oben schräg angebohrt für die Sicherungsschraube.
Hier habe ich eine größere Möbelschraube genommen (sowas... https://www.ebay.de/i/181848743767?chn=ps )
und alles schön verschraubt. Stabil!

Trocken probe-geklemmt.
Danach Leim auftragen, zusammenstecken, verschrauben und schön Zwingen anbringen...

Sieht erst mal gut aus. Danke für eure Tipps.

Viele Grüße

Matze